Sekten oder Kulte: Im Sprachgebrauch der Bevölkerung wird der Begriff "Sekte" oft mit "gefährlich", "abnorm" und "problematisch" gleichgesetzt. Es wird Sekten mitunter vorgeworfen, staatliche Rechte und Freiheiten auszunützen. Als Negativbeispiel gelten (s. Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sekte):
- der Massenselbstmord der über 900 Mitglieder der Volkstempel-Sekte 1978 in Guyana,
- Mordanschläge gegen angebliche Widersacher durch Swami Omkarananda und einige Anhänger des von ihm gegründeten Divine Light Zentrum,
- die Church of the Lamb of God dessen Führer Ervil LeBaron in den 1970er Jahren ca. 25 Rivalen ermorden ließ,
- der Salmonellen-Anschlag 1984 auf mehrere Salatbars in der Kleinstadt The Dalles durch die Bhagwan-Sekte, bei dem ca. 750 Einwohner erkrankten,
- der bewaffnete Widerstand der Davidianer gegen die US-Behörden 1993, bei dem vier Polizisten und später über 80 Sektenmitglieder starben,
- die Massenselbstmorde innerhalb der Sonnentempler-Sekte, bei denen zwischen 1994 und 1997 in der Schweiz, in Kanada und in Frankreich insgesamt 74 Mitglieder ums Leben kamen,
- die Colonia Dignidad, in der Kinder missbraucht und politische Gegner gefoltert wurden,
- der Heaven's Gate-Massenselbstmord mit 39 Toten,
- am 17. März 2000 der Massenmord an Mitgliedern des Movement for the Restoration of the Ten Commandments of God in Uganda mit über 1000 Toten.[3]
- Yahweh ben Yahweh, Führer der Nation of Yahweh, verantwortlich für fast zwei Dutzend grausame Morde in den 80er Jahren.[4]
- Die Sekte von Jeffrey Lundgren, die 1989 eine fünfköpfige Familie umbrachte, die der Sektenführer für nicht "überzeugt" genug hielt. Lundgren wurde 2006 hingerichtet.[5][6]
- Der größte Anschlag einer Sekte gegen Außenstehende in der modernen Zeit war das Giftgasattentat Ōmu Shinrikyōs in der U-Bahn von Tokio im Jahr 1995, bei dem zwölf Menschen starben und etwa 1000 verletzt wurden
Heute sagt man politisch korrekt und rechtlich dazu Alternativreligion, neue religiöse Bewegung oder "Anbieter am Lebenshilfemarkt", um theologische Streitfragen beiseite zu lassen. Solchen alternativen Gruppierungen schließt man sich eher freiwillig an, während man in die großen Religionsgemeinschaften über die Eltern eher hineingeboren wird. Sekten gehen meistens durch Modifizierungen von Glaubensinhalten und Praktiken von Religionsgemeinschaften hervor, während Kulte völlig neue (?) Glaubenssysteme schaffen. Sekten haben die Tendenz, sich zu Kirchen zu entwickeln, aus denen weitere Abspaltungen hervorgehen.
Aus Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sekte
"Die Gruppen werden nach Art der angebotenen Kompensatoren unterschieden: „Magische“ oder spezielle Kompensatoren versprechen die Manipulation der Umwelt für eigene Ziele, „religiöse“ oder allgemeine Kompensatoren bieten ein universales Welterklärungsmodell an. (...) Magie floriert, wenn wissenschaftliche Mittel zu ihrer Überprüfung fehlen oder nicht akzeptiert werden. Sie kann aber keine Organisation aufrechterhalten. Auf Magie basierende Kulte können sich zu Kultbewegungen mit universalem Welterklärungsanspruch entwickeln, so ging Scientology z.B. aus einem psychotherapeutischen Selbsthilfesystem (Dianetik) hervor. Kultbewegungen provozieren, anders als unorganisierte Kulte, Widerspruch - im gesellschaftlichen Umfeld."
Auf den amerikanische Psychiater Robert J.Lifton geht A. 1980er Jahre die Unterscheidung zwischen fundamentamentalistiischen und totalitären Kulten zurück.
Totalitäre Kulte besitzen
- einen charismatischer Führer, der zunehmend verehrt wird und die ursprünglichen Prinzipien ersetzt, und der sich zudem rasch eine interne Hierarchie aufbaut, die ihm genehm ist
- eine “Gedankenreform“ (persuasion), eine Idee die höchst suggestiv und effektiv umgesetzt wird, Monopolanspruch auf Wahrheit und Erlösung
- Doktrin vor Person (doctrine over person): die Dogmen der Gruppe (des Anführers) haben Vorrang vor der persönlichen Erfahrung.
