Ich bin nur sehr eingeschränkt in der Lage, meine Situation zu beschreiben.
Ich kann das, was mir klar geworden ist, hier nicht alles darlegen, auch, wenn ich mich nicht mehr so stark wie früher darum sorge, erneut verletzt zu werden von Menschen, die ihre eigene Angst auf mich übertragen.
Ich gebe dir in den meisten Punkten Recht.
Ich kann meine Schmerzen nicht alle fühlen.
Es ist einfach nicht wahr, dass jemand, der durch stetige, starke, fortgesetzte Traumata (im Endeffekt) auf das Verdrängen von Schmerz konditioniert wurde, dessen Seele geschädigt ist, dass der WENIGER empfindlich ist, als jemand, der NICHT gefoltert oder missbraucht wurde... Du hast das natürlich nicht zum Ausdruck gebracht, ich sage das nur ganz allgemein.
Er reagiert aber anders darauf, aber jede Kraft, die auf ein Trauma-Opfer einwirkt, zeitigt Wirkung.
Jede Verletzung.
Leider wird die vermeintliche, situative Passivität von vielen Menschen als Aufforderung verstanden, nochmals zuzutreten.
Die vermeintliche "Gewöhnung" an den Terror dürfte ein Hauptgrund dafür sein, dass Opfer in der Gesellschaft die Rolle des Gequälten und zu OPFERNDEN verordnet bekommen.
Und zwar entweder offen, oder versteckt, subtil, kaum merklich, wenn überhaupt, sogar von Helfern... natürlich nicht immer.
Der Schmerz kommt immer, oft später, oft nicht, aber die Folgen sind trotzdem oft unmittelbar und massiv, wenn auch nicht für die Umwelt wahrnehmbar.
Wundere dich bitte nicht über die Nüchternheit meiner Äusserungen.
Es ist bei Überlebenden von Missbrauch oft so, dass sie recht unemotional und vermeintlich unbeteiligt über ihre Traumata und deren Folgen reden.
Es ist kein Ausdruck von Gleichgültigkeit.
Aber es hat ganz offensichtlich den Vorteil, dass eine stabile, reliable Kommunikation ohne inhaltliche oder formale Entstellungen durch emotionale Äusserungen, stattfindet (was schlicht und einfach Kommunikation vereinfacht).
Manchmal gelingt es einem, den Schmerz als "nicht erfahren" emoptional und geistig zu betrachten, zu deklariren - ungewollt, oder gewollt (im Sinne von Totalverdrängung).
Dies will ich nicht.
Ich zweifele daran, dass es mir je passiert ist, ich zweifele an meiner Wahrnehmung, an mir selbst, ich zweifele oft´daran, zu existieren, und zwar nicht als intellektuelle Selbstwahrnehmung, sondern als Selbst-Erfahrung im fundamentalsten Sinne.
Ich bezweifele, ob ich mit den Schmerzen, würden sie in vollem Umfang kommen, umgehen könnte, jetzt, ohne Hilfe, ohne dass sie mich erneut traumatisieren.
Und dennoch verrint meine Zeit wie die eines jeden Menschen.
Ich verspüre tatsächlich Entfremdung.
Sprach taugt nicht so richtig, um das alles zu beschreiben.
Ich bin ein Mensch, der fühlt, der intensiv fühlt, in dessen quasi-autistischer Existenz sich starke Gefühle abspielen.
Ich bin keine Maschine.
Ich bin ein Mensch, der in gewisser Hinsicht Eigenschaften einer Maschine annehmen musste, um mit den Kräften, die mich nachhaltig schädigten, überhaupt irgendwie umgehen zu können.
Und damit ich für meine Täter weiterhin funktionieren konnte, damals... sehr praktisch, nicht?
Ich bin nicht das Entsetzen, ich bin nicht die Krankheit.
Was mir WIDERFAHREN ist, war entsetzlich, und ist es jedesmal erneut, wenn ich von anderen Menschen oder durch mich selbst - beabsichtigt oder unbeabsichtigt - getriggert werde - durch Begriffe oder Verhaltenswéisen, die den triggernden teilweise nicht klar sein können, teilweise aber schon.
Wer von euch kann mit meiner Verletzlichkeit leben, ohne dadurch nicht an seine eigene Verletzlichkeit erinnert zu werden?
Ich bin nicht hier um mich zu opfern, sondern um einen Ausweg zu finden.
Ich liebe... vermutlich.
Kennt jemand das Video von Björk "All is full of love"?
Lieben Maschinen?
Mich erinnert der Text an einen Menschen, der inmitten eines Ozeans an Durst stirbt.
Aber auch daran, dass die eigene Wahrnehmung eine gewaltige Kraft zu haben scheint.
Vielleicht ist es ja nicht zu spät... vielleicht.
> Hallo Ding Dong,
> Ohne Furcht ist auch ein Abgrund ein Weg
> Von dem wir lernen die Zukunft zu weben
> Unsere Flügel wachsen erst im Fallen
> Die uns dann ungeahnte Freiheit geben.
> Du bedankst Dich oft und Du entschuldigst Dich noch öfter,
> aber aus jedem Wort schreit die Einsamkeit.
> Du betrachtest einen evt. Suizid nüchtern? Nein, auch ich sehe keine Nüchternheit. Deine Verzweiflung ist nur zu tief,sodass sie Dir als Nüchternheit erscheint.
> Du meinst es wäre Dein Recht selbst den Zeitpunkt Deines Todes zu bestimmen?? Ja, natürlich, es ist Dein Recht,
> solange Du niemanden damit traumatisierst.
> Aber nimm als Sicherheit an, dass Dir damit nicht die Flucht gelingt.
> Ich habe nicht vor jemanden zu missionieren oder gute Sprüche von mir zu geben. Aber es ist offensichtlich, dass
> Du Hilfe brauchst. Du klammerst Dich mit aller Energie ans
> Leben und misstraust im gleichen Atemzug Deiner Kraft.
> Wir alle gehen in unseren Leben dieselben Wege und es ist unsere Entscheidung wie wir ihn gehen. Suizidgedanken hat
> fast jeder schon einmal gehabt. Wichtig ist nur daraus zu
> lernen. Zerbrechen Dich die Schwierigkeiten oder gehst Du
> gestärkt daraus hervor. Ein Selbstmord hat nur zur Folge,
> dass Du nicht gestärkt weitergehst, sondern zerbrochen die Flucht ergriffen hast und dass Du in einem anderen Leben vor einer entsprechenden Situation wieder gestellt wirst.
> Mach den ersten Schritt: Sprich über Deine Schwierigkeiten und lass es zu, dass man Dir hilft und gib Dir selbst das
> Recht in Freiheit zu leben.
> Liebe Grüsse
> Cassy
>
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