Index Okkultes Weltbild |
Windhosen - aus Erzählungen u. Sagen
© copyright Alfred Ballabene , Wien |
Wolkenwirbel und Windhosen der Hexen und Magier
Hin und wieder lesen wir über magische Wirbelstürme in Sagen und diversen okkulten Schriften. Nach Ausdeutung der Geschehnisse ist die Ursache dieser rotierenden "Wolken", radgleichen Wirbel und der Hexen-Windhosen ein ätherischer Wirbel. Manchmal wird diese Erscheinung als wolkig, graue, sich dehnende Substanz (etwa 1/2 m Höhe) wahrgenommen. Die Einwirkung darauf zeitigt eine Reperkussionswirkung auf den Verursacher des Windwirbels oder "Wolkenwirbels", was darauf hinweist, daß ätherisches Fluidal zumindest mit im Spiel ist. Manchmal wird sicher auch übertrieben. Überhaupt finden sich solche Berichte häufiger, die beeindruckender sind, d.h. als Phänomen seltener und sicher auch phantasievoller ausgeschückt sind. Hierher gehören die Wirbelwinde. Diese heißen so, weil sie windartig unsichtbar sind und oft nur dadurch wahrgenommen werden, daß in ihrem Bereich Staub, Gras und Blätter erfaßt werden, obwohl es sonst ganz windstill ist.
Hier einige Beispiele:
Erzählungen, wieder gegeben von Willi Schrödter
Aus: Die andere Welt, Vol.12 (1961), S.297-298:
"1951 berichtete ein Pfarrer L. Br. folgendes
Eigenerlebnis:
,,Ich war Student und zählte 19 Jahre. An einem Augustabend kam ich
von einem Besuche bei Verwandten in der Siegenburger Gegend das Abenstal
herauf und befand mich eben auf dem Wiesenweg zwischen Dirschengrub und
Pitzelmühle. Der Himmel war blau und wolkenlos. Über den Wambacher
Wäldern stand die Sonne und konnte in einer Viertelstunde untergehen.
Etwas müde schreite ich dahin. Da höre ich hinter mir reden. Ich schaue mich um - und sehe niemand. Es muß eine Täuschung gewesen sein.
lch gehe einige Schritte weiter, und neuerdings dringt das Reden an mein Ohr. Aber bis zum Dirschengruber sehe ich weder auf dem Wege, noch links und rechts in der Wiese eine Person.
Wieder gehe ich einige Schritte weiter und komme in die Nähe eines tiefen Wassertümpels zwischen Weih- und Pitzlmühle (der Tümpel ist heute verschwunden). Da ist das Reden ziemlich laut, und ich habe den Eindruck, daß es unmittelbar hinter mir ist. Es klingt in einer fremden Sprache, die ich nicht verstehe.
Unwillkürlich bleibe ich stehen und drehe mich nach allen Richtungen. Aber ich bin ganz allein auf dem Wiesenwege, keine Seele weit und breit. Sonderbar!
Plötzlich geht ein lautes Stimmengewirr und Kreischen um mich los. Im selben Augenblick wirft es mir meinen leichten, gelben Sommermantel, den ich aufgeknöpft trug, von hinten her über den Kopf und reißt es mir meinen Spazierstock, ein knorriges Stück mit hirschbeinerem Griff, aus der Hand. Schnell werfe ich den Mantel zurück und greife nach dem am Boden liegenden Stocke. Um mich ist's wieder still.
lch mache einige Schritte vorwärts. Da geht der Spektakel abermals los, nur noch viel stärker, und ich höre nicht bloß Menschen-, sondern auch Tierstimmen. Den Stock reißt es mir zum zweiten Male aus der Hand, und der Mantel fliegt mir wieder über den Kopf, so daß ich nichts mehr sehe. Zugleich fassen mich zwei Hände an den Hüften und schütteln mich hin und her.
Ein gewaltiger Schreck fährt mir in die Seele. "Es gelingt mir aber, mich wieder frei zu machen und den Stock zu erfassen. Abermals ist es still. Friedlich liegt die Landschaft da. Eine Weile bleibe ich überlegend stehen. Ich habe das Gefühl, daß die Sache noch nicht zu Ende sei. Langsam schreite ich dann aus und nähere mich dem Tümpel.
