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re[3]: Internetbekanntschaften
Pucci * schrieb am
10. Dezember 2011 um 9:23 Uhr (1396x gelesen):
Weil dadurch die partnerschaftlichen Qualitäten leiden und man immer beziehungsunfähiger wird. Ab davon, dass das Internet eine virtuelle Welt ist die oft nur am Rande die Realität abbildet sind die "Beziehungen" schnelllebig und fliessend. Man gewöhnt sich daran mal fix oberflächliche Kontakte zu knüpfen und sie eben so schnell wieder abzubrechen. Später übernimmt man dieses Verhalten 1:1 in die reale Beziehung, wenn nicht sogar in die Ehe.
Es wird angenommen, dass das mit ein Grund sei warum Ehen heutzutage so schnell geschieden werden. Den Partnern fehlen gewisse Fähigkeiten. Das Angebot diese zu erlernen wird entweder nicht angenommen (Wer geht schon gerne zum Eheberater?) oder es fehlt gänzlich.
Ich behaupte hier mal, dass die Chancen von Internetbeziehungen im echten Leben bestand zu haben im Schnitt wesentlich schlechter. Oft schaffen sie nicht einmal die 3-Jahres-Hürde.
Ich hatte da vor kurzem erst wieder ein sehr schönes Beispiel zu dem Thema gelesen: Ein junges Ehepaar, was sich eben genau aus dem Internet kannte, dann sogar erst kurz nach der Ehe zusammen gezogen ist und wo dann die Probleme im Alltag erst zum Vorschein kamen. Plötzlich entdeckt man da Qualitäten am anderen, die man vorher positiv und sogar liebenswert bewertet hätte, die dann aber im Umgang mit anderen, wenn es eben um ausgedehnten Kontakt geht als unglaublich störend empfunden werden. In diesem Fall ging es ganz konkret darum, dass der Mann so zurückhaltend war, dass er nicht in der Lage war sich gegen fremde entsprechend zur Wehr zu setzen. Innerhalb der Beziehung selbst war diese "Rücksicht" für die Frau kein Problem, da sie das als "Fürsorge" gewertet hatte.
Arno Gruen schrieb dazu passenderweise in "Der Wahnsinn der Normalität":
"Die tiefere Krankheit, die wir nicht sehen, weil unsere Aufmerksamkeit ganz vom »verrückten« Verhalten ... in Anspruch genommen ist, liegt darin, daß diese Menschen angesichts der gesellschaftlichen Widersprüche und Lügen nicht die Kraft haben, den inneren Zusammenhalt zu bewahren. Deshalb auch können sie nicht offen rebellieren oder Widerstand leisten.
Die wirkliche Integration unserer Erfahrungen müßte auch deren Widersprüche mit einbeziehen. Heuchlerische Muster müßten als solche erkannt werden. Fürsorge zum Beispiel,
die nur darauf abzielt, andere abhängig zu machen und sie unter die eigene Kontrolle zu bringen, dürfte nicht weiter als »liebende« Fürsorge gesehen werden. Aber die meisten von uns sehen sie so! ... Haß, Unterdrückung und Kontrolle, die als Liebe ausgegeben werden.
Für jene, die in das Erscheinungsbild »normalen« Verhaltens hineinschlüpfen, weil sie die Spannung der Widersprüche zwischen der uns auferlegten Realität und ihrer inneren
Welt nicht ertragen, für solche Menschen gibt es bald keine wirklichen Gefühle mehr. Statt dessen gehen sie mit Ideen von Gefühlen um, haben keine Erfahrung mehr mit ihnen.
Sie präsentieren aufgesetzte Gefühle als ihre eigenen und sagen sich von ihren wahren Gefühlen los. Je »gesünder« das Image ihrer Identität, das sie angenommen haben, desto erfolgreicher werden sie diese Manipulation vollziehen können. Und es ist Manipulation, da ihr Ziel nicht der Ausdruck ihrer selbst ist, sondern sie den anderen
davon überzeugen wollen, daß sie angemessen handeln, denken und fühlen. Dies sind die Menschen, die ich als die wirklich Wahnsinnigen unter uns zeigen möchte."
Es ist doch kein Wunder, wenn von all diesen Beziehungen nicht einmal 10% die ersten 3 Jahre überstehen, wenn sich alle berechnend verhalten und nur an sich denken. Das hat doch dann nichts mit Liebe zu tun.
Und ich muss wirklich jedes Mal lachen, wenn ich diese bescheuerte Werbung im Fernsehen sehe über "echte Menschen", die "echte Liebe" gefunden haben im Internet. Das ist doch alles massiv krank.
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