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Re: Gott - Eine Charakterstudie
Luther schrieb am 15. Dezember 2003 um 19:52 Uhr (474x gelesen):
Sehr geehrter Herr Pfarrer !
Mit Luther verbreitet die evangelische Kirche - freilich nicht nur sie und nicht nur dies allein - die Lehre vom liebenden und gnädigen Gott.
In Predigten, im Schulunterricht, in der Konfirmandenunterweisung, in Andachten und "Worten zum Sonntag" , und nicht zuletzt und wegweisend im Katechismus begegnen mir derlei Aussagen, sodass ich von dieser Prämisse ausgehen kann. Gleichzeitig macht mich der Kampf der Prediger oder Lehrenden gegen das "wie kann Gott all das Schlimme zulassen" stutzig; wie das Schlechte in der Welt bunt, weit und anschaulich ausgebreitet wird, bis jeder mit der Darstellung bereitwillig, aus eigener Anschauung überzeugt,einverstanden ist,um dann
mit einem kurzgeschwungenen Bogen im Sinne von "und dennoch" oder "gerade hier sehen wir" beim Mitdenken einen Moment des Stockens und des Abbruches zu erleben, in welchem er sekundenlang allein gelassen wird, um sich dann dankbar und zufrieden in der wohlbekannten Welt der Heilsversprechungen wiederzufinden.
Aber diese Sekunden der Predigtwendungen lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Ihre Verlässlichkeit weist auf eine zugrundeliegende Gesetzmäßigkeit hin. Und deren Ursache lässt sich finden, und zwar in der Quelle unseres Gotteswissens selbst, in der Bibel.
Fast Seite um Seite begegnen uns die Textstellen, die Luther ignorierte, und die alle ignorieren, die in seiner Tradition denken.
Ich habe in den beigefügten Seiten dargelegt, warum ich der Meinung bin, dass sich Luther und seine Lehrnachfolger etwas vormachen, wenn sie vom liebenden und gnädigen Gott reden. Sie verleugnen rund die halbe Bibel, nennen das "sola scriptura" und dünken sich korrekter als andere Untergruppen der Christenheit.
Hier stimmt doch etwas nicht ! Und dies hat zunächst nichts mit gläubig oder ungläubig zu tun, sondern mit dem Umgang von Christen mit ihrer Basisschrift und ihrem Anspruch, sich daran zu halten.
Eine Kirche aber, bei der ich meine, im Fundament bereits Fehler zu finden, kann mir keine Heimat mehr sein: Ich bitte Sie daher, mich aus der Liste der Mitglieder der evangelischen Kirche zu streichen.
Hochachtungsvoll !
Wo ist sie denn,die Liebe ?
Die Bibel ist das Fundament der Kirche, aber die Kirche steht im Widerspruch zur Bibel.
Die Bibel ist die Heilige Schrift,sie ist Urkunde göttlicher Offenbarung, sie ist das Wort Gottes. Dass solche Formulierungen nicht vollkommen aus der Luft gegriffen sind, belege ich damit,dass es gängige Ausdrucksweisen sind,die ich z.B. in grossen Lexika finde,und dass mein Religionsunterricht sie mir so bei- brachte. Gott ist aber nun nicht irgendwer,der Beliebiges daherredet,sein Wort zählt,ich kann mich darauf verlassen,auch das lernte ich. Ich kann mich sogar derart darauf verlassen,dass das Wort zu akzeptieren oder nicht,für mich nichts Geringeres bedeutet,als den Unterschied zwischen Seligkeit und Verdammnis. Die Bibel hat also zutiefst Bedeutung für mich,und auch die Theologen haben keine andere Faktenquelle für ihre Meinung,als dieses Buch. Was darin gesagt ist,ist gesagt.Was gilt,gilt.Was ich glauben darf,kann ich nachlesen. Und als Schüler dieser Lesart gehe ich her,nehme die Bibel in die Hand und schaue nach,was mir darin allerhand Überraschendes begegnet... . Aber nein,so einfach soll es mir dann wieder nicht ergehen: Die Bibel wörtlich zu lesen,ist immer falsch,sagen mir die Fachleute,das führt stets zu Fanatismus.Man muss schon sehen,dass sich seit damals viel verändert hat.Es handelt sich lediglich um Berichte über Erlebnisse, die Menschen mit Gott hatten,individuelle Erlebnisse verschiedenster Menschen,und jeder hat dabei seine eigene Sichtweise.Ich muss die grosse Linie herausabstrahieren... - mit einem Wort,ich kann alles tun,nur nicht Gott beim Wort nehmen.Da stimmt doch etwas nicht !
Die Bibel ist mein einziges systemimmanentes Nachschlagewerk. Ich soll darin lesen,um zu wissen,worum es geht.Ich soll aber nur nicht zu ernst nehmen,was da steht.Jemanden zu steinigen,wenn er am Feiertag Holz sammelt,ist absurd,die Untertänigkeit der Frau unter den Mann ist nicht mehr zeitgemäss,aber dass wir keine anderen Götter neben dem Herrn,dem Gott Abrahams, haben sollen,und dass es eine Auferstehung von den Toten gibt, diese Fakten soll ich sicherlich nicht zur Disposition stellen. Für meine Religion habe ich also ein,genau ein,umfangreiches Buch zur Verfügung,und das stellt mir nun Sätze wie Waren in einem Kaufhaus zur Verfügung.Ich gehe dann mit meinem Einkaufskörb- chen umher,suche mir die Sätze heraus,die ich - wohlgemerkt nach bestem Wissen und Gewissen - als die richtigen empfinde und setze mir meine Religion,also auch meinen Gott,bauklötzchen- artig selbst zusammen.Genauso,nicht leichtfertig,sondern zutiefst um die Wahrheit besorgt,aber dennoch nach dem gleichen Prinzip, arbeiten meine Lehrer und die Theologen auch. Das geht ja auch gar nicht anders,denn die Bibel enthält reichlich widersprüchliche Aussagen,und ich kann nicht artig sein und etwas tun und gleichzeitig artig sein und dies nicht tun. Ich kreiere mir meinen Gott also selbst.Gott,der vor mir war und nach mir sein wird,der über mich herrscht oder wacht,der mich geschaffen hat,dessen Eigenschaften bestimme ich ? Sein Wesen erschaffe ich ? Da stimmt doch schon wieder etwas nicht.
Aber dennoch.Es sieht so aus,als will Gott es absichtlich dabei belassen,dass unsere Vorstellung von ihm so rätselhaft,unein- deutig,unsicher,widersprüchlich,unkonkret bleibt,wie sie war und ist.Denn ein leichtes müsste es für ihn sein,sich klar auszu- drücken,sich unmissverständlich zu erkennen zu geben,die Regeln eindeutig zu bestimmen und endlich einmal genau das aus der Welt zu schaffen,was ihm seit Jahrtausenden Ärgernisse bereitet: Das Zweifeln an ihm.Offensichtlich aber will er,dass wir es schwer mit ihm haben.
"Vor meinem Haus steht ein Baum" wäre ein Satz,mit dem kaum irgend- jemand Probleme haben könnte.Aber klare Sätze möchte Gott auf Biegen und Brechen vermeiden,er spricht in Gleichnissen,die wir nicht verstehen sollen (ja,so steht es geschrieben),er gibt uns mehrdeutige Zeichen,er widerspricht sich,er tut alles,um uns ins Interpretieren zu treiben.Dadurch ist dann nicht nur dem Irrtum Tür und Tor geöffnet, jeder bringt zwangsläufig auch seine eigene Biographie mit hinein,er produ- ziert unvermeidbar seinen individuellen Bauklötzchengott.Gott,uns als externe unabhängige Gestalt zunächst vorgestellt,macht sich auf eigenen Wunsch hin von unserem Schöpferwillen abhängig.Von Allmacht keine Rede."Gott ist nicht irgendwo da draussen,sondern er steckt in jedem von uns" - kann es das wohl sein,was hier gemeint ist ? Ich könnte das akzeptieren,aber Gott beklagt sich,sobald wir den falschen Satz aus- wählen und wird zornig.
Zorn ! Ein Bauklotz,den mein Gott gar nicht haben sollte,und dennoch ist die Schrift voll davon.Somit bin ich also doch nicht Gottes Schöpfer, dieser Gott ist nicht von mir.
Eine Situation voll Unsicherheit,voll Dramatik und voll Angst.Angst, auf dem Holzweg zu sein.Ohne Religion wäre alles einfacher,denke ich, ich hätte ein grosses Problem weniger.
Aber nun ist es einmal so,wie es ist,und es gibt weise Leute,die mir sagen,wenn ich Angst habe,kann ich mir den Trost aus der Schrift holen. Also nehme ich die Schrift zur Hand,kehre zum Anfang dieser Überlegun- gen zurück,lese in der Bibel und schaue nach,was sie mir sagt,wie ich sie verstehen und wie ich sie interpretieren kann.