Auf einmal umtönt meine Ohren ein vielstimmiges Brüllen wie von Tigern, Löwen und Leoparden. Zum dritten Male wirft es mir von rückwärts den Mantel über den Kopf. Schwarz wird es mir vor den Augen. Ein Strick legt sich um meinen Leib und eine unsichtbare Gewalt zerrt mich zum Tümpel hin. Den Stock hat es mir bereits mit solcher Gewalt aus der Hand gerissen, daß mir die Haut mitging.
,,Jetzt werde ich in den Tümpel geworfen und muß ertrinken", geht's mir durch den Kopf. Mit übermenschlicher Kraft befreie ich mich von der Einschnürung, werfe den Mantel nach rückwärts und schon habe ich auch den Stock wieder in der Hand. Das Herz klopft mir zum Zerspringen. Abwehrbereit gegen den unsichtbaren Feind stehe ich da, den Stock in der Hand hoch erhoben.
Die gleiche Stille wie vorher tritt ein, als ob gar nichts geschehen wäre. Ich schaue zur Pitzlmühle hinüber. Die Leute gehen dort aus und ein und nehmen keine Notiz von mir. Haben sie das schreckliche Brüllen nicht gehört? Mutmaßlich nicht!
Was soll ich tun? Soll ich nach der Mühle um Hilfe rufen? Vielleicht lachen mich die Leute dort aus.
Da sehe ich plötzlich zu meinen Füßen ein graues Wölkchen, kreisrund und ebenso groß wie ein Wagenrad. Das Wölkchen bewegt sich langsam über das Gras - in der Richtung nach dem Böhmholz. Wie gebannt schaue ich nach. Aber kein Grashälmchen rührt sich. Wie die Wolkenscheibe am Waldrand ankommt, reißt es plötzlich einige Äste vom Gipfel einer Fichte, und sie sausen hernieder und schlagen mit gewaltigem Knall auf dem Boden auf. Die Wolke selber ist im Walde verschwunden.
Ich habe das Gefühl, daß ich laufen muß und laufe bis zur Köglmühle. Schweißgebadet komme ich in Mainburg an. Über den Wäldern von Wambach geht eben die Sonne unter . . . Jetzt komme ich noch oft an dem Spukplatz vorbei. Erlebt habe ich dort nichts mehr." (33)
Gerade hatte ich diesen Aufsatz fertiggeschrieben,
so berichtet mir am 12. 2. 60 meine liebe Frau Grete Flach (geb. 1897)
- treue Leserin unserer ,,Die andere Welt":
Ein junger Mann und seine Dorfschöne befinden sich eines Abends auf
einer Wiese und treiben allerlei ,,Allotria". Da sah derselbe im Gras
vor sich ein Rad liegen, das sich hin- und her bewegte. Er brach von einem
Strauch einen Ast und schlug aus Übermut an verschiedenen Stellen
auf das Rad. Am nächsten Abend wollte er sein Mädchen wieder
treffen; sie kam nicht, da ging er zu ihrem Haus. Sie sagte, sie könnte
nicht weg, die Mutter wäre plötzlich seit gestern Abend krank,
voller Striemen an allen Gliedern. Der Jüngling erzählte dies
zu Haus, der Vater aber klärte die Kinder dann auf, daß es eben
Dinge gibt, die wohl vorhanden, aber nur für den zu begreifen sind,
der sie selbst erlebt". (Reperkussionswirkung des radförmigen
Astrals auf den Fleischleib; die hexerische Mutter hatte wohl die Tochter
astralither beobachten wollen; "(WSchr.)
(Die andere Welt, Vol.12 (1961), S.297-298)
,,Die andere Welt" 12 (1961), S. 296 (W. Schrödter):
"1673 schrieb Paul Winckler, das Mitglied
der ,,Fruchtbringenden Gesell- schaft" in seiner Selbstbiographie:
,,Als ich mit diesem Manne (dem Vater seiner Verlobten) in Widerwärtigkeiten
geraten und auf einer Kalesche durch Nieder- Pritschen und Guhrau fuhr,
kam von dessen Gegend, dem rechter Hand liegenden Hof, ein Wölklein
mit dergleichen heftigen Wirbelwind auf mich gestossen, dass - weil ich
diesen Possen leichtlich merkte alsofort nebst meinem Jungen vom Wagen
sprang und mich fest an den Zaun hielt, worauf dann dieser Wind in einem
Augenblicke den Wagen über den Haufen stürzte und wieder auf
den Hof zu umkehrte. Ich aber fuhr meines Weges und hatte, sobald ich an
diesem Ort vorbei, weder Wind noch Anfechtung weiter".
