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Was hier mit diesen Übungen bezweckt wird
Konzentration und Gedankenstille:
Ein sehr wichtiges Element im Yoga ist Konzentration und Gedankenstille. Üblicherweise wird dies im konventionellem Yoga im Meditationssitz und mit geschlossenen Augen durch eine Dauer von mindestens einer halben Stunde geübt. In der Regel gelingt das sehr schlecht und während der Konzentration auf Gedankenstille kommen mehr Gedanken als man üblicherweise hat. Auch hält man die Konzentration meist nur durch kurze Zeit durch. Niemand will das so recht zugeben und viele verzweifeln an der Flut von Gedanken, von welcher die anderen scheinbar verschont sind.
Natürlich, wenn man den ganzen Tag in dieser Übung verharrt und das vielleicht durch Wochen (z.B. Seshin im Zen) mag es im Kopf ruhiger werden, aber für uns im Westen ist Zeit knapp und die Zeit für unsere Yogaübungen sparen wir uns vom Tag ab und müssen wir zumeist auch noch in die Abendstunden verlegen, in denen wir ausgelaugt und ermüdet sind.
Einen Ausweg aus dieser Situation bilden die in diesem Block zusammengestellten Übungen. Wir können alle diese Übungen während des Tages einbauen und in einer kurzen, oft nur Sekunden langen Zeit durchführen, dafür aber möglichst oft. In dieser kurzen Zeit der Übungen gelingt es leichter eine Gedankenstille beizubehalten und uns konzentrativ auszurichten.
Wenn wir Schwierigkeiten mit Gedankenstille und Konzentration haben, dann kann ich nur empfehlen: vergesst die üblichen Übungen und versucht es auf die hier gebrachte Art. Wenn wir die Tiefe und den Wert der hier gebrachten Übungen erkannt haben, dann konzentrieren wir uns ganz automatisch und von selbst. Wenn uns etwas interessiert brauchen wir uns nicht um Konzentration kümmern, sie ist von selbst da, auf eine ganz natürliche Weise. Bezüglich der Gedankenstille können wir ein klein wenig noch nachhelfen, aber auch sie bereitet keine Schwierigkeiten. Was wir hier aufbringen müssen ist Interesse und eine daraus resultierende Aufmerksamkeit. Konzentration ist dann eine automatische Begleiterscheinung.
Interesse bringen wir in erster Linie dann auf, wenn eine Beobachtung für uns neue und spannende Einblicke ermöglicht. Langeweile ist der Feind einer jeglichen Aufmerksamkeit. Deshalb sind die Übungen so aufgebaut, dass sie uns neue Einblicke bei der Betrachtung der Welt vermitteln, uns mit neuen Erlebnissen bereichern und durch eine damit verbundene spirituelle Ausrichtung auch emotionell beleben und bereichern.
Die Welt des Kleinen
Inneres Gleichgewicht zu finden, heißt im Gleichgewicht zur Welt zu sein. Hierzu müssen wir unseren Platz in der Welt finden, aber auch die Welt in ihrer Vielfalt erkennen lernen.
Eine Übung, in welcher wir erkennen sollen, daß unsere Welt, die wir erleben, nur ein kleiner Ausschnitt der großen Wirklichkeit ist, ist der Blick in eine kleinere Dimension. Diese Meditation hier wird auch oft "die Welt im Rasenstück sehen lernen" genannt. Und so läuft sie auch. Wir setzen uns nieder auf eine Wiese und konzentrieren uns auf ein kleines Stück von der Größe einer Handfläche. Hier beginnen wir alles zu erforschen, was sich da findet. Wir sollten uns hierbei ganz klein fühlen, und in dieser kleinen Welt versuchen zu "gehen", als wäre sie ein großer Dschungel. Wir werden staunen, was es da alles zu sehen gibt - und wir sollen auch staunen und Ehrfurcht gewinnen. Das ist das Ziel dieser Meditation.
Meditation: Betrachtendes Gehen
Wer
sich mit Meditation versucht hat, wird zu seinem Schrecken bemerkt haben,
daß wir, sobald wir uns hinsetzen, mehr Unruhe in unserem Kopf haben
als sonst. Bei unserem Kampf um innere Stille sind wir oft die großen
Verlierer. Nicht verzweifeln, es gibt eine ganz ausgezeichnete Übung
- der "Maunaspaziergang" oder "meditatives Gehen".
