SSE - SOLARIS Spirituelle Edition (c)
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Die Tempelstadt, von Alfred Ballabene
Reisen in die Anderswelt

Dieses Buch handelt vom Jenseitsweg eines Yogis und seinen Freunden. Im Laufe seiner dortigen Reise lernt er mehr und mehr sich von Illusionen zu befreien. Er erkennt, dass sein eigenes Befinden bestimmt, welche Welten ihn, einem Magneten gleich, anziehen. Mit Hilfe seiner dortigen Lehrerin erkennt er, dass die scheinbare Wirklichkeit dort Illusion ist. Das Bewusstsein ist das Einzige Bestimmende und diesem sind keine Grenzen gesetzt.

Als Leser begleiten wir in dem Buch Elbrich, den Hauptdarsteller, sammeln überraschende Erkenntnisse und erkennen, dass Diesseits und Jenseits gar nicht so fern voneinander sind, sondern einander durchweben.

Preis: € 14,
30

Leseprobe aus dem Buch:

 „Du hast mir ja einmal von den Lipikas, den Meistern des Karmas erzählt, die für Schicksalsgerechtigkeit sorgen, an die müssen wir uns wenden und den Fall vortragen“, empörte sich Elbrich.

Sodashi lächelte, „ich gehöre auch zu den Lipikas“, sprach sie und sah dem verblüfften Elbrich ins Gesicht.

 

Es verschlug ihm die Sprache. In seinen Augen waren Lipikas die obersten Regenten, die sich um Gerechtigkeit und förderliche Schicksalsentwicklung bemühten. Sie gehörten den obersten Ebenen an und kaum jemand bekam sie je zu Gesicht. Und zu ihnen gehörte Sodashi?

 

Sodashi las seine Gedanken und lächelte. „Es stimmt, die Entscheidungsträger sind entwickelte und erleuchtete Wesen. Auch da gibt es noch Abstufungen und Vertreter aus den verschiedensten Bereichen.

Die Lipikas sorgen für Gerechtigkeit. Das aber beinhaltet, dass sie die Forderungen und Ansprüche einer jeden Seite berücksichtigen. Es gibt Regeln – sie achten darauf, dass diese eingehalten werden, ebenso, wie sie selber daran gebunden sind. Dies ermöglicht ein Zusammenspiel der dunklen und der hellen Seite der Schöpfung. Die Einteilung in eine „dunkle und helle Seite“ ist eine flache Vereinfachung der Situation, entschuldige, dass ich bisweilen solch simple Vereinfachungen verwende. Simplifizierungen erleichtern das Verständnis und das zählt oft.

Die Lipikas sind jenseits von dem, was wir gut und böse nennen. Aber bleiben wir einstweilen bei unserer polaren Denkweise. Das Dunkle und Helle ergibt durch das Wirken der Lipikas ein Zusammenspiel wie bei einem Schwarz-Weiß Film – bei diesem gibt es nur durch beides, Licht und Schatten, eine Handlung auf der Leinwand zu sehen. Ebenso ist es in der Schöpfung. Ein Bekämpfen und Zerstören innerhalb der Schöpfung wird durch das Wirken der Lipikas in Grenzen gehalten und so gelenkt, dass Wachstum und Entwicklung möglich sind. Dies wollen ja letztlich alle, nur sind sie sich nicht in der Richtung einig.“

 

Elbrich ereiferte sich: „Ich gehöre nicht zu den Lipikas und unterliege nicht ihren Gesetzen des Gleichgewichtes. Also ist es mir erlaubt alles daran zu setzen, um diese Zukunft von Carla zu verhindern“.

 

„Ja, das ist dir erlaubt. Unter den Lipikas gibt es auch Angehörige, welche die Interessen der dunklen Seite vertreten. Sie sind keineswegs böse oder destruktiv, wie man meinen könnte. Es wäre eher angemessen, sie als kosmische Staatsanwälte oder Vollzugsrichter zu bezeichnen. Was das Schicksal von Carla anbelangt, sind im Augenblick sie am Zug.“

 

„Woher weiß man, wann wer ‚am Zug’ ist?“ Elbrich wurde die Situation immer rätselhafter.

