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Eventuelle schrieb am 12. Mai 2005 um 21:55 Uhr (444x gelesen):
> Hallo,
> hier einige Beispiele aus einer anderen Sicht:
> Verhältnis Raum-Zeit - Veränderungen durch die Medien
>
> Ein voller Terminkalender kann mitunter eine in der Realität unumstößliche Tatsache unangenehm deutlich hervortreten lassen, besonders wenn ein Termin an einem Ort einzuhalten ist, der nächste jedoch an einem gänzlich anderen Ort: Bewegt man sich von einem Ort zu einem anderen, so muss sowohl Raum als auch Zeit durchmessen werden. Einzig durch die Wahl der Fortbewegungsart vermag man zu beeinflussen, wie viel Zeit vergeht, bis man vom Ausgangspunkt zum Ziel gelangt. Man kann jedoch nicht beeinflussen, dass Zeit vergeht, ebenso wenig wie man beeinflussen kann, dass man die Strecke zwischen Ausgangs- und Zielpunkt zurücklegen muss. Zwar kann man eventuell zwischen einem längeren und einem kürzeren Weg wählen, letztlich muss man sich jedoch für einen der Wege entscheiden und diesen auch tatsächlich zurücklegen, wobei eine bestimmte Zeit vergeht. Dabei können wir in der Zeit nur „vorwärts“ gehen, das heißt wir entfernen uns von der Vergangenheit und gehen der Zukunft entgegen. Der Zielort. Wenn im Zusammenhang mit Medien von Raum und Zeit gesprochen wird, dann ist es notwendig zu bestimmen, was unter diesen Begriffen jeweils verstanden wird. Im folgenden soll daher „Raum“ stets als der Ort der filmischen Handlung verstanden werden, während „Zeit“ als die Abfolge der einzelnen Bestandteile dieser Handlung aufgefasst werden soll.
> Wie jedoch vermögen es die Medien, das Verhältnis zwischen Raum und Zeit zu manipulieren? Regisseure haben dank hoch entwickelter Aufnahmetechnik und verschiedener auch Techniken unterschiedliche Methoden zur Auswahl, um mit Raum und Zeit zu experimentieren. Dabei zielen einige dieser Methoden insbesondere auf die Manipulation von Raum, andere hingegen besonders auf die Manipulation von Zeit. Immer jedoch setzt die Verwendung und vor allem die Wirksamkeit solcher Methoden voraus, dass der Zuschauer sie als solche erkennt. Damit ist die erfolgreiche Anwendung der Methoden in hohem Maße von gewissen Sehgewohnheiten der Zuschauer abhängig, die es ihnen erlauben, das Gesehene richtig zu interpretieren.
> Zwei der offensichtlichsten Methoden zur Manipulation von Zeit sind sicher die der fast motion und slow motion. Mit Hilfe der erstgenannten Methoden können Prozesse und Handlungen, die sich über einen längeren Zeitraum erstrecken, in verkürzter Zeit dargestellt werden. So kann zum Beispiel ein großer Teil des Alltags einer Person mit Hilfe eines Zeitraffers innerhalb weniger Sekunden dargestellt werden und damit die für eine Filmhandlung möglicherweise relevanten Ereignisse darstellen, ohne die dafür in der Realität benötigte Zeit aufwenden zu müssen. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass ein Zuschauer kaum ununterbrochen über eine lange Zeit eben jenen Ablauf am Bildschirm verfolgen würde. Ortswechsel, die innerhalb einer derart gerafften Zeitspanne stattfinden, sind ebenfalls Gegenstand von Manipulation, da diese kaum in der Zeit des Zeigens vollzogen werden könnten.
> Auch in der Realität über mehrere Minuten oder Stunden ablaufende Handlungen können mit Hilfe des Zeitraffers in wesentlich kürzerer Zeit sichtbar gemacht werden. Voraussetzung für diese Art der Manipulation der Zeit ist eine besondere Technik, die statt der üblichen 24 Bildern pro Sekunde weniger als 16 Bilder pro Sekunde aufzeichnet. Durch die normale Abspielgeschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde wird dann die Zeitraffung erreicht, da dann in der gleichen Zeit wesentlich mehr als 24 Bilder abgespielt werden können.
