Auferstehung, und die Bedeutung von Göttlichen Prüfungen
Im Evangelium des Hl. Johannes, Kapitel 20, steht eine berühmte Geschichte:
"Am
ersten Tag der Woche kommt Maria von Magdala früh, als es noch finster war, zum
Grab und sieht, dass der Stein vom Grab weg war. Da läuft sie und kommt zu
Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte, und spricht zu
ihnen: Sie haben den Herrn weggenommen ...
Am
Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen
verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie
und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!"
Die
Auferstehung Jesu ist die letzte und größte Lektion seiner Mission auf Erden.
Mit der Zeit hätten die Menschen sein Leid und seinen Tod akzeptiert als den
Gipfel seines Lebens, wäre da nicht der freudige Ausgang.
In
der die Kreuzigung betonenden Überlieferung ist die Auferstehung nur als ein
weiteres Wunder beschrieben worden, nicht als ein für uns anzustrebendes
Lehrbeispiel. Die Auferstehung als Lektion zeigt das frohe Versprechen auf, das
sich hinter allen Widrigkeiten des Lebens verbirgt: Der Sieg wartet auf alle,
die die Härten des Lebens nicht mit Verzweiflung sondern mit Glauben tragen.
Die
Kreuzigung verkörpert die Verfolgung, die die Welt denen zufügt, die für Gott
leben. Denn oft geschieht es, dass die Gläubigen für göttliche Liebe und
Freundschaft Hass und Verachtung ernten. Die vor Stolz Trunkenen nehmen jeden
Hinweis auf ihre Bedeutungslosigkeit im großen Zusammenhang der Dinge übel,
dass nämlich nur ihre Seelen als Ausdruck von Gott wichtig sind.
Die
Auferstehung gibt uns nicht nur die tröstende Versicherung, dass der Himmel
existiert, sondern auch, dass Liebe und Freude letztendlich stärker sind als
Hass.
Insofern
heben die Kreuzigung und die Auferstehung genau die beiden essentiellen
Bedingungen hervor, die zum Finden Gottes erforderlich sind: Die Bereitschaft,
Seines Willens wegen jede Prüfung anzunehmen, und der Glaube, alles mit Liebe
und Mut zu akzeptieren, in der festen Überzeugung, dass alles vergeht, aber die
Liebe Gottes uns abergewiss bleibt.
"Leben
für Gott", sagte Paramhansa Yogananda einst dem Autor, "ist
Martyrium." Dies bedeutet nicht nur das Hingeben des physischen Körpers,
sondern sogar des ihn belebenden Egos.
Im
höchsten Sinne vollzieht sich die Auferstehung auf der Seelenebene. Kummer, das
"Kreuz", das alle Menschen tragen, ist denjenigen willkommen, die nach
Freiheit in Gott streben. Tatsächlich ist es der frohe Gehorsam, womit wir
unsere karmischen Schulden begleichen können, ohne neue anzuhäufen.
Widerwillen führt dagegen nur zu zusätzlicher Verschuldung. Das kosmische
Gesetz ist unerbittlich. Es hat den Zweck, uns die zugrunde liegende Einheit
allen Lebens begreifen zu machen.
Wäre
innere Freiheit leicht zu erreichen, so würde das bedeuten, dass sie sich kaum
von Ego-Identifizierung unterscheiden würde, womit wir alle vertraut sind. Die
"Perle größten Wertes" kann nicht mit entwerteter Währung erworben
werden: Macht, Ruhm, Reichtum und körperliche und emotionelle Genüsse. Obwohl
wir uns manchmal einbilden, Gottes Aufmerksamkeit sei anderswo, so ist Er uns
ewig nah, noch näher als die tränenerfüllten Gebete, mit denen wir um Seine
Hilfe flehen.
Die
Jünger Jesu wurden durch die Kreuzigung auf eine harte Probe gestellt. Sie
hatten geglaubt, er würde zum König der Juden erklärt. Statt dessen wurde er
von Narren gefasst, geschlagen, schändlich verurteilt und gekreuzigt. Für die
Jünger setzte eine spirituell finstere Zeit ein. Sie versammelten sich
heimlich, um nicht ebenfalls verhaftet und hingerichtet zu werden. Aber sie
versammelten sich, und zwar mit Glauben. Sie alle, sogar Thomas (der
"Zweifler"), kamen als Jünger zusammen.