- geheiligtes Wissen (sacred science): Behauptung wissenschaftlicher und/oder religiöser, okkulter Wissensinhalte, Anerkennungen und Legitimation. Unterbinden von Kritik und Ansichten, die der Gruppe widersprechen.
- Veränderung der Sprache (loading the language): Verwendung von gruppenspezifischen Phrasen und Begriffen, Verwendung von heilige Namen und Bezeichnungen, die Außenstehende so nicht verstehen
- oft Ausbeutung (ökonomisch, sexuell, arbeitsmäßig...) durch Gruppenmitglieder durch oder die Anführer
- Milieukontrolle: Kontrolle aller Kommunikation, Einschränkung der Meinungs- und Bewegungsfreiheit, Provozieren zum Abbruch der Kontakte zu Angehörigen, die der Gruppe nicht angehören.
- wenn Kinder durch Elternteile in der Gruppe sind: Behinderung von Kindern beim Zugang zu Ausbildung, ärztlicher Versorgung und Familienangehörigen außerhalb der Gruppe, mitunter sogar Kindesmissbrauch, Entzug des Kindes von den Eltern
- psychologische Manipulation des Individuums durch Reden, Fasten, Singen, Schlafentzug, Sitzungen, öffentliche Bekenntnisse und öffentliche Schuldbekenntnisse, psychisches Abhängig-machen, sexuelle Hörigkeit ... usw.
- irreale Machtvorstellungen der Gruppenmitglieder, Elitedenken, Abschottung nach außen, interne steile Hierarchie und Bespitzelung, interne Sanktionen bei Abweichungen, es werden größte Schwierigkeiten beim Verlassen der Gruppe gemacht oder aber Abweichler rausgemoppt
- Forderung nach Reinheit: das Aufstellen von harten gruppenverbindenden, aber gesellschaftlich unüblichen Lebensregeln als Kennzeichen von Gut und Böse, nützlich oder falsch. Krasses schwarz-weiß-Denken. Mitunter Selbstkasteiungen.
- Leugnung der Existenzberechtigung Anderer (dispensing of existence): Wer die Wahrheit der Gruppe (des Anführers) nicht einsieht, gilt als verworfen (verdammt) und hat in letzter Konsequenz keine Existenzberechtigung.
Fundamentalistische Kultgruppen beruhen auf dem Verlust traditioneller Strukturen, Glaubenssysteme und Inititationen; und die Bedrohung dieser durch die Moderne. Das wird erlebt als Verlust von persönlicher Sicherheit und als gefährliche Desorientierung wahrgenommen. Daher hält man sich umso starrer an eigentlich Überholtes. Diese neuen Gemeinschaften sind gleichzeitig radikal und reaktionär: Radikal, weil sie die gesellschaftlichen Werte (Meinungsfreiheit, Menschenrechte) in Frage stellen, reaktionär, weil sie vormoderne Autoritätsstrukturen reaktivieren.
Radikale Sekten verändern sich mit der Zeit, werden gemäßigter und werden, wenn es sie schon mehrere Generationen lang gibt, als "traditionelle Sekten" bezeichnet.
Christen neigen dazu, auch alle esoterischen Gruppierungen unreflektiert als (bestenfalls) "Sekten", "Neuheiden" oder (schlimmstenfalls) "Satanisten" zu bezeichnen und zählen auch harmlose esoterische und okkulte Gruppen dazu.
http://www.gemeindedienst.de/weltanschauung/texte/wasistsekte.htm
Betrachtet man aber den Kult und die Vorgehensweisen von heute "anerkannten großen Religionsgemeinschaften", wird man viele obige Sekten-Wesensmerkmale da wiederfinden. Überhaupt, finde ich, ist es so: man wird in Ruhe vor öffentlicher Kritik gelassen, wenn man entweder viele Mitglieder hat oder aber viel Geld, um mediale Meinungen und Lobbies zu kaufen. Das bedeutet aber nicht, das man deswegen eine seriöse "Kirche", Kult oder Vereinigung ist.
Es ist nun für jemand, der sich esoterisch umsieht, nicht so einfach, eine seriöse Gruppe zu finden, die tunlichst keine sektiererischen Negativmerkmale besitzt. Viele fragen sich darum - warum sollten sie sich einem Coven, Zirkel, Loge etc. etc. anschließen und sich den Launen dortiger Mitglieder und Anführer aussetzen und womöglich Geld investieren? Wozu das Ganze, wenn man doch daheim es so schön gemütlich haben kann, ganz alleine mit vielen Büchern.