> Genau entgegengesetzt funktioniert die slow motion, die Zeitlupe. Hier werden pro Sekunde mehr als 30 Bilder aufgezeichnet, die, wiederum mit normaler Geschwindigkeit abgespielt, eine Handlung wesentlich langsamer als in der Realität ablaufen lassen, da bei einer normalen Abspielgeschwindigkeit nur 24 der mehr als 30 Bilder pro Sekunde abgespielt werden, wodurch sich das Gezeigte wesentlich langsamer darstellt als in der Realität. Diese Methode kann unter anderem dazu eingesetzt werden, um in Realzeit sehr schnell ablaufende Ereignisse sichtbar zu machen. Durch eine derartige Manipulation der Zeit versetzten die Medien den Zuschauer in die Lage, Prozesse zu beobachten, die sonst auf Grund ihrer Ablaufgeschwindigkeit für das menschliche Auge nicht erfassbar wären. Damit machen sie dem Zuschauer Wissen zugänglich, das er ohne diese Methode der Manipulation nicht erlangen könnte. Somit wird durch die Zeitlupe nicht nur die Zeit manipuliert, sondern auch die natürliche Wahrnehmung beeinflusst. Sowohl die Zeitlupe als auch der Zeitraffer nehmen als solche keine Veränderungen in Bezug auf den Raum, also den Ort der filmischen Handlung vor, es sei denn, sie werden mit der Methode der Zeitraffung kombiniert. Bei dieser wird ähnlich wie bei der fast motion die Dauer einer Handlung wesentlich gekürzt. Im Gegensatz zur fast motion basiert diese Form der Kürzung der Abfolge von Handlungsbestandteilen nicht auf einer besonderen Aufnahmetechnik. Die gezeigten Bilder weisen die übliche Frequenz von 24 Bildern pro Sekunde auf und werden auch in normaler Geschwindigkeit abgespielt. Stattdessen wird die Manipulation der Zeit erreicht, indem solche Stellen der Abfolge der Handlung herausgeschnitten werden, die für das Verständnis der Handlung nicht absolut erforderlich sind bzw. solche, die durch Gezeigtes impliziert werden. Für letzteres wird beim Zuschauer eine Denkleistung bei der Rezeption des Films vorausgesetzt. So verlangt diese Art der Zeitmanipulation, dass der Zuschauer ge............ Das Pendant zur Zeitraffung ist die Zeitdehnung, die der Zeitlupe ähnelt, die Zeit jedoch nicht so extrem verzerrt. bei der Zeitdehnung werden meist nur kurze Handlungsabläufe nur wenig verlangsamt. Auf diese Weise können bestimmte Szenen zur Erzeugung einer größeren Spannung beitragen, indem beispielsweise der Sturz einer Person von einer Brücke ausgedehnt wird und damit dramatischer wirkt als der in Wirklichkeit nur wenige Sekunden oder nur Bruchteile einer Sekunde dauernde Fall.
