Heilige und Satgurus


     Sant Kirpal Singh wurde am 6. Februar 1894 in
     Sayyad Kasran geboren, in einem Teil des Punjab, der
     heute zu Pakistan gehört.
     Von früher Jugend an war Er mit Nationalismus,
     religiöser Intoleranz und Bigotterie konfrontiert.
     Angesichts des vielen Leids befaßte Er sich
     intensiv mit der Natur des Menschen und suchte
     nach einer grundsätzlichen Lösung für die
     Uneinigkeit, die immer wieder zu gewalttätigen
     Konflikten führt. 

     Nach einem umfassenden Studium der Schriften
     der Sikhs, des Christentums, des Buddhismus,
     des Islam, des Zoroaster etc. kam Er zu dem
     Ergebnis, daß sie alle über dieselbe grundlegende
     Wahrheit sprechen, über das Geburtsrecht des
     Menschen, Selbsterkenntnis und Gotterkenntnis
     zu erlangen. Zu Füßen Seines spirituellen Lehrers
     Baba Sawan Singh erhielt Er (im Innern) die
     praktische Erfahrung von dem, was in den
     Schriften beschrieben wird, und weihte Sein
     Leben dem Ideal der Einheit - der Bruderschaft
     der Menschen unter der Vaterschaft Gottes.
     Durch Vorträge, Schriften, Konferenzen, doch
     vor allem durch das Beispiel Seines eigenen
     Lebens, bewirkte Er ein tiefes Verständnis für die
     innere Einheit des Lebens, und Menschen aus
     aller Welt, aus verschiedenen Religionen und
     Kulturen kamen in Seinem Zentrum in Delhi
     zusammen.

     Es ist wichtig zu verstehen, daß Sant Kirpal Singh
     keinen neuen Glauben schuf, sondern das
     ursprüngliche Wissen zu neuem Leben erweckte,
     das im Kern aller Religionen enthalten ist. Er gab
     eine Erfahrung von der wahren Natur des
     Menschen, dessen Ziel es ist, zu seiner Quelle -
     Gott - zurückzukehren. 
     Durch diese Erfahrung findet der Mensch wieder
     zu seinem eigentlichen Wert zurück und hat die
     Möglichkeit, das höchste Ziel des Lebens zu
     erreichen. Deshalb ist es auch nicht nötig, die
     Religion zu wechseln. Durch Seine universale
     Sicht gelang es Sant Kirpal Singh, unter den
     verschiedenen Religionen gegenseitiges Verstehen
     zu schaffen. 1957 wurde Er zum Präsidenten der
     Weltgemeinschaft der Religionen gewählt und
     übte dieses Amt 14 Jahre lang aus. Während
     Seiner drei Weltreisen 1955, 1963 und 1972
     besuchte Er die wichtigsten Städte der westlichen
     Welt und traf mit religiösen Oberhäuptern,
     Politikern und Persönlichkeiten des öffentlichen
     Lebens zusammen. Überall legte Er die
     Bedeutung von Selbsterkenntnis und
     Gotterkenntnis dar und betonte die
     Notwendigkeit, sich selbstlos in den Dienst am
     Nächsten zu stellen. Seine Bemühungen um
     Verstehen unter den Menschen, um Frieden in
     der Welt und Toleranz unter den Religionen
     wurden durch zahlreiche Ehrungen anerkannt.
     Einen Höhepunkt erreichte Seine Arbeit im Jahr
     1974, als Sant Kirpal Singh die erste
     Weltkonferenz zur Einheit des Menschen
     einberief, die vom 3. bis 6. Februar 1974 in Delhi
     stattfand. Führende Persönlichkeiten Indiens aus
     Religion, Politik und dem öffentlichen Leben und
     Delegierte aus etwa 18 Ländern nahmen daran
     teil. Mit dieser Weltkonferenz nahm die
     Bewegung Unity of Man ihren Anfang. Als ein
     Ergebnis der Konferenz sprach Sant Kirpal Singh
     auf Einladung der indischen Regierung am 1.
     August 1974 im indischen Parlament vor den
     Mitgliedern der Lokh Sabha. Es war das erste
     Mal, daß einem spirituellen Führer diese Ehrung
     zuteil wurde.

