Die Göttin
Irnann* schrieb am 30. Mai 2003 um 16:44 Uhr (538x gelesen):
Feste der Göttin
Bei einem der ersten schriftlich belegten Feste wurde die Hochzeit des sumerischen Königs mit einer Priesterin, die die Göttin verkörperte, gefeiert. "Innana, Dumuzi und der Reichtum des Palastes ", ein verutlich aus den zweiten vorchristlichen Jahrtausend stammender Text, scheint ein "Drehbuch" für diese Hochzeit gewesen zu sein, die als rituelles Drama mit Dprechrollen für die Göttin Innana, ihre Mutter Ninlil und einem Chor über die Bühne ging. Der König als Dumuzi, Sohn und Geliebter der Göttin, sichtlich ein passiver, untergeordneter Charakter, hatte nur eine stumme Rolle.
Jeden Winter wurde Dumuzi von der Göttin geopfert und im Frühling wieder zum Leben erweckt; bei einem anderen sumerischen Fest wurde der König oder ein Stellvertreter bei der Aufführung dieses Mythos getötet.
In der Stadt Harran wurde bis zum 10.Jh.n.Ch. jährlich ein Fest der weinenden, um Dumuzi trauernden Frauen abgehalten; die Frühlingsfeiern im Zeichen der Mutter, die einen verstorbenen Sohn umkreisen, sind vermutlich die hartnäckigste Tradition im Göttinnen - Kults, die in der modernen, westlichen Welt vielgestaltig, z.B. im Osterfest, fortdauern.
In den meisten Festen der Göttin wurde auch ihr Sohn gefeiert. Die Zeremonien, an denen sowohl Männer als auch Frauen teilnahmen, enthieltenb Elemente sexueller Orgien, um die Erde zu größerer Fruchtbarkeit anzuregen.
Das altrömische Fest zu Ehren der Frühlingsgöttin Flora gilt als Prototyp traditioneller Maifeiern. Dabei wurden bis zum 16. Jh. im ländlichen Europa die jungen Frauen des Dorfes von den jungen Männern "geschändet" oder eine ausgewählte Jungfrau ( die Maikönigin ) paarte sich mit einem Mann in grünen Kleidern, der Personifikation ihres Sohnes.
Eines der wenigen schriftlich belegten alten Fruchtbarkeistfeste, das ausschließlich von Frauen gefeiert wurde, war der Erdgöttin Demeter geweidmete Fest der Thesmorphorien, bei dem der Abstieg ihrer Tochter Persephone in die Unterwelt dargestellt wurde. Persephone wurde von Ferkeln verkörpert, die mit Birnbaumzweigen und Gebäck in Form von weiblichen Genitalien in eine Grube geworfen wurden. Am dritten Tag des Festes wurden die Überreste des Vorjahres - die wiedergeborenen Persephone symbolisierend - an die Oberwelt geholt und mit Saatgut befruchtet.
Entnommen aus: Die Göttin - von Shahrukh Husain
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Diskussionsverlauf:
- Die Göttin ~ Irnann* - 30.05.2003 16:44 (1)