SOLARIS - Zeitschrift Auszüge


Die Gefahren lauern am mystischen Weg!

Wir leben in einer Zeit, in der die dunkle Seite der Macht im Begriff ist mehr Menschen als je zuvor in ihren Bann zu ziehen. Überall wo Gutes ist, da ist auch Böses, wo Licht ist, ist auch Schatten. Wir leben in der Dualität (Polarität), in der das Göttliche (Liebe) und das Böse (Haß) auf uns einwirkt. Alle edlen Ziele der Weltreligionen können und werden auch von den negativen Kräften benutzt, um die Menschen zu verführen und zu (ent-) täuschen. Das Böse ist für uns nicht immer klar erkennbar, es verbirgt sich und sagt nicht: "Hier bin ich!". Es schleicht sich ein und wartet auf seine Chance die Menschen in die Irre zu führen. Seine Macht ist groß und nur allzu leicht erliegt man seinem Blendwerk (Maya). Hier ist Unterscheidungskraft (Viveka) notwendig, die sich jedoch vom verstandesmäßigen, intellektuellen Erfassen unterscheidet, da sie nur durch Einfühlungsvermögen, aufrichtige Liebe, Verständnis für das göttliche Prinzip und durch das Gebet (Meditation) erwächst.

Wer ein spirituelles Leben führen will, wird in seinem Leben öfter in Versuchung geführt werden, diesen Weg wieder zu verlassen. Menschen treten aus der Kirche aus und glauben nicht mehr an Gott und die 10 Gebote. Jeder Mensch, der in der Materie eingeschlossen ist, sucht seine ursprüngliche Heimat wiederzufinden. Doch dazu muß der Mensch einen dornenvollen Weg gehen, als Mensch geboren, steht er immer wieder vor der Entscheidung einen bestimmten Weg zu gehen. Jedes Wesen, das als Mensch geboren wird, hat ein adeliges Recht von seinen göttlichen Eltern mitbekommen: Es hat die Freiheit mit Hilfe seines Willens sich für das Göttliche oder gegen ES zu entscheiden. Das Gewissen hilft ihm dabei, zwischen zwei Alternativen zu wählen. Nach Oben, oder nach Unten, zwischen Gut und Böse, und wie seine Entscheidung ausfällt, so entwickelt sich der Mensch zum unsterblichen Leben oder zum spirituellen Tod Engel oder Teufel, Gott oder Maya.

So wie es im irdischen Leben Menschen gibt, die neiderfüllt auf die körperliche Schönheit eines anderen Menschen sehen, gibt es im jenseitigen Leben Wesenheiten, die es nicht ertragen können, daß es bessere und liebevollere Menschen gibt als sie es sind. Ein edler Charakter zeigt sich in der Astralwelt (Jenseits) als harmonische, schöne Gestalt (Form, Farbe und Feinstofflichkeit, z.B. Aura mit leuchtenden, warmen Farben und niedriger Dichte). Den bösen, negativen Wesen (häßliche Gestalt, kalte Farben, sehr hohe Dichte = Dämonen, Götter!) bereitet es ein "diabolisches" Vergnügen, Menschen, die zu Gott streben zu Fall zu bringen. Je weiter ein Mensch auf dem spirituellen Pfad fortschreitet desto größer und schwerer werden die Prüfungen, denen er begegnet.

Alles Leben in diesem Universum basiert auf dem Gegensatzpaar YIN und YANG, das als Überbegriff für alle Gegensatzpaare (Männlich-Weiblich, Positiv-Negativ, Gut-Böse, Rational-Emotional) steht. Wird ein Prinzip, z.B. das Gefühl (Emotion) vernachlässigt, wird das andere Prinzip, der Verstand (Ratio) dominieren. Bei Menschen, bei denen der Verstand vor-herrscht wird der fehlende Teil zur Ganzheit unterdrückt bzw. nicht beachtet. So ein Mensch ist ein leichtes Opfer der negativen Mächte und statt Glaube-Hoffnung-Liebe, die zu Gott führt, wird man durch Aberglaube-Zweifel-Haß ein Anhänger des Satanismus, dessen Eigenschaft selbstzerstörerischer Haß ist. 

