SOLARIS - Zeitschrift Auszüge


Glücklichsein

Paramahansa Yogananda hielt am 26. Oktober 1939 im SRF-Zentrum in Los Angeles einen Vortrag über den "Wunsch, der alle anderen Wünsche stillt":

"Gottes Herrlichkeit ist groß. Gott ist wirklich, und wir können ihn noch in diesem Leben finden. Aus dem menschlichen Herzen steigen viele Gebete (persönliche Wünsche) empor: für Geld, Ruhm, Gesundheit etc. Doch das dringendste Gebet jedes Herzens sollte Gottes Gegenwart gelten, denn in Gott liegt die Erfüllung aller Herzenswünsche."

Viele Menschen haben nicht erkannt, daß das Ziel all ihres Sehnens und Strebens in der Glückseligkeit (Ananda) liegt. Wer dieses Ziel erreicht hat, kann sein Schicksal meistern. Er nimmt all das, was das Schicksal (Karma) für ihn bereit hält gelassen hin und ist glücklich auch wenn er arm ist (Selig sind die Armen, denn ihrer ist das Himmelreich). Ihn können Schicksalsschläge nicht so schwer treffen, da so ein Mensch auch das Positive darin sehen kann. Er ist Meister seines Schicksals. Nicht materielle Wünsche, sondern der Wunsch Gott zu erkennen und zu finden bringt wahres Glück.

"Eines Tages besuchte ein angesehener Geschäftsmann die Einsiedelei. Unmittelbar nachdem er dem Meister vorgestellt worden war, sagte er: "Ich bin unverschämt gesund und unverschämt reich." "Aber nicht unverschämt glücklich, nicht wahr?" fragte Paramahansaji. Der Mann mußte dies zugeben und wurde ein Schüler."
(Yogananda: "Worte des Meisters" S. 73)

Oft sind es die kleinen Dinge des Lebens, die uns glücklich machen. Bescheidenheit und Einfachheit zeichnen einen Menschen aus, der glücklich ist. Er denkt nicht an sich selbst, sondern an den Anderen zuerst. Dies ist nur möglich, wenn die göttliche Liebe im Herzen des Menschen Wohnung genommen hat.

"Solange sich der Mensch nicht nach Gott sehnt und ihn gefunden hat, wird er fortfahren, nach allem möglichen anderen zu verlangen, von dem er sich Glück verspricht. Doch wer Gott besitzt, dem werden ganz von selbst auch alle anderen Wünsche erfüllt."

Eine Legende möge dies verdeutlichen:
"Narada war ein guter Yogin und wanderte überall hin. Eines Tages kam er durch einen Wald und sah dort einen Mann, der lange in der gleichen Stellung meditiert hatte. Der fragte Narada: "Wohin gehst du?" Narada erwiderte: "Ich gehe in den Himmel." "Dann frage Gott, wann Er sich meiner erbarmen wird, wann ich befreit sein werde." Etwas weiter sah Narada einen anderen Mann. Der sprang singend und tanzend umher und rief "O, Narada, wohin gehst du?" Auf dieselbe Antwort sagte der Mann: "Dann frage doch, wann ich befreit sein werde." Im Verlauf der Zeit kam er wieder zum ersten Mann. Der fragte Narada: "O, Narada, hast du den Herrn nach mir gefragt?" "O, ja." "Was sagte Er?" "Der Herr sagte mir, du würdest nach vier weiteren Geburten frei sein." Da fing der Mann zu weinen an, da er noch viermal wiederkommen mußte. Narada ging zu dem anderen Mann und antwortete ihm auf seine Frage: "Siehst du diesen Tamarindenbaum? Ich soll dir sagen, daß dir noch so viele Geburten bevorstehen, wie Blätter an diesem Baume sind." Da fing der Mann vor Freude zu tanzen an und sagte: "So bald schon werde ich frei sein!" Da ließ sich eine Stimme vernehmen: "Mein Kind, noch in diesem Augenblick wirst du frei sein". Das war die Belohnung für seine dankbare und glückliche Annahme seines ihm bestimmten Schicksals.
(Gekürzt: aus Vivekananda: "Raja-Yoga")

 
Glück kann nicht gefunden werden
durch  Anstrengung und Willensstärke.
Es ist bereits gegenwärtig im offenen
Raum des Loslassens  - Entspanne dich

Strenge dich nicht an,
da ist nichts zu tun oder zu lassen.
Was auch immer momentan erscheint im Körper-Geist
hat keine wirkliche Bedeutung.
Warum identifizierst du dich und haftest an ?
Lass dein Urteil vorüberziehen.

Weit besser ist es, das ganze Spiel von selber
geschehen lassen.
Wie das Auf und Ab der Wellen
Ohne etwas zu verändern oder zu manipulieren einfach
beobachten
wie alles verschwindet und magisch wieder erscheint.
Immer wieder und wieder ohne Ende.

Nur unser Suchen nach Glück verhindert, dass wir es
erkennen.
Wie der Regenbogen den wir verfolgen ohne ihn jemals
zu fangen.
Wie der Hund der seinen eigenen Schwanz verfolgt.

Obwohl Frieden und Glück an keinem bestimmten Ort oder
zu einer
bestimmten Zeit existieren, sind sie immer vorhanden
und begleiten uns in jeden Moment.

Glaube nicht der Wirklichkeit von guten und schlechten
Erfahrungen.
Sie sind wie das flüchtige Wetter, wie der Regenbogen
im Himmel.

Wenn du das Unbegreifliche zu erfassen versuchst,
erschöpfst du dich vergeblich.
Sobald du dich entspannst und  die enge Faust der
Ergreifens  öffnest, ist  da der unendliche Raum –
offen, einladend, angenehm.

Nutze den offenen Raum, diese Freiheit und natürliche
Ruhe.
Suche nicht mehr weiter.
Gehe nicht in den verwirrenden Dschungel um den großen
erwachten Elefanten
zu finden, der bereits ruhig in deinem Herzen ruht.

Da ist nichts zu tun oder zu lassen.
Nichts zu erzwingen
Nichts zu wollen
und nichts fehlt

Wunderbar
Alles geschieht von selbst

Venerable Lama Gendun Rinpoche

© Urheberrecht und copyright by Sundara, Wien 1993
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