re[3]: das innere kind...
Cosma_Leah * schrieb am
19. Dezember 2010 um 1:18 Uhr (1389x gelesen):
Huhu mrs.brown
Ja, was Du beschreibst, hab ich ähnlich erlebt. Meine Schwester war auch die Aufsäßige und ich die Stille, die nicht nur alles schluckte, sondern die gesamte Verantwortung für die Familie übernahm und dabei sich selbst komplett aufgab. Erst viele Jahre später wurde mir bewusst, dass ich sogar vergessen hatte, mich einmal richtig im Spiegel anzuschauen. Als ich es dann endlich tat, erschrak ich über die Selbstenfremdung. Mir wurde bewusst, dass ich mich selbst nicht mehr so hinten anstellen durfte, denn niemand kämpft für mich, wenn ich es nicht tue. Und das muss man immer. Sogar wenn die anderen relativ nett sind.
Es ist schön, Liebe weiterzugeben, aber sich selbst darf man nicht komplett aufgeben dabei. Sonst verliert man seine Kraft und niemandem ist geholfen. Es war auch so, dass die anderen mich gleich behandelten, wie ich mich selbst. Weil ich nichts auf mich selbst gab, ich meine Gefühle und Stimmungen nicht ausdrückte, wie Du schwieg, fragte auch niemand danach. Es ging immer nur um die anderen, nie um mich. Irgendwann ging es mir aber so schlecht, dass es sozusagen der letzte Rest an Selbsterhaltungstrieb war, der mich wieder lebendig werden ließ.
Ich war nur noch der Schatten meiner selbst. Zum Glück war es nicht zu spät. Obwohl ich auch jetzt Probleme habe, denke ich nur mit Grauen an diese Zeit zurück. Das war die schlimmste Zeit in meinem Leben, nichts kann das je übertreffen. Es war, als wäre ich tot gewesen, und wäre jetzt endlich wieder lebendig. Ich musste seither immer an mir arbeiten. Es ist ein langer Weg. Wenn ich nicht krank wäre, würde ich vielleicht eine Selbsthilfegruppe oder so suchen oder einfach Leute mit ähnlichen Geschichten. Aber so tausche ich mich eben im Internet aus.
Ist nicht ideal. Reale Kontakte im Leben wären wichtiger, aber ist mir teilweise auch zu anstrengend wegen meiner Autoimmunkrankheit und natürlich auch wegen meinen Erinnerungen. Ich möchte nicht mehr vereinnahmt werden, von niemandem. Bin also auf diese Weise auch isoliert und bindungsunfähig geworden durch meine Geschichte. Aber es ist gut, darüber nachzudenken, es zu verarbeiten, dann wird es mit der Zeit besser.
Du bist nicht allein ...
Lieben Gruß
Cosma Leah
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