1
Dieser Bibelartikel wurde durch Kahal.De digitalisiert und ist unter
www.kahal.de veröffentlicht.
Bitte beachten Sie das Copyright des Autors. Vielen Dank. Anregungen und Anfragen hierzu bitte an:
Info@Kahal.De
Autor: Karl Geyer
Thema: Die letzten Beweggründe allen Handelns
In der gegenwärtigen Weltzeit, die in der Schrift der böse Aeon genannt wird, dessen Gott und Fürst der Satan
ist, der Lügner und Menschenmörder von Anfang, braucht man nur die Wahrheit zu bezeugen und Liebe zu
üben, um verleumdet und gekreuzigt zu werden.
Das sehen wir klar und deutlich an dem Einen, der sündlos und rein über diese Erde ging, dem Gerechten und
Heiligen, dem Sohne Gottes. Er kam in die Welt, um der Wahrheit Zeugnis zu geben (Joh. 18, 37); und er ging
umher, wohltuend und heilend alle, die vom Widerwirker unterdrückt
waren (Apg. 1O, 38). Aber der Fürst dieser Welt, der Lügner von Anfang, kann das Licht der Wahrheit nicht
ertragen, weil das Licht alles offenbar macht und die Werke des Teufels als böse und widergöttlich bloßstellt.
Satan kann aber auch um seiner Untertanen willen das Licht der Wahrheit
nicht in seinem Herrschaftsbereich dulden, weil am Wesenhaften aller Schein enthüllt und entlarvt wird. Er, der
Menschenmörder von Anfang, kann auch nicht gestatten, daß jemand das Wohl der Menschen, das Wohl des
Nächsten, das Wohl des Anderen und der Anderen sucht, wie es der
Sohn der Liebe tat und tut. Wenn die Liebe zur Herrschaft käme, würde ja niemand mehr dem Nächsten etwas
Böses zufügen. Nie mehr würden die Menschen sich morden und ausrotten. Damit aber wäre die Herrschaft
Satans praktisch zu Ende, weil seine Grundsätze und Methoden nicht mehr
befolgt würden. Der Mensch wäre dann wirklich ein Königspriester, in königlicher Freiheit und Herrlichkeit
herrschend und in priesterlicher Reinheit und Vollkommenheit dienend.
Satan aber will unbedingt die Stellung halten und die Welt nach seinem Willen formen und lenken. Hierzu
braucht er die Lüge, um seine bösen Absichten zu tarnen und im Dunkel zu verstecken; und er braucht den
Menschenmord, um aIle zu beseitigen, die seine Pläne kennen und aufdecken und seiner Wirksamkeit
widerstehen.
Darum verfolgt er auch alle Glaubenden und Liebenden, wie er den Christus verfolgte. Denn Glaube ist das
Erfassen des Wesenhaften, das Sichstellen und Sichgründen auf den Boden der Wahrheit, das Verwirklichen
und Wesentlichmachen des verbeißenen Hoffnungsgutes, das Hindurchdringen von der Finsternis zum Licht,
das geistmäßige Ergreifen der zukünftigen Dinge, das wesensmäßige Vorausgenießen der Gaben und Kräfte
der kommenden Neuschöpfung. -- Liebe ist die Einbeziehung des Nächsten in die Segnungen des
Wesenhaften, ist die Auswirkung der Wahrheit am Nächsten, ist das Mitteilen der Frucht des Lichtes an den
Bruder, ist die Erfüllung oder das Vollmaß aller auf das Wohl der Geschöpfe abzielenden göttlichen
Ordnungen. - Das Endziel aller Gottesordnungen ist der Glaube, der durch die Liebe wirkt, oder der in Liebe
sich auswirkende Glaube (Gal. 5, 6). - "Die Wahrheit festhaltend in Liebe, bringen wir das All zum Wachsen in
Ihn (den Christus) hinein, der das Haupt ist" (Eph. 4, 15),
Wahrheit und Liebe sind die b e i d e n p o s i t i v e n M i t t e l u n d B e w e g g r ü n d e G o t t e s, aus
denen und durch die er das All zum Wachsen bringt in den hinein, der das Haupt des ganzen Alls ist, den
Christus.
Lüge und Gewalt, d. h. gewaltsames Unrecht bis zum Hinwegräumen oder Liquidieren des Gegners durch
Mord, s i n d d i e b e i d e n n e g a t i v e n M i t t e l S a t a n s, die er als Gott und Fürst des
gegenwärtigen bösen Aeons zur Anwendung bringt, um zu verhindern, daß ihm die Weltherrschaft aus den
Händen gleitet und das von ihm im Tode Gehaltene zum Leben durchdringt und in den Christus, den Urheber
des Lebens, eingepflanzt wird.