(Peuckert, Will-Erich: "Schle3sische Sagen", Jena, 1924; 97)
,,In Niefken bei Medzibor hatte Frau Anna Ponwitz mit einer Hexe Streit, und diese drohte ihr, daß sie ihr schon eine Plage oder Peiniger schicken wolle. Zur Frühlingszeit, als sich die Ponwitz einst auf dem Hofe befand, hörte sie ein Rauschen, wendet sich und erblickt einen Zwirbelwind, der aus dem nahen Walde auf sie zukommt, sie zu Boden reißt und so heftig tobt, daß sie glaubl, er reiße das ganze Haus darnieder. Kurze Zeit darauf fing ihre Besessen heit an." (Peuckert, Will-Erich: "Schlesische Sagen", Jena 1924, S. 97)
Gegen solche Krankheiten, die der "W i c h o r" (wendisch) bringt ,,hilft das Wirbelwindskrau t (Genesta germanica). Das mußt du abkochen und den Sud trinken und dich damit beräuchern". (Sieber; 70 f.)
(,,Die andere Welt" 12 (1961), S. 296 (W. Schrödter))
Hans Findeisen: "Schamanentum", S.110 - 111:
....und Blutergüssen bedeckt iwar, kroch auf allen Vieren zum Westufer des Seees. Dort begab er sich auf eine hohe Landzunge wo auf einem Gerüst die Knochen des verstorbenen Schamanen Basyllai in einem Brettersarg lagen. Er kletterte auf das Gerüst hinauf und legte sich quer darüber. Den Holzschaft seines Brecheisens hatte er übrigens mitgenommen. Mit diesem Schaft klopfte er an den Sarg und wandte sich mit folgenden Worten an den Geist des verstorbenen Schamanen:
0, mein älterer Bruder! Hast du Ohren, um zu hören, hast du Augen, um zu sehen? Darum, weil du tot daliegst, ist mir hier dieses Unglück zugestoßen! Ich bin zu dir gekommen, weil mein dickes Blut vergossen, mein ganzer Körper zerschnitten worden ist. Sieh her, was man aus mir gemacht hat! In diesen Zustand hat mich der Fürst von Bachsyt, Dzellengej, gebracht. Er wollte uns den großen Debilitte-See für sich wegnehmen und kam mit zwanzig Leuten und vierzig Schlittenfuhren hierher und hat mit Gewalt das ganz Schilf des Sees abgemäht. Beschütze uns, hilf und rette!« -
Mit solchen Reden klopfte er an das Grabgerüst. Kaum hatte er jedoch diese Worte ausgesprochen, als sich direkt vom Erdboden unter dem Grabgerüst ein Wirbelwind in die Höhe wand. Staub wurde herumgewirbelt und sofort bildete sich eine Windhose von der Größe eines rindegedeckten hohen jakutischen Zeltes. Unter donnerartigem Getöse und mit schrecklicher Gewalt eilte der Wirbelsturm dem See zu. Zuerst wandte er sich gegen den Fürsten Dzellengej selbst. Als dieser die herannahende Windhose erblickte, hob er seinen Spieß und stieß mit ihm um sich als wenn er in einem Kampfe begriffen wäre. Der Wirbelsturm aber warf ihn kopfüber auf die Erde. Dann fegte er um das auf die Schlitten geladene Schilf und um die dort beschäftigten Menschen. Es wurde plötzlich finster, und alle befanden sich mit einem Male in einer undurchsichtigen und sich drehenden Wolke. Man erzählt sich, daß dieser Sturm ganze Fuhren mit Schilf über den Wald hinweg auf die benachbarten Hochflächen geworfen hätte. Die Mütze des Fürsten fand man später in einer Entfernung von zwanzig Werst von hier.
Nachdem Schilf und Menschen durcheinandergewirbelt worden waren, hörte der Sturm wieder auf. Dzellengej hatte nicht die Kraft, sich auf den Beinen zu halten. Er wurde auf einem Schlitten nach Hause gefahren. In der Folge fiel er in geistige Umnachtung, und an dieser Krankheit starb er auch. Noch heute gilt der Geist dieses wahnsinnig gewordenen Fürsten bei den Jakuten als ein furchtbarer Üör. Der See Debilitte aber verblieb im Besitz des Kurbusachschen Bezirkes, und keiin Bewohner von Bachsyt hat jemals auch nur noch einen Fuß dorthin gesetzt.