Also: Ich bin verunsichert und suche Trost.Aus Kirchenliedern dämmert mir,dies sei eine Situation,für die sich die Religion,für die sich Gott als zuständig anbietet.Den Text in der Hand gehe ich auf die Suche - werde jedoch schnell bitter enttäuscht.Die gepredigte Welt des liebenden und daher trostbringenden Gottes bricht mit jedem Satz mehr zusammen. Was hat man mir nur erzählt,frage ich mich,was hat man mir nur jahre- lang für Geschichten erzählt ? In der Bibel finde ich dergleichen nicht wieder.Ich muss lernen,dass Liebe und Gnade einerseits,sowie Zorn und Rache andererseits völlig falsch gewichtet wurden und werden. Zorn und Rache dominieren in der Schrift bei weitem,und zwar vor und nach Jesus,im Alten wie im Neuen Testament.Ebenso wie in der Zukunft der Offenbarung.
Teil 2
Ist Gott aber nicht lieb,was ist er dann ? Offensichtlich eine Herrscher- natur,deren erklärtes Ziel das Streben nach Macht,nach purer Macht ist.Eben ein König.Die Begründung für diese Feststellung wird uns bei Mose ausführlich vor Augen geführt.
Zunächst haben Gott und die Menschen ihre eigenen Ideen,und die sind zum Teil konträr.Wer kann sich durchsetzen ?Die Führungsposition wird Gott nicht selbstverständlich,sie wird ihm nicht widerstandslos überlassen.Und so beginnt der Kampf um die Macht,das Hauptthema zunächst des Alten Testamentes,etwas subtiler auch des Neuen,wie wir noch sehen werden,vielleicht weginterpretierbar nach dem Bau- klötzchenprinzip,aber mit Sicherheit Kapitel um Kapitel vorhanden. Es ist der Kampf gegen die vielen Widersacher,gegen Alternativgötter, gegen den Satan - und eben gegen den Menschen,sein Ebenbild,und damit seinen effektivsten Gegner.
Gott bekämpft den Menschen nicht nur definitiv in der Sintflut,auch in Abstufungen,eher kindisch oder gehässig,wie in der Wachtelplage - nach der Devise: Na,euch werd´ ich´s zeigen - durch massive Drohungen, besonders aber durch Töten.Was da steht,lese ich angewidert: Wer ein lästerndes Wort sagt,soll gesteinigt werden,die Verehrung des goldenen Kalbes ergibt 3000mal die Todesstrafe,Gott widersprechen: Ca. 15 000 Tote,Verehrung eines Konkurrenten: 24 000 Tote. Hat Gott das nötig ? Zumindest war es so.Welche Position hat jemand inne,der zu solchen Mitteln greifen muss ? Ein Verzweifelter,der seine Felle davon schwimmen sieht ?
Lesen wir weiter,uns werden ja noch reichlich mehr Informationen gegeben.Verehrungswürdiger wird Gott dadurch allerdings nicht. Ob das alles so stimmt,frage ich mich.Mir ist unwohl.Wegen der Diskrepanz zu dem,was mir immer beigebracht wurde.
Theologen kennen durch ihr Studium mehr Zusammenhänge und Hinter- gründe als ich.Ihnen steht mehr Faktenwissen zur Verfügung,als ich es jemals haben werde.Dennoch haben sie als Quelle allen Wissens über göttliches Wirken auch nur dieses eine Buch,genau dieses eine,das mir auch zur Verfügung steht.Und was soll ich da machen,wenn die Aussagen Seite um Seite in folgender Art geschrieben stehen: Gott führt uns nicht einmal mit bester Absicht auf den rechten Weg.
Er kommt sogar extra,die Menschen zu versuchen,er stellt uns Fallen, er führt absichtlich Konfliktsituationen herbei,um dann vorzugsweise mit Vernichtung zu reagieren.Gebräuchliche Termini sind "ausrotten", "ein eifernder Gott sein,der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied bei den Kindern","vertilgen","in Zorn entbrennen", "zerschmettern".
Töten.Gott droht unentwegt damit.
Bei dieser Grössenordnung von Zorn noch davon zu sprechen,dass Gott durch geeignete,auch Straf-,Massnahmen für ein harmonisches Leben unter den Menschen sorgt,ist der pure Hohn gegenüber den Opfern,im Vergleich zu ihren Taten.
Aber wo liegt das Motiv für dieses Wüten ? Könnte Gott,dürften wir uns jemals trauen,diese Frage zu stellen,seine Taten vor uns rechtfertigen ?
Gott ist eine Herrschernatur und strebt nach Macht.Macht,damit für ihn Wohlgerüche produziert werden,Macht,um bedient und verehrt zu werden. Dann ist er zufrieden und dann fühlt er sich wohl,was wir daran merken, dass dann sein Zorn besänftigt ist.Und damit dies alles seinem Wunsch gemäss geschieht,erlässt er ein Gesetz.
Diese einseitig an den Menschen gerichteten,mit extremen Sanktio- nen gekoppelten Vorschriften,das Gesetz,nennt er "Bund".- Kommen wir uns über das Wort ins klare.In dem Bund,in dem Bündnis,in der Verbindung zweier Parteien, haben wir nichts zu sagen, es herrscht einseitige Befehlsgewalt,das Wort ist reine Schönfärberei. Aus dem bisherigen Kontext ist mir dies sofort einleuchtend,aber,dass mit dem Wort etwas nicht stimmt,wurde mir nie gesagt.Wir haben uns, im Gegenteil,immer gefreut,dass der Grosse uns Kleine durch das Schliessen eines Bundes zum Partner aufwertet,im Grunde bedankten wir uns aber für das Joch.
Dieser Bund nun ist Gott so ungemein wichtig,dass er mit allen Mitteln dafür kämpft.Er kämpft entweder,weil er nicht die unan- gefochtene Macht hat,weil er nicht allmächtig ist,oder,wir hatten es schon,weil Kampf - und nicht Liebe - seine Natur ist.Kämpfe finden auf jeden Fall statt,und Gott scheut dabei weder Mord,noch Erpressung.Nachdem ihm erst einmal der Gedanke gekommen war, sich bedienen und verehren zu lassen,verfolgt er diese Zielsetzung unbeirrt.Und dass es seine Idee war,die hier umgesetzt werden sollte, sehen wir daran,dass sich hier nicht zwei Parteien trafen und zusammentaten,oder,dass die Menschen ihn darum baten.Gott war es,der aktiv auf Abraham zuging,er wollte etwas von ihm. Und seit der "Bund" verhängt war,herrschten Druck,Zwang und Strafe.
Gott verspricht Land und Nachkommen,er fordert dafür das Genannte: Geschenke,Opfer,Feste und ausschliessliche Verehrung. Die Zusage der Nachkommen hielt Gott ein.Ohne Volk keine Verehrer,dies ist schliesslich die Grundvoraussetzung für eine hinreichende Erfüllung seiner Forderungen.
Die Zusage des Landes hat Gott nur sehr bedingt und wechselhaft gehalten.Hier ist Gott unzuverlässig.Allerdings, muss man fairer- weise einräumen,haben die Menschen ihre Bundesverpflichtungen ebenfalls reichlich unzuverlässig erfüllt.
Die Menschen und Gott stehen in dokumentiertem Dauerstreit miteinan- der.
Gott schafft sich also,er erzwingt sich seine Verehrer.Für den "Gottes- dienst" braucht er gehorsam Untergebene.Und bevor er sich der gesamten Welt öffnet,fängt er kleiner an:Mit nur einem Volk,mit Israel.Und unter den Israeliten wiederum wählt er sich als engste Mitarbeiter,als Priesterkaste, den Stamm,der ihm emotional am nächsten steht,die Leviten.Und wir brauchen nun nicht mehr darum herum zu reden,wir haben es gelesen,wir haben es gehört,wir wissen es,wir haben es belegt:Emotional nahe stehen die Leviten ihm,weil ihre Vorfahren - und Gott denkt nun ´mal in einer Welt von Stammeszusammengehörigkeiten - weil ihre Vorfahren sich bereits als besonders heimtückische Meuchelmörder hervorgetan und qualifi- ziert haben.
Gottes Güte ! Wo ist sie ?
