Regeln
Regeln sollten auf ein Minimum beschränkt werden. Es ist viel besser, allgemeine Gewohnheiten zu schaffen statt strenger Gesetze. „Zu viele Regeln", sagte Yogananda, „zerstören den Geist einer Einrichtung." Selbst wenn jeder eine Regel befolgt, liefert doch die blosse Tatsache des Bestehens einer Regel fruchtbaren Boden für Klatsch und Verdächtigungen. („Hast du gehört, dass John gestern den Gartenschlauch geborgt hat?" - „O Gott, nein!") Eine Regel engt den Verstand ein, wo schlichte Gewohnheit jedem zu harmonischem Wachstum verhelfen könnte. Es ist daher besser, sich um Einzelfälle bei ihrem Eintreten zu kümmern, wie die Umstände es erfordern, und nicht mit einer Regel die Mehrheit vor den Kopf zu stossen, die gar nicht an einen Verstoss gedacht hat.
Einige Regeln muss es natürlich geben. Es wäre unfair, einem Neuling keine klaren Vorstellungen von der Ausrichtung der Gemeinschaft zu geben. Es ist auch schwer für die Gemeinschaft, harmonisch ihren Zielen näherzukommen ohne klare Vorstellungen über diese Ziele und den besten Weg dorthin. In dieser Hinsicht muss sich eine Idealistische Gemeinschaft natürlich von dem Durcheinander unterscheiden, das ein Durchschnittsdorf kennzeichnet.
Eine Idealistische Gemeinschaft sollte auf die Selbstverwirklichung eines jeden Mitgliedes hinzielen und sich an einem Geist der Zusammenarbeit orientieren. Selbstverwirklichung ist im wesentlichen ein inneres Ziel. Kooperation verlangt nach einem Geist der Freiwilligkeit, nicht des Erzwingens. Beide Ideale - persönliche Entwicklung und Zusammenarbeit in der Gruppe - bedeuten eine Achtung vor den Rechten des anderen, die keinen Raum für jenen egoistischen Individualismus lässt, der keine Rücksicht nimmt auf die Freiheit anderer Menschen.
Man erinnere sich auch, dass sich in einer Idealistischen Gemeinschaft individuelle Entfaltung und freiwillige Kooperation gegenseitig bedingen. Das Mitglied, das sich innerlich entwickelt, hilft zugleich den anderen in ihrer Entwicklung. Auf der anderen Seite kann ein Teilnehmer, der sich nicht um Verbesserung seiner selbst bemüht, nicht mit Recht behaupten, seine Trägheit gehe niemanden ausser ihn selbst etwas an. Sein Mangel an Eifer ist nachteilig für die ernsthaften Bemühungen anderer.
Verbote sollten selten sein. Eines dieser Verbote sollte sicher die Tatsache berücksichtigen, dass bisher jede Gemeinschaft, die den Drogenkonsum erlaubte, bald in eine Atmosphäre der Verantwortungslosigkeit abglitt. Dies führt schnell zur Auflösung der Gemeinschaft.
Es ist klug, auch alkoholische Getränke zu verbieten. Sie wären ein unnützes Zugeständnis unter Menschen, die besser und gesünder leben wollen.
Das Rauchen kann man unbeliebt machen ohne ein direktes Verbot. Man bittet die Mitglieder, das Rauchen in öffentlichen Räumen oder überall dort zu unterlassen, wo es
andere belästigen könnte. Wahrscheinlich wird schon nur das Konzept einer Idealistischen Gemeinschaft dieses Problem abschwächen, wenn nicht ganz zum Verschwinden bringen.
In Ananda, wo die meisten Mitglieder Vegetarier sind, wird die Frage des Fleischessens in gleicher Weise behandelt.
Hier sind nur einige Vorschläge für grundlegende Regeln, die eine Gemeinschaft möglichst akzeptieren sollte:
1. Keine Arbeit sollte als bedeutender angesehen werden als eine andere.
2. Keiner darf durch sein Verhalten andere schädigen. (Diese Regel kann man sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne interpretieren, denn ein schlechtes persönliches Beispiel kann für die Gemeinschaft so verletzend sein wie tatsächliche körperliche Gewalt.)
3. Wählen und Abstimmen müssen als ein Recht und auch als ein Privileg angesehen werden, nicht als Pflicht. Man sollte darauf verzichten, wenn man sich nicht ein klares Urteil in der betreffenden Angelegenheit gebildet hat.
4. Drogen oder alkoholische Getränke dürfen von keinem Mitglied eingenommen werden, weder auf dem Gelände der Gemeinschaft noch ausserhalb.
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