2
Die göttlichen Beweggründe wirken lebenweckend, lebenfördernd und vollendend auf den Menschen; die
satanischen Beweggründe wirken lebenhemmend und hindernd und zerstörend auf den Menschen.
Die ganze Welt liegt im Bösen, im Argen, d. h. in Satan (1. Joh. 5, 19). Der jetzige Kosmos befindet sich im
Zustand der Finsternis und des Todes. Von Natur aus waren auch wir alle tot in Sünden und Übertretungen.
Da ließ Gott, der einst aus der Finsternis Licht leuchten hieß, den hellen Schein des Evangeliums in unsere
Herzen fallen. Die Frohbotschaft der Gnade erklang in unseren Ohren und Herzen: ,,Der Retter aus der
Sklaverei der Sünde und des Todes ist da! Die Freilösungssumme für die Leibeigenen, das Lösegeld für die
Sklaven ist bezahlt! Das Tor der Freiheit steht offen! lhr Unfreien seid frei! Ihr könnt sofort ausgehen aus der
Einengung in die Weite! Für die Freiheit hat der Gottgesandte, der Sohn der Liebe, uns freigemacht! Geht
aus!" -
Da offenbarte es sich, wer die Finsternis mehr liebte, als das Licht! Alle, denen es nicht um das Wesenhafte,
das Bleibende, die Wahrheit ging, blieben im Dunkel und suchten ihre eigensüchtigen Beweggründe und ihre
falschen und bösen Handlungen in der Finsternis verborgen zu halten. Die Erleuchtung durch das helle Licht
des Evangeliums nützte ihnen nichts. Sie zogen sich in die Verstecke der unlauteren Ausreden und der Lüge
zurück, um sich nicht selbst richten und verurteilen und ihren falschen Weg verlassen und ihr verkehrtes
Verhalten aufgeben zu müssen.
Die aber, die mit Ausharren in guten Werken Herrlichkeit, Ehre und Unverweslichkeit suchten (Röm. 2, 7),
obwohl sie weder Gesetz noch Evangelium kannten, weil sie es nie hörten (wie es auch heute genug
Menschen gibt, die nicht glauben, weil ihnen nicht gepredigt wurde), die aber dem Gesetz des Herzens und
dem Zeugnis des Gewissens und dem Urteil der Gedanken folgten (gemäßl Röm. 2, 14-16), die also bereits in
ihren Herzen jene Grundentscheidung für das Wesenhafte gefällt und die Liebe zum Wesenhaften, zur
Wahrheit angenommen hatten, erkannten, daß ihnen im Sohn Gottes der Wesenhafte, die Wahrheit
entgegentrat. Sie sahen in ihm die Antwort Gottes auf das tiefste Sehnen des Menschen, und sie ergriffen die
unaussprechliche Gabe, die Gott ihnen anbot in seinem Sohne.
Die Erkenntnis, daß Jesus der Christus sei, der Sohn des lebendigen Gottes, kann durch Fleisch und Blut
nicht geoffenbart und vermittelt werden. Nur der Vater im Himrnel weiß, wer der Sohn ist, und nur er kann ihn
einem Menschenherzen offenbaren als den, der er in Wahrheit ist. Vergleiche Matth 16, 17; 11, 25-27; Luk.
10, 21. 22; Job. 10, 15 u. a.
Wo in einem Menschenherzen d a s g r o ß e S e h n e n nach der Lichtsherrlichkeit und Unverweslichkeit
Gottes aufgebrochen ist, stillt es Gott selbst, indem er auf irgend eine Weise durch ein Wort der Predigt oder
ein besonderes Erlebnis oder ein Zeugnis die Göttlichkeit des Sohnes enthüllt und ihn in dem betr. Herzen als
einen herrlichen Sohn darstellt und verklärt. Gott selbst legt seinen Samen, den Christus, in ein Herz (Gal. 1,
15. 16). Gott selbst läßt die Erkenntnis seines Sohnes in dem Herzen aufleuchten. Gott selbst gibt das
Wachstum des Glaubens und der Erkenntnis. Gott selbst gibt durch seinen Geist Zeugnis unserem Geiste.
Und Gott selbst pflanzt uns so in den Christus und damit in das Leben ein und macht uns zu einer neuen
Schöpfung und tauft uns durch den Geist zu dem großen, heiligen Christusleib hinzu.