> Eine weitere Methode der Manipulation des Verhältnisses von Raum und Zeit ist das aufeinanderfolgende Zeigen von Sequenzen, die - tatsächlich oder lediglich so inszenierte - parallele Handlungen darstellen. Machbar wird dies durch die Möglichkeit der Aufzeichnung. So können Ereignisse, die in der Realität parallel an verschiedenen Orten stattfinden, von zwei Kameras aufgezeichnet werden und später Nacheinander abgespielt werden. So ermöglichen die Medien dem Zuschauer Zeuge mehrerer parallel ablaufender Ereignisse zu werden, die er auf Grund der unlösbaren Verbindung zwischen Raum und Zeit in der Realität nicht hätte sehen können. Ein Film, in dem diese Methode angewandt wird, ist ein erst kürzlich erschienener Film mit Gwyneth Paltrow. Dort wird in parallel verlaufenden Handlungssträngen dargestellt, was passiert, wenn die Hauptdarstellerin eine S-Bahn erreicht und was passiert, wenn sie diese verpasst. Beide Handlungsstränge werden als gegenwärtiges Geschehen dargestellt und immer . Ebenso können Medien die Einheit von Raum und Zeit aufheben, indem Einstellungen, die zu unterschiedlichen Zeiten an unterschiedlichen Orten gedreht wurden, in einem Film als direkte zeitliche Abfolge dargestellt werden. Allerdings wird einem Zuschauer eine derartige Veränderung kaum bewusst werden, da dieser grundsätzlich von den realen Merkmalen von Raum und Zeit ausgehen wird. Somit wird der Zuschauer schlicht annehmen, dass beide Einstellungen tatsächlich eine direkt zeitliche Abfolge bilden. Dabei ist es für ihn völlig unerheblich, ob möglicherweise die zweite Einstellung vor der ersten aufgezeichnet wurde. Dieses Beispiel macht die Möglichkeit der Medien zur Veränderung von Raum-Zeit-Verhältnissen besonders deutlich, da hier der in der Realität geltenden Regel der Linearität der Zeit zuwider gehandelt wird.
> Ebenfalls der Linearität der Zeit entgegen laufend sind Rückwendungen und Vorgriffe in einer Handlung. Dabei werden vergangene bzw. zukünftige Handlungen in die Gegenwärtigkeit der Filmhandlung eingefügt. Die Manipulation beruht auf der Tatsache, dass jegliche gezeigte Handlung vom Zuschauer als gegenwärtige Handlung aufgefasst wird, da ja laut Realitätserfahrung nur das Gegenwärtige wahrgenommen werden kann, nicht jedoch etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist oder etwas, das in der Zukunft geschehen wird. Diese aus der Alltagserfahrung entstandene Konvention wird durch die Darstellung von etwas Vergangenem oder auch von etwas Zukünftigem durchbrochen und somit findet eine Manipulation der Zeit statt. Damit der Zuschauer trotz der von ihm gemachten Alltagserfahrung die gezeigten vergangenen und zukünftigen Handlungen als solche erkennt, werden verschiedene Mittel verwendet. So kann Vergangenes zum Beispiel durch Schwarzweißaufnahmen oder verschwommene Aufnahmen kenntlich gemacht. Neben Methoden, die hauptsächlich auf eine Manipulation von Zeit ausgerichtet sind, existieren auch einige Methoden, die vorrangig Manipulationen bezüglich des Raumes vornehmen. Eine dieser Methoden ist die Erschaffung eines fiktiven Handlungsortes durch das Aneinanderschneiden von Aufnahmen real existierender Orte. Hier vollzieht der Zuschauer, ohne dass ihm dies bewusst wird, Ortswechsel, die er weder in der erzählten noch in der Erzählzeit vollziehen könnte.
> Ähnlich ist auch die Methode, bei der ein Zuschauer zu Beginn einer Handlung zum Beispiel durch Zeigen eines Wahrzeichens einer bestimmten Stadt zu der Überzeugung gebracht wird, die Handlung spiele sich in eben jener Stadt ab, tatsächlich werden jedoch im Verlauf der weiteren Handlung auch Aufnahmen aus anderen Städten verwendet. Solange kein expliziter oder impliziter Ortswechsel im Rahmen der Handlung stattfindet, wird der Zuschauer bei der Überzeugung bleiben, die ihm gezeigte Handlung spiele sich an dem anfangs dargestellten Ort ab. Tatsächlich vollzieht der Zuschauer wiederum unbewusst einen Ortswechsel - er steht einem manipulierten Raum gegenüber und, da auch hier die Ortswechsel zeitlich nicht realisierbar wären, auch einer manipulierten Zeit, zumal die Handlung in den Augen des Zuschauers als eine direkte Abfolge von Ereignissen wahrgenommen wird, die aber auf Grund ihrer eigentlichen Entfernung voneinander überhaupt nicht direkt aufeinander folgen können. Ebenfalls eine Veränderung von Raum und Zeit findet statt, wenn für die filmische Umsetzung einer Handlung, die in der Vergangenheit spielt, Personen der Gegenwart und in der Gegenwart real existierende Orte verwendet werden. Hier wird sozusagen die Folie der Vergangenheit über den Hintergrund der Gegenwart, der Realität, geschoben.
