Die Vielfalt der Weiblichkeit
        
        copyright KaliShivaTara Mai 2006
         
        Es gibt eine Aussage die mich 
        als Frau immer geärgert hat. Diese Aussage wird meistens unter Frauen 
        mit einem recht ärgerlichem Unterton weitergegeben. Es geht darum was 
        Männer von Frauen wollen.
        „Männer wollen in der Frau die 
        Mutter, das schwache kindliche Weib und die leidenschaftliche Geliebte.“ 
        Ein Satz bei dem sich einer Frau die „etwas auf sich hält“ die Haare vor 
        Empörung aufstellen. 
        In Beziehungen habe ich lange 
        Jahre eine dieser Rollen überbetont übernommen. Als Mutter meines Mannes 
        war ich immer die Starke und Beschützende, Wärme gebende, aber auch die, 
        auf die jeder Groll der noch gegen die eigene richtige Mutter bestand 
        abgeladen wurde. Ich wurde in Anspruch genommen als Mutter und abgelehnt 
        als Mutter.
        Als schwaches Weib war ich die, 
        die dem Mann das fehlende Selbstwertgefühl ersetzte, ich wurde klein und 
        dumm gehalten (und habe das zugelassen). Sobald ich einmal in eine 
        meiner starken Seiten rutschte, kam von oben unweigerlich der männliche 
        Daumen, der mich wieder an meine untergeordnete Stelle drückte. Diese 
        meine weibliche Seite war mit Abstand die unangenehmste, weil ich die 
        Erfahrung machte, dass Schwäche sofort ausgenutzt wird. Diese Seite an 
        mir ist, vielleicht gerade wegen dieser schlechten Erfahrungen, die mit 
        der größten Sehnsucht  in mir. Ich habe ein elementares Bedürfnis mich 
        hin und wieder als Kind zu fühlen, das sich unter den starken männlichen 
        Schutz flüchten möchte ohne ausgenutzt zu werden.
        Dieses Bedürfnis ist nie richtig 
        befriedigt worden. 
        Auch hier geschah das Gleiche 
        wie oben, meine Schwäche wurde angenommen zur Selbstwertsteigerung und 
        gleichzeitig abgelehnt weil mir dadurch jeglicher Respekt meines 
        Partners und mein Respekt vor mir selbst abhanden kam. 
        Meine einseitig überbetonte 
        Rolle als leidenschaftliche Geliebte war für mich noch die angenehmste. 
        In dieser Rolle behielt ich die Oberhand und die Kontrolle über das 
        Geschehen. Fast alle Männer kann man mit diesen Liebesfähigkeiten 
        manipulieren wenn man möchte. Ich brauchte niemanden zu manipulieren, 
        schon allein das innere Wissen, dass das möglich wäre gab mir Kraft und 
        Macht.
        Auch in dieser Rolle wurde ich 
        einerseits von den Männern geliebt, anderseits abgelehnt. Da ich auch 
        hier immer in der Rolle der Starken war, der Mächtigen, machte das 
        einigen Männern von Anfang an Angst, andere liebten genau diese Seite an 
        mir über alles und wollten beherrscht werden, wieder andere versuchten 
        mich nach einiger Zeit aus meiner Kraft zu bringen und mich klein zu 
        machen um nicht neben mir unter zu gehen (ich ließ ihnen offensichtlich 
        keine andere Wahl). Der Umgang der Männer mit meiner Leidenschaft war 
        sehr ambivalent. Für mich waren alle diese männlichen Reaktionen auf 
        Dauer sehr unbefriedigend, auch wenn die letztere noch die annehmbarste 
        war.
        Wegen meiner Erfahrungen mit 
        meiner Rolle als mütterliche Gefährtin schwor ich mir, nie wieder eine 
        Mutter für einen Mann zu sein. Meine Erfahrungen als schwache Frau 
        hatten mich zeitweise zu einem seelischen Wrack gemacht und meine 
        Erfahrungen als leidenschaftliche Geliebte machten mich innerlich 
        einsam.
        Nun ist es mir heute morgen wie 
        Schuppen von den Augen gefallen: Alle diese Seiten gehören zu meiner 
        Weiblichkeit, die Aussage darüber was sich ein Mann von einer Frau 
        wünscht, ist eine sehr wahre Aussage und sie trifft all die wundervollen 
        Eigenschaften und Fähigkeiten die wir Frauen in uns tragen und deren wir 
        uns meist gar nicht bewusst sind. Das ist also keine Abwertung sondern 
        ein großes Geschenk das wir den Männern in Liebe machen können und es 
        ist ein großes Geschenk der Männer an uns Frauen, wenn sie diese 
        Vielfalt annehmen können. Es bringt uns aus der inneren Zerrissenheit 
        heraus und macht uns ganz und heil. 
        Der Haken daran ist, dass in den 
        meisten Fällen weder Männer noch Frauen alle diese weiblichen 
        Eigenschaften gleichwertig nebeneinander akzeptieren können. Wir sind in 
        unserer Gesellschaft aus der Urenergie heraus gefallen in der all dies 
        selbstverständlich vorhanden ist.
        Mir war schon lange klar, dass 
        ein starker Mann auch Schwäche zeigen kann. Darüber habe ich mit vielen 
        Frauen geredet. Mir war aber nicht klar, dass ich genauso wenig wie die 
        Männer in der Lage war, alle meine weiblichen Anteile (so wie die Männer 
        ihre männlichen Anteile) ganz selbstverständlich in eine Beziehung 
        einzubringen.
        Die Männer die ich kennen 
        gelernt habe in meinem Leben fielen genauso von einem Extrem ins andere 
        wie ich das getan habe. Von außen übersieht man die Vorgänge leichter, 
        also war mir die unausgewogene männliche Reaktion schon länger bewusst. 
        Dass es auch bei mir selbst und vielen Frauen diese Defizite gab, habe 
        ich hingegen erst jetzt wahrgenommen.
        Als Folge dieser Erkenntnis habe 
        ich mich innerlich bei allen Männern die mich in meinem Leben ein Stück 
        begleitet haben, entschuldigt und bedankt. Entschuldigt habe ich mich 
        dafür, dass ich sie unbewusst „missbraucht“ habe um mein persönliches 
        Lebensmuster zu bestätigen. Bedankt habe ich mich dafür, dass sie sich 
        für die Erfüllung meines Lebensmusters und daraus jetzt resultierend für 
        diese Lernerfahrung, zur Verfügung gestellt haben.
        Dabei habe ich auch bedacht, 
        dass jeder dieser Männer in seinem eigenen Lebensmuster steckt und auch 
        aus diesen Erfahrungen lernen konnte. Somit komme ich nicht in die 
        Verurteilung meiner Person oder der Männer, weil ich gleichzeitig mit 
        ihnen und mit mir Mitgefühl haben kann.
        Back to the roots ihr Frauen und 
        Männer ;-) ! 
        Gebt eurem geliebten Partner was 
        ihr zu verschenken habt aus eurem reichhaltigen inneren Schatz.