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ADS und ADHS (Aufmerksamkeitsinkonsistenz)
Chord * schrieb am 22. August 2006 um 19:56 Uhr (1208x gelesen):

> > Kann mir jemand den Unterschied nennen zwischen Indigo-Kinder und Kristall-Kinder
>
> Indigo-Kinder sind die esoterische Ausrede für das Erziehungsunvermögen ihrer Eltern
> Kristall-Kinder sind die Kinder von Indigo-Kindern mit den entsprechend weitreichendern Folgen.
>
>
> Sorry aber ich hab mich vor kurzem erst über eine Frau aufgeregt, die die Zerstörung einer teuren Vase mit den Worten entschuldigte : "Er ist halt ein Indigo-Kind".
>
>
> Ansonsten würde ich sagen sind die "Bezeichnungen" einfach UNSINN und Ausreden.
>
> Ich mag mich täuschen, das geb ich zu.
>
> Grüsse
> dasT

Hallo tralala, obwohl mir der Zusammenhang Kristallkinder - Indigokinder so noch nie untergekommen ist, halte ich generell nicht viel davon, weder vom einen noch vom anderen.
Bei sog. Indigokindern sollte man aber nicht unerwähnt lassen, dass ein Teil davon ADS-Betroffene sind (ADS hält übrigens im Erwachsenenalter genauso an, betrifft also nicht bloß Kinder, und auch nicht bloß hyperaktive Menschen, es gibt auch eine hypoaktive Ausprägung), deren Eltern sich aus ideologischen Gründen weigern, ihnen Medikamente zu verabreichen.
Ein Teil davon hat auch gar kein ADS, zumal ADS eine eigentlich sehr umfangreiche Diagnose verlangt (die in der Praxis so leider selten durchgeführt wird) und es zahlreiche ähnliche Symptome, die durch andere Ursachen bedingt sind, gibt.
Haben die Betroffenen wirklich ADS, und ist das ADS sehr stark ausgeprägt und der Leidensdruck groß, bekommen sie langfristig Probleme, insbesondere, wenn dazu noch so eine Einstellung à la "Mein Kind darf das, es ist halt Indigo" dazukommt. Eltern von vermeintlichen Indigo-Kindern tauchen mitunter in ADS-Gruppen, Mailinglisten, Foren auf und versuchen zu "missionieren", hauptsächlich, indem sie von medikamentöser Behandlung abraten und Erziehungsfehlern der Eltern die Schuld geben.
Nun ist aber nachgewiesen, dass es keine Kausalkette à la falsche Erziehung der Eltern ist an ADS schuld, gibt, sondern, dass der erbliche Faktor hier eine ganz erhebliche Rolle spielt. Allerdings gibt es, bedingt durch das ADS eines oder mehrerer Familienmitglieder, sehr häufig familiäre Probleme, wobei oft der/die ADS-Betroffene als "Auslöser" betrachtet wird.
ADS ist aber wirklich eine Krankheit/Behinderung ("Störung des Gehirnstoffwechsels"), die sich - allerdings extrem aufwendig und teuer, sodass man in der Regel darauf verzichtet, und anstelle dessen eine umfangreiche Verdachts- und Ausschlussdiagnose macht - sogar mittels spezieller bildgebender Verfahren im Gehirn nachweisen lässt - ich weiß es nicht mehr auswendig, aber es ließ sich in einem Versuch ein ganz eindeutiger Unterschied zwischen ADS-Betroffenen und Nicht-Betroffenen darstellen. Wenn der Leidensdruck groß ist, das ADS stark ausgeprägt und eine Änderung der Umweltbedingungen (Elternhaus u n d Schule u n d Arbeitsplatz u n d ...) nicht möglich ist - was leider heutzutage die Regel ist - können die meisten Menschen mit ADS ein wesentlich glücklicheres Leben führen, wenn sie Metylphenidat (gemäß ärztlicher Anordnung) einnehmen. Es ist da auch nciht so, dass die Wirkung stärker ist, je mehr man nimmt, sondern die Wirkung ist bei der individuell optimalen Dosis optimal, wenn man zuviel nimmt, ergibt das