 

„Vorher waren die Yogis am Zug. Dadurch war es möglich, dass ich Carla den Maha Yoga beibrachte, sie die kosmische Einheit und Allliebe erkennen konnte und ihrem Leben ein spirituelles Ziel vor Augen geführt wurde. Es ist so: der Mensch kann nicht einfach unbegrenzt gefördert werden. Von Zeit zu Zeit muss er sich auch beweisen. Auch muss er Altes aufarbeiten und der neuen Situation anpassen. Er muss mittels Entscheidungen und Verzicht beweisen, welchen Stellenwert er der spirituellen Entwicklung beimisst.  Hierbei ist die andere Seite am Zug. Sie darf prüfen!“

 

„Wenn du der Ansicht bist, dass eine Prüfung zu verfrüht oder unangemessen ist, kannst du dich ja an die Lipikas wenden. Hier gebe ich dir eine Tafel, in welcher ein astraler fingerprint von Carla enthalten ist. Das ist notwendig. Nach einem weltlichen Namen kann ein Lipika schwer jemanden ausfindig machen. Ein fingerprint jedoch ist eine Kennung, die eine astrale Verbindung zu Carla ermöglicht – damit ist es für sie eine Leichtigkeit Carla anzupeilen. Die momentan zuständigen Lipikas findest Du in der Halle hinter dem Turm, der wie ein Ritter aussieht. Du bist ja damals solch einem Lipika begegnet.“ Damit reichte sie Elbrich eine gelbe Tafel, und sah ihn interessiert an, in Erwartung der Entscheidung, die er treffen würde.

 

Elbrich zögerte nicht und erhob sich aus dem Stuhl, um sich auf den Weg zu machen.

 

„Einen Augenblick noch“, rief Sodashi, „du kannst diese Wesen nicht so einfach ansprechen. Sie kommunizieren nur telepathisch. Ich hoffe du schaffst das!“

 

„Ich habe doch Telepathie bei dir geübt und mit Carla verständigen wir uns fast ausschließlich telepathisch.“

 

„Das ist eine andere Art von Telepathie“, ergänzte Sodashi. „So wie es einfache Worte gibt und ‚Worte der Kraft’, Mantras, wie es die Inder nennen, so können auch Gedanken von unterschiedlicher Qualität sein. Hinter jedem Gedanken steht eine Persönlichkeit und die Kraft dieser Persönlichkeit.

Sei vorsichtig. Bloße Telepathie genügt hier nicht. Aus reiner Gewohnheit schon werden sie versuchen, dich auszuloten bis in deine geheimsten Winkel. Du musst deshalb in absolute Gedankenstille eintauchen, nichts darf sich in dir regen, auch nicht die kleinste Emotion. Bilde beim Kommunizieren keine Vorstellung, die du ihm nicht klar und bewusst entgegen sendest. Er wird in dein Bewusstsein eintauchen wollen. Umgib dich mit einer Mauer aus Willensstärke und steinerner innerer Reglosigkeit. Sonst kannst du in arge Schwierigkeiten kommen.“

 

Nun doch etwas bedächtiger als ursprünglich vorgehabt, begab sich Elbrich auf den Weg. Er stieg den felsigen Hang hinunter, öffnete das schmiedeeiserne Gartentor und ging zum Zentrum der Stadt, das sich langgestreckt auf dem felsigen Kamm erstreckte. Bald stand er vor dem Turm im Aussehen eines steinernen Ritters. Er öffnete das Tor und betrat die leere Halle. Das kühle Dämmerlicht der Halle erschien ihm jetzt von anderer Aussage als damals und gemahnte zur Vorsicht.

