re[2]: Können sich Seelenverwandte verlieren?
Eventuelle schrieb am 25. September 2005 um 15:21 Uhr (609x gelesen):
Sweet Littlemary, ich kann Dich gut verstehen.
Zum einen musste ich meinen Mann ziehen lassen, weil er kein Familienmensch ist, und wir haben drei Kinder. Dieser Lösungsprozess war für mich sehr, sehr schmerzhaft. Aber ich glaube, es wäre noch schmerzhafter geworden, wenn ich versucht hätte, ihn zu halten. Wir hätten uns wahrscheinlich einmal gehasst. So sind wir gute Freunde geblieben und einer kann sich auf den anderen verlassen. So gesehen, sind wir immer noch "Lebenspartner". Sicher, es ist nicht das, was ich erwartet hatte, und wenn ich, mich erinnernd, wieder in diesen Prozess begebe, schmerzt es immer noch. Aber ich frage mich dann: Warum schmerzt es mich? Und meine Antwort ist: Weil es nicht so gelaufen ist, wie ich es gern gehabt hätte. Soso. Das ist es also. Und immerhin gehören zu einer Trennung zwei.
Zum anderen befinde ich mich immer wieder auch in der Situation Deines Freundes. Wenn ich z.B. merke, dass jemand klammert, breche ich aus. Auch, wenn mir etwas zu nah kommt. Warum breche ich aus? Weil bei mir die Liebe zum Vater in meiner Kindheit nicht reifen konnte, die zum Erwachsen-Sein gehört.
Auf der einen Seite bin ich also eine erwachsene, reife Frau, auf der anderen Seite sind Teile meiner Seele kindlich geblieben und warten sozusagen auf ihre Erlösung. Aber ich kann von keinem Mann erwarten, dass er mir dabei hilft, das Vater-Defizit aufzufüllen, ohne ihn in eine Rolle zu drängen. Denn eine Partnerschaft ist keine Therapie.
Deswegen fragte ich Dich, ob bei Dir vielleicht Defizite sind, weil die Trennung so schmerzt. Es ist leider meistens so, wenn wir uns verlieben, dass wir uns etwas wünschen, was in uns selbst unerfüllt ist, und wir erhoffen uns dies vom anderen. Die Buddhisten haben einen schönen Spruch, ich habe ihn schon öfter erwähnt, weil er mir so gut gefällt: Gib den anderen das, was Du Dir von ihnen erhoffst.
Liebe Grüße
Eventuelle

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