Wo aber die Liebe zum Wesenhaften, zur Wahrheit nicht angenommen wurde, nicht mit dem Glauben
vermischt wurde, d. h. einsgemacht wurde (2. Thess. 2, 10-12; Hebr. 4, 2), wie in der Ehe zwei Menschen ein
Fleisch werden als Abbild der Einswerdung Gottes mit uns bzw. des Christus
mit der Gemeinde (Eph. 5, 29-32), vollzieht Gott die Einswerdung seines Geistes mit unserem Geiste nicht. Er
vergewaltigt niemand, denn er ist Liebe. Nur da, wo ein nach Wesenhaftem sich sehnendes Menschenherz in
liebender Hingabe sich der Wirksamkeit des Geistes Gottes öffnet, ist
3
die Bereitschaft vorhanden, den himmlischen Samen, den Christus aufzunehmen. Dann vollzieht der Geist
Gottes als der männlich Zeugende mit unserem Geiste als dem weiblich Empfangenden den Akt der
Einswerdung im Geiste, die Zeugung von oben, aus der die Geburt von oben kommt.
Wo dies nicht der Fall ist, fehlt der heilige Mutterboden der Liebe. Denn Liebe ist Wille zur Gemeinschaft, ist
Liebesopfer für den anderen, ist Wille zur Einswerdung, bei dem Menschen im Fleische, bei Gott im Geiste.
(Vergl. 1. Kor. 6,16. 17 mit Eph. 5, 29-32; Röm. 5, 5; Job. 3, 3-6; 1. Kor.
12, 13; Röm. 8, 9; 8, 16 u. n.) Vergleiche auch 1. Mose 4, 1: ,,Der Mensch erkannte Eva, sein Weib, und sie
ward schwanger und gebar...” mit 1. Kor. 8, 3: ,,Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt." Ein
solcher darf auch in den kommenden Aeonen, wenn das All ins Leben gezeugt wird, erkennen, gleichwie er
von Gott erkannt worden ist (1. Kor. 13, 12). Wer aber nicht liebt, hat Gott nicht erkannt und ist von ihm nicht
erkannt worden. Aber jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott (1. Joh. 4, 7.8).
Wo die liebende Hingabe fehlt, fehlt der aufnahmebereite Mutterboden für den göttlichen Samen, den Sohn
der Verheißung. Und weil der Sohn die Wahrheit ist, der Wesenhafte, muß Liebe zum Wesenhaften
vorhanden sein. Sonst ist der Boden des Menschenherzens nur harter Weg oder Dorngestrüpp oder
Felsgestein. Im besten Falle gibt es da einen vorübergehenden seelischen Eindruck, der bald verflüchtigt,
aber kein Wachsen und Gedeihen und Fruchtbringen im Geist und in der Wahrheit. Seelischer Rausch
verschwindet bald, und geschöpfliche Einwirkungen gehen schnell
vorüber. Darum bleiben solche Menschen, in denen kein Mutterboden ist, bald wieder von uns weg. Das, was
sie suchten, fanden sie nicht. Ihr “Ich" kam bei uns nicht auf seine Rechnung. Der Täuschung folgt die
Enttäuschung, und die schlägt schnell um in Bitterkeit gegen die, bei denen sie nicht die gesuchte Art der
Befriedigung fanden. Unter dem beschämenden Eindruck ihrer Unaufrichtigkeit und Unlauterkeit und Untreue
suchen sie durch äußere Gegenwirkung das innere Eingeständnis der Niederlage zu verdecken. Wären sie
von uns gewesen, so wären sie bei aus geblieben (1. Joh. 2, 19). Nun aber wenden sie sich gegen uns und
sind schlimmer in ihrem komplexbedingten Haß, als unberührte Weltmenschen.
Wer erleuchtet war, aber das Licht ablehnte und die Liebe zur Wahrheit nicht annahm, verfällt dem Gericht.
Derselbe Gott, der das Licht des Evangeliums, den hellen Schein der frohen Botschaft in die Herzen fallen
ließ, sendet ihnen nun, nachdem sie die Liebe zur Wahrheit ablehnten, eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß
sie der Lüge glauben. Er tut dies, w e i l s i e d i e L i e b e z u r W a h r h e i t n i c h t a n n a h m e n. (2.
Thess. 2, 11.12). Hinfort bleibt für solche nur ein furchtvolles Erwarten des Gerichts. Wer das Gnadenangebot
Gottes im Sohne ablehnte, muß den Weg des Gerichtes gehen.
Gott wird einmal alle Werke im Feuer prüfen und offenbar machen. Darüber hinaus aber wird er a l l e r H e r
z e n B e w e g g r ü n d e offenbar machen.
Da wird es sich Zeigen, aus welchem Antrieb heraus unsere Gedanken, Worte und Werke kamen. Wenn die
letzten Wurzeln unseres gesamten Seins und Handelns bloßgelegt sind, ist j e d e r M u n d v e r s t o p f t ,
und niemand vermag es mehr, auch nur die blasseste Entschuldigung für sein
Tun aufzubringen.
