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re: zunehmende unzufriedenheit
Amon schrieb am 15. Juni 2005 um 19:17 Uhr (647x gelesen):

Hallo Irene

Ja, ja die Unzufriedenheit. Würden wir alle zufrieden sein mit dem momentanen Systen würden alle ein Teil davon und mit der Zeit abstumpfen.

<<MENSCHLICHE EIGENSCHAFTEN WIE GÜTE, GROßZÜGIGKEIT, OFFENHEIT, EHRLICHKEIT,VERSTÄNDNIS UND GEFÜHL SIND IN UNSERER GESELLSCHAFT SYMPTOME DES VERSAGENS.
NEGATIV BESETZTE CHARAKTERZÜGE WIE GERISSENHEIT, HABGIER, GEWINNSUCHT, GEMEINHEIT, GELTUNGSBEDÜRFNIS UND EGOISMUS HINGEGEN SIND MERKMALE DES ERFOLGS.
MAN BEWUNDERT ZWAR DIE QUALITÄT DER ERSTEREN, BEGEHRT JEDOCH DIE ERTRÄGE DER LETZTEREN..........>>
John Steinbeck


Francesco Pizarro schreibt in einem philosphischen Abriss aus den 30er Jahren des 16. Jahrhundert "Das Gold von Caxamalca" über die Eroberung des Inkareichs:

„Verfinstert sein und nach der Helligkeit lechzen ist ein Zustand der Seele, der sie peinigt, aber auch zum Fließen bringt.
Zwischen Ahnung und Wissen gibt es einen Weiser, zwischen Trägheit und Sehnsucht einen Ruf...
Als ich einst über die Trümmer einer verkohlten Stadt wanderte und in die gebrochenen Augen von Menschenbrüdern blickte, befahl mir eine Stimme, zu schweigen und zu warten......
Als ich ein anderes Mal im Gebirge der Kordilleren auf eine Schar von sterbenden Kindern stieß, die der Hunger und die Angst aus den verödeten Dörfern hinaus in das wüste Pajonal getrieben hatte, weinte ich über das, was der Mensch ist und was er versäumt zu sein.
Ich sah den Tod in jeglicher Gestalt, die er auf Erden annimmt; ich sah die Freunde hingehen und die Führer fallen und die Völker enden, spürte die Unbeständigkeit jedes Glücks und den Betrug jeder Hoffnung und schmeckte den bitteren Bodensatz in jedem Trunk und das heimliche Gift in jeder Speise.
Ich litt an der Zwietracht der Gemeinden und an der Torheit selbst der Erleuchteten und an den grausam gleichmütigen Rollen der Zeit über diese schmerzbeladene Erde und erkannte die Nichtigkeit allen Habens und die Ewigkeit allen Seins und mich erfüllte das Verlangen nach einem besseren Stern, den die herrliche Sonne reiner durchglüht und edler beseelt hatte.
Dieser, auf dem ich lebe, ist vielleicht von Gott verstoßen.........“

Soweit das Buch, welches mir immer wieder ein Schauer über den Rücken jagt.
Dieser letzte Absatz, sozusagen ein Epilog, spiegelt für mich den Zustand der Erde in einer einzigartigen Weise dar: Hoffnungslosigkeit, Trauer und Melancholie, Unzufriedenheit gepaart mit dem zwingenden Wunsch, nach Innen zu blicken und seine eigene Wahrheit zu schauen.
Diese Mahnung könnte auch das 20. Oder 21.Jahrhundert betreffen. So traurig und endgültig diese Worte auch klingen mögen, lassen sie dem Leser doch die freie Entscheidung, entweder zu resignieren, oder permanente Innenschau zu betreiben und seine eigene Wahrheit daraus zu schöpfen und zu handeln. Nicht-Tun bedeutet hier lediglich, in Gelassenheit der Dinge harren, die da kommen mögen, im tiefen Wissen, daß alles einem höheren Plan folgt.

Gruß

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