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Guru: Der Guru Handlesen: Die Kunst des Handlesens (*) Tibet: Tibetische Weisheit
Der Meister Doe Khyentse Rinpoche mit dem Schießgewehr ;-999
Lava schrieb am 24. Februar 2006 um 0:10 Uhr (739x gelesen):

Namasté ,

mir fiel diese Geschichte gerade mal wieder zu net(z)en ;-)

"Etwa Hundert Jahre vor unserer Zeit versammelte sich eine Kongregation
hoch angesehener Mönche und Yogis im Osten von Tibet, um gemeinsam zu
beten. Sie vollzogen eine Reihe von Riten mit tiefer esoterischer
Bedeutung unter dem freien Himmel in der Nähe eines grossen,
undurchdringlichen Waldes, und alle Gesichter hatten sich dem
Zeremonienmeister zugewandt, der zugleich auch der Vorsänger war und die
heiligen Worte intonierte, die dann von der Versammlung im Chor
wiederholt wurden. Ein Knacken am nahen Waldesrand veranlasste einen
Lama in den hintersten Reihen, sich umzudrehen. Erstaunt schnappte er
nach Luft; eine Welle der Unruhe erfasste im gleichen Moment auch seine
Ordensbrüder. Unwillkürlich wandten sich ihre Gesichter zum Waldesrand
um, magnetisch angezogen von einer Kraft, die zwingender war als der
Entschluss, das Ritual mit der gebührenden Aufmerksamkeit zu vollenden.
Zwischen den Bäumen stand ein grimmig dreinblickender Mann mit einem
antiken Schiessgewehr in der Faust und starrte die Mönche aus
blutunterlaufenen Augen an. Hinter ihm, halb verborgen hinter
Baumstämmen, tauchte eine Bande wüst aussehender Vagabunden auf,
ebenfalls mit Musketen bewaffnet und unverhohlenem Missfallen in den
Mienen.
Dem Zeremonienmeister entfuhr ein leiser Schrei. Er stand auf, lief ein
paar Schritte auf den Anführer der Bande zu und legte sich dreimal der
Länge nach auf den Boden, um seine Ehrerbietung vor dem Störenfried zu
bekunden. "Doe Khyentse Rinpoche", rief er, Ehrfurcht in der Stimme,
"welch ein unverhofftes Glück führt euch in unsere Mitte! Was auch immer

du tust.... wir erkennen dich als eine Ausstrahlung der absoluten
Weisheit und Liebe an. Willkommen in unseren Reihen! Doch bitte ich dich

und deine erlauchten Schüler, die Waffen niederzulegen und uns euren
Segen auf die herkömmliche Weise zu erteilen."
Der Zeremonienmeister kniete, neigte den Kopf und bot dem Bandenführer
seinen schütteren Scheitel dar, um seinen Segen zu empfangen. Nun
wussten auch die unerfahrensten unter den Mönchen, dass sie sich in der
Gegenwart des ruhmreichen, aber weithin gefürchteten Doe Khyentse
befanden, ein erleuchteter Aussenseiter, der Tiere tötete und ihr
Fleisch ass, Feuerwasser trank und seine Schüler buchstäblich so lange
vor den Kopf stiess, biss sie wach wurden. Patrul Rinpoche, der grösste
tibetische Dzogchen-Meister des neunzehnten Jahrhunderts, war auf solche

Weise geehrt worden. Doe Khyentse hatte den jungen Patrul im rechten
Augenblick erwischt, attackiert und ihm eine Erleuchtungserfahrung
eingebleut, die nie wieder rückgängig gemacht werden konnte.
Aufs höchste gespannt warteten die versammelten Mönche jetzt ab, wie der

unberechenbare Meister reagieren würde. In atemloser Stille sassen sie,
alle Augen auf Doe Khyentse gerichtet. Anstatt die Hand auf den
dargebotenen Kopf des Zeremonienmeisters zu legen und ihn zu segnen,
riss Doe Khyentse seinen altertümlichen Vorderlader hoch, zielte und gab

einen Schuss auf eine vorüberziehende Wolke ab.
Das Getöse riss dem Zeremonienmeister jäh den Kopf herum. Er und viele
andere zuckten derart zusammen, dass sie einen Moment lang aus ihren
Gedanken gerissen und in das reine Sein jenseits aller Konzepte
zurückgeworfen wurden. Wer in diesem reinen Sein verweilt, erfährt die
Realität ohne Projektionen, darum nennt man dies ein Grosses Erwachen.
Ein Blick auf die versammelte Menge genügte, und Doe Khyentse wusste,
wer soeben vollends aufgewacht war und wem noch ein paar unvermutete
"Schreckschüsse" bevorstanden. Der Zeremonienmeister kniete mit
geschlossenen Augen am selben Fleck und lächelte wie ein Buddha. Ein
anderer eben erwachter Mönch lachte unaufhaltsam. Ein dritter weinte vor

Erleichterung. Wieder andere liessen sich äusserlich nicht das geringste

anmerken. Aber das Auge eines Sehers ist das allsehende Auge Gottes, und

so drehte Doe Khyentse sich nur wortlos um und verschwand mit seiner
Bande im Wald, bevor die so unzeremoniell gesegneten Mönche ihn mit
ihren Dankesbezeigungen langweilen konnten.
Warum lebte Doe Khyentse wie ein Wilderer im Wald und in den Bergen?
Viele unter den damals Anwesenden fragten sich dies, nachdem der
schiessfreudige Meister veschwunden war. Die Antwort ist eine
Gegenfrage: Wer weiss? Die Wege eines erwachten Gottessohns oder einer
erwachten Gottestochter sind unergründlich."


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