Was ist es denn,wenn in den Predigten immer und immer gefragt wird: Wie kann Gott dieses oder jenes Böse zulassen ? Es ist Rhetorik,Rhetorik für den Kirchgänger,Ablenkung für den Hörer. Aber auch der Prediger selbst scheint oft genug hereinzufallen,wenn wir sehen,wie er sich aus dem vermeintlichen Widerspruch zwischen Gottes Güte und der Bosheit der Welt herauszuwinden versucht. Es braucht viel Redekunst,eine so offensichtliche,aber unerwünschte Ungereimtheit zu kaschieren,nämlich,dass Gott und das Böse,Gott und Zerstörung,Gott und die Wut nicht zusammen passen würden.Aber mit Leichtigkeit löst sich der Widerspruch und beantwortet sich die Frage von selbst.Wenn wir nur endlich aufhörten,das Naheliegende willentlich zu übersehen.Hier ist nichts Paradoxes,hier ist nichts,was nicht passt. Gott lässt nichts Böses zu,er bringt es mit.Man lehrt uns,er sei friedlich, doch seiner Art nach ist er grausam.Er ist besessen von der Idee,nicht genug Beachtung vorzufinden,und somit ist er eitel.
Nun habe ich reichlich Negatives über unseren Gott geschrieben,über den Gott der Liebe.Da passt doch etwas nicht zusammen.
Meine Erziehung verbietet mir derlei Gedanken,meine Bibellektüre gebietet sie mir.Mir ist unwohl.Weil ich weiss,dass ich mich damit gegen den Herrn versündige.Bei kritischen Worten reagiert er nämlich empfindlich,und so ist doch die Verteilung:Läuft es gut,danken wir Gott, läuft es schlecht,sind wir die Schuldigen.Der Text kritisiert,er ist schlecht,ich bin schuldig.Was soll ich tun ? Ich lese weiter.
Gott hat sich also Israel als Bundesgenossen herausgesucht,und er hat dem Volk die Verehrungsriten bis zum einzelnen Haken der Stiftshütte,bis zur kleinen Blutspur am Ohrläppchen der Priester und bis zum Rezept des Räucherwerkes genau vorgeschrieben. Und er hat dabei,ich kann einfach nicht umhin,nicht vergessen,den- jenigen mit dem Tode zu bedrohen,der von der Vorschrift abweicht. Aber,die Geschichte zeigt es,Gottes Despotismus reichte allein nicht aus.Zu gross war das Murren des Volkes.Israel bei der Stange zu halten,war im Begriff,zur täglichen lästigen Aufgabe zu werden. Töten alleine reichte nicht aus,ein weiteres Druckmittel war vonnöten.
Die Situation also: Verehrung war das Thema,Israel der designierte Dienstleister,aber die Motivation zur Fronarbeit das Problem. Die Lösung: Dem Menschen das ewige Leben wegzunehmen und als Gehorsamsbelohnung die Rückgabe zu versprechen.
Der Garten Eden hatte u.a. zwei Bäume,den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen und den Baum des ewigen Lebens. Obwohl Gott später nicht müde wird,den Menschen für Böses zu bestrafen,war er zunächst der Meinung,der Mensch solle über diese Bipolarität von gut und böse gar nichts wissen,er solle von diesem Baum nichts essen,er solle keine Erkenntnis haben.Wer ohnehin nichts weiss,hinterfragt nichts,er hat keine kritischen Gedanken Gott gegenüber,ein solcher dient problemloser.
Aber der Mensch aß.Und wären wir nicht dermassen indoktriniert, dass der Gute Gott und der Böse der Mensch ist,fiele uns bereits hier, auf Seite 3 meiner Lutherausgabe auf,dass mit dem Bild des guten Gottes etwas nicht stimmt.Denn Gott sagte vorher,dass die Menschen an dem Tage,an dem sie vom Baum der Erkenntnis äßen,sterben würden.Die Schlange aber informierte die Menschen,dass sie nicht sterben würden,und der weitere Verlauf der Geschehnisse gab der Schlange recht.Die Schlange wurde verdammt,aber nicht,weil sie "das Weib" betrogen,sondern,weil sie Gott einen Strich durch seinen egoistischen Plan gemacht und ihn überführt hatte.Denn entweder war Gott nicht allwissend und hatte sich getäuscht,oder aber er hatte gelogen.Für letzteres spricht sein eigenes Eingeständnis: ... Siehe,der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß,was gut und böse ist. Nun aber,dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und breche auch vom Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich ! ... Diese Sätze belegen erstens,dass das Essen von dem jeweiligen Baum die entsprechende Eigenschaft hervorruft.Zweitens,dass Gott das Ziel verfolgte,die Eigen- schaften keines der beiden Bäume dem Menschen zukommen zu lassen. Und drittens,dass Gott darüber,dass der erste Teil seines Vorhabens nicht geklappt hatte,erschrak und schleunigst dafür sorgte (durch Vertreibung) ,dass der zweite Teil,das ewige Leben,dem Menschen effektiv vorenthalten wurde.
Hier finden wir also die Weichenstellung für die obengenannte Lösung des Motivationsproblemes.
Ohne Gottes durchaus nicht menschen-freundliche Intervention wäre dieses Unterpfand des ewigen Lebens möglicherweise verloren ge- gangen,woraufhin sich eventuell niemand zum Dienen gefunden hätte.
Handelte nun die Schlange korrekt,weil sie mit einer klaren Aussage informierte,oder war Gott gut,weil er seinen Verehrungsplan verfolgte ? Was man auch wählt,ich denke,es fällt auf,dass mit unserer Lehre von der Liebe etwas nicht stimmt.Und wir werden bereits ganz früh in der Heiligen Schrift auf eine Vorgehensweise aufmerksam gemacht, die uns später noch mehrfach begegnet,die der geplanten Inszenierung und der anschliessenden Umdeutung.
Die Lehre vom sogenannten Sündenfall:
Gerade erst hatte Gott den Menschen erschaffen,was übrigens seine Entscheidung war,niemand hatte ihn dazu gezwungen,beginnt er seine angebliche liebevolle Zusammenarbeit mit seinen Geschöpfen bereits mit Befehlen ( Vermehrung und Gartenarbeit in Eden ) und einem Verbot ( nicht von dem Baum der Erkenntnis zu essen ). Befehl und Verbot.Keine Spur von Herzlichkeit und Wohlwollen. Und dann gibt er diesen Menschen Bäume,"verlockend anzusehen und gut zu essen".Aber - bleiben wir gerade bei diesem Thema - von einem der Bäume darf nicht gegessen werden,denn dies würde über die Entstehung menschlicher Erkenntnis,menschlichen Wissens,Gott in seinem Machtvorsprung beeinträchtigen.Gleich- zeitig eignet sich ein solches Verbot aber auch hervorragend als Gehorsamsprüfung,als Machttest,um festzustellen,ob das Gegenüber als Diener taugt,oder ob Probleme zu erwarten sind. Denn so ein verbotener Baum mit schönen Früchten müsste sein wie eine duftende Wurst vor einer Hundenase,wie ein Stück Käse in einer Mausefalle,wie ein Safe,der nicht verschlossen ist - einfach einladend und verführerisch.
Ich hatte gesagt,Gott stellt uns Fallen.Hier ist ein Beispiel dafür. Nun,so sollte man erwarten,würde sich also der Mensch sofort an diesen Baum heranmachen.Aber nichts passiert.Alles,was Gott geschaffen hatte,war sehr gut - hatte er selbst festgestellt.So auch die Menschen.Sie waren brav,nackt und ruhig.Ein ganzes Kapitel verstreicht und nichts geschieht.
Jetzt inszeniert Gott,ja er intrigiert,denn ein eifernder Gott kann soviel Ruhe und Frieden nicht ertragen. Wirklich ?
Paradies,Schlange,Bäume,Menschen,alles waren gottgewollte Schöpfungen und sie waren gut.Auch die Schlange.Und diese wird nun aktiv und nimmt etwas ungewohnt Kontakt mit den Menschen auf.Die Sünde wird vorbereitet.Aber - vergessen wir unseren Religionsunterricht - da ist kein Wort von Satan,lediglich,dass die Schlange listiger ist als die anderen Tiere.Somit könnte speziell der Schlange mit ihrer Listigkeit etwas gelingen,was dem Durch- schnittstier nicht möglich ist:Ein Vorhaben auszuführen,einen Plan umzusetzen.Von selbst vollbringt aber eine gute Schlange keine verderbliche Tat.Dennoch es geschah etwas derartiges,das wissen wir.Irgendwoher muss also etwas Treibendes,eine Idee stammen.
Drei Urheber kommen infrage,und vergessen wir erneut nicht, dass Gott persönlich seine gesamte Schöpfung als sehr gut klassifiziert hatte.Wer also leitete die Sünde ein ? Die guten, wohl noch einfältigen Menschen,die gute und listige Schlange oder der machtgierige Gott ? Die Antwort liegt auf der Hand,und in der wohlbekannten Anstiftungsgeschichte zum Ungehorsam, gelingt es Gott nun bereits im dritten Kapitel der Bibel den ersten dokumentierten Streit zwischen ihm und den Menschen vom Zaun zu brechen.
