Wochenthema: Wenn Du Dir eine Gabe aussuchen könntest..
Chord * schrieb am
1. September 2005 um 9:44 Uhr (602x gelesen):
Hallo Dirk,
gegen die Weitsicht hatte ich ja auch nichts einzuwenden gehabt. :-) Was du zum Ausschließen meinst, stimmt schon - aber was mich bei der Intelligenz stört, ist dass es so vollkommen beliebig ist, was da als Ausschlusskriterium herangezogen wird, dadurch dass man verschiedene Intelligenzarten zusammenmischt, kommt ja am Ende nicht mehr eine wirklich aussagekräftige Zahl raus - das Intelligenzprofil wäre noch eher brauchbar - aber das wiederum interessiert fast überhaupt niemanden - und es eben diesen postulierten Zusammenhang zwischen Leistungsfähigkeit und Intelligenz gar nicht gibt - ob jemand einen IQ von 130 oder 190 hat, wirst du an seinen Leistungen nicht merken, denn dafür sind andere Faktoren viel wichtiger. Und warum jemand, der in einem Teilbereich außerordentlich gut ist, aber in den beiden anderen schlecht, dann nur als "mittelmäßig" gilt, ist auch nicht einzusehen - sofern er überahupt in der Lage ist, diese Stärke beruflich zu verwerten, wird er sich dann auf den Teilbereich konzentrieren, in dem er gut ist - die anderen sind da völlig irrelevant. Und so entsteht die paradoxe Situation, dass jemand anderer, der in allen Teilbereichen knapp über der Mittelmäßigkeit liegt, diesem dann vorgezogen würde - selbst in Jobs, wo es eigentlich ohnehin nur auf diesen einen Teilbereich ankommt. Da es aber auch da nicht wirklich einen erkennbaren Zusammenhang gibt zwischen IQ-Wert und Leistung, ist es aber auch wieder egal.
(Fast) genausogut könnte man statt dem Intelligenztest messen, wie lang jemand auf einem Bein stehen kann oder dergleichen - wenn man derartiges als Kriterium z.B. für einen Job heranziehen würde, wäre die Absurdität offensichtlich, bei Intelligenztests findet sie halt versteckt statt.
Alles Liebe,
Chord
> Hi Chord
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> Du gibst die Antwort doch selbst schon:
> "...die Intelligenztests werden heute fast ausschließlich als Ausschlusskriterium gebraucht..." Genau dafür und für nichts anderes sind sie heutzutage noch da: Man will Leute ausschließen können, die nicht "der Norm" entsprechen.
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> Aber will die Politik und die Wissenschaft das nicht schon seit langem auf möglichst allen Ebenen? Ist denn dieses Ausschlussverfahren "unnatürlich"? Ist es nicht ein Zeichen der Sozialisation, daß man sich in Gruppen zusammentut, auch mit dem Zweck, andere Leute auszuschließen? Tun wir das nicht alle - z.B. damit, daß wir einen "Paranormal-Verein" gründen oder ihm beitreten? Schließen wir damit nicht ebenfalls Leute aus? Sprich: Ist es nicht zutiefst menschlich, sich gegenüber anderen Menschen abzugrenzen und Diese aus unserem direkten Umfeld auszuschließen? Also ICH tue das ständig (... und mit Vorliebe gegenüber diesem braunen Gesochse. Ich tue es schon damit, daß ich mir etliche Dumpfbacken-Ferseh-Veranstaltungen gar nicht erst ansehe und ich mich damit selbst "aus dem Kreise der 'normalen Zuschauer' ausschließe".) Es ist mir absolut verständlich, daß es noch immer Intelligenztests gibt und es ist mir genauso verständlich, daß z.B. "die Wirtschaft" zur Erreichung ihrer eigenen Zwecke solche Tests ge- bzw. missbraucht.
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> Zum Thema Weisheit (umschrieben als Weitsicht): Es wäre schön, Weisheit "übertragen" zu können, aber das entspricht nicht dem natürlichen Gesetz. Weisheit kann und sollte nur "vermittelt" werden, denn sonst wäre sie "nichts mehr wert". Sonst wären auch Erfahrungen nichts mehr wert, aus denen ja oft genug Weisheit erst geformt wird. Außerdem würde die freie Entscheidung, ob man nun Weisheit haben will, zunichte gemacht werden. Die damit verbundene Frage wäre also: In wie fern nimmt man sich dann ein göttliches Recht heraus, wenn man Weisheit überträgt?
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> Und als kleine ketzerische Frage: Wieso sollten Politiker denn nicht weitsichtig sein? Immerhin planen sie doch sehr genau, wie sie auf längere Sicht hin ihre Schärfchen ins Trockene kriegen. *eg*
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> Gruß Rawir
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