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Handlesen: Die Kunst des Handlesens (*)
Was darf man von "Spirituellen" erwarten?
erwinio schrieb am 3. Februar 2006 um 13:52 Uhr (478x gelesen):

Darf man von spirituellen oder religiösen Menschen erwarten, dass sie sich für den Frieden und Verständnis stark machen? Müssen sie mehr als andere ausgeglichen und verständnisvoll sein?

In unserer Welt herrschen unterschiedliche Glauben, unterschiedliche Vorstellungen. Was im Grossen zu Kriegen führt, führt im Kleinen zu Streit und Zwist. Obschon dies so einfach nachvollziehbar und zu verstehen ist, verlieren wir alle uns immer wieder, lassen uns provozieren, mitreissen, hochschaukeln. Ehe wir uns achten, sind wir zum Krieger geworden. Wir erkennen das teilweise auch und regen uns noch mehr auf. Wer möchte sich schon angesichts der Probleme unserer Welt von eigentlich Belanglosem übermannen lassen. Weil wir aber nicht gerne auf uns beziehen, dass wir uns aufregen, regen wir uns einfach ein bisschen mehr über "die Anderen" auf.

Was wir hören an Gedanken, die uns fremd sind, fühlt sich an wie wenn Nadeln sich in unser Fleisch bohrten. Wahrheiten, die sich nicht mit unserer eigenen Wahrheit decken, sind immer ein Angriff auf unsere Wahrheit, ob wir das wahr haben wollen oder nicht. Ob bewusst oder unbewusst; der Kampf für die eigene Wahrheit ist immer das Resultat der Angst und der Bedrohung, die wir in fremden Wahrheiten sehen. Da wir geneigt sind, unsere Sicht als objektiv zu empfinden, ist automatisch jede andere angeblich objektive Sicht, die von unserer abweicht, ein Angriff. Denn es darf nicht sein, dass zwei unterschiedliche Sichten objektiv sein können.

Ein Mensch, der dies erkennt, wird sich vielleicht fragen, ob es denn nicht eine Kraft oder eine Möglichkeit geben könnte, die diese Unterschiede zu überbrücken vermag. Wer weiss, vielleicht gibt es eine allgemein gültige, ursprüngliche "Überwahrheit" die sich von unseren persönlichen Wahrheiten unterscheidet und doch die Quelle jeder Wahrheit ist?

Es gibt aber keine Kraft, die zwei Feinde versöhnt, wenn nicht beide Feinde Freunde werden wollen. Niemals in der Geschichte ist dies geschehen; eher wohl starb der, der den Frieden anbot. Gandhi konnte seinen friedvollen Weg nur gehen, weil England ein einigermassen "kultivierter" Staat war. In vielen Staaten der heutigen Welt werden Menschen, die den gewaltlosen Weg gehen wollen, trotz oder wegen ihrer Botschaft geforltert und getötet.

Ich kann mir bewusst werden, dass ich letztlich ein Mensch bin und meine Wahrheiten für die Welt nicht wertvoller sind als diejenigen von Milliarden anderer Menschen. Aber genauso kann ich mir sagen, dass meine Wahrheit für MICH wertvoller ist als die von Milliarden anderer Menschen. Dies kann auf Ebene Verstand schon einmal eine gewisse Relation bringen.

Es gibt aber eine Kraft, die uns durchaus in den schwierigsten Situationen führen kann: Ich glaube, es ist die Liebe. Ist sie gross genug, haben in ihr andere Wahrheiten und andere Ansichten ebenfalls ihren Raum. Es ist dann nicht nur ein "leben lassen" des Anderen, nein, es ist ein "Verstehen" der anderen Ansicht. Jeder, der schon einmal frisch verliebt war, kennt die grosse verzeihende und verstehende Kraft, die von der Liebe ausgeht. Das Verstehen bezieht sich dabei nicht bloss auf ein verstandesmässiges Verstehen, vielmehr ist es ein umfassendes Verstehen, dass nicht unbedingt oder gerade nicht im Kopf stattfinden muss.

Die Liebe ist vielleicht die Kraft, die uns am engsten mit den Göttern verbindet. Dort, wo sie gross ist, wirkt sie auf den Menschen, durchdringt sein Denken, befruchtet Weisheit, Vertrauen und Glaube. Ich behaupte nicht von mir, dass ich besonders liebesfähig bin. Aber in Texten voller Aggression und Hass ist auch für mich unschwer die Abwesenheit der Liebe und damit die Vorherrschaft von Angst und Mangel erkennbar. Abwesenheit von Liebe aber macht für mich vieles wertlos; Weisheit, Wissen ohne Liebe lasse ich mittlerweile gerne an mir vorbeiziehen. Ebenso glaube ich aber, in manchen seltenen Situationen, oder wenn ich manche Texte lese, etwas vom wirklichen Schein der Liebe erkennen zu können. In ihrer reinen Form muss sie unglaublich hell und warm sein, alles durchdringend. Vielleicht ist sie die Wahrheit hinter den Wahrheiten? Wie sonst könnte ein Mensch im Angesicht grössten Leids solche Zeilen schreiben:

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last,
ach, Herr, gib unsern aufgescheuchten Seelen
das Heil, für das Du uns bereitet hast.

Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus Deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst Du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört Dir unser Leben ganz.

Laß warm und still die Kerzen heute flammen,
die Du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, Dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so laß uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all Deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiß an jedem neuen Tag.

Den Nazi Wahnsinn konnte er nicht stoppen; aber die Liebe - in diesem Fall zu Gott - ist derart gross, dass sie uns beweist kann, wie göttlich Menschsein sein kann.

Wir dürfen nicht erwarten, dass jeder Mensch in der Lage ist, solche Gedichte zu schreiben. In einer Zeit, wo Vertrauen und Liebe von der politischen Welt verbannt zu sein scheinen, grenzt dies tatsächlich an etwas Übermenschliches.

Wir streiten uns aber über Belanglosigkeiten. Unsere Liebe umfasst nicht einmal die Kleinigkeiten des Alltages, Frust und Unzufriedenheit haben uns oft wegen Nichtigkeiten im Griff.

Aber dürfen wir nicht von Menschen mit spirituellen Interessen erwarten, dass sie sich vermehrt für das Fruchtbare, das Liebende, das Verstehende einsetzen?

Offenbar nicht. Denn nicht das Interesse ist entscheidend, sondern die Liebe. Egal welcher Glaube, welche Schule, welchen Weg ein Mensch verfolgt: Manche "Spirituellen" und "Religiösen" hinterlassen eine Spur von Hass und Verwüstung, manche "Nicht-Spirituellen" sind einfach da in ihrer Liebe, als könnten sie stets die ganze Welt umarmen.

Für einmal,
Pfarrer Erwinio ;-)

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