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Bewusstsein und Schlaf
Andrea Mungay schrieb am 7. Januar 2006 um 16:11 Uhr (890x gelesen):

Bewusstsein und Schlaf
Aus Sicht des JÁva hat die wache Welt und die Traumwelt zwei Aspekte eines funktionierenden Geistes. Der Geist projiziert sich im Traum und im Wachzustand selbst. Der Geist ist aktiv und ermüdet in der Folge durch diese Aktivität. Wenn er zu sehr ermüdet ist, lässt er von dieser Aktivität ab. Das vollständige Loslassen des Geistes, d.h. Tiefschlaf, nennt man SuÍupti.
SuÍupti oder Tiefschlaf – na kaÈcana kÀmaÎ kÀmayate, - herrscht dann vor, wenn keine Wünsche mehr vorhanden sind, weil sich der Geist von körperlichen und subtilen Objekten zurückgezogen hat. Na kaÈcana svapnaÎ paÌyati : er träumt auch nicht, weil selbst die psychischen Aktivitäten ruhen. Tat SuÍuptam : dieses ist das vollständige Absorbieren des Geistes in sich selbst. Dieses Absorbieren geschieht unbewusst.
Der Geist ist im Tiefschlaf unbewusst, wohingegen er in der Traumphase ein wenig und im Wachzustand mehr Bewusstsein entwickelt. Dieses führte zu Irrtümern bei einzelnen philosophischen Schulen, die daraus folgerten, dass Bewusstsein nur möglich sei, wenn ein Kontakt des Geistes mit Objekten stattfindet. Die NyÀya und die VaiseÌika beharren auf diese Sichtweise. Wenn es keinen Kontakt des Ótman zu Objekten gibt, so heißt es bei NyÀya und VaiseÌika, so gibt es auch kein Wissen. Die wahre Natur des Ótman, die keinen Kontakt mit Objekten hat, so heißt es, ist Nichtwissen. Diese Ansicht ist nicht korrekt, denn sie bleiben die Erklärung schuldig, wie dieses unbewusste Element sich in den Zustand des Schlafes einschleicht. Der Grund ist nicht nur darin zu suchen, dass das Bewusstsein keinen Kontakt zu Objekten hat, sondern dass es über andere Hemmnisse zur Enthüllung des Wissens im Tiefschlaf verfügt.
Die dritte Phase der Analyse über den Tiefschlaf ist auch der dritte „Fuß“ des Ótman, wo alle Wahrnehmungen und alles Erkennen auf einen einzigen Zustand des Geistes zulaufen, d.h. EkibhutaÏ. Dieses erfüllt überwiegend unser Bewusstsein, das sich nicht nach außen richtet, - PrajÈÀnaghanaÏ. Es finden keine Veränderungen durch den Geistes statt, und es gibt auch kein äußeres Bewusstsein. Wir sind uns im Tiefschlaf nicht der äußeren Welt bewusst, da es keine VÃttis oder Psychosen des Geistes gibt. Nur wenn der Geist nach außen gerichtet ist, kann er sich der äußeren Welt bewusst sein. Doch es findet keine Berührung dieser Art im Tiefschlaf statt. Ónandamayo Ónandabhuk cetomukhaÏ PrajÈÀÏ: alle ist Glückseligkeit. Die Freude des Tiefschlafs ist größer als alle Formen des Glücks aus den Sinneswahrnehmungen. Der Geist ist erfüllt von Ónanda, Glückseligkeit, Freude und Zufriedenheit. Selbst ein König kann nicht glücklich sein, wenn er eine Woche keinen Schlaf findet. Alle Wünsche mögen uns erfüllt werden, doch wenn man nicht schlafen darf, sagt man nur noch: „Lasst mich schlafen. Ich will sonst nichts. Ihr könnt alles von mir haben, doch lasst mich bitte schlafen!“ Allein der Schlaf kann uns wirklich glücklich machen, keine Besitztümer. Der Tiefschlaf macht uns zufriedener als die höchste Anerkennung in der Gesellschaft im Wachzustand. Man stelle sich vor: während man allein ist, ist man so glücklich und in der Gesellschaft von vielen Menschen fühlt man sich angegriffen, mürrisch oder verärgert usw. Wenn wir im Tiefschlaf sind, stört uns gar nichts, wir wollen niemanden sehen und wollen nichts. Man schau sich das an! Woher kommt dieses Glück, - Ónandamayatva? Diese Tatsache wird in dem Mantra der dritten Phase des Ótman beschrieben. Unsere wahre Natur ist das Alleinsein, nicht die Gesellschaft. Unsere wahre Natur ist Kevalata, nicht Indriya-Samyoga mit Vishayas, Objekten. Unsere wahre Natur ist eine völlige Transzendenz aller Gefühle und nicht der Kontakt mit Objekten. Darum sind wir Ónandamaya, Ónandabhuk: erfüllt von Glückseligkeit.
