Paranormal

Die Verlebendigung des Yidams

© copyright Alfred Ballabene, Wien, 2008


Im Laufe der Jahre verlor sich allmählich das System von Yogaübungen und Meditationen und wich einem unmittelbaren Erleben. Früher waren es teils komplizierte Übungen. Jetzt liegt die Tiefe im einfachen Schauen. Wenn ich meinen gelebten Yoga anderen schildere, erscheint ihnen dieser derart alltäglich, dass sie in ihm keinen spirituellen Weg mehr sehen. Die meisten lehnen die "Übungen" und Hinweise ab. Was soll der Yoga im Alltag, denken sie. Yoga ist ein geheimnisvolles System. Auch diese Meinung stimmt, nur ist Erleuchtung dann ein kurzes Eintauchen in Trance. Meine Begegnungen mit dem Göttlichen sind sanft, weniger tief, dafür jedoch mehr oder weniger ständig. Es ist eine Lebensart und Verklärung, die vielen auch ohne Yoga zuteil ist. Mit Erstaunen erkenne ich, dass das Göttliche Allbewusstsein sich nicht bloß wenigen Auserwählten nähert, sondern allen, die ihr Herz öffnen.

Dennoch, der alte Yogaweg wurde mir lieb und vertraut. Im Anschluss bringe ich eine Übung, die man "Verlebendigung des Yidams" nennt. Darunter, versteht man eine lebendige Begegnung mit dem Allbewusstsein in einer subjektiven, vertrauten Gestalt, mit der man kommunizieren kann. Allerdings ist die Kommunikation in diesem Fall wortlos und besteht aus einem Austausch tiefer Gefühle. Ich will mal versuchen es zu beschreiben:

Tara erwacht



 

Liebevoll betracht' ich die Statue,
Abbild von Tara, Maria und Gaya in einem.
Früher war sie aus dunklem Metall,
den hellen Glanz des Goldes gab ich ihr
und Silber dem Lotus unter ihrem Fuß.
Ihre Hand ist zum Segen erhoben,
ihr Antlitz zeigt ein Lächeln der Güte.
Dennoch, noch ist Tara fern,
Metall ist es, das ich vor mir seh!

Zu Taras Füßen stell ich Kerzen,
Flamme um Flamme entfach ich.
Im Schein der Kerzen erhellt sich ihr Körper.
Meine Gedanken schweigen,
mein Herz beginnt zu sprechen.
Ihr Lächeln zuerst mit Augen erschaut,
beginne ich jetzt zu empfinden.
Ein Hauch des Lebens umspielt ihr Abbild,
geboren aus Sehnsucht und Hoffnung nun.
Ich nehme anders wahr als zuvor,
und was zuerst Metall, ist Liebe jetzt.
Dennoch, es täuscht,
denn meine Begegnung ist noch außen.

Langsam erwärmt sich mein Herz.
Aus der Wärme wird Glut,
aus der Glut wird Brennen.
Dämmerung erhellt die innere Dunkelheit,
die Wolken weichen dem Morgenschein.
Da, ich empfinde rotgoldene Strahlen,
die Morgensonne erhebt sich im Herzen,
die äußere Welt wird fern.

In neuem Licht erstrahlt Tara.
Nicht Kerzen sind es jetzt,
es ist die rotglühende Sonne meines Herzens!
Aus ihrem Licht nun formt sich Taras Körper,
hebt sich ab vom Metall,
schwebt zu mir,
tritt ein in mein Herz,
um hier zu ruhen,
um von hier aus die Welt zu erschauen.
Ihre Liebe wird zu meiner Liebe,
meine Augen werden zu ihren Augen.