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Re: Gespräche am Sterbebett
myrrhe schrieb am 14. März 2004 um 13:37 Uhr (585x gelesen):

Liebe Irene,

so schwer es ist: ich denke, der Angehörige sollte sich nach dem Sterbenden
richten. Er sollte feinfühlig hineinhorchen, was der Sterbende überhaupt
sagen möchte, wo seine vielleicht unausgesprochenen Wünsche sind. Will er
über den Tod reden? will er überhaupt reden? will er leben und den Tod
verdrängen? will er um sein Leben kämpfen, oder resigniert er? will er noch
etwas in Ordnung bringen? will er allein sein, oder ist ihm die Begleitung
wichtig? Je nachdem, was der Sterbende signalisiert, kann der Angehörige
versuchen, dort Zugang zu bekommen, die Dinge noch auszusprechen, die
sich vielleicht der Sterbende nicht auszusprechen getraut, auch aus Angst vor
der Trauer, die er hinterläßt, wenn er geht.
Der Sterbende ist im Begriff, seinen wohl gewichtigsten Gang (neben der
Geburt) zu gehen. Ihn mit Dingen zu überfordern, die er vielleicht nicht hören
möchte, fände ich nicht gut, aber ihn dazu zu bringen, über das, was ihn
noch belastet, zu reden: das wäre m. E. das Wichtigste. Es erfordert aber viel
Feinfühligkeit ...

Andererseits hat auch der Angehörige ein Recht darauf, traurig zu sein - und
immer kann er es vor dem Todkranken nicht verbergen. Das ist auch gut so.
Trauer gehört zum Sterbeprozeß dazu: für den Sterbenden und für den
Zurückbleibenden.
Ich denke, der richtige Weg wäre der, so offen zu sein, wie es der andere
zuläßt.

Zwischen meinem Mann und mir war es so, daß er nicht reden wollte. Ich
wußte, daß er wußte - aber er wollte es nicht hören, und ich entnahm seinen
Worten, daß er die Illusion seiner Gesundung bis zum Schluß nach außen und
vor sich selbst aufrechterhalten wollte, auch wenn er es natürlich in seinem
Inneren besser wußte. So merkte ich etwa, daß er ein Leasing eines notwendig
gewordenen Krankenbettes als nahenden Abschied empfunden hätte (das
kann man ja dann wieder zurückgeben nach dem Tod) - also kaufte ich es.
(Acht Tage lag er noch darin ...)
Wir redeten also nicht ... aber doch wußte ich, daß er meine Trauer spürte
und sie nicht wollte. Und er wußte, daß ich litt um seiner Schmerzen und
seines nahenden Todes willen. Wir schwiegen und wußten doch ... Gerne
hätte ich mit ihm geredet. Doch das letzte Gespräch über den Tod fand ca.
sechs Wochen vor dem Abschied statt: da äußerte er auch noch Wünsche
bezüglich seines Begräbnisses. Danach wurde das Thema nicht mehr berührt,
und unsere Gespräche drehten sich um Allgemeines, manchmal natürlich
auch um seine zunehmenden Schmerzen.
Ich sah meine Aufgabe dann darin, einfach da zu sein. Ich lebte ein
(scheinbar) normales Leben, sprach normal mit ihm, ließ ihn teilhaben an
allem, was war. Ich war bei ihm: mehr konnte ich ihm nicht geben als das.
Noch zwei Tage vor seinem Tod kamen Freunde, wir waren versammelt an
seinem Bett, er konnte nicht mehr reden und drehte uns seinen Rücken zu ...
aber er hörte, nahm teil. Er war dabei, bis zu seinem Abschied.
Ja, und unsere kirchliche Hochzeit einen Tag vor seinem Tod. Als ich ihn
fragte, ob er das noch wollte, leuchtete sein Gesicht auf ... und so taten wir
es, er schon halb im Koma. Liebe über den Tod hinaus ...

Ja, es ist schwer für den Zurückbleibenden, sich nicht so verhalten zu können,
wie er es will ... aber der Wunsch des Sterbenden geht vor ...

alles Liebe,
myrrhe

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