Täter und Opfer sind klar auszumachen.Aber,wie wir später wieder- holt sehen werden - und das stets gleichbleibende Handlungsmuster beweist das Überzufällige,die Absicht - wird uns durch eine Um- deutung die Geschichte sofort in einem anderen Licht dargestellt. Faktum ist: Die Schlange wird bestraft,der Mensch wird bestraft, Gott hat die Macht dazu,es gibt ja kein rechtsfindendes Gericht. Werden Schlange und Mensch aber bestraft,müssen sie,denkt man nicht zu weit und zu kritisch,die Schuldigen sein.Also ist der Gegenpart,Gott,das betrogene Opfer,der Unschuldige.
Durch Inszenierung und Umdeutung gelingt es,uns Gott als gut, wohlwollend und freundlich darzustellen.Wir sind überzeugt, dass er unter der sündigen Menschheit zu leiden hat und, ganz im Gegenteil zu Adam und Eva,unsere Sympathie zutiefst verdient. Dies bedeutet aber für den Menschen ein schlechtes Gewissen, ein Anbieten von "ich möchte wieder gut sein und tue alles dafür", und somit die Bereitschaft zu Demut und Unterwerfung.Das Ziel ist erreicht.
Hatten wir das so gelernt ?
Und wenn uns später der Weg zur Erlangung des ewigen Lebens aufgezeigt wird,dürfen wir nicht übersehen,dass dies kein Geschenk ist,sondern ein Gut,das uns gezeigt,dann weggenommen und nur gegen Erfüllung von Bedingungen gegeben wird.Seien es mehr materiell orientierte Tätigkeiten,wie die Opfer im Alten Testament oder mehr geistig orientierte Unterwürfigkeiten,wie der bedingungslose Glaube im Neuen Testament,immer geht es um den Zwang zum Gehorsam, um die Erpressung zum Dienen.Dies und nichts anderes ist der Inhalt dessen,was wir unter dem Namen "Frohe Botschaft" angeboten bekommen.
Teil 3
Wir haben gesehen,dass wir,um uns mit unserer Religion zu befassen, die Bibel heranziehen müssen.Trotz aller Sekundärschriften:Wir haben nichts Originaleres.
Wir haben gesehen,dass die Bibel uns klar verwertbare Aussagen verweigert.Obwohl wir einfach,arglos,einfältig glauben sollen wie die Kinder,zwingt sie uns ins Interpretieren.
Wir sahen,dass mit unserer Lehre etwas nicht stimmen kann,denn wenn wir nichts Präzises wissen,woher nehmen wir dann die Gewiss- heit,unsere Religion sei eine Religion der Liebe Gottes zu uns Menschen ?
Wir haben von Gottes Machtstreben,von seinen Negativseiten,wir haben von seinem Kampf gegen uns und von seiner an das ewige Leben gekoppelten Erpressung gehört.
Und wir haben einen ersten Hinweis auf seine Arbeitsmethoden bekommen: Inszenierung und Umdeutung.Aber: Sind dies wirkliche Grundzüge seines Handelns und finden wir sie als programmatisches Tätigkeitsmuster des öfteren ? Wenn ja,wäre das doch immerhin nichts Geringeres als ein Hinweise auf gezieltes Irreführen Gottes, begangen an uns Menschen.
Warum gehen wir dieser Frage nach ? Weil durch die Massenmorde, Kindermorde,den Sohnesmord und die unendlich vielen anderen Strafen und Plagen Zweifel an Gottes Liebesfähigkeit und damit an unserer Lehre aufgekommen sind.
Haben wir hier aber Zweifel,können wir nicht die Gruppe der kindlich- überzeugten Christen um Hilfe fragen,denn für diese ist Gottes Liebe eine unumstössliche Prämisse.Eher unterstützend wirkt dagegenen einer der Hochberufenen,wie der von Gott ausdrücklich und persönlich legitimierte Prediger Paulus.Wenn ein solcher Mann sofort mit Worten wie Zorn und Schuld aufwartet,wenn er mit verbalen Scheinbeweisen, sophistischen Trugschlüssen und,obwohl ein gebildeter Mann,mit schlichten Falschaussagen - unabhängig von religiösen Inter- pretationen - argumentiert,wenn erneut die Sünde ein wichtiges Thema ist,wenn er die nachgewiesen häufig in die Irre führende Rabbilogik "um wieviel mehr" verwenden muss,wenn er ohne tiefgreifende Problemdiskussion ganz einfach die Behauptung, wir könnten uns das Himmelreich verdienen, in den Raum stellt und zwei Seiten weiter feststellt,dass ein durch Werke Verdienen unmöglich ist,sondern dass unsere Zukunft von Gottes Gnade und der Erlösung durch Christus allein abhängig ist,wenn er meint,Gott lasse Gnade walten,wenn wir ohne wenn und aber glauben und gleichzeitig feststellt,dass Gnade nur die vorherbestimmt Ausersehenen zu erwarten haben,dann weist auch das darauf hin,dass mit der einfachen Liebeslehre etwas nicht stimmt.
Geradliniger ist er dann jedoch wieder,wenn es um Ungnade , Zorn und Todesstrafe geht.Und nehmen wir sein Wort,dass Gottes Wesen seit der Schöpfung der Welt aus seinen Werken ersehen wird,dann haben wir die Strafgerichte bereits erlebt,das ewige Leben ist bisher aber nur Versprechung.
Wir müssen also schauen,was Gott tat,nicht,was er verspricht. Auf Gottes Werke müssen wir schauen,nicht auf Ideen.
Gottes Werke finden wir in der Bibel beschrieben.Zumindest die frühen, dies sind aber zugleich die,welche die Lehre prägten.Nehmen wir die Bibel also ein weiteresmal zur Hand und fahren wir mit dem Interpre- tieren fort,denn,wir sahen es schon,ohne Interpretation geht es nicht. Suchen wir,was in dem Text geschieht,was die Werke sind:
Solche der Liebe und Barmherzigkeit oder solche der Herrschsucht und des Machtstrebens.Finden wir Indizien für Täuschungsmanöver wie Inszenierung und Umdeutung,also Vertuschung des Machtstrebens, ist der Herr ein Despot,dann ist die Lehre der Liebe gestorben.Denn Liebe und Herrschsucht,Barmherzigkeit und Machtstreben schliessen einander aus.
Wie weit waren wir gekommen ?
Unterwerfung als Voraussetzung für das ewige Leben.Damit kann bei dem frühen aktiv-kriegerischen,viel redenden und wundersam eingreifenden Gott das Darbringen von Opfergaben oder das unbedingte Vertrauen in die Kriegsunterstützung gemeint sein.Nicht zu vergessen die Gesetzes- treue allgemein,denn Abweichungen bedeuten die Vernichtung.
Bei dem späteren,mehr vergeistigt-empfindsamen,vorwiegend schweig- samen und mehr indirekt lenkenden Gott sind es die ihm entgegen- gebrachte Liebe und Kooperation,nicht zu vergessen,der auf Beweise völlig verzichtende Glaube.Denn ohne diesen gibt es kein ewiges Leben - es sei denn,jemand ist von vornherein erwählt.Oder aber jemand hat den bedingungslosen Glauben,ist aber nicht erwählt,dann geht er trotzdem leer aus.Alle Kombinationen sind möglich,alles ist offen.Diese Willkür ist die Gnadenlehre ,der Leitfaden unseres christlichen Lebens.
Der Druck,der zunächst durch die deutlich favorisierte göttliche Todesstrafe auf Erden ausgeübt wurde,wird durch den Druck der Chancenlosigkeit auf das ewige Leben in der Folgezeit in den Hintergrund gedrängt.Allerdings wissen wir,wie soeben dargelegt, dass wir keinerlei erlernbaren oder durch gottgefälliges Leben erreichbaren Zugang zum ewigen Leben haben.Und dass auch Christus uns hier keine wirkliche Hilfe ist,werden wir noch sehen. Diese völlige Unsicherheit,was nun gilt,und was nicht,nennen manche "Lehre".Ich vermag dem nicht zu folgen.
Wenn wir das nun zusammenfassen,lebt der Bibelleser - ich meine jetzt nicht den Christen - entweder mit einem Gesetz,das er wegen seiner auch im Kleinsten auf höchste Präzision wertlegenden Art nicht erfüllen kann,oder unter der Forderung eines Glaubens ohne Beweis,welchen Gott ihm in klipp und klarar Form absichtlich vorenthält.Oder unter beidem.Es liegt auf der Hand,dass kein Mensch in der Lage ist,all dem Genüge zu leisten,irgendwo muss er versagen,das heisst sündig werden, und es bedarf gar keiner Diskussion um eine eventuelle Erbsünde um sich klar darüber zu sein,dass wir alle sündig sind.Und würden wir selbst Gottes Forderungen alle erfüllen können,hätten wir,weil wir auf die Gnade keinen Einfluss haben,noch immer keinen Anspruch auf irgend- etwas.Gott wirft uns Sünde vor und er hat mit seinem Konstrukt gleichzeitig ein enormes Interesse daran,dass wir uns versündigen. Er will uns in der verdammungswürdigen Sünde festhalten,und, machen wir uns nichts vor:Verdammungsdrohungen gibt es für uns alle,nicht nur für die Juden unter dem Gesetz des Mose,sie sind auch in den Reden Jesu enthalten und finden sich bis hin zu Seite 306 meines Neuen Testamentes,der letzten Seite meiner Bibel. Das kann Liebe und Barmherzigkeit nennen wer will - ich nicht.