> Von einer ähnlichen Manipulation kann gesprochen werden, wenn, wie im Film Die Besucher, Vertreter einer bereits vergangenen Epoche, der Ritterzeit, mit Hilfe der Metapher des Zeitsprungs in die Gegenwart geholt werden. So repräsentieren die Ritter nicht nur die bereits vergangene Zeit, aus der sie kommen, sondern gleichzeitig - wiederum basierend auf der unauftrennbaren Verknüpfung zwischen Raum und Zeit - den Raum in der Vergangenheit, der durch bestimmte Merkmale wie die Existenz von Rittertum, die Nichtexistenz von technischen Errungenschaften wie dem Auto, dem Computer etc. gekennzeichnet ist. Erst die Fähigkeit der Medien, die Verknüpfung zwischen Zeit und Raum aufzubrechen, vermag, dass ebensolche Charaktere in dem handeln, was durch die Medien als die Gegenwart dargestellt wird.
> Ein weiteres Beispiel für die den Medien eigene Fähigkeit, Raum und Zeit voneinander zu lösen, basiert auf der Tatsache, dass Medienprodukte reproduzierbar sind und der Zuschauer damit weitgehend von einem festen Zeitpunkt der Rezeption unabhängig ist. Da jedoch, wie oben bereits ausgeführt, ein Film dem Zuschauer stets - es sei denn, die Handlung des Films findet explizit in der Vergangenheit oder der Zukunft statt - suggeriert, er spiele in der Gegenwart, hat dies zur Konsequenz, dass die Gegenwart des Films stets eine andere ist, nämlich die Zeit, zu der das Medienprodukt rezipiert wird. Anders herum betrachtet kann dies aber auch bedeuten, dass durch das Schauen eines 20 Jahre alten Films eine gänzlich andere Zeit als die Gegenwart etabliert wird: die Zeit in der der Film gedreht wurde. Damit greift das Medium wiederum in die Linearität der Zeit ein, indem bereits Vergangenes noch einmal zur Gegenwart wird. Daneben können Medien die Zeit auch anhalten und eine Zeitspanne wieder ... Wie anhand einer Reihe von Beispielen gezeigt wurde, kann gesagt werden, dass die Medien eine Fähigkeit besitzen, zu der alle anderen (heute) existierenden Mittel nicht in der Lage sind: sie vermögen es, Zeit und Raum voneinander abzuspalten und sie in eine neue Ordnung zu bringen. Unter anderem diese Fähigkeit ist es, die aus den Medien etwas machen, das in der Lage ist Illusionen zu erzeugen, denn nichts anderes ist dieses Spiel mit Raum und Zeit. Dass wir und als Rezipienten diesen Illusionen mehr oder weniger unbewusst hingeben, zeigt sich durch die bei uns entwickelten Sehgewohnheiten, die uns erkennen lassen, dass ein Film, der, obwohl er nur ca. 100 Minuten dauert, durchaus eine Zeitspanne von weitaus größerem Ausmaß abdecken kann. Dass wir nicht gänzlich das Gefühl für die Zeit und den Raum und das Verhältnis, in dem sie zueinander stehen verlieren, dafür sorgt der volle Terminkalender, der griffbereit neben dem Radio, neben dem Fernsehen etc. liegt.