 

Elbrich schritt entlang der Arkaden, die von den steinernen Figuren getragen wurden und deren Nischen sich im Dämmerlicht verloren. Aus dem Schatten trat eine mächtige Gestalt hervor, gut zwei Köpfe größer als Elbrich. In bodenlangem schwarz-weißen Umhang gekleidet, trug sie auf dem Kopf seitlich ausladende, in sich gedrehte Widderhörner. Elbrich fasste sich in Ruhe und versuchte, die Ausstrahlung dieses Wesens auszuloten. Nichts Diabolisches haftete ihr an. Eher war es eine erhabene, nicht-irdische Erscheinung, jenseits des menschlichen Auf und Ab der Gefühle. Langsam dämmerte Elbrich, dass die Erscheinung Bezug haben könnte zu Chnum, jenem altägyptischen Gott, der den Leib des Menschen auf der Töpferscheibe formt. Der des Menschen Seele in diesen irdischen Leib bindet und solcherart den Wogen des Schicksals unterwirft. Weder dunkel noch hell war dieser Lipika und dies zeigte er durch helle und dunkle Streifen auf seinem Umhang.

 

Die Erscheinung des Lipikas stand vor ihm, schweigend, und  wieder versuchte ihr Blick wie Röntgenstrahlen tief in Elbrich einzudringen. „Wer bist du, dass du es wagst... „, Er sprach keine Worte sondern Elbrich fühlte die Frage in sich. Sollte ihn die Frage aus dem Gleichgewicht bringen, Emotionen aufwühlen? Ausloten, ob er stark oder ängstlich wäre? Es war keine Bedrohung zu fühlen, sondern nur ein Lauschen auf seine Reaktionen. Elbrich verblieb in innerer Stille, zeigte keine Regung, weder Angst noch gekränkte Eitelkeit, er blieb in seinem inneren Gleichgewicht. Nunmehr fühlte er eine höhere Akzeptanz durch jenes Wesen.

„Was willst du“, war das nächste was er fühlte; es war wie ein Bohren nach Wünschen, Sehnen, Hass, Rache oder sonstigen Empfindungen. Auch hier blieb Elbrich innerlich unbewegt. In Gegenwart dieser Macht erhob sich der innere Wille Elbrichs im Aufgebot aller Kräfte zu selten erlebter Stärke, zum eigenen Schutz dem fremden Willen trotzend.

 

„Das Schicksal einer mir nahestehenden Person hat sich durch den gezielten Einfluss missgünstiger Wesen in eine Richtung entwickelt, die sie einer jeden Hoffnung auf Weiterentwicklung beraubt. Sie verliert ihre große Chance, ein höheres Ziel im Leben zu erreichen. Ich übergebe dir mit dieser Tafel ihre aurische Kennung.“ Damit überreichte Elbrich dem Lipika die gelbe Tafel.

 

War es Erstaunen, das Elbrich wahrnahm? Er war nicht sicher, zu wenig gab dieses Wesen von sich zu erkennen. Wortlos wurde die Tafel angenommen, in reglosem Schweigen blieb das mächtige Wesen stehen. Weder sah man es auf die Tafel blicken, noch sah man auf seinem Antlitz Konzentration oder Versenkung. Der Lipika stand lediglich still, sein Blick allerdings weniger bohrend als zuvor. Einige Augenblicke später blickte er Elbrich wieder bewusster an und sprach: „Sie hat ohne Zögern das angenommen, was ihr geboten wurde. Hinter den Argumenten von Edelmut und Aufopferung für die Mitmenschen steckt in ihr unbewusst der Wunsch nach Selbstbestätigung durch eine einflussreiche Karriere. Eitelkeit und Streben nach Achtung und Anerkennung sind stärker als der Wunsch zu helfen. Ich werde nicht einschreiten, noch sonst eine Änderung bewirken.“ Damit wendete er sich von Elbrich ab und verschwand im Schatten hinter den Arkaden.

 

Elbrich war sehr niedergeschlagen, als er zu Sodashi zurückkehrte. Sodashi ihrerseits war keineswegs überrascht. Sie war nur sehr nachdenklich. (S. 109ff)


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