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Meditationen, Betrachtungen

© copyright Alfred Ballabene , Wien


! Lerne die Welt in Ehrfurcht und Liebe zu betrachten und umgib Dich mit Schönheit! !

"Durchschrittene Tore"
(Betrachtung von Guru Ananda)

Ich stehe vor einem Tor, einem großen breiten Tor.
Ich will es durchschreiten, doch nun zögere ich.
Wieviele Tore habe ich schon gesehen: große, kleine, schöne und weniger schöne, berühmte, Triumphbögen!
Und wieviele Tore habe ich schon durchschritten! Wieviele Türen habe ich geöffnet, wieviele wieder zugetan! Doch jetzt!? Jetzt ist es anders:

Ich stehe vor einem Tor. Es ist kein gewöhnliches Tor. Es ist ein besonderes, weil ich zum ersten mal darüber nachdenke, darüber meditiere! Was ist ein Tor? Es führt von einem Raum in den anderen: es verbindet und trennt. Trennung für den, der den passenden Schlüssel nicht hat, Verbindung für den, der ihn besitzt. Ach ja, Schlüssel! Schlüssel, Schloß, Tor! Schlüssel, der aufschließt, Schlüssel, der abschließt. Darüber habe ich schon nachgedacht im Yoga!

Ich selbst bin der Schlüssel zu diesem Tor! Doch wohin führt es mich, welcher ist der Raum, den ich betrete, welcher der, den ich verlasse?

Und ist es überhaupt ein Raum oder ist er nur Sinnbild für etwas anderes, und wofür? Was ist der Raum, den ich verlasse? Was ist der Raum, den ich betrete?
Zustand, Bewußtseinszustand! Ach ja, das Tor führt mich von einem Bewußtseinszustand in den anderen.

Und was ist hinter dem Raum, den ich betreten werde?
Wieder ein Raum.
Und dazwischen?
Wieder ein Tor.
Und was ist hinter dem nächsten Raum?
Wieder ein Raum und wieder ein Tor!
Und dahinter?
Wieder ein Raum und wieder ein Tor und wieder ein Raum und ein Tor, - ein Raum, ein Tor, ein Raum!
Und dann? Was ist dann? Was ist, wenn ich alle Räume und Tore durchschritten habe? Ein goldenes Tor, ein goldenes Lichttor! Und hinter diesem letzten Tor?


Meditation über einen Ziegelsplitter
(Meditationskreis, 7.9.1997)

Ich habe aus dem Garten einige Ziegelstücke gebracht.
Wir betrachten sie!
Wir schließen die Augen und öffnen uns den Bildern, die in uns erscheinen!

Auf der Erde haben sich Gebirge aufgetürmt und wir sehen vor uns ihre mächtigen Felsen, die Tiere, welche über sie liefen und die Pflanzen, welche die Felsen mit einem grünen Kleid überdeckten. Schnee und Sommerhitze wechselten durch millionen von Jahren. Wind, Frost, Gletscher und Wasser haben den Fels zu Sand und zu Lehm zerrieben. So lag er nun zu oberst und gab den Pflanzen Nahrung.

Dann erschien der Mensch. Er mischte den Lehm mit Wasser, knetete ihn und formte Ziegel daraus. Dann brannte er die Ziegel.

Aus diesen Ziegelstücken, die Ihr in der Hand haltet, wurde ein Haus gebaut - dieses Haus, das Euch jetzt diesen behaglichen Raum bietet, in dem Ihr sitzen und meditieren könnt.

Es war einmal größer dieses Haus, doppelt so groß. Wir stellen uns dieses Haus vor und den zweiten Weltkrieg. Die Not und Angst, die damals herrschte. Den Fliegeralarm und wie Alte, Kinder und Mütter im Keller saßen und zitterten. Eine Bombe fiel in dieses Haus und vielleicht war es für einige der letzte Augenblick des Lebens. Die Hälfte des Hauses blieb stehen, die andere Hälfte war eine Ruine.

Jetzt steht an Stelle des Schutthaufens ein anderes Haus. Es sieht völlig anders aus. Im Garten blühen Gras und Blumen. In der Erde liegen kleine rote Ziegelsplitter. Zumeist gehen wir achtlos vorbei, aber jetzt gerade haben sie uns ihre Geschichte erzählt. Sie sind vollgesogen von den Ereignissen von Jahrmillionen, sie haben das Werden von Familien in ihren Mauern erlebt - Kindergeschrei, Lachen, Stöhnen - und dann einmal ein lauter Knall, der alles beendete - und jetzt liegt so ein Ziegelsplitter in unserer Hand.