Bringen uns unsere Glaubensvorstellungen um?
Ulli schrieb am 24. Juni 2003 um 21:54 Uhr (510x gelesen):
Was tun um der Welt den Frieden zu bringen?
Ist es die Religion, sind es die Glaubens- und Moralvorstellungen, die uns von unserem momentanen Elend (Kriege, Terrorismus, Hunger, Armut etc.) erlösen können?
Offensichtlich nicht. In ihrer gegenwärtigen Form haben unsere Glaubensvorstellungen, unsere Moral und unsere Religionen nicht dazu beigetragen, die Menschheit von ihrem Joch zu befreien.
Ganz im Gegenteil: Gerade unsere häufig verhärteten Standpunkte in Bezug auf Fragen der Moral oder des Glaubens haben die schlimmsten Konflikte ausgelöst. Das war nicht nur in früheren Zeiten so (Mittelalter: Kreuzzüge, 30jähriger Krieg, Hexenverbrennung etc.), das ist auch heute so. Der Kampf darum, wer die richtige bzw. die bessere Religion hat, tobt schwerer denn je. Sowohl islamische als auch christliche Fundamentalisten (bes. in Amerika) beharren mit enormen Starrsinn auf ihren jeweiligen Standpunkten.
Wird es jemals eine Lösung geben? Werden die Menschen je toleranter werden?Gibt es überhaupt eine Lösung für diese Schwierigkeiten, obwohl sich seit Jahrhunderten (oder sind es Jahrtausende) nichts Grundlegendes im Verhalten der Menschen geändert hat? Muss man alle Hoffnung fahren lassen?
Ich denke, dass viele unserer Vorstellungen darüber, wie man sein Leben "richtig" zu führen hat archaisch sind und heutzutage einfach nicht mehr funktionieren. Mehr noch - sie machen uns das Leben schwer oder schlimmer: sie bringen uns um.
Beispiele aus "heiligen" Schriften:
(Zitat)
[...]
Nein, nein, nein ... ein heiliges Buch drängt zum Frieden, nicht zum Bekriegen und Kämpfen.
NUN, GOTT SPRICHT hier nicht davon, einfach nur irgendjemanden zu bekämpfen. Gott spricht davon, gegen die zu kämpfen, die nicht auf die Art glauben, wie er euch angewiesen hat zu glauben.
So etwas würde Gott nicht tun. Gott ist der größte Friedensschaffer im Universum. Gott ist der Frieden selbst. Gott würde seine Anhänger nicht anweisen, andere zu bekämpfen, nur weil sie einen anderen religiösen Glauben anhängen.
ABER DIE MENSCHEN behaupten, dass Gott genau das tut.
Im Koran steht in der Sure 9,123:
"O Gläubige, bekämpft die Ungläubigen, die in eurer Nachbarschaft wohnen; lasst sie eure Strenge fühlen und wisst, dass Allah mit denen ist, welche ihn fürchten."
Und in der Bhagavad Gita heißt es in Kapitel 2,31:
"...Auch in Anbetracht deiner Kastenpflicht solltest du nicht wanken, denn für einen Krieger gibt es nicht Besseres als einen rechtmäßigen Kampf..."
Okay, vielleicht wird da gesagt, dass wahre Gläubige hingehen und für ihre Überzeugungen kämpfen möchten, aber da steht nicht, dass sie es müssen, und das Gott dich bestraft, wenn du es nicht tust. Da übertreibt jemand. Das ist nicht das Wort Gottes.
WIRKLICH? LIES DIE Suren 9,38 und 9,39:
"Oh Gläubige, was fehlte euch, als zu euch gesagt wurde: Geht hinaus und kämpft für die Religion Allahs, dass ihr euch unwillig zur Erde neigtet?
Wenn ihr nicht zum Kampf auszieht, wir euch Allah mit schwerer Strafe belegen..."
Oder lies die Gita, Kapitel 2, Text 32-33:
"Glücklich sind die Krieger, denen sich eine solche Schlacht bietet. Sie öffnet ihnen Tür und Tor zum Himmel. Wenn du aber diesen rechtmäßigen Kampf nicht führst und damit deine Pflicht vernachlässigst und deinen Ruhm aufgibst, erwirbst du schlechtes Karma."
Wenn duch dich also fragst, woher diese ganze "Kriegermentalität" kommt, wo diese gesellschaftlichen Tendenzen, Religionskriege zu führen und Selbstmordattentäter zu werden, herrühren, dann schau dir einfach nur eure vielen heiligen Schriften und religiösen Lehrer an. Sie haben eure Spezies seit Generationen geführt. Und fast alle versprechen, dass ihr, ob ihr nun im Kampf gewinnt oder verliert, euren Lohn bekommt. [...]
Viele dieser z.T. gefährlichen Glaubensvorstellungen beeinflussen uns noch heute in größerem Maße als uns im allgemeinen bewusst ist.
Sie führen zu bestimmten geistigen Konstrukten die Einfluss auf jeden Bereich unseres Lebens nehmen: moralische Vorstellungen, staatliche Gesetzte, Institutionen, das, was uns in der Schule beigebracht wird etc.
Dies trifft natürlich auf jede unserer institutionalisierten Religionen zu (einschließlich dem Christentum).
Um der Welt den Frieden zu schenken, müssen wir wohl lernen von unseren starrsinnigen Glaubenssätzen Abstand zu nehmen:
Das heißt natürlich nicht, dass alles, an das wir bisher geglaubt haben "falsch" ist - es bedeutet lediglich, dass wir einige unserer Glaubensvorstellungen, die uns heute eher schaden als dass sie nützlich sind, um sie durch besser funktionierende zu ersetzen oder zu erweitern.
Wir könnten z. B. folgendes tun (Zitat):
- wir könnten die Wahl treffen, uns einzugestehen, dass einige unserer alten Glaubenvorstellungen über Gott und das Leben nicht länger funktionieren
- wir können die Wahl treffen, uns einzugestehen, dass es etwas gibt, das wir in Bezug auf Gott und das Leben nicht verstehen, und das, wenn wir es verstünden, alles verändern würde
- wir können die Wahl treffen, dafür bereit zu sein, dass jetzt ein neues Verständnis von Gott und dem Leben hervorgebracht wird, ein Verständnis, das eine neue Lebensweise auf unserem Planeten herbeiführen könnte
- wir können die Wahl treffen, so mutig zu sein, dieses neue Verständnis zu erkunden und zu überprüfen, und sollte es mit unserer inneren Wahrheit und unserem inneren Wissen in Einklang stehen, unser Glaubensystem so erweitern, dass es darin Eingang findet
- wir können die Wahl treffen, unser Leben zu einer Demonstration unserer höchsten und großartigsten Überzeugungen zu machen, statt zu einer Demonstration ihrer Verleugnung zu machen
(Die fünf Schritte zum Frieden)
Sind das nicht recht plausible Vorschläge, die uns ein ganz neue Perspektive eröffnen?
Herlichst,
Ulli

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Diskussionsverlauf:
- Bringen uns unsere Glaubensvorstellungen um? ~ Ulli - 24.06.2003 21:54 (3)