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die gegenwart des neurotikers
schlaubi der bär schrieb am 8. Mai 2003 um 19:28 Uhr (389x gelesen):

zitat einer fußnote aus dem essay "zeitstrukturen in der psychopathologie" von hans heimann, entnommen dem buch "die zeit - dauer und augenblick", eine zusammenfassung einer von der carl friedrich von siemens initiierten interdisziplinären vortragsreihe zur zeit als thema der natur- und geisteswissenschaften aus dem jahre 1981:
"zum problem der gegenwart wäre vom standpunkt des psychopathologen zu ergänzen die 'gegenwartslosigkeit' des neurotikers, der, vereinfachend formuliert, nicht bei sich selbst sein kann und deshalb für erfüllte gegenwart nicht frei ist. der verdrängte triebkonflikt und die gestörte ich-entwicklung fixieren ihn an vergangenheit, die kompensatorischen phantasmen lassen ihn auf zukünftige wunder hoffen.
die kleinen möglichen schritte in der gegenwart, z.b. die mühseligkeit psychotherapeutischer arbeit, erscheinen ihm zu beschwerlich und nicht verlockend. es handelt sich um das, was schultz-hencke etwas zu moralisierend die tendenz zur 'bequemlichkeit' des neurotikers genannt hatte. der geneigte leser mag in dieser haltung auch einen allgemeinen zug unserer westlichen zivilisation erkennen."
die natur des neurotikers ist ja allgemein bekannt und oft genug erörtert worden, kann man sie doch nicht zuletzt 'live' in den diversen verschwörungstheoretischen aber auch thematisch anderweitig orientierten internetgesprächsgruppen beobachten. die frage, die sich mir von zeit zu zeit aber aufdrängt, ist die nach dem einfluss des internets auf die neurose im speziellen fall aber auch auf sie als ein, man verzeihe mir den unglücklichen ausdruck, 'soziokulturelles fänomen'.
auf den ersten blick scheint es mir so, dass die möglichkeiten der virtualität des internet, dass ein jeder praktisch mit wenigen mausklicks sich in jede gewünschte persönlichkeit verwandeln kann, eher eine katalytische wirkung zeigen.
der neurotiker gefällt sich in der rolle des opfers, des unterdrückten und missverstandenen; er ist mit jeder faser seines geistes fixiert auf ein imaginäres ziel, welches letztlich immer das prädikat "irgendwann" und in der imagination nichts anderes als den charakter der totalen wende hin zu einem ideal trägt, welches ich, einen terminus aus der mythologie übernehmend, als das goldene zeitalter benennen möchte.
und ist es nicht gerade dieses denken, welches wir in den unzähligen esoterischen und davon kaum zu trennenden verschwörungstheoretischen foren erleben können? es wird dort nicht einfach nur ausgelebt, es wird gepflegt und gepäppelt; eine vielzahl von verschiedenen usern des gleichen kranken geistes erschaffen eine wirklichkeit, deren reichhaltigkeit und umfassendheit ein einzelnes hirn hätte niemals gebären können. hinzu kommt die soziale komponente, die dem einzelnen bestätigung und zuspruch in seinem wahndenken verschafft. andererseits mag gerade dies wieder einen positiven effekt haben, da der neurotiker hier aus seiner vereinsamung und seiner haltung 'ich gegen die anderen' heraustritt und sich in eine gruppe integriert, in der er zudem noch die möglichkeit besitzt, die unschärfen in der wahrnehmung des eigenen selbst dadurch zu kompensieren, dass er die anderen, welche so sind wie er, beobachten kann und so wiederum zu einem ausgefeilteren und vielleicht auch realistischerem bild über sich selbst gelangt.
oder wie seht ihr die sache?


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