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Re: zurückgehen und geblieben

Mahacoon schrieb am 13. Juli 2004 um 9:36 Uhr (603x gelesen):

Huhu Elisabeth:)


Ich verstehe auch die, welche dortbleiben. Durch Besuche in Sarajevo weiß ich allerdings, dass die menschen dort es nicht verkraften. Viele wählen den freitod. andere versuchen zu überleben. Sicher geht es in dieser so schönen Stadt langsam wieder bergauf, aber schon beim dorthin fahren riecht man den tod.
Man muß von allem Geschehenem nur einen bruchteil kennen und man riecht diesen Geruch. Und sehr vielen menschen dort sieht man die Vergangenheit an.
Kein Wunder...ich schrieb es hier schon mal...es gab von BBC einen kleinen Film, im Hintergrund lief das Lied von Seal....die Einkesselung von Sarajevo, das Blutbad.
Wenn man diesen film sieht und sich dann vorstellt selbst dabei gewesen zu sein...dann kann man verstehen, dass menschen die lebenskraft komplett verlieren. Und ich bewundere die menschen, die sich jeden tag auf's neue Hoffnung machen und versuchen irgendwie klar zu kommen.

Zwar wird aufgebaut, soweit wie möglich, aber die Seelen der menschen sind lange nicht geheilt.
Umsiedeln bringt glaube ich auch nichts...denn selbst wenn sie hier leben, so haben sie das geschehene immer noch im Kopf, spülen es mit Alk runter, und verlaufen sich desöfteren im Leben. Nicht alle, aber viele.

Vielleicht ist es auch so, dass die welche dort bleiben, eher eine heilung erreichen, da sie nicht weglaufen (können). Sie sich tagtäglich damit auseinander setzen (müssen).

Was ich sehr traurig finde und dies ist auch vielen menschen dort klar...ist die tatsache, dass sie vor dem Krieg alle zusammen gelebt haben. Und eigentlich nicht ihren Nachbarn umbringen wollten....bis dann eines tages der erste schuß fiel. Plötzlich war das gesamte volk aufgehetzt. Sicherlich hat sich das klamm heimlich im Hintergrund aufgebaut....aber irgendjemand hat da meiner meinung nach gezielt die Fäden gespannt.
Und das finden wir in so vielen Ländern wieder:( Und es funktioniert immer wieder auf's Neue!

Was mich ein wenig freute waren die schönen Erinnerungen, die mir Menschen mitteilten....die kleinen Hoffnungsschimmer während des krieges dort...Konzerte die stattfanden...eine der Musikgruppen war wohl U2 ...die die mir davon erzählten, hatten tränen gemischt mit Trauer und freude in ihren Augen. Mich hat das total berührt. Ich heulte mit.

Und so haben wohl auch in anderen orten dort die menschen kleine, klitzkleine schöne erlebnisse und Erinnerungen und tragen sie sich immer wieder vor Augen, um weiterzuleben.

Ich schweife vom eigentlichen Thema ab, tschuldigung:(

Ich würde mich sehr freuen, wenn die menschen dort irgendwann wieder miteinander leben können und sich gegenseitig wieder unterstützen, egal welcher glaube.
In Sarajevo selbst leben ja schon viele wieder Tür an tür.
Und kommen miteinander klar.
Was mir auffällt ist, dass das meist in den Ballungszentren zuerst klappt und sich dann langsam ausbreitet auf die Landgebiete.
Habe ich auch in Beirut so erlebt und beobachten dürfen. Zwar leben sie in verschiedenen Stadtteilen...jedoch vermischt es sich irgendwann wieder.
Und das gibt mir hoffnung.

Nochmals Danke elisabeth für deinen beitrag!

Liebs grüßlie
Mahacoon

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