Vermutlich, weil der Mensch ein soziales Herdentier ist und sich gerne mit anderen austauscht, und gemeinsame Erlebnisse, Feiern und Kommunikation genießt; selbst wenn er sich ab und an ärgert und sich dem Willen von anderen in einigen Punkten beugen muss. Unbestreitbar benötigt man für große Rituale und Initiationen einfach mehrere Teilnehmer auf demselben Level und mit denselben Kenntnissen. Außerdem können viele Leute infach mehr Wissen zusammentragen und tradieren als einer allein.
Es schadet aber nicht, wenn man einer Gruppe angehört, immer wieder diese obigen Punkte durchzugehen und sich zu überlegen, ob man wirklich freiwillig dabei ist und ob man noch eigene Gedanken hat, selbstentwickelte Gedanken, die man auch selbst BEGRÜNDEN kann (im Gegensatz zu einsuggerierten Phrasen). Und ob es für einen selbst wirklich die richtige Gruppe ist, mit den für einen selbst richtigen Inhalten. Ich finde es persönlich ungedeihlich, wenn man den Drang hat, bei einer Gruppe zu bleiben, mit der man hoffnungslos zerstritten ist, nur weil einem nichts Besseres einfällt oder man "Flüche" etc. bei einem Weggang erwartet. Mitunter hat man auch alles von einer Gruppe gelernt, die sie zu bieten hatte, und muss seine nächsten/neuen Ideen einfach von einer neuen (höherstehenden) Gruppe holen - sofern man diese findet.
Die Alarmglocken würden bei mir persönlich bei folgenden Forderungen läuten:
Man soll faul zu Hause sitzen und sich nur den Lehren der Gruppe anheimgeben (der Staat wird schon Sozialhilfe zahlen!), oder am besten ziehen alle Anhänger mit dem selbsterwählten "Guru" (den man finanziell aushält/bezahlt) in eine Art Gemeinschaftswohnung oder Ashram. Um stundenlang seine Reden und Sitzungen hingebungsvoll über sich ergehen lassen. Der schreibt einen das Leben vor (soviel Nahrung und was, soviel Sport, Art der Kleidung, soviel Arbeit, soviel Übung, soviele Gebete pro Tag, soviel Schlaf, soviel Sex, soviele Außenkontakte oder nicht, Familie oder nicht, Öffentlichkeitsarbeit oder nicht, Bildung und Zeitungen oder nicht, TV und Radio oder nicht, Arztbesuch oder nicht, Medikamente oder Operationen oder nicht usw.) Man kann auch wunderbar Geld durch Neumissionierung oder durch Anbieten von "spirituellen Dienstleistungen" verdienen, selbst wenn diese nichts taugen. Für den Guru darf einem nichts zu viel, zu teuer und nichts zu anstrengend sein.
Ein besonders lustiges Beispiel ist mir im Web untergekommen, wo der Guru (ohne Witz!) seinen Jüngern sogar die ANZAHL der in Sitzungen von jedem einzelnen insgesamt zu berichtenden (bewusst gemachten?!) Verlusterlebnissen und traumatischen Erfahrungen vorgibt, um eine "Erleuchtung" à la besagtem Guru zu erleben. Hunderte traumatische Schlüsselerlebnisse aus diesem und anderen Leben, -zig traumatische Todes- und Geburtserfahrungen, inkarnierte Lebenserfahrungen, Schmerzsituationen aus dem jetzigen und vergangenen Leben, ethische Problemstellungen, Implants, suggestive Programmzeilen, mentale Schaltkreise, Problemketten aus zig-Milliarden Jahren, hunderte Bessessenheiten durch Dämonen etc. etc. etc. Wohl dem, der über ein gerüttelt Maß an Phantasie und Kreativität besitzt, kann man da nur sagen. (Wie muss einer geistig einfachst beschaffen sein, um DAS tatsächlich zu glauben!)
Übrigends, man kann auch mit der Kurzversion ohne solche Kinkerlitzchen Erleuchtung finden: indem man versucht, so wenig wie möglich anderen zu schaden, versucht liebevollund verständnisvoll zu sein und sich einfach selbst durch Nachdenken um Weisheit und Meditation bemüht.
Liebe Grüße -
Füchsin