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re[3]: Mehr Suizid als Unfalltote
Chord schrieb am 16. April 2007 um 4:15 Uhr (776x gelesen):

http://www.paranormal.de/heilerneu/view.php?nr=7834

Hallo Asherah,

die hohen Suizidraten waren mir bekannt, dennoch teil ich deine Meinung nicht so uneingeschränkt. Suizid ist in nahezu jedem Fall (Ausnahmen sind nur jene Suizide, durch die man einem als grausamer empfundenen Tod zuvorkommt, etwa beim Sprung aus einem brennenden Haus oder um einer Entschießung zu entgehen) Folge einer schweren Depression, und diese wiederum erwächst in aller Regel aus einem komplexen Zusammenspiel mehrerer belastender Faktoren - natürlich müssen das nicht bei allen Menschen dieselben belastenden Faktoren sein - eine Ärztin wird z.B. kaum ein Problem mit mangelndem sozialem Ansehen (etwa Stigmatisierung als "Sozialschmarotzer") und eigener Armut haben, dafür hat sie vielleicht ein Problem mit Stress und Ohnmachtsgefühlen, etwa wenn sie hilflos miterleben muss, wie Patienten sterben oder sie ihnen nicht helfen kann, wenn sie leiden. Die Frage, was das Suizidrisiko bei Ärztinnen erhöht, wird in diesem Artikel angesprochen:

http://www.aerztezeitung.de/docs/2004/12/22/234a1401.asp?cat=/magazin/ethik_in_der_medizin

Es gibt Tests, die das Vorhandensein bzw. das Ausmaß einer Depression anhand der belastenden Ereignisse der letzten Monate abfragen - Arbeitslosigikeit nimmt hier als Belastungsfaktor immer einen recht hohen Stellenwert ein. (Soweit ich mich erinnere, werden nur Todesfälle von nahen Verwandten oder Lebenspartnern oder schwere Krankheiten stärker gewichtet, und ich glaube, auch an sich positive Ereignisse wie z.B. Hochzeiten zählen als Belastungsfaktor). Generell ist es immer dann kritisch, wenn ein Mensch das Gefühl hat, ohnmächtig zu sein, sein Leben nicht mehr kontrollieren zu können, anderen ausgeliefert zu sein. Dass dieses Gefühl bei Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern, die oft trotz hunderter Bewerbungsschreiben nur Absagen erhalten ebenso wie bei jenen, die so wenig verdienen, dass sie ihre Familie davon nicht ernähren können, recht oft auftritt, wirst du schwer bestreiten können - schon in "Die Arbeitslosen von Marienthal" wurden die krankmachenden Folgen von Arbeitslosigkeit beschrieben - in heutiger Zeit kommt die große Kluft hinzu - früher waren oft ganze Ortschaften arbeitslos, heute trifft es nur Teile der Bevölkerung, die auf engstem Raum mit anderen zusammenleben, die zum Teil das entgegengesetzte Problem (60-Stunden-Wochen, Überstunden noch und nöcher) haben, wodurch soziale Konflikte schärfer werden. Wenn alle neben einem das gleiche Schicksal teilen ist es vermutlich leichter zu ertragen, als wenn es einem schlechter geht und man noch teils Hohn, Spott und Vorwürfe sich anhören muss.
Suizide sind selten monokausal, und es gibt eine Fülle von methodischen Schwierigkeiten - die z.B. damit anfangen, dass Suizidversuche wie Suizide oft vertuscht werden, dass viele Faktoren, die wahrscheinlich eine Rolle spielen, gar nicht mit erhoben werden, dass vieles aus Datenschutzgründen unzugänglich bleibt usw. Daher gab es auch genau zu der Frage, die du ansprichst, widersprüchliche Ergebnisse bei verschiedenen Studien. Dass es schon Menschen gegeben hat, die wegen Armut und Hartz IV oder vergleichbarer Regelungen Suizid verübt haben, ist leider Fakt, da gibt es sogar schon erwiesene Fälle mit Abschiedsbriefen z.B. oder Schilderung der Leidensgeschichte im Web bis hin zu Suiziden oder Suiziddrohungen direkt am Arbeitsamt. Man kann davon ausgehen, dass die "Dunkelziffer" - also all jene Fälle, wo das Abgleiten in Armut und Arbeitslosigkeit ein entscheidender Faktor war, aber nicht publik wurde als (Mit)Ursache, eine weit höhere ist.
Wie gesagt, es gibt Studien mit unterschiedlichen Ergebnissen bzgl. der Frage, ob Arbeitslose eine höhere Suizidrate haben als der Durchschnitt der Bevölkerung. (Wenn dies so wäre oder ist, steht/stünde das auch nicht im Widerspruch zu einer besonders hohen Suizidrate bei Ärztinnen.)
Eine der Studien, die einen solchen signifikanten Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Suizid nachweisen, ist die folgende Studie aus dem Jahr 2004:

http://www.gesundheitberlin.de/index.php4?request=themen&topic=780&type=infotext

Hier steht: "Die Ergebnisse für Suizid sind ebenso relativ einheitlich und wichtig. Bei allen elf Ländern erkennen wir statistische signifikante Beziehungen zwischen Arbeitslosigkeit und Suizidraten, die gewöhnlich mit einer Wirkungsverzögerung von 0-4 Jahren einsetzen und am deutlichsten mit einer Zeitverzögerung bei 0-2 Jahren sind."

Alles Liebe,

Chord


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