     Vor Seinem Weggang am 21. August 1974
     beauftragte Sant Kirpal Singh Seinen Schüler Dr.
     Harbhajan Singh und dessen Frau H.H. Surinder
     Kaur mit der Fortführung Seiner Arbeit.
     Angesichts der Spaltungen, die durch
     selbsternannte "Meister" in der Geschichte immer
     wieder vorkamen, wollte Er Sein Werk in die
     Hände bewußter Menschen legen, die selbstlos
     arbeiten. Sich der Höchsten Kraft bewußt zu sein,
     die als Kabir und Kirpal in die Welt kam,
     bedeutet, als bewußter Mitarbeiter am göttlichen
     Plan zu arbeiten, der niemals selbst zum
     Handelnden wird, weil er den Vater in allem
     wirken sieht.

     Obwohl sie von Sant Kirpal Singh den Auftrag
     erhielten, weigerten sich daher Dr. Harbhajan
     Singh und Seine Frau H.H. Surinder Kaur, als
     Meister gesehen zu werden, sondern verwiesen
     auf die Worte Sant Kirpal Singhs, der
     Allmächtige habe bisher Seine Arbeit getan und
     werde sie auch weiterhin tun. Diese Kraft kann
     auf drei Arten wirken: Er kann jemanden
     entwickeln und ihn arbeiten lassen, Er kann
     jemanden führen oder Er kann in jemandem sitzen
     und ihn die Arbeit tun lassen; die letzte Art ist die
     höchste - derjenige kann dann andere führen als
     vollkommener Diener mit höchster Kompetenz.
     Solche Zeiten sind selten und begrenzt, und sie
     bringen eine Fülle von Gnade. 

  Vor dem, der seit Anbeginn der Zeiten meditiert,
  Vor einem Heiligen wie Kabir verneige ich mich für
  immer.
  Wie vermag ich die Größe Karunamaes zu beschreiben,
  Der Draupadi an den Weg zu meinem Herrn erinnerte? 

  Munindar betete zu Kabir, Segen über Segen
  Auf diese Welt herabregnen zu lassen.
  Kabir sagte: "Er, der der Gnadenvolle Eine sein wird,
  Wird die Welt mit dem Ozean der Gnade segnen." 

                                Dr. Harbhajan Singh 
 


     Die Kompetenz Sant Kirpal Singhs

     Wie Kabir kam Sant
     Kirpal Singh als geborener
     Heiliger in diese Welt - als
     Param Sant. Der Param
     Sant kommt nur unter ganz
     bestimmten Umständen.
     Jetzt ist eine solche Zeit:
     Das Eiserne Zeitalter ist zu
     Ende, und wir stehen an
     der Schwelle des Bronzenen Zeitalters.

     Ein Sant oder Meister der fünften Ebene kann nur
     mit der Erlaubnis des Allmächtigen arbeiten - er
     ist von dieser Kraft abhängig. Wenn ein Meister
     der fünften Ebene seinen physischen Körper
     verläßt, überträgt er die spirituelle Kraft einem
     neuen Pol. Wenn aber die Allmächtige Kraft, der
     Param Sant, selbst wirkt, ist Er völlig unabhängig.
     Ganz gleich, ob Er Seinen Körper verlassen hat
     oder nicht - Er tut Seine Arbeit immer selbst. Aus
     diesem Grund sagte Sant Kirpal Singh zu Dr.
     Harbhajan Singh: "Arbeite im Äußeren - im
     Innern werde ich verantwortlich sein."

     Es ist von entscheidender Wichtigkeit, die
     Kompetenz eines Meisters zu verstehen. Sant
     Kirpal Singh selbst schrieb dazu in Seinem Buch
     "Gottmensch":

     "Unter dem Gesichtspunkt spiritueller
     Verwirklichung kann man Gurus wie folgt
     einteilen: Sadh Guru, Sant Satguru und Param
     Sant Satguru.