Die Übung läuft folgendermaßen:
Wo immer wir uns in der Natur oder auf der Straße befinden, können
wir uns einige wenige Minuten gönnen, in denen wir gemächlich
gehen und alles um uns herum aufmerksam betrachten. Hierbei sollten wir
möglichst wenig Gedanken im Kopf haben. Das geht hierbei viel besser
als im Sitzen, denn der Körper hat seine Ablenkung - er kann sich
bewegen und rächt sich nicht bei uns durch Jucken und Kitzeln (ein
Spiel, das er bei sitzender Meditation liebt). Auch unser Geist ist beschäftigt.
Statt sinnlose Gedankenketten zu produzieren, schulen wir uns im aufmerksamen
Beobachten.
Wenn wir die Dinge um uns betrachten, so tuen wir dies mit Seele und Gefühl - wir versuchen das Wunderbare um uns zu erschauen, das Schöne, das Liebenswerte. Allmählich wird diese Art des Betrachtens (mit den Augen eines Künstlers oder mit den nach Schönheit suchenden Augen eines Touristen) sich auf unser Leben auswirken und uns die Dinge um uns schöner sein lassen und uns neue Kraft und Energie geben.
Sehen mit den Augen eines Touristen:
Text aus dem ebook "Die Sandlerin Dasi" von.A. Ballabene: "Die Sandlerin Dasi"
Stellen wir uns vor, dass uns die Stadt und die Straße, durch die wir gehen, völlig fremd ist. Wir stammen aus einem anderen Land, haben ein teures Flugticket gekauft, um eben diese Stadt sehen zu können. Und jetzt sehen wir uns alles aufmerksam an. Nicht nur weil wir Touristen sind, und diese Stadt besonders schön ist. Zu Hause wollen wir auch darüber erzählen können, und wir wollen uns auch noch nach Jahren daran gut erinnern können, nachdem es für uns nicht leicht war Zeit und Geld für diesen Urlaub zu erübrigen. Wir wollen uns deshalb ein jedes Detail gut merken und sehen uns deshalb alles ganz genau und aufmerksam an. Natürlich nur das, was wir schön finden, aber es gibt viel, was wir schön finden können. Wenn es ein weniger schöner Stadtteil ist, gibt es sicher noch genug Motive für eine Foto, das man vielleicht als Motiv mit tieferem Sinn herzeigen könnte.
Sehen lernen
Hin und wieder sollten wir in unserem hektischen Alltag eine Pause einegen und uns nicht jagen lassen. In dieser Pause wollen wir uns einmal die Dinge wirklich, nicht oberflächlich, sondern ganz genau ansehen. Üblicherweise gleiten die Dinge an uns vorüber. Statt einer Begegnung mit einem Blatt genügt das Wort "Blatt", das sich in unserem Kopf als Kommentar bildet und schon sind wir vorbei gegangen. Lernen wir entdecken: das Blatt ist nicht bloß grün! Es ist mehr, es enthält ein ganzes Farbenspiel von Grün - die Äderung, die Schatten, die Flecken, die Narben - es ist ein ganzes Buch, das uns seine Geschichte erzählen möchte. Es wartet darauf von uns entdeckt zu werden!
Text aus dem ebook "Die Sandlerin Dasi" von.A. Ballabene:
Dieses kleine Blatt vor Dir, schau es einmal genau an. Es ist nicht gleichmäßig grün. Die Adern sind heller, daneben ist das Grün dunkler und zwischen den Blattadern ist es wieder heller. Es hat auch ungleichmäßige Flecken. Manchmal auch einen braunen Tupf. Und das nächste Blatt schaut völlig anders aus. Es ist größer, die Symmetrie etwas einseitig geworden, die Spitze etwas hochgebogen. Eine Stelle am Rand ist abgefressen. Das dritte Blatt sieht wiederum anders aus. Wie viele tausend Blätter hat so ein Baum? Und jedes Blatt ist anders, ist einzig. Ist das nicht staunenswert, bewunderungswert?
Sonnenaufgang auf dem Berg
Ich stehe mit ausgebreiteten Armen auf einem hohen Felsengrat. Ein ganzes Meer von Bergen und Tälern liegt unter diesem Gipfel. Kein Schrei, kein Ruf dringt zu mir empor. Die Unruhe der Welt ist in den Tiefen versunken. Selbst der Wind ist nur ein Hauch von klarer Luft. Es ist eine silbrig dunkle Nacht.
