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Re: Einige Anmerkungen zu Jan van Helsing
v4mpYre schrieb am 29. Oktober 2003 um 11:16 Uhr (439x gelesen):
> Hallo alle zusammen,
> Nachdem ich von einem Freund die digitale Version der "Geheimgesellschaften" des Jan van Helsing aufgedrängt bekommen habe, habe ich mich in die Lektüre förmlich hineinziehen lassen.
> Das Buch kann einen schon fesseln, da es in jedem Abschnitt mit neuen Theorien, (angeblichen) Fakten und Absurditäten aufwartet. Es ist spannend geschrieben und besitzt einen guten flow, auch wenn es vor Fehlern nur so strotzt.
> Beim besten Willen kann ich in dem Buch keine wirklich rechtsextremen Thesen entdecken, jedenfalls keine Passage, die es rechtfertigen könnte, das Buch zu indizieren. Das ist es gerade, was eine Demokratie aushalten muss und was sie so fragil und angreifbar macht: Abweichende Meinungen zu tolerieren, auch wenn sie noch so schwachsinnig erscheinen.
> Aber ich bemitleide diejenigen, die dieses Werk ernst nehmen. Nicht deshalb, weil ich J. v. Helsing für einen Scharlatan halte - er „glaubt“ sicher selbst an sein Buch - , sondern weil sie ein wirklich großes Problem haben: Die Unübersichtlichkeit der Welt. Die sozialen, politischen, ökonomischen, technischen und kulturellen Strukturen der Welt werden ständig komplexer und unüberschaubarer - und das mit zunehmender Geschwindigkeit. Gleichzeitig schwindet die Glaubwürdigkeit und damit der Einfluss althergebrachter Welterklärungssysteme und Traditionen. Religion spendet nur noch selten wirklich Sinn und kann das Weltgeschehen nicht mehr lenken. Moderne Alternativen mit festen Autoritäten und der Gewissheit, auf der richtigen Seite zu sein, brechen zusammen: Der Kommunismus ist tot, der Kapitalismus bietet keine Antworten. Mehr und mehr ist das Individuum auf sich und seine Ratio angewiesen, um die Welt verstehen und aushalten zu können.
> Gleichzeitig steigt die Popularität von Verschwörungstheorien. Warum? Diese bieten Schutz mit einem Gebäude, das alles Zerfallende wieder verbindet, jede Erklärungslücke füllt und uns sogar erklärt, warum es in Europa doch wieder Krieg gibt! (Wenn das doch die westlichen Politiker vorher gewusst hätten, hätten sie nicht zehn Jahre lang alles falsch gemacht..., ..., ...)
> Dass eine geschichtliche Entwicklung oder Katastrophe nicht immer geplant ist, sondern sich aus menschlichen Unzulänglichkeiten wie wir sie alle besitzen und dem Zusammenwirken von anderen, nicht immer erkennbaren Faktoren ergibt, bietet natürlich leider keinen moralischen Standpunkt an; weder einen, auf den wir uns als die „Guten“ stellen können, noch den anderen, auf den wir guten Gewissens hinabschauen können.
> Statt sich der mühsamen, nie endenden Aufgabe zu stellen, die Glaubwürdigkeit jedes einzelnen Menschen neu zu überprüfen, die Abhängigkeit eines Wissenschaftlers von den wirtschaftlichen Interessen seines Unternehmens verifizieren, den Subtext eines (natürlicherweise immer mit Propaganda durchsetzten) Politikerwortes verstehen zu können, alles miteinander abzugleichen und eventuell doch ein Gefühl der Ohnmacht zu behalten, statt dieser Anstrengung, einer zuweilen wirklich nicht sinnhaften Welt zu begegnen, dafür aber prinzipiell auch an ihr mitwirken zu können(!), wird mit der Verschwörungstheorie ein einfacher Entwurf der Zusammenhänge präsentiert, die Welt auf ein paar Seiten, leicht zu lesen und außerdem: Man weiß nun, wer die Schuld hat!!
> Nur: Jetzt besteht keine Mitwirkungsmöglichkeit mehr. Egal ob Gott mich führt, das Sternzeichen meinen Charakter bestimmt, die CIA oder der KGB für meine Unwissenheit über die Welt verantworlich sind oder Geheimbünde seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden die Weltregierung bilden: Wenn ich diese Sicht der Dinge habe, mache ich es mir einfach und bin gleichzeitig zur Ohnmächtigkeit verdammt.
> Es geht nicht darum, ob diese Welt untergeht oder in ewigem Frieden lebt, auch nicht darum, ob wir in völliger Freiheit oder absoluter Knechtschaft leben: Weder das eine noch das andere wird jemals eintreten. Es geht darum, Zusammenhänge zu erkennen, kritisch zu sein (da stimme ich J. v. Helsing zu) und die Welt immer wieder durch kleine Schritte in die als richtig erkannte Richtung zu führen.
> Dabei hilft ein mit vielen richtigen Fakten aber noch mehr falschen, viel Fleiß aber auch Halbwissen und Naivität geschriebenes Buch nicht weiter, vor allem, wenn die aufgestellten Thesen sich jeder Überprüfbarkeit dadurch entziehen, dass sie ja ach so geheim sind.
> Es wendet sich an halbgebildete, verunsicherte, sehnsüchtige und suchende Menschen, die es nicht aushalten, das sich nicht alles erkären lässt, oder denen der Sinn verloren gegangen ist und die ihn nicht mehr im Glauben sondern in der Wissenschaft suchen, sei es auch nur als Para-Wissenschaft. Die Thematik klingt biblisch: Das UFO vom fremden Stern ist Engel und Erlöser, der Satan sitzt nicht in uns, sondern tarnt sich als Loge, das Paradies existiert auch materiell (vielleicht im Erdinnern?) - schade nur, dass dies alles uns trotzdem für immer entzogen bleiben wird.
> Das musste mal sein,
> Grüße von Michael
> P.S.
> Ich empfehle jedem Helsing-Jünger, sich zu einem in seinem Buch behandelten Thema wirklich wissenschaftliche Literatur zu suchen und die darin vertretenen Thesen mit denen Helsings zu vergleichen. Da wird es schwierig, weil mit jedem Buch die Menge an möglichen Wahrheiten wächst (s.o.) und weil ein Historiker normalerweise versucht, sehr abwägend und differenziert zu schreiben. Die Mühe könnte sich allerdings lohnen, denn das Ergebnis ist offen. Vielleicht kommt Ihr ja immer noch zu dem Schluss, dass jeder nur eine Marionette ist. Dann aber J.v. Helsing auch: von seiner eigenen fixen Idee.
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Diskussionsverlauf:
- Re: Einige Anmerkungen zu Jan van Helsing ~ v4mpYre - 29.10.2003 11:16 (5)