Für einen Verstandesmenschen ist es verführerisch in die Geheimnisse der jenseitigen Welt einzudringen, um diese rein intellektuell zu verarbeiten (wie er glaubt). Dies wird von negativen, übelwollenden Wesen gezielt und bewußt ausgenutzt und bevor dieser Mensch noch weiß was geschehen ist, hat der "Teufel" nicht nur seinen Verstand, sondern vor allem seine Seele errungen (FAUST). Sie betören und verlocken die Menschen, die auf der Suche nach Gott sind mit Magie, okkulten (magischen) Kräften und "Einweihung". Gerade diese okkulten Kräfte sind es, vor denen uns schon Patanjali in seinen Yoga-Sutras warnt. Im Vers 37 wird beschrieben, wie durch die Anwendung der Yoga-Übungen die übernatürlichen Kräfte (Siddhis) entstehen. Doch bereits im nächsten Vers wird gesagt, daß diese Kräfte Hindernisse für die Erreichung von Samadhi (Unio Mystika) bedeuten. Man muß ihnen aber unterwegs begegnen, und nur wenn der Yogin sie dann zurückweist, erlangt er das Höchste.

Leider erscheinen immer mehr Bücher, die z.B. die Menschen belehren, wie man Kontakt mit sog. "Meistern" aufnehmen kann. Was früher als mediale Kundgabe eines Geistwesens durch ein Medium bezeichnet wurde, wird heute "Channeling" genannt. Die Überschattung durch solche Meister wird in vielen Kreisen bereits als natürliche Sache angesehen und sogar angestrebt. Doch wer kann hier noch unterscheiden zwischen Besessenheit und geistiger Führung, und garantieren, daß die Geister, "die er rief" und die sich hier dann kundtun wirklich lichte, gute Wesen sind, nur weil sie es behaupten? Jede Einweihung ist eine Kraftübertragung, die der Meister (Guru) seinem Jünger (Chela) gewährt. Im Normalfall muß der Chela jedoch erst einen bestimmten Grad an Reife erlangt haben, um die damit verbundenen Kräfte auch beherrschen zu können, d.h. nicht in Hochmut oder Egoismus verfällt und diese Kräfte eigensüchtig für sich ausnutzt. Wenn Kräfte übertragen werden, werden auch die positiven und negativen Schwingungen des "Meisters" weitergegeben. Darum ist es auch von ganz entscheidender Bedeutung, daß man sich nicht jedem beliebigen Meister anvertrauen sollte. 

Auch wird viel mit Pendeln gearbeitet, um Situationen, Personen und Dinge auszupendeln. Da ein Pendler letztlich jedoch nur sein "Unterbewußtsein" befragt und daher auch keine höheren Ebenen mittels eines Pendels erreicht, ist diese Vorgangsweise schon aus dieser Sicht heraus fragwürdig. Wenn noch dazukommt, daß durch derartige Experimente der Astralkörper nicht mehr ein geschlossenes "Ei" ist und "Löcher" entstehen können, die unter Umständen nicht mehr geschlossen werden können, dann wird die Sache zu dem noch gefährlich. Durch diese Löcher können dann negative Kräfte in den Menschen ungehindert eintreten und ihm extrem schaden. Bei labilen Charakteren oder geringer Widerstandskraft, können Beeinflussungen durch Wesen der Astralebene, eine Geisteskrankheit (Schizophrenie) zur Folge haben, die sich in Stimmen hören, Besessenheit äußert. Doch gerade diese okkulten Kräfte sind die Lockmittel mit denen die negativen Mächte die Menschen in ihren Bann ziehen. Einem zukünftigen Adepten (Zauberlehrling) wird Macht (Kraft) gegeben, Dinge zu vollbringen, die als übernatürlich gelten. So ein "Magier" muß jedoch einen hohen Preis für diese Macht bezahlen. Er gerät unter den Einfluß und Kontrolle negativer Wesenheiten und öffnet sich den negativen Mächten. Der Okkultismus (verborgene Wissenschaft) vermittelt die Lehre von den Astralwelten und deren Gesetzmäßigkeiten, Reinkarnation, Chakras, Prana u.v.a.m.

