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Re: Sich outen als... was immer

Silín schrieb am 10. April 2003 um 9:03 Uhr (364x gelesen):

Hmmm, das ist wirklich ein schwieriges Thema. Ich habe zum Beispiel zu Hause einige Kompromisse eingehen müssen, da ich mit einem Christen verlobt bin und er mit meinem Glauben und meinem Tun halt gor naut zu tun haben will, aber verbieten oder so würde er mir mein Tun nicht (das könnte er auch gar nicht). Ich halte meine Rituale halt nicht direkt unter seiner Nase ab, sondern geh dann eher raus in den Wald oder mache die wenn er nicht zu Hause ist. Aber mit einigen Kleinigkeiten konnte er sich mittlerweile anfreunden. Er mag keine Räucherei auf Räucherkohle, sondern eher Räucherstäbchen, also werden die zu Hause benutzt, ich habe auch ganz offen meinen Altar im Schlafzimmer aufgebaut, da geht er auch nicht ran. Da liegt zum Beispiel auch mein "Magiebuch" drauf, da würde er nie reinsehen, er weiss das mir das heilig ist. In meinem restlichen Umfeld (Arbeit und so), habe ich da zum Glück auch nicht so viele Schwierigkeiten, als wohl Andere. Ich habe hier auf meinem Schreibtisch meinen Steinkreis stehen, nette Sprüche an der Wand und auch viele Bilder hängen, das finden die Leute hier ganz toll. Allerdings arbeitet meine Hoherpiesterin auch hier, und so haben wir ganz viele Menschen hier einfach auf unsere Schiene geholt. Das war deshalb hier nicht so schwer, weil meine Süsse ein Buch über unseren Glauben geschrieben hat und einfach das Korrekturlesen einigen Mitarbeitern überließ, da kam dann bei denen schon die Neugier hoch. Ich sehe halt nicht wirklich ein, mich zu verstecken, was verschlüsselt aufzuschreiben oder so, soll die Menschheit mich als "sozialen Müll" abstempeln, das ist mir persönlich nicht so wichtig, das haben die Leute in meinem Leben schon so oft getan. Aber witzig dabei ist, gerade die Menschen die sowas vor Jahren noch taten, kommen heute zu mir und holen sich Rat. Aber ich verstehe durchaus, dass das nicht jeder ertragen kann. Ich laufe hier auf meiner Arbeitsstelle (bin Teamleiterin) oft genug in "Priesterinnen-Stimmung" durch die Gegend, gerade vor meinen heiligsten Feiertagen. Aber man kennt mich in meiner Umgebung halt auch nicht anders, darum ist es vielleicht für mich leichter mich da durchzusetzen.

Mein Problem mit der ganzen Geschichte ist, warum sollen wir uns verstecken? Ich fände es viel besser auf Veranstaltungen oder Demos (hört sich saublöd an, ich weiss) Aufklärung zu betreiben und zu sich zu stehen. Bei Jugendlichen mit z. B. konservativen Eltern gestaltet sich das natürlich schon wieder weitaus schwieriger. Aber gerade darum bin ich für Aufklärung in der Öffentlichkeit, egal welche Minderheit es betrifft (wobei ich mittlerweile nicht mehr wirklich der Meinung bin, dass wir einer Minderheit angehören). Die Leute wissen viel zu wenig über das Tun in unserem Kreis und darum denken so viele "oh - ist das aber böse was die tun", das bekommen die Leutchen ja auch von der Kirche so vermittelt. Die Kirche gibt doch auch sooo viel Aufklärungen über sich und auch uns in die Welt, warum nicht auch wir? Schon der Faktor, dass die Menschen Nacktheit als "beschämend" empfinden, zeigt doch wie sehr der christliche Glaube noch überall verwurzelt ist. Sogar ich habe Probleme damit, mich nackt vor jemanden zu stellen, obwohl doch eigentlich gar nichts dabei ist. So hat mich die Grosse Mutter erschaffen, was sollte schlecht daran sein, aber da ist die Menschheit zu lange drauf geeicht worden durch die ganzen Irrlehren (diese Diebe, hätten sie mal besser alles aus unserem Glauben geklaut und nicht nur das was die Massen stillhält, dann hätten wir es heute einfacher).

Bin sehr gespannt, wie die Anderen hier darüber denken...

Gruß Silín

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