Re: habe heute erlebt wie ein kleiner junge stirbt..
myrrhe schrieb am 30. Juni 2003 um 19:59 Uhr (671x gelesen):
Hallo Michael,
wie gut kann ich Deine Hilflosigkeit und Deinen Schmerz
verstehen. Auch ich habe jemanden sterben sehen – nicht so
jung, nicht so schrecklich, nicht so plötzlich, ber dieses Gefühl der
totalen Hilflosigkeit, das kenne ich. Er geht … und nichts kann man
tun. Was bleibt, ist Leere – egal, ob es um einen Fremden geht
oder um einen lieben Menschen. Ja, dieses Gefühl der Leere
hatte ich noch lange. Die Welt ist anders, wenn jemand geht …
Sicher wäre es für uns leichter, wenn wir in Hellsichtigkeit geübt
wären und sehen würden, wie der Geistkörper sich erhebt, die
Silberschnur sich durchtrennt, und wie Wesen und vielleicht eine
Lichtgestalt warten, um ihn abzuholen. So bleibt uns nur das
Vertrauen, die innere Gewißheit, daß alles gut ist, was geschieht –
auch wenn wir es nicht verstehen. Ja, alles ist richtig für diese
Seele, die Abschied nimmt; ihr körperliches Leben hat Abrundung
erfahren – sonst wäre es nicht geschehen. So schrecklich es auch
ist für die Hinterbliebenen. Doch auch sie machen ihre Erfahrung:
hautnah erleben sie das, was ihnen einst selbst widerfahren wird,
was jedem Menschen hier auf Erden widerfährt. Niemand ist
ausgenommen.
Und so sehe ich auch die scheinbare Gleichgültigkeit der
Menschen, die Du erlebt hast, als intuitive Schutzmaßnahme,
diesen Tod nicht an sich heranzulassen. Denn der so direkt
erlebte schreckliche Unfalltod reflektiert für sie den eigenen Tod,
ihre eigene Endlichkeit! Jeden Augenblick kann es soweit sein,
man muß nicht alt und krank sein, um zu sterben. Ein simples Auto
kann uns umblasen – so klein, so verletzlich, so hilflos sind wir
angesichts der Welt, die wir uns zum Teil selbst so geschaffen
haben!
Ich für mein Teil glaube, daß das Kind wohlbehütet sein neues
Leben betreten hat. Viele Helfer, vielleicht auch Angehörige,
werden ihm zur Seite gestanden sein, um ihm den Übergang zu
erleichtern. Kinder sind ja noch nicht so weit entfernt von der
spirituellen Welt entfernt wie wir Erwachsene, und so kann ich mir
vorstellen, daß der Bub die Schwelle vielleicht leichter
überschreitet als wir.
Liebe Grüße – und das Licht leuchtet allen Menschen.
myrrhe

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