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lieblingsbrief

meme schrieb am 19. Dezember 2001 um 2:57 Uhr (505x gelesen):

Ich taumle.
Das war der erste Satz in ihrem Brief.
Ich taumle dem Licht entgegen.
Der zweite. Er las ein Gefühl von Vorfreude und Unsicherheit. Angst, daß etwas nicht wahr ist. Was war es?
Clemens, ist das alles Wirklichkeit? Was ist, wenn wir uns täuschen, wir alle? Wenn die Fundamentalisten recht haben oder die CDU? Oder Borussia Dortmund?
Lachen hilft, die ernsten Gedanken klarer anzusehen. Sie kann noch nicht erleben, daß ihr leises Ziel im Hinterkopf erst langsam laut und wirklich wird. Es war noch das esoterische Traumbild, das seine Wirklichkeit endlich aussprach und wie kleine Wolken alten Zweifels langsam auflöste. Die Wolken hatten diese Zeilen geschrieben.
Ich fühl mich so allein.
Ich höre ihre Stimme, wenn sie das schreibt. Jetzt ist sie aufrichtig.
Nichtmal, daß Du da bist hilft mir jetzt. ICH FÜHLE ES NICHT!
Ja. Ich möchte sie umarmen. Endlich merkt sie es. Unsere Masken sitzen tief. Aber wir sehen sie endlich.
Ich stehe auf, schließe die Augen und umarme sie. Alles ist gut, sage ich ihr durch die Luft. Laß alles hinausfließen.
Ich überlege, was ich ihr antworten werde. Erst will ich die Mail zu Ende lesen.
Ich weiß nichtmal, wie ich jetzt weitermache. Und darüber lache ich noch, als ob es gar nicht wichtig wäre.
Mmh. Dabei würde ich es echt gern wissen.
Sie ist lieb.
Weißt Du was? Besuch mich mal. Ich will spüren, wie Dein Herz klingt, durch meine Haut in mich hinein.
Ich denke an meinen eigenen Zwiespalt. Sie spürt, daß ich alles liebe. Sie wünscht sich ein wenig, daß ich sie lieben würde wie die Beziehungen, die sie kannte. Und sie spürt, daß sie es ist, die eigentlich ihre Liebe wieder erweckt. Ich drücke sie nochmal. Ich denke an alle Menschen, die ich noch nicht umarmen konnte.
Ich weiß, daß ichs schaff, den ganzen Krempel ein bißchen klarer zu machen, liebes Memekind.
Sie nennt mich auch so! Ich mag den Namen sooooo gern. Das weiß sie auch *g*
Es ist nur, ich muß es alles mal rauserzählen. Es interessiert doch kaum einen, und du hörst mir wenigstens ein bißchen zu. Obwohl Du Dir bestimmt die Hälfte meiner Zeilen die Zeit mit nem fast verbrannten Essen vertreibst, was Du jetzt löffelst und daran denkst, wie Du den gaaaaaaanzen allen Menschen möglichst viel Gutes tust, Du Idealist, Schlingel. Aber Du verstehst mich, das mag ich. Das ist wie Zuhause, wie schweben, ganz leicht und trotzdem deutlich. Naja. Ich war noch nie ein Poet.
Ertappt! Ich denke daran, wie ich die Website promote und ob ich von meiner Arbeit leben kann. ‚Wen interessiert schon die Wahrheit?‘ denke ich und grinse. Ich besuch sie bald mal.
Meine Worte helfen ihr, und wenn ich da bin verfliegen die ganzen stillen Widersprüche, die um sie herum wie kleine Gedankenvögelchen lautlos zwitschern. Dann spürt sie sich wieder etwas tiefer.
Machs gut Meme, du Miniguru (na, schaff ich es noch, dir an die Nase zu fassen?). Meld dich mal.
Tausend Sonnenaufgänge für dich
Deine kleine hexe

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