Gedankenstille
"Antar Mouna" bedeutet Innere Stille. Die innere Stille ist
einerseits eine Vorbedingnung für die Meditation, andererseits bringt
sie Freude und Heiterkeit im täglichen Leben.
Die Methode nach dem indischem Yogasystem ist folgende:
1. Gedankenbeobachtung:
Man richtet die Konzentration auf das Stirnchakra, betrachtet den grauen
Augenhintergrund und die Formen und Gedanken die auftauchen und wieder
vorbeigehen immer im Bewußtsein des unbeteiligten Zeugen. Manchmal
entsteht ein Augenblick des Vergessens, des "Abdriftens", dann
erinnern wir uns wieder der Übung und fahren unbeirrt fort.
Nach einiger Zeit der Praxis werden die Gedanken feiner und bekommen
eine geistige Realität. Nun kann man zur Meditation über ein
Gottesbild ("Ishta Deva"), sei es gestalthaft oder gestaltlos,
übergehen.
2. Gedankenordnung:
Manchmal entstehen Gedanken zwanghaft; wir mögen uns streuben, in
Sorge und Grübelei zu verfallen, trotz aller Anstrengung können
wir die Wogen nicht zum Stillstand bringen. Die Übung besteht darin,
einen solchen Gedanken wie Sorge, Geiz, gekränkte Eitelkeit oder ähnliches,
bewußt zu erzeugen oder zuzulassen, ihn deutlich anzusehen und eine
Zeitlang zu bewahren um ihn dann entlassen zu können. Anschließend
meditiert man Ishta Deva, die Gottesvorstellung, in der Art einer Visualisierung,
danach wendet man sich wieder der Gedankenübung zu und wechselt so
zwischen beiden ab, wobei ein kontinuierliches Gewahrsein aufrecht erhalten
werden soll. Ziel ist es, die Identifikation mit niederen Gedanken oder
Emotionen zu verlieren.
3. Gedankenstille:
Nachdem Entspannung und Loslösung von den Alltagsgedanken erreicht
ist, geht man über zur Konzentration auf den inneren Himmel oder "Chitakash",
den astralen Ort des Bewußtseins: das Gewahrsein eines inneren Raumes,
in dem Gestalten oder schemenhafte Gedankenformen auftauchen können,
die aber nicht relevant sind; der Raum ist nach allen Seiten hin offen,
das Bewußtsein befindet sich im Mittelpunkt, und ist hell wach. Ziel
ist es, den Zustand des Nichts zu beobachten. Verschiedene Zustände
können auftreten, andere Wirklichkeiten können erlebt werden,
sollen aber nicht analysiert werden. - Dem Ishta Deva des Bhakti Weges
entspricht hier der Glaube an eine gestaltlose Wahrheit, die ebenso erfahrbar
ist, wie eine persönliche Gottesvorstellung.
Nach: Ma Yogashakti u. Swami Satyananda, Dynamik des Yoga, Wien,
1967
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