Re: Mach kaput was dich kaput macht
Torsten schrieb am 17. Januar 2003 um 19:15 Uhr (422x gelesen):
Liebe(r?) Xell,
ich halte die von Dir beschriebene unselige Entwicklung mit Technisierung, Individualisierung, Gewaltdarstellung und Gewaltanwendung für eine selbsterhaltende und teilweise beabsichtigte. Vereinzelte, betäubte und ihren Mitmenschen aggressiv gegenübertretende Menschen sind leicht lenk- und ausbeutbar.
Unmittelbar nach den Morden in Erfurt faselte Gerhard etwas von Wertesystem und dessen Überprüfung. Bereits am nächsten Tag war davon keine Rede mehr (vielleicht war Keiner zu finden, der sich mit Werten auskennt) - stattdessen erfolgte die ebenso oberflächliche wie nutzlose Diskussion über verschärfte Waffengesetze und Zensur von Gewaltdarstellungen.
Die Technisierung ist nicht nur als Segen zu betrachten. Der Mensch neigt scheinbar gesetzmäßig dazu, jede Erfindung zu mißbrauchen. Anstatt z.B. die technischen Möglichkeiten zu nutzen, um Arbeit zu erleichtern und verkürzen, nehmen immer weniger Menschen an der Wertschöpfung teil, sind dort hochbelastet und werden verschlissen - und müssen dennoch die ernähren, mit denen sie sich die Arbeit teilen könnten. Außerdem frage ich mich, was geschähe, wenn 6,2 Milliarden Menschen soviel Technik nutzten, wie der zivilisierte westliche Bürger. Der völlige ökologische Kollaps dürfte nur eine Frage von Monaten sein.
Die einzig mögliche Lösung ist die persönliche Verweigerung - von Gewalt bis Konsumrausch. Ich kann nur einen Menschen dazu bringen, freundlich auf Andere zuzugehen und Gewaltdarstellungen zu meiden: mich.
Wenn wir nicht bald mit dem Umdenken beginnen, werden wir jedes einzelne Ereignis der Johannesoffenbarung persönlich erleben, und zwar noch in dieser Generation. Ich staune, wie stark die Szenarien derzeitigen Zuständen und Gefahren ähneln - und wie wenig das wahrgenommen wird.
Viele Grüße
Torsten

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