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Stigma, Stigmatisation
Füchsin * schrieb am 8. Mai 2006 um 15:14 Uhr (672x gelesen):

Frage: Was kann es bewirken, wenn man mit aller Kraft an etwas glaubt?
Wird das eigene Innere verändert? Wirkt sich das auf das eigene Erleben aus? Oder verändert der Glaube und die intensive Visualisation die Realität, die angeblich ohnehin nur eine Illusion unseres Verstandes ist?



Stigma = griechisch „Mal, Punkt, Stich“, plural: Stigmata. Im Katholizismus die Wundmale des gekreuzigten Jesus Christus, die an besonders erwählten Personen auftreten können: durchbohrte Hände, Füße, ein Stick in den Leib, Geißlungsspuren, Blut am Kopf von der Dornenkrone. Manchmal können diese Dinge einzeln, in Kombinationen oder nur als Schmerzen auftreten. Sie können als blutunterlaufende Stellen oder als nicht heilende Blutungen auftreten, die sich aber nicht entzünden. Mitunter treten sie nur zu bestimmten periodischen Zeiten auf. Die Hauptbetroffenen sind Katholiken, und fast überwiegend Frauen.

Die Wundmale erinnern eher an die Art, wie Jesus auf Kruzifixe abgebildet wird, ob historisch auch korrekt, ist die Frage. Manchmal tritt Stigmatisation mit anderen paranormalen Phänomenen wie Levitation und Bilokation auf. Die Betroffenen haben zudem ein sehr vermindertes Schlaf- und Ernährungsbedürfnis, so dass sie lange mit so gut wie keiner Nahrung auskommen, oder nur mit einer symbolischen, z.B. einer Hostie. Mitunter können Stigmatisierte Visionen von der Kreuzigung Christi haben, die Sitten und Gebräuche und Örtlichkeiten der damaligen Zeit genau beschreiben und auch in alten Sprachen (aramäisch) sprechen.

In der Psychiatrie wird das Phänomen einfach mit einer psychischen Störung gleichgesetzt, die sich körperlich manifestiert. So weiß man, dass Lähmungen bei Hysterie auftreten können, stellvertretend für innere Konflikte und Traumata. In ähnlicher Weise wird Stigmatisation bewertet: als Folgen von Hysterie und Autosuggestion. Stigmatisierten wird auch heimliche Selbstverletzung unterstellt, zumal Stigmatisierte sich eines regen Zulaufs an Gläubigen erfreuen, die sie als quasi Heilige verehren.

Der erste geschichtlich gesicherte Fall war Franz von Assisi (1181/82-1226), bekannt auch Anna Katharina Emmerick (gestorben 1824), Therese Neumann aus Konnersreuth (gestorben 1962), Pater Pio (gestorben 1968), Marthe Robin (gestorben 1981)… Etwa 80 Stigmatisierte wurden von der Katholischen Kirche heilig gesprochen. (siehe Wikipedia). Die Stigmatisierten interpretier(t)en ihr Leiden als Kreuz, das ihnen zum Heil des Volkes und zur Verkündung des Glaubens auferlegt wird. Als Opfer, stellvertretend als Sühne und Wiedergutmachung für die Menschheit.

„Für die heilige Kirche und ihre Hirten zu beten und zu leiden geht mir über alles. Jedesmal bei der heiligen Kommunion bitte ich recht innig den lieben Heiland, er möchte schonen seine heilige Kirche und ihre Hirten, möchte mir lieber das qualvollste Martyrium für sie senden und möchte mich als kleines Sühneopfer annehmen.” Diese Menschen deuten ihr Leiden als „Strafe Gottes“, wollen „die Last der Welt tragen“ oder „den Schmerz vom Antlitz der Erde nehmen“ (Padre Pio). Das Leiden diene so zur „Erhöhung der Seele zur Vollkommenheit“ und dem Näherkommen zu Gott. (siehe http://www.nikodemus.net/1288?page=2 )

Besondere fanatische Frömmigkeit und Jesusverehrung wird dabei komponiert mit parapsychischen Begabungen und einem hysterischen Opferwillen. Bei der Therese von Konnersreuth, die sich angeblich jahrelang nur durch die tägliche Kommunion ernährte, waren cholerische Ausbrüche, Starrsinn und Rechthaberei genauso gegeben wir Frömmelei. Sie litt und sie blutete, aber sie begrüßte auch, dass so viele Menschen zu ihr kamen, um über sie Bittgesuche an den Himmel zu richten.
Die Kirche selbst ist bezüglich solchen autosuggestiven Phänomenen inzwischen äußerst skeptisch und überprüft alles sehr genau.

Scharfe Gegenkritik gegen soviel Frömmelei: „Christlich geprägte Stigmatisationen sind genau als das zu nehmen, was sie wirklich sind, nämlich psychogen hervorgerufene Materialisationen des religiös-sektiererischen Christus-Glaubens, durch den jede materielle Substanz beeinflusst wird, was gar bewirken kann, dass Blut nach oben statt physikgesetzmässig nach unten fliesst und dass z.B. an Händen und Füssen bei Wundmalentstehungen gar Hammerschläge beobachtet oder gar gehört werden können. Die Fakten sind also einfach und beweisen die Lehre, dass nicht die Materie das Herrschende ist, sondern die Kräfte des Bewusstseins und die Kräfte des Geistes, wobei jedoch bei einer Stigmatisation nicht der schöpferische Geist, sondern das Materiell-Bewusstsein des Menschen die grundlegenden Kräfte erzeugt, im Zusammenwirken mit der Psyche. Stigmatisierte sind tief religiös, ja in der Regel sektiererisch und behaupten, dass Gott oder der ’Heiland' ihnen die Wundmale und die Schmerzen auferlegen würde, sozusagen als Zeichen der Liebe usw.“ (siehe http://www.figu.org/de/figu/bulletin/3/stigmatisation.htm )

Ein weiterer Erklärungsversuch könnte sein, dass sich die Stigmatisierten in ihrer Ekstase oder Trance in das sogenannte menschheitsumfassende gesamtkollektive Gedächtnis einstimmen können (=“Akascha-Chronik“) oder auch nur in den Egregore der Christen (= das geistig-kollektive Feld der Christen) oder direkt in die Heilsperson Jesu (und dessen Seele, Seelenfamilie) und als dessen Teil die zutiefst traumatisierende Szenerie dann „fernfühlend, fernerlebend, hellsichtig“ über Zeit und Raum hinweg emotional-visionär miterleben. Sich quasi als Teil seiner selbst die Kreuzigung miterleben. Was sie ja selbst immer wieder in etwa von sich behaupten.



Ich möchte nur wieder darauf hinweisen, dass der Geist die Realität formt, wie der Geist sich die Realität vorstellt. Denn die Realität ist alles, nur nicht das, was wir mit unseren Sinnen sehen. - Eure Kommentare?

Liebe Grüße -
Füchsin





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