So hat also, wie man erzählt, jener Schamane
nach seinem Tode seinen Leuten geholfen.
(Hans Findeisen: "Schamanentum", S.110 - 111)
Die Windsbraut auf der Schröcker
Alm
(Aus:" Die schönsten Sagen aus Österreich",
Seite 393-394; kein Verlag, kein Herausgeber angegeben)
Einmal war ein Bauer mit seinem Gesinde an einem heißen Sommertag auf der Schröcker Allm eifrig bei der Heuernte beschäftigt. Man hatte das Heu auf Haufen zusammengeschichtet, um es bündelweise in die Scheune zu schaffen. Da zogen schwarze Wolken am Himmel auf, es drohte, wie nicht selten im Hochsommer, ein Gewitter. Ein plötzlicher Wind erhob sich, der neben den Heuern wirbelnd in einen Heuhaufen fuhr und ein großes Bündel Heu in die Höhe entführte. Das wäre nun an und für sich nichts so Seltsames gewesen, und doch starrten die Leute verwundert der Heuwolke nach; denn es schien ihnen, als sei mitten in der über ihnen schwebenden Windhose im Heubündel ein dunkler Körper enthalten, den sie vergebens zu erkennen suchten. Sie vermochten sich diese Erscheinung nicht zu enträtseln.
Da nahm ein junger Bursche sein Weidmesser heraus und rief halb im Ernst, halb im Scherz: ,,Wir werden gleich sehen, was für ein Wesen da oben steckt!" Damit schleuderte er sein Messer hoch in die Luft, der geheimmsvollen Heuwolke nach. Aber oh Wunder! Niemand sah das Messer wieder zur Erde herabfallen, und man konnte es auch trotz vielen Suchens nirgends finden. Der Wirbelwind ging rasch vorüber, und dann war alles wie bisher.
Im nächsten Frühjahr wanderte ein Trupp junger, kräftiger Leute, bei dem sich auch jener junge Bursche befand, in die welsche Schweiz (ital. Teil d. Schweiz, Tessin); sie wollten sich dort als Maurer oder Handlanger verdingen. Als sie nicht mehr weit von ihrem zukünftigen Arbeitsort entfernt waren, kehrten sie in der Straße in einem Wirtshaus ein, um nach langer Wanderung eine Stärkung zu sich zu nehmen. Da sah der vorjährige Messerwerfer ein Weidmesser auf dem Fensterbrett liegen. Er erkannte an der eigentümlichen Form der Klinge und des Heftes sogleich sein Messer, das er im vergangenen Sommer nach der aufsteigenden Heuwolke geworfen hatte.
Überrascht, sein Eigentum hier zu finden, nahm er das Messer, um sich zu überzeugen, ob er sich nicht täusche. Während er das Messer noch in der Hand hin und her wandte, trat der Wirt in die Gaststube, und als er das Messer in der Hand des jungen Mannes erblickte, fragte er, ob er es vielleicht kenne. Eine dunkle Ahnung sagte dem Jüngling, er dürfe es nicht als sein Eigentum bezeichnen. Daher erklärte er dem Wirt, es sei ihm nur die merkwiirdige Form des Messer aufgefallen, auch habe er sich das eingeritzte Wappen genauer besehen wollen.
Darauf erwiderte der Wirt: ,,Mit dem Eigentümer dieses Messers habe ich nämlich noch ein Wörtchen zu reden. Im vorigen Sommer hat es meine Tochter mit nach Hause gebracht. Als sie einmal eine Fahrt über Land unternommen hatte, wurde ihr dieses Messer von einem unbekannten Burschen in den Leib gestoßen. Ihre Verletzung war so schwer, daß sie nur mit Mühe und Not das Haus erreichte, mir gerade noch das Unglück, das sie betroffen hatte, mitteilen konnte und bald darauf den Geist aufgab. Das Messer habe ich absichtlich auf das Fensterbrett gelegt. Vielleicht erkennt es einmal einer der vielen Durchreisenden als sein Eigentum und verrät sich dadurch als Mörder meiner Tochter."
Der junge Bursche von der Schröcker Alm aber war froh, daß er erklärt hatte, das Messer nicht zu kennen. Er wußte jetzt aber auch, daß die dunkle Erscheinung in dem Heubündel, das die Windsbraut auf der Schröcker Alm damals davongetragen hatte, keine Täuschung gewesen war.