     Ein Sadh ist, wer über die Region von Trikuti
     (Kausale Ebene - die zweite Ebene über der
     physischen Welt) hinausgelangte, die
     gleichbedeutend ist mit Lahut, wie sie die Sufis
     nennen, und mit Hu in der Theologie des Islam. Er
     hat die Seele in ihrer ursprünglichen Schönheit
     gesehen, nachdem er sie von allen Umhüllungen
     befreite, und ist nun Trigunatit (jenseits der drei
     Gunas: Satva, Rajas und Tamas, worin alle
     Menschen ihren natürlichen und angeborenen
     Instinkten entsprechend handeln); er steht über
     den fünf Elementen (Erde, Wasser, Feuer, Luft
     und Äther, aus denen sich die physische Welt
     zusammensetzt), den fünfundzwanzig Prakritis
     (feinstofflichen Formen mit wechselnder
     Verbindung der Elemente) und ebenso über
     Gemüt und Materie. 

     Er ist, kurz gesagt, ein Adept in der
     Selbsterkenntnis oder der Kunst der
     Wissenschaft der Seele und kann diese willentlich
     von den verschiedenen Koshas (Schichten oder
     Umhüllungen) lösen, in die sie wie ein kostbares
     Juwel eingeschlossen ist.

     Die Größe eines Sadh geht über die drei Gunas
     hinaus (da er Trigunatit ist). Durch den Prozeß
     der Selbstanalyse hat er (der Sadh) das Selbst
     oder den Geist in seiner wahren Form erkannt,
     seine Wesenseinheit mit Gott, und er strebt nun
     nach Gotterkenntnis. 

     Ein Sant ist nicht nur ein Adept in der
     Selbsterkenntnis, sondern ebenso in der
     Gotterkenntnis. Er steht weit über den materiellen,
     materiell-spirituellen und spirituell-materiellen
     Bereichen. Als ein Meister der Wahrheit hat er
     seinen Wohnsitz in der Region des reinen Geistes,
     die Sach Khand, Muqam-i-Haq oder der Bereich
     der Wahrheit genannt wird.

     Ein Param Sant ist der erhabene Meister der
     Wahrheit, jenseits aller Worte und daher nicht zu
     beschreiben. Er ist eins mit dem, was als Anami
     (der Namenlose) bei Kabir, Nirala
     (unbeschreiblich und wunderbar), Mahadayal
     (grenzenlose Barmherzigkeit) oder Soami (der
     höchste Herr von allem) bekannt ist. So haben die
     Begriffe Sadh, Sant und Param Sant eine viel
     weitere Bedeutung als das Wort Guru, das einzig
     auf einen spirituellen Lehrer beschränkt ist. Die
     übrigen sind nur spirituelle Adepten verschiedenen
     Grades."

     "Kabir sagte, daß Er unmittelbar aus dem Reich
     Gottes kam und Seine Anweisungen auszuführen
     hatte. Keine Macht der Welt kann die von einer
     Meisterseele gelegte Saat unfruchtbar machen.
     Der Meister stirbt niemals. Wenn er auch wie
     jeder andere den Körper verläßt, ist er doch
     mehr als der Körper. Er ist ein Leitbild, ein
     lebendiger Tonstrom oder ein Lebensprinzip, das
     der ganzen Welt Licht und Leben gibt.

     Nach seinem Weggang kann man aus dem
     Satsang eines Gurmukh, der die Aufgaben des
     Guru weiterführt, Nutzen ziehen und bei
     Schwierigkeiten seinen Rat suchen. 

     Trotz des wohlbekannten und oft zitierten
     Ausspruchs, daß Bani (Shabd oder das Wort)
     der Guru ist, demzufolge keine weiteren Gurus
     mehr notwendig seien, führten die Gurus die
     Mission, Menschen zu initiieren, fort; und auch
     heute ist der Khalsa (der Reine) mit dem
     vollendeten, strahlenden Licht im Inneren
     bevollmächtigt, das Werk spiritueller Unterweisung
     fortzusetzen und die Wahrheitssucher zu führen." 

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