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re[2]: Wie soll ich damit umgehen?
giraffenpeter schrieb am 19. März 2007 um 17:49 Uhr (599x gelesen):

> Hallo Giraffe,
>
> zu sich selbst finden - das kann man in jedem Lebensalter. :-) Manche sind halt später dran als andere ...
>
> Dein Hauptproblem ist, daß du, obwohl du geheiratet hast, noch gefühlsmäßig das Kind deiner Mutter bist. Dein Mann gibt dir Halt und Kraft - aber er war auch dein Fluchtpol, so wie ich das sehe. Nun ist es an dir, "erwachsen" zu werden. Dazu gehört das Loslösen aus der Kindrolle.
>
> Unsere Eltern sind, so wie du, Menschen. Sie haben ihre Vergangenheit, ihre Abhängigkeiten, so wie du. Es liegt wiederum an ihnen, wie sie es schaffen, sich daraus zu befreien. Daß die Eltern keine "Übermenschen" sind, ist der erste Schritt der Befreiung. (So wie die Eltern erkennen sollten, daß ihre Kinder eigenständige Menschen sind. Aber das kannst du nicht für sie übernehmen, das ist ihre Aufgabe.)
> Der nächste Schritt wäre das Anschauen deiner Kindheit. Wo hast du dich noch nicht davon gelöst? wie stark war die Abhängigkeit von den Eltern in der Vergangenheit? und warum? Und ein Blick zu den Großeltern: wie sehr wurden die Eltern von ihren Eltern beherrscht? konnte deine Mutter tun, was sie wollte, oder gaben ihre Eltern es ihr vor? Der Satz "du wärst ohnehin zu alt für ..." erinnert mich daran, daß sie vielleicht in ihrer Jugend gern etwas anderes gemacht hätte, aber nicht durfte. Diese Enttäuschung, so hört es sich an für mich, trägt sie weiter auf ihr eigenes Kind: wo käme man hin, wenn dieses nun das darf, was ich selbst nicht gedurft habe? Es scheint, als wären die Regeln im Elternhaus deiner Mutter eher streng gewesen. Dieses Schubladenschema sitzt natürlich tief. Und sie gibt es weiter.
>
> Vielleicht, wenn du dich derart mit deinen Eltern und ihrer sowie Verbindungen zu deiner Kindheit und Jugend auseinandersetzt, kommst du zu dem Punkt, daß du besser verstehst. Dann kannst du deine Kindheit geistig dorthin setzen, wo sie sich befindet: in die Vergangenheit. Dann kannst du deinen Eltern verzeihen für das, was sie weitergegeben haben. Und ihnen danken für das, was du durch sie bist: ein eigenständiger Mensch, der lieben kann (was nicht selbstverständlich ist, viele Menschen können es nicht), der Entscheidungen treffen kann, der leben kann.
> Eltern geben vieles weiter, auch positive Dinge ...
> Emotional ausblenden kannst du deine Eltern nicht wirklich. Du kannst verdrängen, aber du hinderst dich selbst dann daran, weiterzugehen. Daher ist Klären, Loslassen und Verzeihen die einzige Möglichkeit, wirklich einen neuen Umgang mit den Eltern zu erreichen. Die Kindheit und Jugend gehört in die Vergangenheit, nicht mehr in dein jetziges Leben. Das bedeutet nicht etwa Vergessen - sondern Zurechtrücken.
>
> Was dein Studium angeht, so wäre die Frage, ob du wirklich studieren willst. Solltest du, gemäß der Eltern, etwas Besseres, Höheres werden und hast in ihren Augen "versagt"? deshalb der späte Studienwunsch? und die Wechsel in der Ausbildung? weil dich das alles in Wirklichkeit ermüdet, denn es ist nicht deine eigene Vorstellung? Auch dieses Thema gehört zum Komplex "Eltern-Kindheit" dazu.
> Oder willst/brauchst du einen Job? Studien sind oftmals keine Garantien mehr, einen Job zu bekommen (weil man keine Job-Ausbildung hat, sondern eben ein Studium). Wenn du nur deine Interessen verfolgen willst, mußt du nicht studieren (außer du willst es).
>
> Vor allem, wenn du dich für etwas entscheidest, solltest du dabei bleiben und nicht flüchten. Es scheint mir ein wenig so, als würdest du jetzt die spirituellen Interessen als Fluchtpunkt benutzen, um die sicher nicht immer leichte Schulausbildung auszublenden.
> Mein Rat wäre: jetzt erstmal die Schule fertig machen und als Ausgleich statt "esoterische" Literatur z. B. Bewegung in frischer Frühlingsluft machen. Such dir einen regelmäßigen Ausdauersport. Dazu vollwertige Ernährung, die energetisch aufbaut. Verzettelungen in Form von geistigen Ablenkungen wären da eher kontraproduktiv.
> Versuche, bei einem Ziel zu bleiben - auch wenn das zeitweise anstrengend ist. Umso größer ist dann die Freude, es geschafft zu haben!
>
> Ich wünsch dir viel Kraft für deine Ziele,
> lieben Gruß,
> myrrhe

Liebe myrrhe,

Deine Ausführungen sind komplett richtig.
Um genau diese Prozesse in Gang zu setzen brauche ich jetzt Zeit. Ich muss viel nachdenken und an mir arbeiten.
Mit der Frage ob ich ein Studium brauche weil ich das Gefühl habe versagt zu haben ist vielleicht gar nicht so falsch.Beziehungsweise das mir das Gefühl vermittelt wird ein Versager zu sein.
Ich habe drei weitere Schwestern bei denen es gänzlich anders läuft,allerdings hatten sie auch andere Bedingungen als ich. Dies würde jetzt allerdings zu weit führen, da ich sowieso schön ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe euch so mit meinem Zeugs zu belasten.

Auf jeden Fall hab ich wie auch schon zu Kofski gesagt eine grobe Richtung in die ich will,und ob der Weg dahin nun unbedingt ein Studium sein muss wird sich herausstellen.

Ich danke Dir sehr für Deine Anregungen und Gedanken,

Das hat mir schon sehr geholfen. Ganz liebe Grüsse

Giraffe

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