Aber all das sind die besten Voraussetzungen,uns Schuldkomplexe einzuimpfen und sie wach zu halten,uns ein schlechtes Gewissen zu bereiten und uns parat zu halten,auf Anforderung zu kuschen,das heisst,zu verehren und zu dienen.
Es sei denn,wir durchschauen das System.Dann haben wir Erkenntnis, und Gott wusste schon,warum er Erkenntnis verteufelte.
Teil 4
Nun bin ich wieder ins Schimpfen und Verurteilen abgerutscht.Sei doch nicht unfair,sage ich mir.Irgendetwas muss doch an Worten wie Gottvertrauen ,Liebe und ewigem Leben dran sein.
Um völlig aus der Luft gegriffene Worte wird es sich hierbei doch auch wieder nicht handeln.
Also: Können wir Gott vertrauen ? Die Antwort auf diese Frage wird meinen gesamten Umgang mit dem Thema Religion und meine Zukunfts- hoffnungen bestimmen.Vetrauen und Verlässlichkeit.
Wo finde ich Hinweise ? Ich werde mich vom Prinzip her besser nicht an jemanden wenden,der einen kennt,welcher einen kennt,der gesagt hat ...,denn ich habe direktere,ich habe Originalquellen zur Einschätzung. Passagen der Schrift,die Gott selber sprechen lassen.
Gott versprach Kanaan.Ich schaue in die heutige Zeitung.Nun: Voll- kommen uneingelöst ist das Versprechen nicht,aber wirklich den "Nachkommen gegeben",das wäre auch wieder übertrieben. Geht das schon wieder los,dass mein Religionsunterricht mir Halbwahrheiten mitgab ?
Neuer Versuch: Gott legt Wert darauf,dass ihm vertraut wird.Das Gelobte Land soll mit seiner Hilfe erobert werden.Als aber die Botschafter die Kunde bringen,ein Angriff sei zu riskant,wirft der Herr sein Versprechen von einem Moment auf den anderen um und eliminiert mit dem Mittel der vierzigjährigen Wüstenwanderung alle,die gewagt hatten,die Aussagen der Kundschafter in Erwägung zu ziehen.Hier sehen wir aber jetzt zweierlei.Zum einen die Dehnbarkeit dessen,was bei Gott Vertrauen und Verlässlichkeit bedeutet,zum anderen - hier verlassen wir zwar kurz- fristig die momentane Fragestellung,aber der Punkt hat für später zu grosse Wichtigkeit,um ihn unerwähnt zu lassen - :Kundschafter sollen üblicherweise etwas in Erfahrung bringen,damit man seine Pläne daran sinnvoll ausrichten kann.Nicht so hier.Der Plan der Inbesitznahme stand fest,eine andere Meinung war bei Todesstrafe und Verheissungsverlust verboten,und dennoch wurden die Kundschafter von Mose im Auftrag Gottes ausgesand.Gibt es aber nur die beiden Möglichkeiten,entweder der Landnahme zuzustimmen - dann wäre das Aussenden unnötig gewesen - oder vor ihr zu warnen - dann ergibt sich Verdammnis-, dann liegt doch die Frage auf der Hand: Zu was sollte der Auftrag an die Kundschafter gut sein ?Nun,der Herr schuf sich eine Möglichkeit,seine Macht zu demonstrieren und er fand in den auftragsgemäss handelnden Kundschaftern Menschen,die er schuldig nennen,sühnepflichtig dekla- rieren und somit diese und ihre Mitmenschen mit Druck an ihre Unter- würfigkeitspflicht ermahnen konnte.Die Raffinesse: Der Auslöser für dieses Dilemma war von Gott erdacht,das Geschehen war als etwas auf erster Ebene völlig Sinnloses inszeniert worden,auf der zweiten Ebene aber gelang es,Gottes aufgestellte Falle als Schuld der Menschen umzudeuten. - Und damit zurück zur Frage des Gottvertrauens. Auf alle Fälle ist es ein Wagnis,denn Gottes Launen sind instabil. Gott warnt vor sich selbst als Zerstörer,wenn er konstatiert,dass er an der Wanderung zum gelobten Land nicht teilnehmen wird,weil er Gefahr läuft,das seiner Meinung nach halsstarrige Volk unterwegs zu vernichten.Er kennt sich,dass ihm gar zu schnell einmal die Hand ausrutscht.Oder vice versa: Er beschliesst ungeachtet aller Ver- sprechungen wieder einmal,sein Volk zu vernichten,lässt es jedoch sein,weil er das darauf folgende Gerede der Leute fürchtet. Wer sich also auf einen solchen Hüh-und Hott-Führer verlässt,ist verraten und verkauft.
Und dennoch schafft es der Herr,dass ihm von vielen vertraut wird, dass Millionen von Menschen in Israel und der Welt davon überzeugt sind,dass er es gut mit uns meint.
Auf welchem Weg gelingt ihm das ? Sowohl im Alten,als auch im Neuen Testament überzeugt er seine Anhänger durch Beweise seiner Hilfe und Treue.Die Herausragensten sind im Alten Testament die Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten und im Neuen Testament die Jesusgeschichte.Dutzendfach wird in der Schrift,wenn es um die Frage um Gottes Güte geht,auf diese Ereignisse Bezug genommen,und so ist es gerechtfertigt,anhand dieser Berichte zu untersuchen,ob Gott nun gut oder böse ist.Eine ketzerische Frage ? Das mag schon jemand so aburteilen.Um mir aber selbst meine Über- zeugung herauszuarbeiten,gestatte ich sie mir.
Fangen wir mit Josef an.Die Initiative geht von Gott aus,er startet die Geschehnisse,er ist es,der Josef die Träume schickt,die auf seine Brüder so provokant wirken.Über den Verkauf nach Ägypten,den von Gott direkt geförderten sozialen Aufstieg Josefs,über die sieben fetten und die sieben mageren Jahre,die Getreidevorräte in Ägypten während der Hungersnot in Kanaan,kam es zur Übersiedelung der Jakobsfamilie und konsekutiv zur Ansiedlung des gesamten Volkes Israel im späteren Feindesland.Bis hierher kann ich den Ägyptern nicht eine böse Handlung nachweisen.Auch Gott ist nichts vorzuwerfen,ausser dass er,wie wir aus dem weiteren Verlauf wissen,eine Ereigniskette in Gang gesetzt hatte,die zur ägyptischen Unterdrückung führte und damit den Akt der Befreiung erst ermöglichte.Es war ein weit gespannter Plan Gottes, sich selbst als den Grössten darzustellen.
Aber lese ich weiter,wird mein Religionsunterricht noch mehr auf den Kopf gestellt.
Welche Probleme hatten die Ägypter mit den Israeliten ? Das Volk Israel ist mehr und stärker als wir,stellten sie fest,und wenn ein Krieg ausbräche,könnten sie sich auch zu unseren Feinden schlagen und gegen uns kämpfen.Somit:Die Immigration war gottgewollt, und die Vermehrung war gottgewollt,also die gesamte Ursache für den Konflikt.Warum ? Weil Gott mit dieser Inszenierung die Voraussetzung für seinen Auftritt als Retter schuf,dem man dankbar zu sein hatte, dem man diente,und das war sein uns wohl bekanntes Motiv. Zu negativ interpretiert ? Können wir Gottes positives Image retten ? Wie denn,wenn Gott selbst sagt,er habe den Pharao genau zu dem einen Zweck erhalten, dass er seine Macht an ihm demonstrieren könne und dadurch in aller Welt berühmt würde.
Der Pharao hätte schon viel früher eingelenkt,etwas,worüber kaum gesprochen wird,aber Gott hatte schon längst,lange vor der ersten Freipressungsplage beschlossen,das Herz des Pharao zu verstocken. Wohlgemerkt:Nicht der Pharao hatte die Idee,Israel nicht ziehen zu lassen,sondern dies war Gottes Plan gewesen.Und wir laufen hier nicht Gefahr,einer Missinterpretation aufzusitzen,weil Gott in direkter Rede, bevor der ganze Wunderkampf begann,Mose seine Pläne klipp und klar unterbreitet hatte.Es sollte,es musste dramatisch werden,sonst wären die Ereignisse nicht beeindruckend und ent- sprechend weit weniger verwertbar ( die zehnte Plage war wieder Massenmord gewesen ).Aber schliesslich war es soweit,Israel verliess Ägypten.Wieso ? "Dass es mir diene".
