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Mein Bruder, die jüngere Frau und ich auf der Flucht
Felicitas * schrieb am
24. April 2006 um 20:37 Uhr (579x gelesen):
Noch vor dem 21. April 2006
Ich bin mit einer etwas jüngeren Frau in einem Gefängnis. Aber von innen sieht es eher wie in einem Verließ aus. Wir liegen beide jeweils auf einer kaputten Matratze. Sie, von mir aus gesehen, links und ich rechts. Beide liegen wir auf dem Rücken und wir sind mit Bettdecken zugedeckt, die viele Jahre alt sind. So wie die Matratzen. Sie sind so alt, wie unsere Gefangenschaft in diesem Gefängnis. Wir sind auch leicht verstaubt und tragen Klamotten so alt wie die Gefangenschaft.
Wir haben uns auf die Flucht aus dem Gefängnis vorbereitet. Zwei Polizisten schauen noch kurz rein, ob wir uns zur Nachtruhe hingelegt haben. Als sie sehen, dass wir bereits liegen, gehen sie wieder und schließen die Tür ab.
Nun stehen wir beide auf. Mir kommt der Gedanke auf, was passieren würde, wenn die Polizisten doch noch mal reinschauen würden, um zu überprüfen, ob wir denn doch wirklich schlafen. Ich ahne, dass sie das tun würden, hoffe doch aber das Gegenteil. Dann sehe ich meine zwei kleinen Couchkissen, die ich auch in der Realität besitze (ein rundes und ein viereckiges) und die ich in der Realität auf meine beiden Kopfkissen lege und lege diese nun auf die alten Matratzen. Dann ziehe ich die Bettdecken glatte und über diese Kopfkissen. So sieht es aus, als liege jemand darunter.
Nun stehen wir im Gefängnis vor einer weißen Gardine, harbhängend vor einem großen Fenster, das man öffnen kann. Unten hat die Gardine röhrenförmig zusammengenäht, wie ein ein Hosenbein. Die jüngere Frau kriecht durch diese Röhre von rechts und kommt links wieder heraus.
„Was machst Du denn da?“, frage ich sie. „Ich gehe gleich hinter diese Garde und öffne das Fenster, so geht es schneller.“ Ich habe das Gefühl, dass es ein Spiel oder eher eine leichte aufregende Angelegenheit für sie ist.
Hinter der Gardine vor dem Fenster noch steht eine Kleiderstange an der neuwertige Kleidungsstück hängen. Es ist klar. In den alten Klamotten fallen wir auf. Also schlage ich vor, uns noch ganz schnell umzuziehen, damit wir nicht auffallen. Die jüngere Frau fängt an, Spaß an der Kleidung zu haben und findet ein wunderschönes helles Kleid. Und sucht eine Weile. Bis ich dann sage: „Es reicht, wir haben keine Zeit. Es geht hier nicht darum, gut angezogen zu sein, sondern möglichst unauffällig gekleidet zu sein, damit wir nicht so sehr auffallen.“ ich ziehe mir auch ein Kleid an und es steht mir auch, aber es ist nicht auffällig.
Nun geht es los. Wir klettern durch das Fenster. Wir waren also Parterre gefangen gehalten und wussten nie von der Gardine und dem Fenster und dieser Kleidung.
Dann rennen wir. Wir rennen, rennen, rennen und rennen. Dann rennen wir über eine leere Straße. Es ist klar, wir wollen zu einer Bushaltestelle um noch den Bus zu bekommen. Wir befinden uns im Bild links. Auf einmal sehe ich meine Bruder von der rechten Seite anrennen kommen. Er flieht ebenfalls. Er trägt eine feine graue Stoffhose, ein weißes Hemd, irgendeine Krawatte und schwarze Schuhe. An der linken Hand trägt er einen schwarzen Aktenkoffer. Sieht aus wie ein Geschäftsmann. Er rennt und rennt und rennt und mein Herz beginnt zu schlagen. Ich vermisse ihn sehr und nun wird mir bewusst... Er und ich hatten ohne Absprache unsere Flucht geplant um uns zu sehen. Die jüngere Frau gehört zu uns und ist ein Teil von uns. Es ist nur komisch, dass diese Frau nicht meine jüngere Schwester ist.
Dann beginnen die jüngere Frau und ich, nach meinem Bruder zu rufen und dieses rufen floss über in ein Gesang und wir sangen wunderschön. Wir rufen bzw. singen ganz laut seinen Namen, damit er uns hört. Er weiß, dass wir da sind und ist unheimlich konzentriert, uns zu erreichen. Wir alle sehen nun, dass der Bus kommt und nun rennen wir alles ganz schnell. Mein Bruder rennt so schnell er kann. Auf einmal kommt ein Polizeiwagen hinterher gefahren. Sie Sirene heult. Ich schreie: „Los schneller, beeilt Euch, der Bus kommt, wir schaffen das noch!“ Dann kehrt die Polizei um und ich weiß, dass diese einen anderen Weg gefunden hat, uns zu bekommen. Auf eimal ist die jüngere Frau verschwunden. Der Bus kommt gleich. Ich drehe mich um und sehe, dass mein Bruder versucht, sich zu tarnen. Er sitzt auf der anderen Seite der Bushaltestelle und hat seine Augen geschlossen, die Aktentasche auf den Schoß und hält eine grüne Bierflasche an den Mund. Er will so tun als würde er gerade sich vollsaufen, als ob nichts wäre und um auch nicht aufzufallen.
Ich stehe nun völlig alleine da und renne nun zur von meinem Bruder aus gegenüberliegenden Straßenseite, denn der Bus kommt gleich. Aus Sicht meines Bruders von rechts. Er sitzt auf der Straßenseite an der Bushaltestelle von der Aus der andere Bus von links kommt. Den würde er auch nehmen, sollte dieser kommen, bevor die Bullen ihn kriegen.
Ich bin auf der anderen Seite und fühle mich alleine und frage mich, wie ich mich verstecken kann bis der Bus gleich kommt. Denn es handelt sich um Sekunden. Vor mir stehen nun viele Paare an der Bushaltestelle. Sie halten auch ihre Augen geschlossen und sehen sehr alt und tot aus in den Gesichtern, als ob sie Jahre warten würden und als ob sie schlafen würden. Ich frage mich, ob ich bei irgendeinem dieser Pärchen mich dazustellen kann, um mich zu verstecken. Aber ich traue mich nicht, zu fragen.
Dann werde ich traurig, aber ich verstehe die jüngere Frau und meinen Bruder. Nur... Ich hätte mir gewünscht, dass wir zusammengekommen wären. Ich vermisse meinen Bruder und ich merke, wie sehr ich ihn lieb habe. Und wie mutig er ist, dies allein getan zu haben.
Dann wache ich auf und bin traurig. Und mir wird klar, dass man nur dem anderen helfen kann, wenn man erst mal selber sich geholfen hat. Und es gibt den Vorteil: Wenn dem anderen die Flucht gelungen ist, und auch die Stabilität erlangt ist, dann kann derjenige die aus dem Gefängnis holen, denen die Flucht nicht gelungen ist. Aber fliehen muss man, sonst ist man ja ewig eingesperrt. Ach ja.... Wir waren nicht gefangen, weil wir unrechtes getan hatten. Es gab keinen Grund. Wir waren einfach gefangen.
Felicitas

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Diskussionsverlauf:
- Mein Bruder, die jüngere Frau und ich auf der Flucht ~ Felicitas * 24.04.2006 20:37 (1)