Wer nicht selbst ins Licht tritt und die Liebe zur Wahrheit annimmt, wird im Gericht ins Licht gestellt gegen
seinen Willen. Dann wird die Wahrheit dennoch offenbar, der er vergeblich versuchte auszuweichen.
Gott läßt es nicht zu, daß in den kommenden Aeonen auch nur ein Hauch von Lüge oder Bösen, noch
irgendwo Sich versteckt aufhielte und den Keim zu neuer Sünde abgeben könnte. Die Sünde wird mit allen
Wurzeln restlos ausgetilgt. Der Sohn Gottes ist erschienen zur Abschaffung der Sünde. Und einmal wird sie
endgültig beseitigt mit allen ihren Auswirkungen und allen ihren Folgen, aber auch mit allen ihren Wurzeln und
Beweggründen.
4
Darum aber ist diese Grundentscheidung unseres Lebens von solcher Wichtigkeit. Wer die Liebe zur
Wahrheit, zum Wesenhaften, Bleibenden, Göttlich-Wirklichen nicht annimmt, hat keinen Mutterboden in sich
zur Aufnahme des Samens, den Gott in sein Herz legen möchte. Aus der Erkenntnis, daß alles Fleisch
vergänglich ist und kein bleibendes Leben in sich hat, daß dieses nur einer besitzt. Gott, der allein
Unsterblichkeit hat, bricht die Sehnsucht auf nach der Freiheit der Herrlichkeit, die nur er wesensmächtig hat.
Diese Sehnsucht nach Vollkommenheit liegt in allem Unvollkommenen. Es ist die aller Kreatur eignende
Hoffnung, das sehnsüchtige Harren der gesamten Schöpfung. Vergl. Röm. 8, 19-25 mit Röm. 2, 7. Das
Bewußtsein unserer geschöpflichen Unvollkommenheit sollte nun bei allen Menschen das Verlangen nach
Teilhaberschaft an der göttlichen Natur auslösen, die Gott schenken kann und will. Bei den meisten Menschen
aber bewirkt die Blendung Satans die Gier nach den verweslichen Dingen dieser Welt. Sie verkaufen ihr
Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht. Um der zeitlichen Ergötzung der Sünde willen wollen sie nicht warten,
bis Gott das tiefste Sehnen ihres Herzens stillt. Sie greifen nach der Lust dieser Welt und bejahen sie, und
indem Sie diese bejahen, wird in ihren Herzen die Fehlgeburt der Sünde erzeugt. ,,Die Lust, wenn sie
empfangen hat, gebiert die Sünde." Dann hat der Menschengeist den falschen Weg gewählt. Anstelle der
Geburt aus Gott steht die Hurerei mit der Welt und ihrer Lust. (Hurerei im geistlichem Sinne!) Wo aber der
Mensch erkennt, daß alle zeitliche Ergötzung sinnlos ist, weil aIle Lust Ewigkeit will, d. h. nur dann Sinn hat,
wenn die Beglückung ewig dauert, kann Gott einem solchen Herzen das Wesenhafte so darstellen, daß es die
angebotene Liebe zum Wesenhaften, zur Wahrheit annimmt. Und da wo sie angenommen wurde, stellt er den
Sohn der Liebe als den Wesenhaften, den Wahrhaftigen, die Wahrheit vor. Dann folgt aus der Liebe zur
Wahrheit die Erkenntnis der Wahrheit, die im Sohne uns gegeben wurde. Wo aber die Liebe zur Wahrheit
abgelehnt wurde, kann Gott in einem solchen Herzen nicht in Gnaden den Sohn enthüllen, offenbaren,
verklären. Es muß erst auf dem Pfad der Gerichte in äonenlanger Qual zerbrochen und aufnahmewillig
gemacht werden.
Aber auch alle die, die der Grundentscheidung unseres Lebens nicht auswichen und in dem Kampf zwischen
Licht und Finsternis, zwischen Wahrheit und Lüge, zwischen Wesenlichem und Schein sich für das Bleibende,
Unverwesliche, Ewige, Göttliche entscheiden, müssen sich ständig aufs Neue zu dieser einmal
eingenommenen Grundstellung bekennen als zur Grundhaltung ihres Lebens. So, wie Satan den Sohn Gottes
in der Wüste mit der Herrlichkeit aller Reiche der Welt zu blenden und zu verführen suchte, ebenso sucht er in
der Maske eines Engels des Lichtes die Söhne Gottes, die wahrhaft Gläubigen, zu täuschen und irrezuleiten.