Was nehmen wir zu uns, das uns so viel Zufriedenheit gibt? Ónanda allein ist unsere Nahrung, weder Brot noch Gemüse oder Früchte etc. Obwohl wir weder feste noch flüssige Nahrung zu uns nehmen, so sind wir doch glücklicher als bei jedem Festmahl. Wir essen Ónanda, schlucken Ónanda, konsumieren Ónanda und existieren als Ónanda. Und Ónanda ist als die Glückseligkeit des reinen Seins bekannt. Dessen erfreuen wir uns im Tiefschlaf. Und, wenn wir aus einem Tiefschlaf erwachen, wie sehr sind wir dann erfrischt! Niemand hat während eines Tiefschlafs mit uns gesprochen, niemand hat uns etwas gegeben, wir haben nichts besessen, wir haben weder etwas gegessen noch getrunken, doch schöpften wir neue Kräfte und sind zu neuen Taten bereit. Woher kommt diese Kraft, diese Stärke, diese Energie, dieses Ónanda, diese Freude? Auf diese Frage haben wir keine Antwort. Wir haben nichts, besitzen nichts, doch wie kommt dieses Ónanda, diese Kraft zu uns? Sie kommt zweifellos aus einer anderen Quelle, die nicht von dieser Welt ist.
Wir rennen vergeblich hinter den Schatten der Weltobjekte her. Wie dumm, den Dingen der Welt nachzulaufen, die uns nichts geben, falsche Versprechungen machen, uns dumm aussehen lassen, uns reizen, und die nur unsere Sinne ermüden und zurück in den Schlaf treibt. So ist die Welt. Doch immer und immer wieder stellen wir uns der Welt, wobei wir vergessen, was wir im Schlaf gesehen haben. Wir vergessen die Erfahrungen aus dem Tiefschlaf. Dieses ist das Leid all unserer Tagesmühen. Wenn wir uns der Erfahrungen im Tiefschlaf erinnern könnten, würden wir zur Vielheit der wachen Welt niemals zurückkehren wollen. Wenn es ein Bewusstsein im Tiefschlaf gäbe, wollten wir nicht mehr in den Wachzustand zurückkehren. Doch wir bleiben unbewusst. Darum werden wir immer wieder durch einen Impuls in den Wachzustand versetzt. Ein Bewusstsein des Tiefschlafs ist mit Samadhi vergleichbar. Wenn der Schlaf mit dem Bewusstsein verbunden ist, wird dieser Zustand zu Atma-SakÍÀtkara, der Verwirklichung des Ótman. Dieses wird als Überbewusstsein bezeichnet. Dieses ist Nirvana,
MokÍa, Kevalata, - Befreiung. Dieses ist unsere wahre Natur. Darum sind wir im Tiefschlaf von Ónanda erfüllt. Wir gehen im Tiefschlaf in das ‚Gesegnetsein‘ der Ewigkeit und Unendlichkeit ein, doch wir sind uns dessen nicht bewusst.
Ónandamayo Ónandabhuk cetomukhaÏ: Was löst diese Freude des Ónanda aus? Es sind weder die Sinne noch der Geist. Während es für den Wach- und den Traumzustand neunzehn Münder (Zugänge) gibt, so existieren für den Tiefschlaf keine derartigen Zugänge. Weder der Geist noch die Sinne bilden diese Zugänge, sondern allein das Bewusstsein ist dafür verantwortlich, - cetomukhaÏ. Das Bewusstsein erfreut sich dieser Glückseligkeit. Es ist das ‚Cit‘, welches ‚Ónanda‘ erfährt, und nicht die Indriyas oder Manas, die Sinne oder der Geist. Im Tiefschlaf wird Ónanda durch Cit erfahren. Man erfährt Sat-Cid-Ónanda hier im Sein des Bewusstseins. Doch es geschieht noch etwas anderes, denn ein faszinierender Faktor kommt hinzu, der das Bewusstsein verdeckt, und uns aus der selben Dummheit, mit der wir Schlafen gegangen sind, in den Wachzustand zurückkehren lässt.
Dieses ist PrajÈÀ, das Bewusstsein, das in seiner ursprünglichen Natur, allwissend und an nichts Äußeres gebunden ist. Dieses ist der transzendente Zustand in Bezug auf den Wach- und den Traumzustand, die Ursache aller Erfahrungen im Wachzustand und im Traum, dem Karana-Avastha, als Folge von Wachen und Träumen, Karya-Avastha. In kausaler Verbindung zu diesem PrajÈÀ, bzw. den kausalen Bedingungen von Ónandamayatva des JÁva gibt es einen universalen kausalen Umstand, der als ÔÌvara bekannt ist. Während das individuelle wache Bewusstsein als ViÌva bezeichnet wird, wird das Bewusstsein im Traumzustand als Taijasa und das Bewusstsein im Tiefschlaf als PrajÈÀ bezeichnet. Entsprechend sieht man auf kosmischer Ebene VirÀÊ für den Wachzustand, HiraÉyagarbha für die Traumwelt und ÔÌvara für den Tiefschlaf. ÔÌvara ist die Ursache für HiraÉyagarbha und HiraÉyagarbha die Ursache für VirÀT



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