Im Osten entsteht ein blasser roter Streifen. Er wird größer und größer und entflammt sich zu glühendem Rot. In diesem Meer von Glut schwebt ein mächtiger, roter Ball - die Sonne.
Heller und heller wird dieser Ball; die Farben wechseln allmählich zu einem leuchtenden Gold.
Der Himmel färbt sich zu tiefem Blau und das Licht wird so hell, daß ich meine Augen schließen muß. Nur mit meinem Herzen erschaue ich es noch.
Sehen wie am ersten Tag Was ist damit gemeint? Es soll heißen: am ersten Tag ist uns die Welt noch fremd und wir erblicken alles unvoreingenommen, ohne die Dinge um uns logisch einzuordnen, wie es dann späteren Jahren zu unserer Gewohnheit geworden ist. Wir versetzen uns in einen Frühzustand der Kindheit in welchem wir die Dinge noch nicht kennen und auch so mit nicht kategorisieren und beurteilen. Nehmen wir als Beispiel eine rissige und fleckige Mauer. Als neuartige Begegnung ist sie für uns weder verfallen noch modern, weder schön noch hässlich. Wir begegnen ihr unmittelbar als einem Gebilde mit Strukturen und Farben, vielfältig und für sich alleine dastehend, eben einmalig. In dieser Weise betrachten wir alles um uns und versuchen unsere Gedanken, die ja zu allem einen Kommentar haben, auszuschalten. Man wird staunen, wie sich die Dinge anders präsentieren; wie aus uralter Versenkung plötzlich emotionelle Erinnerungen aus frühester Kindheit auftauchen. Diese Übung ist nicht nur ein schönes Erlebnis, sie ist noch mehr - eine Entdeckungsreise! |
Meditation über die Jahreszeiten
Wir leben in einem Fluß der Zeit. Aus dieser Sicht wird alles, was uns wichtig erscheint relativiert! Sollen wir uns durch diese Meditation unsere Bedeutungslosigkeit vor Augen führen? Nicht unbedingt, obwohl Puristen solche Meditationen empfehlen. Eigentlich ist damit mehreres gemeint, wie ich es gleich sagen werde, jedoch sind es Betrachtungsweisen, die uns helfen sollen das Leben besser zu meistern und welche uns die Dinge mit mehr Freude erleben lassen sollen:
Als Beispiel "der Baum": Wir setzen uns vor einen Baum und betrachten ihn. Zunächst nehmen wir seine Form auf und seine persönliche Ausprägung. Dann versuchen wir uns vorzustellen, wie er sich im Laufe der Jahreszeiten ändert: Blüten trägt und grüne Blätter, Früchte und dann kahl und mit Schnee beladen ist; Jahr für Jahr. Die Schritte der Ewigkeit haben ihre Spuren auf der Erde hinterlassen. Wir stehen auf heiligem Boden! |
Alles ist in allem
Wollen wir die Schöpfung einmal anders sehen! In unserem Kopf haben alle Dinge ein Etikett. Sie sind wie Karteikarten. Jedes Ding steht für sich alleine. Ich will da nicht unsere Gewohnheiten ändern. Ja, ich kann das nicht einmal, denn diese Art die Dinge zu sehen, hat sich durch Jahrtausende bewährt und den Menschen letztlich zum Herrscher über die Erde gemacht. Durch Reduktion und Vereinfachung lassen sich die Dinge besser erkennen und manipulieren. Wenn wir alles zu komplex sehen würden, würde damit die Welt auch gleichzeitig sehr kompliziert werden. Das weiß ich alles und was ich mit dieser Übung bezwecken will ist nicht eine kompliziertere intellektuelle Betrachtungsweise. Es ist das Gefühl, das ich damit ansprechen möchte. Ein Gefühl wie es die Menschen früherer Zeiten hatten und durchaus damit auch das Leben meisterten:
Alles ist mit allem verbunden. Nichts steht für sich alleine. In gewisser Hinsicht kann man damit sagen, daß in jedem Ding der ganze Kosmos enthalten ist. Wenn wir das erahnen lernen, wird uns selbst das kleinste Steinchen etwas wertvolles sein. Ein jedes Ding ist einmalig und vom Leben aller anderen Dinge durchpulst. Das kleinste Ding selbst wird dadurch sehr wertvoll. Wir leben in einer Schatzkammer - wir sollen das auch so empfinden und Ehrfurcht haben!