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> Ist die Zeit messbar? Ein Beispiel für Neurophilosophie
> Genau gehende Uhren werden gern als Chronometer bezeichnet, als würden sie die Zeit messen, so wie im Keller "Uhren" das durchströmende Volumen von Gas oder Wasser messen. Um die Zeit messen zu können, müsste sie daher, wie Gas oder Wasser, etwas Stoffliches sein. Doch niemand hat jemals einen Stoff "Zeit" gesehen. Was tun also Chronometer tatsächlich? Sie geben uns ein mehr oder weniger verlässliches Maß der Zeit, mit dessen Hilfe wir entweder den Zeitpunkt eines Ereignisses oder seine Dauer als die Differenz zweier Zeitpunkte, nämlich t = t1 - t0 bestimmen können. Die von einer Uhr gezeigten Zeitpunkte sind verbindlich, wenn sie dem internationalen Zeitnormal entsprechen. Das ist genau wie bei einem Maßband, das uns ein Maß der Länge gibt, als die Differenz zweier Bandpunkte. Die von ihm dargestellte Länge ist verbindlich, wenn sie der gültigen Meterkonvention entspricht. Das Maß der Dauer wird heute durch einen Satz Atomuhren gegeben, die ihrerseits durch Schaltsekunden mit der astronomischen Beobachtung der Tageslänge koordiniert werden, wodurch sich die koordinierte Weltzeit UTC ergibt, die Uhren und Erleben in Übereinstimmung hält.
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> Was ich Ihnen hier vortrage ist also keine Theorie, sondern die Praxis!
> Wer immer von "Zeitmessung" spricht, weil er die Funktion einer Uhr nicht versteht und nicht zwischen Uhr und Zeit unterscheidet, kann möglicherweise auch nicht sinnvoll mit einer Uhr umgehen, weil er ja das Maß des Messens, die Zeitpunkte, für den Gegenstand des Messens hält und so gar nicht weiß, was er misst. Darüber hinaus weiß er auch nicht, dass "messen" der Gewinn eines quantitativen Wissens ist, zu dem nur zur Kognition fähige Lebewesen in der Lage sind, nicht jedoch tote Apparate, die nur etwas anzeigen können. Alles Wissen ist geistiger Natur!
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> Und wie will man ohne vorgegebene Maße je etwas messen?
> Zuerst müssen Maße festgelegt werden! Diese Notwendigkeit ist unaufhebbar! Wer glaubt, dass Uhren die Zeit messen, müsste auch glauben, die Zeit bliebe stehen, wenn dies seine Uhr tut. Aber die Zeit kann man nicht messen, sondern ihre Einheit, die Sekunde, muss, wie alle anderen Maßeinheiten auch, durch Definition festgelegt und durch internationale Konventionen zur Geltung gebracht werden, denn alle Normale sind keine Frage der Wahrheit sondern der Geltung. Sodann bedürfen die definierten Einheiten der materiellen Wiedergabe mittels geeichter Maßstäbe, eine Eichung die - im Falle der Uhren - in Deutschland mittels der Atomuhren der PTB in Braunschweig erfolgt, von der per Funk Zeitpunkte gesendet werden. Die Zeit "vergeht" nicht, sondern nur die Zählung der immer gleichen Zeiteinheiten schreitet fort, was anzuzeigen die Aufgabe einer Uhr ist. Gerade erst dann, wenn Maßstäbe, so auch Uhren, uns orts- und bewegungs-unabhängig ein immer gleiches Maß geben, kann es sinnvolle, d.h. geistig und technisch nachvollziehbare = übertragbare Handlungen geben, die als "messen" bezeichnet werden dürfen, deren Ergebnisse das Prädikat "Wissen" verdienen.