Menschen, die keine Harmonie in sich tragen, werden zwar intellektuell wissender, aber nicht weiser, da ihnen die Ergänzung (das Gefühl) fehlt. Damit sollte klar erkennbar geworden sein, dass das eine ohne das andere immer eine Sackgasse bedeutet, einen Irrweg darstellt. Wir müssen beide Aspekte: YIN und YANG in Harmonie (Gleichgewicht) bringen und wer das anstrebt, und sich bemüht in seinem Leben zu verwirklichen ist ein Yogin. Wer es geschafft hat ist ein Mystiker, Erleuchteter, ein Heiliger, der uns Vorbild und Wegweiser ist.

Magie: ist die zusammenfassende Bezeichnung für Praktiken, mit denen der Mensch seinen eigenen Willen auf die Umwelt in einer Weise übertragen will, die nach naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise irrational erscheint. Man unterscheidet weiße (ohne schädigende Intention) und schwarze (mit schädigender Intention) Magie.

Mystik: (gr. myein = schließen, verschweigen) ist primär eine andere, nicht rational begründbare Weise von Erfahrung, die die Subjekt-Objekt-Spaltung übersteigt. In der Religionsgeschichte ist Mystik ein geheimnisvolles, tief innerliches, religiöses Erleben, ein Fühlen-Erkennen des Göttlichen in der Welt. Das Ziel dieser Art von Erfahrung, die als mystische Erfahrung bezeichnet wird, ist die tief innerliche Einswerdung mit Gott bzw. mit dem Ewig-Seienden (=unio mystica). Je nach existentialen Verständnishintergrund sind mystische Erfahrungen verschieden. Daher unterscheidet man je nach religionsgeschichtlichem Hintergrund verschiedene Ausprägungen von Mystik. Die vier wesentlichen Mystiken sind die indische (buddhistisch - hinduistische), die islamische (sufistische), die jüdische und die christliche (incl. deutsche) Mystik.

Indische Mystik: ist in Anlehnung an die Upanishaden eine All-Einheitslehre. Der Mystiker soll in einem Erkenntnisakt die Wesensgleichheit seiner Seele (=seines Selbst - atman) mit der einzigen Realität dem Absoluten, dem Ewig-Seienden (brahman) offenbart bekommen. Wer diese mystische Erkenntnis erlangt hat, sammelt kein Karma mehr und ist somit erlöst aus dem Geburtenkreislauf. Im Buddhismus ist das Ziel der Mystik das Erreichen des Nirvana (=Verwehen), die Überwindung aller Faktoren, die die Last des Daseins bedingen. Im Hinduismus ist das Ziel die Überwindung des Kreislaufes der Wiedergeburten innerhalb des indischen Kastenwesens und unter Verehrung der dominierenden Gottheiten Schiva und Vishnu durch Askese, Yoga, Bhakti (=Hingabe) und magische Praktiken. Berühmte Mystiker: Uddalaku Aruni, Paramahansa Yogananda (1893-1952),Mahatma Gandhi (1869-1948).

Islamische Mystik: verfolgt das Ziel des Verschwindens der eigenen Individualität und der ekstatischen Vereinigung mit der Gottheit. Dies geschieht vor allem durch Askese. Die Bezeichnung "Sufismus" kommt von dem groben Wollstoff (=arab. "suf"), den arabische Mystiker trugen. Berühmte Mystiker: Rumi (gestorben 1273), Ibn al-Arabi (gestorben 1240), al Ghazzali.

Jüdische Mystik: steht im Zusammenhang mit der Thora, den 5 Büchern Mose, und lehrt vor allem das Erleben von Gott als thronenden König. Sie spiegelt sich vor allem wieder in den Büchern der Kabbala, und wurde durch den osteuropäischen Chassidismus weiterverbreitet. Berühmtester Vertreter: Rabbi Israel ben Elieser, der Baal-Schem-Tov (1699-1760).