nicht eine bessere oder stärkere Wirkung, da es ja im Wesentlichen einen "ausgleichenden" Effekt hat. Natürlich hat das Medikament Nebenwirkungen (die bekannten Nebenwirkungen treten ncht immer auf und verschwinden bei Absetzen), und es stimmt, dass Langzeitwirkungen schlecht erforscht ist, allerdings ist es - im Gegensatz zu modernen Antidepressiva z.B. schon seit Jahrzehnten am Markt. Ich kenne Menschen mit ADS, die sagen, selbt, wenn ihnen das Medikament 5 oder 7 Jahre ihres Lebens kosten würde im Endeffekt, würden sie es nehemn, weil es ihre Lebensqualität so drastisch verbessert hat.
ADS ist eine Aufmerksamkeitsinkonsistenz, für die die Betroffenen nichts können, die aber oft zahlreiche Schwierigkeiten in der Interaktion mit der Umgebung mit sich zieht, und oft dazu führt, dass das Selbstbild der Betroffenen (bevor sie wissen, was mit ihnen los ist) total in den Keller sank. Bei Erwachsenen ist auch oft eine jahre-, oder gar jahrzehntelange Diagnose durch verschiedene erfolglose Psychotherapien der Fall. (Ich kenne einige Betroffene persönlich.) Das Medikament macht ncht süchtig, viele vergessen es einzunehmen, und manche brauchen es nur, damit sie imstande sind, in einer Phase die sozialen Versäumnisse "nachzulernen" (man muss sich das so vorstellen, dass ihnen ohne das Medikament etliches gar nicht auffällt, sie nicht gut zuhören können, anecken usw.) - und lassen es danach weg, oder nehmen es nur noch, wenn sie vor besonderen Schwierigkeiten stehen. (Ich kenne solche Menschen persönlich). Die meisten, so sie stark betroffen sind und einen großen Leidensdruck haben - nehmen es aber konstant hindurch. (Es gibt ADS auch in so leichten Ausprägungen, dass man auch ohne medikamentöse Behandlung ganz gut leben kann damit, insbesodnere wenn das berufliche Umfeld passt.)
ADS und ADHS behindert einen zwar, aber vorwiegend, weil die Strukturen nicht an die Bedürfnisse angepasst werden und die Gesellschaft (Schule, Arbeitsplatz etc.) keine bzw. zuwenig Rücksicht nimmt. (Was keineswegs heißen soll, dass ADS-Betroffene einfach Vasen zerteppern dürfen!) Unter idealen Umweltbedingungen könnten wesentlich mehr ADS-Betroffene ganz auf das Medikament verzichten. ADS und ADHS führt darüber hinaus zu einer ganzen Reihe von oft positiv gewerteten Charakteristika der Betreffenden, sodass es kaum welche gibt, die ihr ADS gänzlich loswerden möchten.
Die schulmedizinisch besten Infos zu ADS und ADHS findet man hier: www.adhs.ch
Gerade was sehr einseitige Contra-Ritalin und Contra-ADHS-Argumente betrifft, werden die leider oft von Menschen mit einem scientologischen Hintergrund geäußert. Es gibt mittlerweile auch ernstzunehmende Kritik von anderer Seite, aber als ich begonnen hatte, mich mit dem Thema zu beschäftigen, konnte ich meist sehr leicht rausfinden, dass diese Ecke dahinter war, wenn jemand ganz besonders eifrig wetterte. (Z.B. Namen eingeben, auf Webseite gehen, die driekt weiterführenden Links anschauen: damals landete ich in weit über 90% der Fälle, wenn ich so vorging, auf Scientology-Seiten oder Seiten, die Scientology sehr nahe standen.)
Sehr gute schulmedizinische Infos zu ADS/ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom ohne und mit Hyperaktivität) findet man hier: http://www.adhs.ch (Die Seite wird von einem Arzt gemeinsam mit einem Psychotherapeuten gemacht.)

Alles Liebe,

Chord

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