Und
plötzlich steht Jesus mitten unter ihnen. Er sagt zu ihnen: "Friede sei
mit euch." Diese wenigen einfachen Worte bezeugen das Ende aller göttlichen
Prüfungen, sobald wir sie mit Liebe und Glauben annehmen. Diese Einstellung von
Liebe und Glauben bedeutet keineswegs Passivität. Wie schwer der Kummer eines
Menschen auch immer sein mag, wenn er ihn entschlossen empor zu Gott hingibt,
dann muss das göttliche
Licht schließlich für ihn erstrahlen. Gottes Frieden wird in sein Herz
eintreten und ihm größeren Trost spenden als er sich je hätte vorstellen können.
Der
wahre Gläubige bleibt innerlich froh, während der finsteren und während der
strahlenden Augenblicke des Lebens. Sein Glaube bleibt fest verwurzelt, auch
wenn er im Sturm beben mag. Er nimmt jede Prüfung als ein vom Himmlischen Vater
/ von der Göttlichen Mutter gesandtes Geschenk an. Sogar beschwerliche Prüfungen
sind für seine Seele - zugestandenermaßen nicht für sein Ego - so kostbar wie
reizvoll verpackte Geschenke. Denn die Stürme des Lebens, auch wenn sie wie
Boten des Unheils erscheinen, in Wirklichkeit erfrischenden Regen. Unser
Bewusstsein wird danach wie zu einer saftigen, mit wilden Blumen himmlischen
Trostes bedeckten Wiese.
Gott
ist unser unendlicher Geliebter. Er ist unser einziger, alleiniger, wahrer
Freund. Unser ewiges Glück liegt ihm am Herzen. Die von Ihm gestellten Prüfungen
haben nur den einen Zweck, dass wir in unserer Weisheit wachsen. Je eher wir sie
mit Verständnis akzeptieren, desto eher werden wir zu der Erkenntnis gelangen,
dass Er uns immer beigestanden hat - nicht wegen, sondern trotz unserer Fehler.
Denn wir sind Sein. Selbst wenn wir durchs Feuer gehen müssten, würden wir
unversehrt bleiben, und die Flammen wären Balsam für unsere Seele, die die über
Äonen uns Schmerz zufügenden Unreinheiten verbrennen.
Hab'
Glauben in Gott! Liebe Ihn über alles andere. Gib Ihm dein Herz hin. Öffne
dich Ihm sogar in deinen dunkelsten Stunden - gerade dann! Denn Er allein, und
nicht die kurzlebigen Tautropfen irdischer Reize, kann dir den Frieden geben,
nach dem sich deine Seele sehnt.
Die
Auferstehung Christi war ein äußerer Vorgang, aber er symbolisierte eine große
innere Wahrheit: Eine Person, deren Liebe in allen Bewährungsproben unerschütterlich
bleibt, wird am Ende die Auferstehung in ewiger Seligkeit erleben. Die Lehre der
Wiederauferstehung trifft auch auf das Leben allgemein zu. Wiederauferstehung
bedeutet, mit Paramhansa Yoganandas Worten, "jede nützliche und erhebende
Veränderung". In diesem Sinne können wir in unserem Leben mehrmals eine
Wiederauferstehung erleben.
In Bezug auf die Notwendigkeit unserer inneren Wiederauferstehung, zitierte Yogananda häufig diese von Herzen kommende Beschwörung aus der Bhagavad Gita: "Oh Devotee: Bleibe Meinem Ozean des Leides und der Not fern!" Diese warnenden Worte Krishnas werden von folgendem Versprechen und Trost gemildert: "Arjuna, sei dir gewiss: Mein Devotee ist niemals verloren!"
übersetzt
aus: The Promise of Immortality (Das Versprechen von
Unsterblichkeit),
von Swami Kriyananda
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