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Re: Gläserrücken
Adorno137 schrieb am 9. September 2003 um 8:03 Uhr (359x gelesen):
> Der Zauberlehrling
> Hat der alte Hexenmeister
> sich doch einmal wegbegeben!
> Und nun sollen seine Geister
> auch nach meinem Willen leben.
> Seine Wort’ und Werke
> merkt ich und den Brauch,
> und mit Geistesstärke
> tu ich Wunder auch.
> Walle! walle
> manche Strecke,
> daß, zum Zwecke,
> Wasser fließe
> und mit reichem, vollem Schwalle
> zu dem Bade sich ergieße.
> Und nun komm, du alter Besen!
> Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
> bist schon lange Knecht gewesen;
> nun erfülle meinen Willen!
> Auf zwei Beinen stehe,
> oben sei ein Kopf,
> eile nun und gehe
> mit dem Wassertopf!
> Walle! walle
> manche Strecke,
> daß, zum Zwecke,
> Wasser fließe
> und mit reichem, vollem Schwalle
> zu dem Bade sich ergieße.
> Seht, er läuft zum Ufer nieder,
> wahrlich! ist schon an dem Flusse,
> und mit Blitzesschnelle wieder
> ist er hier mit raschem Gusse.
> Schon zum zweiten Male!
> Wie das Becken schwillt!
> Wie sich jede Schale
> voll mit Wasser füllt!
> Stehe! stehe!
> Denn wir haben
> deiner Gaben
> vollgemessen! -
> Ach, ich merk es! Wehe! wehe!
> Hab ich doch das Wort vergessen!
> Ach, das Wort, worauf am Ende
> er das wird, was er gewesen!
> Ach, er läuft und bringt behende!
> Wärst du doch der alte Besen!
> Immer neue Güsse
> bringt er schnell herein,
> ach! und hundert Flüsse
> stürzen auf mich ein.
> Nein, nicht länger
> kann ichs lassen;
> will ihn fassen.
> Das ist Tücke!
> Ach! nun wird mir immer bänger!
> Welche Miene! welche Blicke!
> O du Ausgeburt der Hölle!
> Soll das ganze Haus ersaufen?
> Seh ich über jede Schwelle
> doch schon Wasserströme laufen.
> Ein verruchter Besen,
> der nicht hören will!
> Stock, der du gewesen,
> steh doch wieder still!
> Willsts am Ende
> gar nicht lassen?
> Will dich fassen,
> will dich halten
> und das alte Holz behende
> mit dem scharfen Beile spalten.
> Seht, da kommt er schleppend wieder!
> Wie ich mich nur auf dich werfe,
> gleich, o Kobold, liegst du nieder;
> krachend trifft die glatte Schärfe.
> Wahrlich! brav getroffen!
> Seht, er ist entzwei!
> Und nun kann ich hoffen,
> und ich atme frei!
> Wehe! wehe!
> Beide Teile
> stehn in Eile
> schon als Knechte
> völlig fertig in die Höhe!
> Helft mir, ach, ihr hohen Mächte!
> Und sie laufen! Naß und nässer
> wirds im Saal und auf den Stufen.
> Welch entsetzliches Gewässer!
> Herr und Meister! hör mich rufen! -
> Ach, da kommt der Meister!
> Herr, die Not ist groß!
> Die ich rief, die Geister
> werd ich nun nicht los.
> “In die Ecke,
> Besen! Besen!
> Seids gewesen.
> Denn als Geister
> ruft euch nur, zu diesem Zwecke,
> erst hervor der alte Meister.”
>
> Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
Ein großes Werk.
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