Männer! Spürt ihr es auch?
anton * schrieb am
5. Januar 2006 um 18:04 Uhr (505x gelesen):
Männer! Spürt ihr es auch?
(Das ist nur für Männer – Frauen sollten das nicht lesen, wie sollen erdgebundene Wesen das jemals verstehen!).
Vorgestern war es, ich stieg im Stadtzentrum aus dem Tram, die Luft war recht kalt – trotzdem gewahrte ich diesen Geruch, den man nicht riechen kann. Jedes Jahr seit ich mich erinnern kann ist es dasselbe.
Das Pendant dazu erlebe ich im September, dann spüre ich, die Luft wird leichtflüssig und dünn. Bald darauf verabschieden sich die Zugvögel und der Herbst und Winter ziehen ins Land. Das Leben beginnt zu erstarren, Winterschlaf ist angesagt.
Zurück zum „riechen“. Das erste Mal, zählte ich zarte zwanzig Lenze und es war im März. Ich hockte als kleiner Zeichner nachmittags im Büro. Draussen schien die Sonne und eine grosse Unruhe erfasste mich. Ich schlich mich ins Labor und schaute in den Hinterhof als mich ein irrer Taumel ergriff. Eine Sehnsucht erfasste mich, mein Herz drohte zu zerspringen. Ich wollte mich in die Luft erheben und vogelgleich ferne Länder erkunden und ich spürte irgendetwas fehlte mir.
Damals hiessen die Zugvöglein Sieglinde und ihre Schwester Heidrun, beide waren „erfahrene“ Berlinerinnen. Nun, ich überlebte „Berlin“, die Geruchsspuren verflüchtigten sich, die Städte wurden ohne politische Rücksichten umbenannt.
Heute morgen, wieder bin ich in einem Büro. Die Sonne kriecht durch den Nebel und bescheint die westlichen bewaldeten Sundgauer Hügel, da roch ich es wieder. Ich öffnete das Fenster, genoss die Kälte und schnupperte diesen undefinierbaren Geruch in der Luft und das „Gefühl“ war wieder dasselbe. Kraft strömt durch meine Beine und macht mich vibrieren, meine Brust drohte vor Sehnsucht zu zerspringen. Ich wünsche mir Flügel und möchte fliegen, fliegen, fliegen......
Der Geruch den niemand riechen kann, heisst Abenteuer, Weite und Freiheit.
Instinktiv beginne ich dann zu schnuppern. Jedes möglicherweise flugfähige Objekt das meine Bahn kreuzt, wird, – auch wenn es ein Subjekt ist, – in Sekundenschnelle analysiert und auf seine mögliche Verwendung gespeichert. In der Regel trippeln oder trappeln diese leichtfüssig oder der Wind flattert in ihrem lockenden Gefieder.
Das letzte Zugvöglein begegnete mir vor Weihnachten. Es begann bald besäuselt zu zwitschern und fröhlich zu singen. Es verriet mir auch seinen Namen: „Peggy“. Zweimal machte es mich unmissverständlich darauf aufmerksam, dass es ein neues Nest bezieht. Ich wartete dann geduldig und gab diesem Vöglein eine Viertelstunde Vorsprung.... So ein voll behängtes, glitzerndes Weihnachtsbäumchen, wie sollte das jemals fliegen können?
Oh Männer und Zugvöglein. Sagt mir bitte, was spüre ich da?
Warnung! Flugunfähige Enten, erkenne ich am Schlachtruf „oh Anton ...“ – also versteckt diesen Schnabelhieb klugerweise im Gefieder.
Liebe Grüsse
anton
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- Männer! Spürt ihr es auch? ~ anton * 05.01.2006 18:04 (10)