Deutlicher geht es nicht.Dass das Motiv nicht Liebe zu den Menschen war,überrascht uns inzwischen kaum mehr.Es ging nicht um Befreiung, vierhundertdreissig Jahre immerhin hatten die Israeliten in Ägypten gelebt,eine lange Zeit davon in Leid und Kummer.Es ist nicht berichtet, dass dies den Herrn sonderlich berührte.Es ging um das zur Schau stellen der Macht,als Gott eines Tages seines "Bundes" gedachte. Dann befreite er Israel aus dem von ihm selbst gebauten Gefängnis, und er empfand es dabei als nötig,den Menschen zu beweisen,was ihm offensichtlich stets und immer zu wenig abgenommen wurde: Dass er der HERR ist.Dafür ist ihm jedes Mittel recht und kein Auf- wand zu gross.
Das Volk ist dankbar,Gott ein Held,und wir,wenn wir doch nur genau lesen und genau nachdenken, - empört.
Empört,wegen der Unaufrichtigkeit der gesamten Geschichte und empört über unsere Lehrer und Prediger,die uns in keiner Weise über derart heikle Eigenschaften Gottes informieren.
Was hat man mir erzählt ? Die Ägypter waren die Bösen,die Isra- eliten die Guten und Unterdrückten und der Herr der gnädige Retter aus der Not.So wird es gelehrt und zu Passa gefeiert. Es ist mir schlichtweg unmöglich,dies mit dem biblischen Text in Einklang zu bringen.
Teil 5
Jesus Christus.
Eine der klarsten und wörtlichsten Aussagen in den Evangelien ist die,dass Jesus Gottes Sohn ist.Die Weisen aus dem Morgenlande ahnten schon etwas,den Hirten auf dem Felde wurde es gesagt, Maria wurde es prophezeit.Zwar blieb da eine ungelöste Vaterfrage, ebenso wie eine ungewöhnliche Muttervorgeschichte,aber dennoch wuchs er offensichtlich mit seinen beiden Eltern,Maria und Josef, zunächst wie ein gewöhnliches Zimmermannskind unauffällig heran. Dann kam sein zwölftes Lebensjahr.
Jesus qualifizierte sich im Tempel mit seinen 12 Jahren als Kenner und Interpret der Schrift.Er kannte sich aus,er wusste, was die Propheten gesagt hatten.Wir merken uns dies.
Aber dann,28 Jahre nach Christi Geburt,so das Lexikon,wird es ein- deutig.Johannes der Täufer tritt auf.Er tauft die Taufwilligen im Jordan und predigt die "Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden".Auch Jesus lässt sich taufen.Und dabei kommt eine Stimme vom Himmel - und ich verstehe dies nun tatsächlich als Gottes Stimme - und sagt:
Du bist mein lieber Sohn,an dir habe ich Wohlgefallen.
Eindeutig,aber dennoch eine seltsame Verquickung.
Was war die Taufe ? Erneut einer der vielen Aufrufe zur Buße,weil das Himmelreich nahe herbeigekommen sei.Und die da kamen,ja kamen, also keine Säuglinge,bekannten ihre Sünden zum Zwecke der Ver- gebung.Was fand also statt ? Da waren Leute,die gingen hinaus zum Jordan und wollten ihr Bußetun zum Ausdruck bringen,weil sie Sünden begangen hatten.Und eben dies macht für Jesu Leben damals,ebenso wie für unsere Kirchenpraktik heute, keinen Sinn.Jesus brauchte das nicht,er hatte - Lehrmeinung - nicht gesündigt und brauchte keine Vergebung.Und unsere Kinder heute ? Sie haben - noch - nicht gesündigt und sie gehen nicht zum Büßen.Wozu auch ? Aber wen kümmert das ! Wir lesen ungerührt von Jesu Taufe und fragen nie nach seinen Sünden, und wir lassen unsere Babies taufen und stossen uns nicht an dem Widerspruch zur Bibel.Aber die Bibel soll unser Lebensleitfaden sein, da stimmt doch etwas nicht.
Halten wir uns an den Text,müssen wir erneut die gängige Lehrpraxis verlassen:Die Taufe des Johannes war eine weltliche Handlung im Zusammenhang mit der gepredigten und erhofften Vergebung der Sünden.Taufen liessen sich also Sünder.Nun kannte sich Jesus in seiner Religion aus und er wusste um den Sinn dessen,was Johannes tat.Und es war eine aktive,bewusste Unternehmung Jesu,zu Johannes zu gehen.Also wollte Jesus Vergebung,also fühlte er sich als sündiger Mensch.Über seine Sünden ist uns konkret nichts berichtet,doch die These vom unbefleckten Lamm Gottes muss damit zur Mär werden.
Aber ich weiss,der Bauklötzchentechnik wird es auch hier,wie bei all den anderen Diskrepanzen zwischen Religionspraktik und Schrift gelingen,das Problem aus der Welt zu räumen.Das dogmatische Wunschdenken wird die Oberhand behalten.Aber seien wir uns darüber im Klaren:Es sind die Gelehrten,die zunächst die Rosinen- pickerei für den Erhalt der Frohen Botschaft und der Gnadenlehre unserer Religion benutzen,nicht wir,ihre einfacher strukturierten Gefolgsleute.
Somit zurück zum Lieben Gott,der also Jahrtausende die Menschen bekämpft,weil ihm das Auflegen des Dienstleistungsjoches nicht gelingen will.Er kann die Massen nicht hinter sich bekommen,weil der denkenden Menschheit auf Dauer brennende Dornbüsche und rauchende Berge einfach nicht genügen.Und Gesetze erlassen, Strafen,Härte und Morde praktizieren,also Bündnisse schliessen,kann der Mensch ebenfalls selbst,dazu braucht es keinen Gott,der ausser gewonnenen Kriegen für das Dienen bisher keine positive Gegen- leistung bot.Und Regen und Ernte,das gab es bei den Konkurrenz- göttern auch.Wer lässt sich auf Dauer soviel Zorn bieten,wer nimmt Fallenstellen gern in kauf,und wer akzeptiert ohne Widerwillen, was selbst einem Mann wie Mose geschah ? Über 40 Jahre half er Gott aus seinen Miseren und dann verpasste er es,zu betonen,dass Gott dem Volk das Wasser gab und nicht er selbst,als er mit dem Stab gegen den Fels schlug.Das kostete ihn das Betreten des Gelobten Landes.
Gott sucht Gläubige,aber mit seinen bisherigen Methoden verprellte er seine Anhänger systematisch.Dass sein Tun uns dabei als gerecht überliefert wird,findet seinen Grund darin,dass er als Gutachter für seine Taten ausschliesslich sich selbst oder seine engsten Verbündeten zulässt.Hierdurch kann nur Gutes berichtet werden.Kritikern droht der Tod.Einmal zu weit gegangen,einmal zuviel gemurrt,die Grenzen sind eng gesteckt.Auf diese Weise versucht sich Macht zu perpetuieren. Und Gottes Gegner,der Mensch,lebt dabei wegen des Ungleichgewichtes der Waffen in ständiger Angst.
Erst Menschen,die erkennen,was die Frohe Botschaft,wie ich sie oben identifiziert habe,eigentlich ist,verlieren diese Angst,werden frei und können selbst zu Gutachtern für Gottes Taten aufsteigen. Bei jenem Baum damals begann der Mensch,gut von böse zu unter- scheiden,und nun ergeben sich Einsichten,Früchte der Erkenntnis, die nichts mehr mit unseren Sonntagspredigten gemeinsam haben. Weil sich dies aber ohne eine neue Sintflut nicht mehr korrigieren lässt,wirft Gott nun das Ruder herum und führt eine völlig neue Strategie ein,eine die schnelle Erfolge aufzuweisen hat,aber nicht seiner Art entspricht und deshalb auch bald wieder aus der Welt geschafft werden wird.Aber zunächst wird ihr Potential genutzt. Gott schickt Jesus zu den Menschen und er stattet ihn mit dem wohl höchsten Autoritätsattribut aus,das man sich vorstellen kann:Mit der Eigenschaft,Sohn zu sein.Etwas kleineres,ein Ver- mittler,ein Sendbote,ein Prophet war auch schon im Experiment gewesen,aber das hatte nicht genügt.Und gab es etwas darüber - über dem Sohn ? Das wäre ja Gott selbst gewesen.Und sich selbst wirklich einmal klipp und klar zu zeigen,das hatte Gott sich seit jeher - ich weiss nicht ,warum - vielleicht weil jeder,der den menschen- freundlichen Gott sieht,Gefahr läuft,tot umzufallen ? - verwehrt. Jetzt also der Sohn.