Immer wieder hält er unseren Herzen irgend etwas Begehrenswertes vor, das eine Lust für die Augen ist oder
unser Geltungsbedürfnis befriedigt oder unsere Genußsucht reizt oder unseren Einfluß stärkt und unseren
Machtbereich erweitert oder uns Ehre und Ansehen verschafft, auch auf dem religiösen Gebiet, oder uns die
Befriedigung unseres Fleisches als geistliche Freiheit erscheinen läßt, von der wir das Recht hätten, sie im
Sinne unserer Gelüste zu gebrauchen.
D a n n w i r d S ü n d e n i c h t m e h r S ü n d e g e n a n n t u n d die Erfüllung der Begierden als
natürliches Recht hingestellt und das Ausleben der Triebe in jeder Form als vernünftig bezeichnet und das
Wiehern nach dem fremden Weibe als nicht so schlimm angesehen und der Weg der
Hurerei und des Ehebruchs und der Ehescheidung gegangen und schließlich zur Verdeckung des
Tatbestandes die sogenannte ,,Notlüge" als erlaubt betrachtet und angewandt.
Und nach der Lüge kommt der Mord! Wenn der Ehebruch oder die Hurerei Folgen zeitigen, muß aus Angst
vor der Entdeckung das keimende Leben vernichtet werden. Wo ein Griff in die Kasse getan wurde, erweisen
sich zwangsläufig falsche Buchungen als notwendig. Wo unbequeme Konkurrenten oder Gegner auf dem
persönlichen, dem politischen, dem militärischen, dem religiösen oder auf irgend einem anderen Lebensgebiet
oder Mitwisser von Geheimnissen oder Beteiligte an einer bösen Tat vorhanden sind, müssen die
Möglichkeiten zum Kundwerden und die Hindernisse für den eigenen Vorteil beseitigt werden.
Wie weit es die Welt in dieser Kunst gebracht hat, zeigt ein Ausspruch des Kardinals Richelieu: ,,Zeigen Sie
mir sechs Zeilen, geschrieben von dem harmlosesten aller Menschen, und ich finde Ihnen darin genug
Gründe, um den Schreiber an den Galgen zu bringen."
5
Man vergleiche hierzu den ,,Großinquisitor" von Dostoiewski. - Ja, fürwahr, der Antichrist wird einmal aus dem
religiösen Lager kommen und sagen: ,,Ich bin der Christus!" Denn das Böse erreicht sein Höchstmaß immer
erst auf der religiösen Ebene. - Das wissen leider heute viele nicht und lassen sich unbemerkt hineinziehen in
die Verweltlichung und das Schema des jetzigen Kosmos und stellen sich in ihren Handlungen der Welt
gleich.
Dann aber gibt Gott den, der sich nicht selber richtete, unter furchtbare Gerichte dahin. Wer auf das Fleisch
säet, wird von dem Fleisch Verderben ernten. Niemand aber versteht sich besser darauf, das Fleisch zu
verderben, als der Verderber. Deshalb übergibt Paulus den Blutschänder in Korinth dein Satan zum
Verderben des Fleisches (1. Kor. 5, 1-5). Wohl wird der Geist des so Gerichteten am Tage des Herrn gerettet,
denn Kind bleibt Kind: aber ist es nicht entsetzlich, wenn einer von uns leidet als Dieb oder Mörder oder Hurer
oder Ehebrecher? (Vergl. 1. Petr. 4, 15; 1. Kor. 5, 9-13.)
D e r l e t z t e B e w e g g r u n d z u a l l e m B ö s e n i s t d i e E i g e n l i e b e, die Ichsucht, der
Egoismus; sie sucht eben sich selbst, mag es auch auf Kosten des anderen gehen. Solange sie ihre
Schwachheit und ihre Schuld noch zugibt, hat sie wenigstens in diesem niederen Sinn die Wahrheit nicht
verleugnet. Da ist noch Rettung möglich. Denn von Natur aus sind wir alle Egoisten, auch du und ich! Wo aber
die Eigenliebe anfängt, in Selbstbewußtheit und Hochmut sich und ihr Tun zu rechtfertigen, wird sie zum
System des Bösen, das fortzeugend Böses gebären muß". Solche
Menschen schreiten fort in ihren bösen Werken, bis ihr Unverstand allen offenbar wird (2. Tim. 3, 13).
D e r l e t z t e B e w e g g r u n d z u a l l e m G u t e n i s t d i e L i e b e, d i e n i c h t d a s i h r e s u c
h t , s o n d e r n d a s , w a s d e s a n d e r n i s t. Sie ist göttlichen Ursprungs und von dem Geiste Gottes
ausgegossen in wahrheitssuchende Herzen. Darum freut sie sich auch nicht der Ungerechtigkeit, weder bei
sich selbst noch bei anderen, sondern freut sich vielmehr der Wahrheit.