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> Während also am Messvorgang selbst nichts Geheimnisvolles ist, wenn man die Zeit richtigerweise als das Maß der Dauer versteht und die Uhr als ein Hilfsmittel, Zeitpunkte in objektiver und möglichst gültiger = der Norm entsprechender Weise darzustellen, bleibt doch die Frage, wie Menschen zum Begriff der Zeit kommen, wenn sie nichts Stoffliches ist. Hier ist das zu beachten, was der Quantenphysiker die Rolle des Beobachters nennt, die vielen Physikern zu akzeptieren immer noch schwer fällt, soll in ihren Augen doch alles ganz objektiv sein. Doch es ist einzig sein Erinnerungsvermögen, das dem Beobachter Zeitliches erlebbar macht. So wie es ohne Ohren keine Geräusche sondern nur materielle Schwingungen gibt, so gibt es ohne ein vergleichendes Gedächtnis nur den jeweils momentanen Zustand der Dinge. Ohne einen Beobachter gibt es nichts Zeitliches! "Erst durch die unserer Erinnerung zugänglichen Einzelerlebnisse nach dem nicht weiter zu analysierenden (d.h. uns spontan gegebenen) Kriterium des 'Früher' und 'Später'" (Albert Einstein, Grundzüge der Relativitätstheorie), gewinnen wir - durch eine originäre Leistung des Erkenntnisapparats - die zeitliche Dimension des Erlebens und den Begriff der Zeit als der Ordnung des Nacheinanders (Definition von Leibniz). Diese Ordnung tritt zu den ebenfalls auf unseren Unterscheidungen beruhenden 3 Ordnungen des Neben-, Über- und Hintereinanders als 4. und eigene Ordnung hinzu. Wir nennen die Ordnungen "Dimensionen". Die Erinnerung und die Fähigkeit der Unterscheidung von Inhalten des Gedächtnisses nach dem uns gegebenen und daher "nicht weiter zu analysierenden Kriterium des 'Früher' und 'Später'" sind die Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung aller Merkmale, die zeitlich sind, wie Reihenfolge, Veränderung, Bewegung, Gleichzeitigkeit, Ungleichzeitigkeit und Dauer. Es sind Merkmale, die wir an die Dinge herantragen, um sie handhaben zu können. Oder wie es Einstein am Ende seines Lebens, einem Monat vor seinem Tod sah, wie immer alles Mentale als "Illusion" ansehend: "Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion." Die Zeit ist demnach nicht beim Urknall entstanden, wie man heute so salopp sagt, da sie ja nichts Stoffliches ist, sondern sie entsteht immer wieder neu im Kopf des Beobachters, wenn er sich erinnert und Erinnerungen vergleicht - was ja das Gehirn ganz automatisch tut, weshalb dem Beobachter ihr Ursprung so wenig bewusst ist. Doch er orientiert sich nicht in Zeit und Raum, wie er meint, sondern mit Hilfe von Zeit und Raum seines Unterscheidungsvermögens, mit denen sein Gehirn das Chaos der Wahrnehmungen auf eine für das Lebewesen nützliche Weise ordnet. Das ist es, was wir positiv feststellen können.
>
> Hier ist die Stelle, um etwas über das strapazierte Verhältnis von Zeit und Raum zu sagen: Zeitmaße werden uns nacheinander, Raummaße dagegen nebeneinander, d.h. auf einmal gegeben. Dieser Unterschied ist unaufhebbar, wollen wir nicht unser zeitliches Verständnis verlieren. Gemeinsam ist Zeit und Raum ihre Maß-gebende Funktion als physikalische Größen. Das ist alles, was sich positiv über das Verhältnis von Zeit und Raum sagen lässt und mehr zu sagen ist m.E. wissenschaftlich auch nicht nötig.
