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Guru:
Der Guru
Im Kreuzfeuer der Kritik
Jens Jakob schrieb am 19. November 2003 um 11:46 Uhr (316x gelesen):
Seit Jahren dominiert ein Name die Psycho- und Therapieszene: Bert Hellinger. Seine "Familien- und Organisationsaufstellungen" sind ein stark nachgefragter Markenartikel. Nicht nur gigantische Erfolge in esoterischen Kreisen kann er auf sein Konto verbuchen. Er ist fast allgegenwaertig. Wer Hellinger kritisiert ist beinahe schon ein Aussaetziger. Dennoch gab es immer wieder Kritik, meist leise, verhalten, fast nicht wahrgenommen.
Das hat sich nun geaendert. Die kritischen Stimmen werden lauter und es ist kein Zufall, dass nun dazu ein Buch von Colin Goldner herausgegeben wurde. Titel: "Der Wille zum Schicksal". Darin tritt eine umfassende AutorInnenriege an, um Hellinger kritisch unter die Lupe zu nehmen. Der ehemalige, 1925 geborene Afrika-Missionar vertritt ohne Zweifel ein erzreaktionaeres, patriarchales Weltbild. Das geht so weit, dass Frauen Vergewaltigungen "annehmen" und "bejahen" sollen. Wird die Frau durch die Vergewaltigung schwanger, so sei "aus dem Schlimmen etwas Gutes entstanden".
Auch der inzestuoese Missbrauch an Kindern, von Vaetern begangen, wird bei Hellinger der Mutter in die Schuhe geschoben. Diese sei ihren ehelichten Verpflichtungen nicht nachgekommen und habe so unbewusst das Kind dem Vater als "Ersatz" zugeschoben. Das Kind wuerde diese "Aufgabe" im Sinn des Ausgleichs der Familiendynamik "gerne" erfuellen. Dazu kommen bei Hellinger noch bedenkliche Aussagen zum Nationalsozialismus. Wer Partisanen erschossen hat, sei eben ein aufrechter deutscher Soldat, der Zweite Weltkrieg sei "notwendig" gewesen, Der Krieg, so Hellinger auf den Spuren des Heraklit, sei eben der Vater aller Dinge.
Ein weiterer Stein des Anstosses: 1997 beging eine Frau nach Hellingers Familienaufstellung Selbstmord. Seine Therapie wird von ExpertInnen als unserioes gebrandmarkt. Die hier angedeuteten Kritikpunkte am "Guru der modernen Therapieszene" werfen die bange Frage auf, wie ein derartiger "Lehrer" einen so grossen gesellschaftlichen Einfluss gewinnen konnte. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Wirken des ehemaligen Missionars ist ueberreif. Wer nicht zu dem umfassenden, von Goldner herausgegebenen Buch greifen moechte, kann sich auch mit einer Kurzzusammenstellung der Kritikpunkte in dem Werk von Claudia Barth informieren. Hier gibt es noch weitere Ausfuehrungen, die sich auf die Thematik der rechten bis rechtsextremen Esoterik konzentrieren.
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Diskussionsverlauf:
- Im Kreuzfeuer der Kritik ~ Jens Jakob - 19.11.2003 11:46 (1)