Die Eigenliebe ist die triebhafte Selbstsucht des Geschöpfes, das aus der Furcht heraus, irgendwie
zukurzkommen zu können, seine Befriedigung mit allen Mitteln und Methoden sucht, ob auch der Nächste
dabei übersehen und verkürzt und ausgeschaltet oder ausgelöscht wird.
Die Angst vor dem Erlöschen des kurzen Lebens, durch die Satan das Geschöpf in der Sklaverei der
Todesfurcht hält (Hebr. 2, 15), erzeugt jene Sklavenmoral, die stets versucht, die triebhafte Gier kurzfristig zu
befriedigen. Geht dies nicht rechtmäßig vornherum, dann eben hintenherum. In der Angst zukurzzukommen,
ist das Geschöpf nicht wählerisch in seinen Mitteln.
Die Liebe aus Gott ist der reine geistliche Wille, alles Gute dem anderen zuteil werden zu lassen. Sie kann
sich dicht freuen, wenn sie den anderen verdrängt oder verkürzt sieht. Vielmehr freut sie sich, wenn sie alle
teilhaben sieht am Guten. Wie Gott, der Vater, von dem alles Gute kommt, uns zu Nichtteilhabern der
Verheißung des Christus gemacht hat, zu Miterben aller Güter Gottes, d. h. des ganzen Alls, ebenso freut sich
der Glaubende, in dessen Herz die Liebe Gottes ausgegossen wurde durch den Heiligen Geist, wenn alle
anderen Geschöpfe mitgenießen dürfen, was Gott an Gnade und Herrlichkeit darreicht.
Die Eigenliebe sucht sich selbst, liebt sich, nimmt sich, was ihr gut dünkt, entschuldigt sich vor sich selbst und
anderen, verbirgt alles, was durch Offenbarung der Wahrheit ihren Eigenwert herabsetzen könnte, lobt sich
selbst vor Gott und Menschen, wie der Pharisäer und glaubt so letzten Endes an sich selbst und an die
Richtigkeit ihrer Meinung und Stellung und ihres eigenwilligen Handelns. Der Herr aber sagt: ,,Das ist die
Sünde, daß sie nicht glauben an mich!" W e r a b e r e r s t e i n m a l s e i n e i g e n e s t r i e b h a f t e s
T u n r e c h t f e r t i g t , w i r d S c h r i t t f ü r S c h r i t t z u a l l e m f ä h i g.
In gleichem Maße aber geht bei solchen die Möglichkeit zur Buße verloren.
6
Dies gilt nicht nur für die Welt, sondern auch für Gläubige! Hieran ändert auch die Zugehörigkeit zu irgend
einer noch so gut stehenden Gemeinschaft nichts. Vielmehr erzeugt diese in unaufrichtigen Herzen ein
falsches Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit, weil Sie die gute Form für Wesen halten. Man kann aber
auch in den besten Formen tot sein im Glauben und in der Liebe.
Wer auch nur auf etliche Jahrzehnte Erfahrungen im Glaubensleben zurückschaut oder sich an gewisse
Vorgänge der Kirchengeschichte erinnert, weiß, warum Paulus in allen seinen Schriften besonders am Schluß
seiner Briefe, die Gläubigen aller Gemeinden ermahnt und warnt, nicht wieder die früheren Werke des alten
Menschen zu tun. Vergl. in seinem letzten Briefe nur die schmerzvollen Worte: “Demas hat mich verlassen
und den jetzigen Weltlauf liebgewonnen" (2. Tim. 4, 10). Siehe auch Röm. 12, 2. Und in 1. Kor. 5, 1 sagt er der
Versammlung Gottes, den Geheiligten in Christo Jesu, den berufenen Heiligen (vergl. 1. Kor. 1, 2), daß unter
ihnen Sünden getan würden, wie sie unter den Heiden nicht stattfinden.
Wer es erlebt hat, daß ein Bruder am Sonntag vormittag inmitten der Brüder an, Tisch des Herrn beim
Brotbrechen den Kelch der Segnung segnete und einen Tag später von der Kriminalpolizei verhaftet wurde,
weil er am Sonntagnachmittag seine Frau vergiftet hatte, um eine andere heiraten zu können, mit der er ein
Liebesverhältnis hatte, weiß, warum der Apostel mahnt: “Daß doch niemand von euch leide als Mörder oder
Dieb oder Übeltäter!” (1. Petr. 4, 15), und warum der Herr sagt: “Gewinnet eure Seelen durch euer Ausharren!”
- Wie grauenhaft, wenn ein Gläubiger als schuldig das Blutgerüst besteigen muß zu seiner Hinrichtung!
Beachte darum: ,,Daß doch keiner von euch leide als Mörder oder Dieb oder Uebeltäter!"
Wo aber ein Bruder den Geist der Zucht verleugnet und sich nicht selbst prüft und richtet (vergl. 1. Kor. 11, 31.
