Re: Streit/Eristik/Dialog
G schrieb am 19. Dezember 2002 um 13:27 Uhr (421x gelesen):
Hallo, Richard!
Guter Beitrag.
Der Astrokram ist natürlich von der Natur her eine selbsterfüllende Prophezeiung und deshalb keineswegs bedeutungslos, wenngleich auch in einem anderen Sinne.
Was Konflikte, Streit etc. anbetrifft:
Der Streit hat eine emotionale Komponente und ist insofern charakteristisch für Menschen mit schlechtem emotionalem Selbstbewusstsein, mangelndem Verstand und grundsätzlich neurotischer Struktur. (Das gilt auch, wenn es nur ab und zu auftritt. Emotionale Automatismen sind immer unmoralisch und deshalb abzustellen. Dies geht nur durch eine Kombi von Therapie und Verstand.)
In der Rhetorik natürlich hat der Streit (Dialog) die gleiche Bedeutung wie bei Dir. Der Konsens kann keiner des Meinungsüberzeugens sein, sondern er wird generiert durch den Dialog, der dann am effektivsten ist, wenn alle Beteiligten wissen, dass das Modell des Anderen die Punkte liefern kann, die das eigene Modell sprengen und es somit effektivieren, erweitern. Deshalb ist der Dialog auch wichtig, und deshalb wird der Dissens immer als förderlich begriffen.
Natürlich gibt es Dialoge mit eristischer Komponente (Eris ist die Göttin des Streits). Dort geht es vornehmlich um Statusgewinn, nicht um Konsens. Deshalb ist die Eristik mit dem primitiven Streit verwandt, wenngleich der Eristiker dazu in der Lage sein kann, weitestgehend frei vom Emotion zu argumentieren, wenn er seine Rhetorik gut genug beherrscht.
Viele Grüsse
G

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