ein auszug aus der seite
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TV-Tipp
MDR FERNSEHEN
Datum Sendezeit VPS
Sa 30.04. 18:00 18:00 Uhr
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Hexen heute
Heute, zu Beginn des dritten Jahrtausends, erlebt das "Hexe-Sein" einen Boom. Vielleicht sind es die Unerklärlichkeiten in unserer durchtechnisierten und rationalen Welt, die Skepsis gegenüber der Schulmedizin oder die Suche nach Orientierungen, die viele Menschen wieder auf vorchristliche natürliche und vertraute Rituale zurück greifen lassen. Eine wichtige Rolle spielt auch der Feminismus. Frauen ergreifen Partei für ihre zu Unrecht niedergemetzelten Geschlechtsgenossinnen und wehren sich gegen die von Männern aufgebürdete Position der Unterdrückten. Wenn heute eine Frau als Hexe bezeichnet wird, so heißt das nicht selten, sie ist selbstbewusst, intelligent und sexy – der Vamp schlechthin. Die unheimliche Alte, mit Warzen und Buckel, gehört ins Märchenbuch der Gebrüder Grimm.
Die dreifaltige Hexengöttin | William Blake | 1795; Rechte: extern
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Die dreifaltige Hexengöttin | William Blake | 1795
Wicca-Kult
Die meisten der neuen heutigen Hexen hängen der Tradition der Wicca an. Grundlage des Glaubens ist das 1954 erschienene Buch "Witchcraft today" des Engländers Gerald B. Gardner. Ein großer Teil des darin verbreiteten Gedankenguts lässt sich auf Buddhismus, Hinduismus und Freimaurertum zurück führen. Innerhalb der Wicca gibt es verschiedene Strömungen. Die in den Hexenzirkeln aufgestellten Regeln entspringen der heutigen Zeit, sie haben nichts mit alten heidnischen Traditionen zu tun. Das moderne Hexentum ist auf dem Weg eine weltweite Religion zu werden. Wicca-Gemeinschaften gibt es in Großbritannien, Kanada, Australien, Neuseeland, Deutschland und Schweden. In den USA gibt es etwa zwei Millionen Hexen, 30 der Hexengruppen sind offiziell als Kirche anerkannt.
Mit dem Wicca-Kult sollen Beziehungen zu den magischen Mächten der Natur hergestellt werden. Es werden zwei Götter verehrt, der Gott der Wälder und der Unterwelt und die dreifaltige Göttin, die als Jungfrau, Mutter und Weise erscheint. Der Vater des Wicca-Kultes, Gerald B. Gardner, bezeichnete ihn als fröhliche und friedliebende Naturreligion.
Viele "neue Hexen" verdienen ihr Geld mit Hand-auflegen, Ausräuchern oder dem Abhalten von Trennungsritualen. Nicht selten haben die heutigen "Hexenmeisterinnen" eine psychologische Ausbildung. Ihre Weissagung wird für viele Menschen zur Lebensrichtlinie.
Kritsche Stimmen
Die Leipziger Soziologin und Psychologin Prof. Godula Kosack warnt vor einer Verharmlosung und Verniedlichung des Hexen-Begriffs. Sie ist von der Existenz des Übersinnlichen überzeugt. Bei ihren empirischen Forschungen bei den Mafa in Nordkamerun ist es ihr immer wieder begegnet. Das Übersinnliche, so Kosack, ist nicht immer gut. Es kann auch böse Formen annehmen. Viele Frauen, die sich heute als Hexen bezeichnen vernachlässigen laut Kosack einen wichtigen Teil des Hexenseins.