32), ist es Pflicht der Gemeinde, sich von den Gefäßen der Unehre zu reinigen. Siehe hierzu die Anweisungen
des Apostels Paulus in 2. Thess. 3, 6; 1. Kor. 5, 11-13; 2. Tim. 20. 21; 3, 5-9; Tit. 1, 16; 3, 10. 11; Gal. 6, 7; 2.
Kor. 13, 1. 2 u. a.
Vor dem Mord steht die Lüge, wie bei dem Lügner und Menschenmörder, der der Vater der Lüge ist. Und j e d
e L ü g e i s t d e r f i n s t e r e U n t e r g r u n d, a u s d e m e i n M o r d a u f s t e i g e n k a n n.
In einem großen Hause sind nicht nur Gefäße zur Ehre, sondern auch zur Unehre. Die Geschichte aller
Kirchen und Gemeinschaften beweist eindeutig die Richtigkeit dieses Paulus-Wortes, das ja zutiefst ein
Zeugnis des Heiligen Geistes ist (2. Tim. 2, 20. 21). Nur unaufrichtige Herzen können diese Tatsachen
ableugnen. Aber auch dem Aufrichtigen hält es schwer, diese überaus schmerzlichen Dinge beim rechten
Namen zu nennen.
Wer einmal die Geschichte der Päpste studiert, wird mit Schauder und Entsetzen und tiefen, heiligen Schmerz
sehen, wohin man auch auf dem Stuhl Petri gelangen kann. Es sei hier nur na die Borgias u. a. erinnert. - Daß
die Homosexualität auch vor Klostermauern nicht halt macht, ist leider durch viele Beispiele erhärtet. - Und
daß Pastoren, Priester, Prediger, Diakone und Gemeindehelfer ebenso mit Minderjährigen und Volljährigen in
Unzucht fallen können, wie dies bei jeden, anderen Gemeindeglied der Fall sein kann, braucht wohl nicht
mehr betont zu werden. Fleisch ist Fleisch! Und frommes Fleisch ist auch noch Fleisch! Und wer dies leugnet,
muß an sich oder anderen, die seinem Herzen teuer sind, die Erfahrungen machen, die ihm zeigen, daß
Versteckspielen gegenüber diesen
Dingen schon der Uebergang zur Lüge ist, zur Heuchelei, aus der dann mit tödlicher Sicherheit alle diese
Dinge hervorkommen, wie das Unkraut aus dem Komposthaufen. Nur Lauterkeit und bewußtes Herausgeben
aller heimischen Bindungen macht frei! “Die Wahrheit wird euch freimachen!” – Alles, was offenbar wird, ist
Licht!” (Eph. 5, 13.) Und so wir im Lichte wandeln, wie er im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft
miteinander, und das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, reinigt uns von aller Sünde (1. Joh. 1, 7).
Nicht nur Vergebung der Schuld, sondern Loslösung vom Hang zum Bösen, von der heimlichen Begierde zur
Sünde, will der Herr uns schenken. Und er gibt uns diese Gnade wirklich, sodaß wir, trotz des
7
unverbesserlichen Fleisches, königlich herrschen dürfen im Leben durch die Uebermacht der Gnade (Röm. 3,
17). In all diesen Dingen dürfen wir mehr als Sieger sein, wie der Grundtext von Röm. 8, 37 sagt, nämlich
Uebersiegerl Aber so, wie Gott die natürliche Schöpfung damit anfing, daß er sprach: ,,Es werde Licht!,
ebenso fängt auch die Neuschöpfung mit dem ins Lichtstellen an. Wer sich und andere betrügen will,
verleugne ruhig Buße (als Sinnesänderung), Reue, Sündenbekenntnis und Wandel im Lichte. Er wird die
Folgen zu tragen haben, denn Gott läßt sich nicht spotten, und was der Mensch säet, das wird er auch ernten.
Dies aber sagt Paulus nicht den Ungläubigen, sondern den Gläubigen. Nur solche, die im Trüben fischen
wollen und schon selbst soweit in die Heuchelei abglitten, daß sie die eigene Verstrickung nicht mehr fühlen,
erklären das Ins-Licht-treten für unnötig. Doch wie die Saat, so wird auch ihre Ernte sein. Gott läßt sich nicht
spotten! Er ist der Wesenhafte, der Wahrhaftige, der Seiende, der sich durch Schein und Lüge, durch fromme
Formen (2. Tim. 3, 5) und lange Gebete nicht betrügen oder irreführen läßt. Auf der Waage des Heiligtums gilt
nur göttlich geprüftes Gewicht. Alles andere wird zu leicht befunden und verbrennt am Tage des Herrn.