>
> (Jetzt noch ein paar Worte zum Raum: Raum ist ja immer dort, wo nichts ist. Also ist der Raum, ebenso wie die Zeit, keine Sache. Und weil er keine Sache ist hat er auch keine materiellen Eigenschaften wie metrische Strukturen. Jedoch haben Menschen rein geistig metrische Modelle entwickelt, wie die euklidische Geometrie für gerade Linien, mit denen sie Räumliches in nachvollziehbarer Weise beschreiben können. Und wenn sich Beschreibungen vereinfachen oder präzisieren lassen, indem man eine sphärische Geometrie verwendet, ist das natürlich in Ordnung. Das gilt auch für das Modell der Raum-Zeit. Aber es berechtigt nicht zu sagen, dass der Raum euklidisch, sphärisch oder sonst was ist, denn er ist nichts. Immer haben wir es nur mit geistigen Modellen zu tun, deren Zweckmäßigkeit für das jeweilige Problem zu erweisen ist.) - nicht vorgetragen
>
> Es bleibt zu klären, was der Vorgang des Messens kognitiv ist. Das Grundmuster des quantitativen Erkennens ist das Vergleichen. Messen ist der mentale Vorgang des Kenntnisgewinns durch Vergleichen von kognitiv verschiedenwertigen Größen: einer bekannten, weil vom Menschen gesetzten - dem Maß - und einer unbekannten, die zum Maß durch Zahlen, die in der Regel ein materielles Hilfsmittel gibt, in Relation gebracht wird, wodurch sie ebenfalls bekannt wird. Erst müssen Normale festgelegt sein, dann kann man messen - denn mit was wollte man sonst messen? Maße werden also aufgrund eines Begriffs von Größe zweckmäßig definiert. Sie existieren nicht sondern sie gelten, sind also etwas Geistiges, mit deren Hilfe wir uns ein quantitatives Wissen aneignen können. Geistig können wir immer nur mit Geistigen umgehen. Das ist eine Selbst-Verständlichkeit! Nur wenn es nicht so wäre, bedürfte dies einer Erklärung. An der aus der unaufhebbaren kognitiven Grundsituation kommenden Bedingung aller quantitativen Erkenntnis kann keine Theorie etwas deuteln oder ändern, weshalb nur diese Grundsituation selbst die Basis weitergehender Überlegungen sein kann.
>
> Vor aller Forschung muss also die Klärung der Begriffe und Prinzipien und ihrer richtigen Handhabung liegen, will man zu klaren Fragen und Forschungsprogrammen kommen, um nicht etwa z.B. ein Maß für das zu Messende zu halten. Eine solche Abklärung allein, wie hier mit Hilfe der Neurophilosophie, die neurologische Befunde mit philosophischen Fragestellungen verknüpft, wird schon mehr an Erkenntnissen bringen, als alles Forschen aufgrund unklarer Annahmen hin, die ja immer nur zu unklaren Ergebnissen und zu Streit führen können. Im Physik Journal vom Oktober 2004 wurde auf die "Vorlaufforschung" als "die unabdingbare Voraussetzung" für spätere brauchbare Resultate hingewiesen. Betrachten Sie bitte daher eine gewissenhafte Propädeutik als eine lohnende Investition in die Zukunft Ihrer Wissenschaft. Wollen Sie die Orientierung behalten, beginnen Sie mit Ihrer Wissenschaft bei ihren Voraus-Setzungen und nicht irgendwo mittendrin. Sie können sonst vielleicht gut "mitschwätze", wie der Schwabe sagt, ohne eventuell die Sache wirklich zu verstehen.
>
> Doch jetzt genug der Belehrung. Wie sagte doch Goethe: "Die Rede geht herab, wenn sie beschreibt, der Geist will aufwärts, wo er ewig bleibt." Hier deshalb zum Abschluss das Wort einer unitarischen Dichterin, das auch den Abschluss meiner Philosophie-Website ZEIT UND SEIN bildet, auf der im Übrigen meine auf dieser Tagung vorgetragenen Texte ab sofort als Anhang dokumentiert sind:
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>
> Raum und Zeit
> von Elke Lazarraga 1913 - 2005
> Schaust du zum nächtlichen Himmel empor,
> dann siehst du's: unendlich!
> Raum ist nur menschliches Maß.
>
> Fühlst du die Lust, wie den Schmerz bis zum Grund,
> dann weißt du's: unendlich!
> Herz, das die Zeit stets vergaß:
> Zeit ist wie Raum nur ein menschliches Maß.
>
> Fliege, mein Herz, hinaus über Raum und Zeit!
> Lasse dein Sein,
> werde teilhaftig der EINEN Ewigkeit!
>
>
>
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Diskussionsverlauf:
- Gibt es? ~ Eventuelle - 12.05.2005 18:42 (2)
- Gibt es? ~ sonnyboy - 12.05.2005 21:50
- Schmunzel o.T. ~ Eventuelle - 12.05.2005 21:55