Re: ich fühle mit Dir!
myrrhe schrieb am 23. Februar 2003 um 21:10 Uhr (407x gelesen):
Meine Liebe,
wie gut verstehen kann ich das alles doch... ging und
geht es mir doch ähnlich! Meinen Mann verlor ich im
Oktober (Krebs), vorher ein Martyrium an Krankheiten
und Todesfällen, drei Elternteile in einem Jahr. Und
dann…
Vor gar nicht langer Zeit hatte ich auch eine so tiefe
Trauer in mir, brach wieder einmal alles um mich
zusammen. Und ich tat es wie Du und schrieb es ins
Forum. Und wie viele liebe Menschen fühlten mit mir
und brachten ihre ganze Liebe zum Ausdruck… es war
so tröstend, wie eine mich umarmende warme
Wolke…
Es ist gut, daß Du Deinem Schmerz Ausdruck
verleihst. Er muß gelebt werden: denn wir sind
Menschen mit Körper und können nicht nur
transzendieren. Wir haben Gefühle … und nur, indem
wir sie leben, können wir sie irgendwann umwandeln.
Und wir lernen: die Liebe, sie bleibt, denn sie ist ewig
und unzerstörbar. Sie ist nicht Freude, ist nicht
Schmerz, sie ist einfach. Sie ist in unserem Herz, und
wir verleihen ihr Ausdruck.
Ich schöpfe auch daraus Kraft, daß wir an diesen
Schicksalsschlägen wachsen. Wir wachsen, wir reifen
in der Trauer, durch die Trauer. Und wir lernen, daß es
in Wirklichkeit keine Trennung gibt, daß die Liebe
Raum und Zeit überwindet. Nicht nur zu den
Verstorbenen, auch zu denen, die wir lieben und es
nicht dürfen.
Nikolaus Harnoncourt, berühmter Dirigent, verlor
seinen Sohn durch einen (unverschuldeten) Autounfall.
Auf die Frage nach dem Warum sagte er, er stelle
keine Frage, auf die er keine Antwort bekommt…
Nein, wir bekommen keine hörbare und verstehbare
Antwort. Die Antwort liegt in uns selbst begründet, wir
geben sie uns selbst: was machen wir aus diesen
Schicksalsschlägen? wie gehen wir damit um?
sperren wir uns ein, oder gehen wir ins Leben hinaus?
verhärten wir unser Herz und lassen kein Licht mehr
hinein, oder trauen wir uns zu lieben? Auch wenn es
wieder wehtun kann, auch wenn es ohne Zukunft ist?
Sind wir mutig genug, das Leben anzunehmen, so wie
es sich uns bietet? Haben wir den unzerstörbaren
Funken der Hoffnung in uns, der uns sagt, daß nach
dem Tal wieder ein Berg kommt?
So wünsche ich Dir von ganzem Herzen, daß Du Deine
Antworten in Dir findest und daraus Kraft schöpfen
kannst, das Leben wieder anzugehen.
Ich umarme Dich und sende Dir mein Licht,
myrrhe
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Komm nun, du sanfter Hoffnungstrahl
entzünde mich und erhelle mein Herz
leuchte mir, wenn es dunkel ist
zeig mir den Weg zum Licht des Seins

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