Jesus,der Friedfertige,der Freund.Vor ihm musste niemand Angst haben,gerade zu den Unvollkommenen nahm er Kontakt auf.Er half, wo er konnte,im Alltäglichen,hier und jetzt.Das Abschreckende Gottes fehlte ihm völlig.Und dafür wurde er verehrt und geliebt.Geliebt und ausgenutzt,denn man wollte seine Hilfe pausenlos,er kam nicht einmal mehr in Ruhe zum Essen.Und diesen Aufstieg zum Idol der Massen sah Gott und hatte seinen Wohlgefallen an seinem Sohn, denn Jesus verknüpfte sein Wirken mit dem Namen und der Existenz des Herrn.Das gefiel Gott.Eine Zeitlang sah es so aus,als sei endlich, seit dem Beginn der göttlich-menschlichen Fehde ein Etappenziel er- reicht. Die Menschen strömten freiwillig und begeistert zu Jesus und Jesus verwies bei seinen Taten und Worten auf Gott,also war es auf dem Umweg über einen Friedfertigen gelungen,die Menschen freiwillig zu Gott zu bringen.Die Menschen sehnten sich nach Frieden,den sie bei Gott in seiner Härte nie fanden,und sie warteten auf Befreiung von den Dauerdrohungen,mit denen sie ihr liebesunfähiger Gott in Zaum hielt.
Aber dies war nicht von Dauer,es war die Ruhe vor dem Sturm. Der Kampf geht weiter,nicht so offensichtlich,etwas subtiler,aber wo die Protagonisten nicht ausgetauscht werden,wird sich auch an den Grundzügen der Handlung nichts ändern.
Wo schwelen die Konflikte ?
Jesus predigt einen gnädigen Gott.Wir wissen,dass zwar später,wenn das Reden über Gott im Vordergrund steht,die Interpretation in diese Richtung geht,dass aber Gott in der Phase seiner direkten irdischen Handlungen diese Eigenschaft keinesfalls besitzt.Jesus predigt also einen anderen Gott,und die Verehrung anderer Götter liess unser biblischer Gott noch nie zu.Dies stört sein Herr-Diener-Grundkonzept. Und wenn Jesus spricht: "Ich aber sage euch...",ist dies niemals eine Vollendung des Gesetzes und somit bei Gott integrierbar. Das Wort "aber" ist und bleibt nun einmal ein Widersprechen, und auch Widerspruch hat Gott noch nie geduldet.
Vater und Sohn,zwei Generationen,wie so oft sind sie verschieden, und so auch hier.Gott hat ein völlig anderes Wesen als Christus. Nicht,dass Jesus nicht auch drohen würde,oh,das tut er reichlich,aber seine Drohungen sind für die Menschen nicht so existentiell wie die ihres Gottes,sie beziehen sich vorzugsweise auf Zukünftiges im Jenseits.Dies aber sei an dieser Stelle kurz festgehalten:Unsere Heilige Schrift ist von Mose an,fortgesetzt über die weiteren Geschichtsbücher,hin zu den Propheten,weiter durch die eigentlich freundlichen Evangelien bis hin zur Offenbarung wie von einem Krebsgeschwür durchsetzt von Drohungen und Grausamkeiten. Aber im Verhältnis dazu sind die Drohungen Christi ausgesprochen friedlich,sie sind rein verbaler Natur,wohingegen Gott unbarmherzig zuschlägt.Das heisst aber nichts anderes ,als:Unser Gott ist unchristlich. Nun aber kommt Jesus mit der Lehre von dem anderen Gott und gewinnt schlagartig Anhänger,Anhänger,die den von Jesus beschrie- benen Gott lieben und ihn im Unverstand mit dem Gott der Erzväter gleichsetzen.Diese Denkweise ist so erfolgreich und begeisternd,dass Gott unmöglich ganz darauf verzichten kann.
Aber,wir wissen es ja,zu lange lässt Gott Jesus nicht gewähren,zu gross wäre die Gefahr,dass sich schliesslich ein Gottesbild etabliert, dem der Wahre Gott nicht gerecht werden will.
Und sobald dies klar würde,wäre das schlagartige Abwandern der Massen vorprogrammiert.Gott stünde erneut mit ein paar fanatischen Einpeitschern und ohne dienende Volksmasse da. Während also Gott bleibt,wie er ist,belässt er aus praktischen Erwägungen Jesu Ideen bei den Menschen.Er selbst,das fällt auf,sagt nichts mehr,er lässt vorübergehend der Entwicklung freien Lauf, weil er sieht,wie sie viel einfacher zum Bedientwerden führt,als seine eigene Art und Weise.
Aber nach ein paar Jahren hat die Initialzündung der Predigten Jesu für Gottes Zwecke ausgereicht.Jetzt hat Jesus seine Schuldigkeit getan,jetzt muss er gehen.Gott bereitet Jesu Elimination vor. Und Jesus arbeitet daran mit.Denn,wir müssen hier die richtige Perspektive wählen,nicht die Propheten hatten vorhergesagt, was geschehen würde,nein,Jesus kannte die Worte der Propheten genau und er richtete sich danach.Nicht die Schrift erfüllte sich in Jesus,sondern Jesus erfüllte die Schrift.Und so brachte er es nicht fertig,Gott durch Konkurrenz der Ehre zu berauben,denn Jesus war loyal und hielt Grosses von Gott und den Propheten.Bis er merkte, was geschah.Nun hatte er aber Feindesliebe gepredigt.Und als er, der Menschenfreund,dem Menschenfeind,Gott,gegenübertrat,wollte er vermutlich,als es darauf ankam,seinem Wort von der Feindesliebe nicht untreu werden.Dass sein Wort ewig Geltung haben würde,hatte er ja des öfteren betont.Aber,sehen wir es auf der anderen Seite auch realistisch:Er hätte gegen Gott ohnehin keine Chance gehabt.
Nun war es aber nicht so banal,dass Gott Jesus einfach gehen liess,er,der Meister der Inszenierungen.Da wären Möglichkeiten vertan. Überlegen wir:Wir haben ein Konglomerat an Bedingungen.
Jesus in seiner Tätigkeit fortfahren zu lassen,könnte auf die Dauer das Gesamtbild Gottes zu dem falschen,dem liebenden Gott ver- schieben.Mit der Lehre von der Güte Gottes aber hatte Jesus für Gott die Massen gewonnen.Ein Akt der Härte könnte alles zunichte machen.Dennoch wurden Jesu Predigten allmählich zu gefährlich. Also Jesus eliminieren,ohne Härte zu zeigen.Jemandem,der Inszenierungen beherrscht,müsste es gelingen,das Mundtot machen Jesu,und nach seiner üblichen Manier,das überhaupt Totmachen des gefährlichen Jesus,als gute Tat darzustellen,für die das Volk sich nachher,anstatt Anklage zu erheben,auch noch bedankt.
Töten war nach Gottes Wesensart selbstverständlich das Mittel der Wahl.Er würde seiner alten Art treu bleiben.Aber es war ein Risiko.Was, wenn das Volk erneut nach Jesus oder einem ähnlich Lieben verlangen würde.Gott stünde schlecht da,wenn die Umdeutung des Sohnesmordes in eine menschenfreundliche Tat fehlschlüge.
Die Inszenierung vom Kreuzestod Jesu versprach aber,alle Bedingungen zu erfüllen.Schon seit Urzeiten eingeführt war das Ritual des Sünden- bockes,jenes Rituales um den Wüstendämon Asasel,dem man ein schuldloses Tier opfert,welchem man symbolisch,kultisch,mystisch fremde Schuld aufgeladen hatte.Durch dieses Abladen der Schuld auf einen Unschuldigen,auf einen Sündenbock,und dessen anschliessen- de Opferung werden die eigentlich Schuldigen ent-schuldigt.
Was hindert einen Gott,der ansonsten Dämonen bekämpfen lässt, ein bereits wohlbekanntes Dämonenritual für die eigenen Zwecke weiterzubenutzen,wenn dies gerade praktisch ist ? Und so wurde Jesus zum heilbringenden Sündenbock erklärt und geopfert.
Während ich bei Kirchenbesichtigungen immer wieder meine Kinder tröstete,sie hätten keinen Vater,der ihnen Nägel durch Hände und Füsse treiben liesse,hatte Gott keine Hemmungen,die Ge- schehnisse gnadenlos ablaufen zu lassen.Durch die Umdeutung in den uns befreienden Opfertod hatte Gott auch keine Probleme mit der Ver- antwortung.Diese,ja die Schuld, lag ja eindeutig bei uns Menschen,bei uns Sündern,bei den Juden,bei den Römern.Und Gott konnte seelenruhig in seiner Güte noch nachsetzen.Er liess Jesus auferstehen.Das Volk behielt also seinen geliebten Jesus. - War damit nicht wieder alles zunichte gemacht ? Nie und nimmer.Das Volk hatte Jesus, trotz der Kritik der Schriftgelehrten, als Idol gefeiert.Dann ihn,wie aus dem nichts, in einer seltsamen Wandlung, für wenige Tage zielgerichtet verdammt - was stimmt denn hier wieder nicht ? - ,um ihm anschliessend,manche sofort,andere später, wieder nachzuweinen.Das Volk freute sich und bedankte sich bei Gott,genau wie oben anvisiert.Und eine derartige Jesusverehrung war Gott jetzt eher hilfreich,statt lästig.Denn das eine,was auf die Dauer gestört hätte,fehlte jetzt:Das liebevolle Andenken an den Gott Christi gab es noch immer,aber es gab keine Predigten Jesu mehr.Der Mono-theismus,also die Mon-archie war wieder hergestellt.