Darum gilt es, die Seelen zu reinigen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit (1. Petr. 1, 22), und s o d i e
e i m a l a n g e n o m m e n e L i e b e z u r W a h r h e i t i n s t ä n d i g e r U e b u n g z u s t ä r k e n
u n d z u v o l l e n d e n. Denn die Gottseligkeit ist keine Theorie, sondern Wesen; darum genügt es nicht,
sie als gut und richtig anzuerkennen, sondern man muß sich darin üben und üben lassen.
Wo aber die Herzen sich darin üben, und wo die Seelen sich durch den Gehorsam gegen die Wahrheit
reinigen zu ungeheuchelter Bruderliebe, schwindet alle Furcht und aller Argwohn, und alle Aergernisse
werden hinweggetan. Denn die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Deshalb gibt es auch unter wahrhaft
Liebenden keine Furcht! Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Wer sich noch fürchtet, ist nicht
vollendet in der Liebe.
D i e R e i n i g u n g d e r S e e l e z u u n g e h e u c h e l t e r B r u d e r l i e b e a b e r e r f o l g t d u r
c h d e n G e h o r s a m g e g e n d i e W a h r h e i t (1. Petr. 1, 22).
Wer seinen Bruder nicht liebt, hat seine Seele noch nicht gereinigt durch
den Gehorsam gegen die Wahrheit und ist daher noch im Todeszustand und in der Finsternis und ist noch ein
Lügner und Menschenmörder oder Totschläger (1. Joh.. 2, 9; 3, 15; 4, 20). Er steht ja nicht im Wesenhaften, in
der Wahrheit. Und nur die Wahrheit macht frei; nur die Liebe zur Wahrheit und der Gehorsam gegen die
Wahrheit reinigen die Seele von Schein und Heuchelei und füllen sie mit ungeheuchelter Bruderliebe.
“Wer seinen Bruder lieht, bleibt im Lichte, und kein Aergernis ist in ihm" (1. Job. 2, 10). Liebe hat keine
falschen Beweggründe. Sie freut sich ja der Wahrheit. Wer dunkle Gründe hat für seine Handlungen, kommt
nicht ins Licht. W e r n i c h t l i e b t , k a n n n i c h t o f f e n s e i n. U n d w e r n i c h t o f f e n i s t , l i e
b t n i c h t.
Liebe sucht das, was des andern ist. Gestehen wir, du und ich, dem anderen nicht nur sein Recht zu, sondern
suchen wir darüber hinaus sein Wohl, d. h. bemühen wir uns im ehrlichem Ringen darum, daß, soviel an uns
liegt, ihm alles zuteil wird, was ihm wohltut und sein Wohlergehen nach Leib und Seele und Geist fördert? -
(1. Kor. 10, 24.) - Denn wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt (Röm. 13, 8).
0der reden wir widereinander (Jak. 4, 11. 12) und seufzen widereinander (Jak. 5, 9) und sind dem Herrn ein
Greuel, weil wir Zwietracht ausstreuen zwischen Brüdern? (Spr. 6, 16-19.) Wer wider seinen Bruder redet,
redet wider das einzige Gebot, das der Herr uns gab, in dem auch das ganze Gesetz erfüllt ist. Und wer wider
das Gesetz redet, richtet den, der es gab: Gott! (Beachte Jak. 4, II. 12.) Und wer Gott richtet, wird von ihm
gerichtet (Jak. 5, 9).
Wer aber seine Seele reinigt durch den Gehorsam gegen die Wahrheit zu ungeheuchelter Bruderliebe, bleibt
im Lichte. Er gibt keinen Anstoß, kein Aergernis, und nimmt keinen Anstoß. Er ist imstande, die Wahrheit
festzuhalten in Liebe und so das All zum Wachsen zu bringen in ihn, den Christus hinein. So handelte der
8
Christus in all seinem Tun, als er in Niedrigkeit über diese Erde ging. Und so handelt auch der Fülle-Christus,
wenn er durch die Glieder seines Fülle-Leibes alle Verheißungen aus- und durchführen läßt (2. Kor. 1, 20), um
das All ins Leben zu zeugen.
Und du und Ich? – Wandeln wir würdig unserer Berufung, und handeln wir aus den gleichen Beweggründen
heraus, aus denen das Haupt handelt? – Sind Wahrheit und Liebe die Triebkräfte unseres Lebens? – Oder
haben Lüge und Bitterkeit (= Haß) immer noch einen Platz in unseren Herzen? –
Darum, mein Bruder, meine Schwester, laß unsere Herzen reinigen zu ungeheuchelter Bruderliebe durch den
Gehorsam gegen die Wahrheit! Dann werden auch wir, indem wir die Wahrheit festhalten in Liebe, das All
zum Wachsen bringen in den Christus hinein, der das Haupt ist.