Christliche Mystik: hat als Ziel die unio (=Einung) mit Christus, dem fleischgewordenen Sohn Gottes, nicht mit Gott-Vater. Sie versteht sich als das Bewußtwerden der Erfahrung der ungeschaffenen Gnade als Offenbarung und Selbstmitteilung Gottes. Es gibt vor allem zwei Hauptrichtungen innerhalb der christlichen Mystik: die Brautmystik (=Erlebnis der Beziehung der Seele zu ihrem Bräutigam Christus) und die Leidens- oder Passionsmystik (=Vertiefen in Leid und Kreuzestod Christi). Da sich ein Teil christlicher Mystiker im deutschen Sprachraum im Mittelalter auch um die Verbreitung der deutschen Sprache bemüht hat, werden diese Mystiker als "deutsche Mystiker" bezeichnet. Als bedeutende Mystiker seien Hildegard von Bingen, Meister Eckhart, Theresa von Avila, Johannes von Kreuz und Franz von Assisi kurz vorgestellt. Als wichtige Mystiker der Gegenwart würde ich Frere Roger Schutz, Mutter Teresa und Schwester Emanuelle bezeichnen.

Hildegard von Bingen (1098-1179): deutsche Mystikerin, Benediktinerin, Visionen bereits als Kind, wirkte als Prophetin und Geschichtstheologin, und hatte die Gabe natürlich zu heilen. Sie begriff Gott als den Schöpfer des Wortes (=Christus) und durch Ihn als Schöpfer der Welt. Sie lehrte, daß der Mensch nur Anteil an Gott gewinnen kann durch das Mensch gewordene Wort Jesus Christus. Er ist der Sieger des Kampfes mit dem Bösen (=Teufel).

Meister Eckhart (1260-1327 od. 28): deutscher Mystiker, Dominikaner, wurde von Gelehrten eines gewissen Pantheismus beschuldigt, und mußte vor seinem Tod vor dem Papst einige seiner Thesen widerrufen. Er lehrte vor allem das Freiwerden von allen Dingen und von dem Ego, und die Gottesgeburt in der Seele des Menschen. Für ihn ist es das Ziel der Mystik, daß der Mensch wieder Abbild des göttlichen Urbildes wird und so ein verändertes Verhältnis zur Welt bekommt.

Theresa von Avila (1515-1582): span. Ordensfrau zur Zeit der Gegenreformation, begründete den weiblichen Zweig der unbeschuhten Karmeliter, lebte in Askese und ständigem Gebet. In tief innerlichen Gebetszuständen erfuhr sie die mystische Vereinigung mit Gott. Sie lehrte, daß der Zweck des Gebetes und der geistigen Verschmelzung mit Christus Taten des Glaubens sein sollen. Für uns soll sie Lehrerin des inneren Gebetes sein.

Johannes von Kreuz (1542-1591): span. Karmeliter, reformierte den männlichen Zweig des Karmeliterordens, große Verbindung zu Theresa von Avila, war 1 1/2 Jahre wegen Widersetzung gegen Ordensobere im Gefängnis, lebte in strenger Askese. Er lehrt zur Überwindung von Sünde und Zweifel den Verzicht auf soziale Bindungen und auf geistige Regungen, und daß die Seele durch wesenhafte Liebe vergöttlicht wird.

Franz von Assisi (1182-1226): Sohn eines reichen Tuchhändlers, Büßer und Wanderprediger, Gründer des Franziskanerordens, tief innerliche Verbundenheit mit Klara von Assisi, erhielt 1224 durch seine intensive Leidensmystik die Wundmale Christi, und schrieb als Todkranker den berühmten Sonnengesang. Er lehrte vor allem die Demut als Mut zum Dienen und die Armut als Verzicht auf irdisches Wohlergehen, da der Mensch nur so ewige Schätze gewinnen kann.

Abschließend möchte ich Sie einladen selber mystische Erfahrungen zu machen. Denn ich glaube, daß jeder von uns durch Stillwerden, Meditation und Gebet die Nähe Gottes erfahren kann.


© Urheberrecht und copyright by Sundara, Wien 1993
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