Die Parallele zu Ägypten:Vergessen wird,dass Gott das Volk nach Ägypten führte - vergessen wird,dass Gott Jesus vernichtete.
Stattdessen sind die Ägypter schuld - stattdessen sind wir aufsässigen Menschen schuld.Für die Befreiung haben die Israeliten dankbar zu sein - für den Tod Jesu sollen wir dankbar sein.
Teil 6
Wir haben jetzt gesehen,dass Gott doch anders ist,als es mir in meinen Unterrichtsstunden beigebracht wurde.Und wenn ich mich umhöre, geht es mir nicht alleine so,viele haben das Bild vom guten Gott im Kopf.Stimmt aber das Gottesbild nicht,stimmt die Lehre nicht.
Also ist es noch einmal wichtig,zu überprüfen,ob meine Darlegungen völlig absurd sind,oder ob es ausser ihrer Schlüssigkeit noch andere Argumente für ihr Zutreffen gibt.Ist die Meinung vom guten Gott stimmiger,als meine Interpretation des Sachverhaltes ?
Bei aller Liberalität der religiösen Denkweisen,der wir uns heutzutage erfreuen dürfen,muss ich damit rechnen,dass man sich das Voran- gegangene zwar in aller Ruhe anhört,dass es deshalb aber noch lange nicht auf allgemeine Akzeptanz stösst.Eine Vielzahl divergierender Denkweisen ist möglich,ich aber muss für mich eine davon auswählen und für mein Leben daraus die Konsequenzen ziehen.
Dass Gott im alten Testament grausam ist,wird von vielen eingeräumt, ausser von denen,die das Vater-Kind-Erziehungsbild als Denkschlüssel benutzen.Massenmord als Erziehung.Die Formulierung erübrigt die Argumentation.
Im Neuen Testament tun wir uns schwerer,dennoch können wir in einer Zusammenfassung Handfestes und Erschütterndes ins Feld führen.
Im Wesentlichen geht es im Neuen Testament um unsere Errettung, eine Errettung,die jetzt auch uns Nichtjuden,also auch mich,betrifft. Aber vor was werden wir errettet ? Vor Gottes Gericht,vor Gottes Zorn.Ein erneutes "aber":Aber wozu,wofür das ganze.Wäre Gott men- schenfreundlich,es wäre für ihn nichts leichter,als zu sagen "ich verzeihe euch" und fertig.Niemand würde sich je darüber beschweren.Aber er musste ja,angefangen bei seiner Schöpfung der Schlange,Schwierig- keiten und Hemmnisse einbauen.Er,der angeblich Allmächtige,musste sich selbst auf hochkomplizierte Weise erst die Möglichkeit schaffen, sich erlauben zu dürfen,uns zu verzeihen.Wie soll denn das stimmig sein ! Der gute Gott.Nichts da.Könnte Gott seinen Zorn beherrschen, wären die gesamten Jesusereignisse überflüssig,wir müssten nicht dermassen nasgeführt werden.
Und dennoch hat das Neue Testament einen tröstlichen Schimmer. Gott hatte sich eine neue Sintflut verboten,aber gestraft muss sein, ja man möchte meinen,psychopathologisch,egal warum.Doch er schont uns Menschen,seine Dienstleister.Um dies zu erreichen,kreiert er sich selbst ein Opfer,er schickt sich Jesus, um töten zu können,um sich selbst zufrieden zustellen,ohne uns Menschen dabei zu schaden. Das hat Jesus gemerkt,er merkte,dass sich Gott von ihm abwandte. Wir kennen nun die Hintergründe,doch Jesus wollte diese bittere Enttäuschung,die ihm Gott da bereitete,nicht wahr haben,sein gesamtes Weltbild fiel auseinander,als er nicht mehr umhinkam, festzustellen,dass sein Gott,dass sein Vater, ihn als Werkzeug nur benutzt,und nach getaner Arbeit fallen gelassen hatte.Innerlich noch unsicher,ob dies denn wirklich sein kann,fasst er sein entsetztes Erkennen in die Frage "Mein Gott,warum hast du mich verlassen?". - Viele Bibelsprüche haben wir im Laufe der Jahre auswendig gelernt. Dieser jedoch wurde eher stiefmütterlich behandelt,obwohl uns die Bibel hier ein Stück wörtlicher Rede Jesu Christi mit tiefgreifendem Inhalt überliefert.Gott hat seinen treuesten Diener verlassen.Der treulose Gott.Stimmt´s denn nicht ?
Die gängige Lesart,Jesus nahm unsere Sünden auf sich,um Vergebung für uns zu bewirken,die muss ich ebenfalls ,zumindest für mich,ablehnen. Jesus ist nicht für meine Sünden gestorben,denn ich habe nichts getan, wofür ich die Todesstrafe verdiente.Und so geht es den allermeisten in unseren Gemeinden.Tod für Kleinigkeiten,das gibt es nur bei Tyrannen.Also doch:Der alte Gott,der Gott wie oben beschrieben. Wer diesen Gott uns als gnädigen Gott lehrt,kann dies tun,aber er irrt, und er hat nicht mehr die Bibel im Hintergrund,um sich darauf zu berufen. Wer bleibt dann noch bei der Meinung,die unsere Amtskirche vertritt ? - Halt,lieber Leser,dividiere nicht zu weit auseinander:Natürlich gibt es verschiedenste Meinungen der Gelehrten bezüglich der Feinheiten, aber die Lehre,Gott sei gut und die Lehre der Gnade sind doch überall mit dabei. - Ja,wer also bleibt beim guten Gott ?
Das sind die Lieben,denen daran gelegen ist,dass alles harmonisch und friedlich verläuft,die in Wirklichkeit nicht christliche,sondern humanistische Ideale in die Welt bringen wollen,die anderen nichts tun wollen,was sie selbst nicht erleiden möchten,die böse Worte nicht mögen und Mord und Totschlag schon gleich gar nicht.Liebenswerte und ehrenvolle Menschen,ohne Zweifel,aber nicht bibelorientierte. Solche Menschen haben aber historisch allmählich die Oberhand gewonnen und ihre Lehre ist heute die verbreitetste.So waren meine Religionslehrer,meine Pfarrer, meine bekennenden Bekannten.Und eben diese tun sich dann,angesichts der Gewalt und Ungerechtigkeit um uns herum,mit der Bibel so schwer,und sie bleiben an der wohl penetrantes- ten Frage unserer Predigten und unserer Worte zum Sonntag hängen:
Wie kann Gott,der gute Gott,so etwas zulassen,was will er damit erreichen ? Und in dieser Frage wird er ganz offensichtlich,ihr Irrtum. Sie haben den Text der Bibel gelesen,wie sie ihn sich wünschten, nicht ,wie er geschrieben steht.Sie haben auch Bauklötzchen er- wählt,aber nur die paar wenigen,die zu ihrem Wunsch passten. Sie waren auf die Fährte des Wortes Liebe gesetzt worden,haben von daher den Text interpretiert und fanden sich in einer Sackgasse wieder.Nur mit intellektuellen Saltos gelingt es ihnen,weiterzukommen, wir hören sie in unzähligen Versionen,aber den eigentlichen Be- freiungssprung schaffen sie nicht.Ich habe ihn dargestellt,er mündet in der Aussage:Den guten Gott gibt es nicht,Gott ist böse.
Angst ? Ja. Es verlangt doch eine gehörige Portion Selbstüberwindung, dies zu schreiben,um nicht zu sagen,Mut.
Aber es geht um Grosses,es geht um die Bibel,es geht um die Religion. Und wenn es nun einmal so ist,dass die Bibel das Fundament der Kirche darstellt,aber die Kirche im Widerspruch zur Bibel steht,dann muss das auch ausgesprochen werden.
Inzwischen sind weitere zweitausend Jahre Erfahrungen mit Gott zusammengekommen.Wenn ihr,liebe Theologen,der Meinung seid, zwischenzeitlich habe sich etwas verändert,habe Gott Liebe gezeigt, so schreibt das Dritte Testament.Meint ihr aber ,dem Text der Heiligen Schrift sei nichts hinzuzufügen,so ändert eure Predigten.
Ein Johannes.
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