In letzter Zeit wurde ich vermehrt mit unheilbaren Krankheiten konfrontiert, was mich sehr beschäftigte. Da fragte ich mich auf einmal, was wäre, wenn ich auf einmal meiner Familie auf diese plötzliche Weise entrissen würde. Ich muss unbedingt schauen, dass ich mein Leben in Ordnung bringe, damit meine Familie nicht mehr so abhängig von mir ist.
Bei diesem Gedanken frage ich mich, warum ich mich eigentlich vom Leben so frustrieren lasse, wenn doch alles so schnell vorbei ist. Ich möchte diese negativen Gefühle einfach nicht haben, sondern will bei allem, was ich tue, auch und gerade wenn ich enorm unter Stress stehe durch den Termindruck, mich möglichst unbelastet fühlen, es nicht so nahe an mich herankommen lassen. Ich möchte einfach nicht leiden. Es reicht schon, wenn ich mich ständig so durchkämpfen muss. Dort, wo ich mich gefühlsmäßig distanzieren kann, z. B. was all die Frustmomente wegen meines Beistandfalls betrifft, möchte ich mir einfach sagen, dass er im Grunde noch ein Kind ist. Solange er niemanden umbringt, ist alles im grünen Bereich. So wichtig ist das nicht, dass er kein optimales Leben führt, soll er doch Zeit haben, sich im Leben zurechtzufinden, wenn das sogar mein überdurchschnittlich intelligenter Neffe braucht. Solange sie wohlbehalten leben und niemanden an Leib und Leben schaden, ist alles nur halb so wild, auch wenn mein Beistandsfall den zuständigen Behörden und Anwälten eine Menge Arbeit und Ärger bringt.
Aber ich entscheide für mich, dass ich das alles nicht mehr so ernst nehmen, sondern optimistisch denken will. Ich werde mein Bestes geben, damit es den Kindern gut geht. Sie brauchen meinen Optimismus, damit sie das Leben als Abenteuer und Herausforderung begreifen und nicht als unüberwindliches Labyrinth. Das Leben ist so kurz. Wir ärgern uns zu oft und machen uns zu viele Sorgen bei jeder Kleinigkeit. Das ist es einfach nicht wert. Ich möchte das nicht mehr. Ich werde mich weiter durchbeißen und meine Pflichten erledigen, indem ich sie in mein Weltbild integriere und nicht panisch von mir stoße. Doch will ich mich nicht noch gefühlsmäßig davon vereinnahmen lassen. Das hindert mich nur daran, meine Aufgaben anzugehen. Es ist absolut sinnlos und eine reine Zeitverschwendung, dazu extrem kraftraubend, sich zusätzlich zum schon zu bewältigenden Arbeitsstress noch frustrieren zu lassen. Das kann ich mir nicht leisten. Ich möchte möglichst kraftvoll und "unbeschwert" durch das Leben "shuffeln", wie Pae & Sarah in folgendem Video hier:
http://www.youtube.com/watch?v=e2wTcjHrA3g
Das fasziniert mich, ich möchte das Leben genießen, in jedem Atemzug, denn es ist so erschreckend kurz ... Es würde mich jetzt sogar ärgern, dass ich das so lange zugelassen habe, wenn nicht dieser Ärger genauso wieder eine dumme Zeitverschwendung wäre. Nur aus diesem Grund ärgere ich mich jetzt nicht, dass das Leben so kurz ist. Ich muss es akzeptieren. Ich werde aber nicht darüber grübeln. Es reicht schon, wenn der Tod irgendwann wieder anklopft und jemand von meiner Familie dran ist. Toll finde ich es nicht, aber ich glaube an ein Weiterleben nach dem Tod. Das macht es leichter für mich, es als Übergang in etwas Neues zu sehen, denn eine völlige Auslöschung könnte ich niemals glauben und für sinnvoll achten, sogar wenn es so wäre, was aber niemand wirklich weiß. Also bleibt vieles offen, so wie der Kosmos. Das macht das Leben und sogar den Tod als Tor zu etwas Neuem und Unbekanntem irgendwo spannend. Ich träumte damals, dass mein Vater in eine andere Welt geboren wird und sich wie ein Kind dafür öffnete und er diese Welt hier beim Sterben auf einmal ganz leicht und fröhlich verlassen konnte.
Ich möchte noch etwas aus diesem kurzen Leben herausholen, denn wir alle stehen ja eigentlich vor demselben "Todesurteil", auch wenn nicht gleich so bewusst nahegerückt, wie es gerade Todkranke erleben.