Alfred
Ballabene
alfred.ballabene@gmx.at
gaurisyogaschule@gmx.de
Vorwort
1 Über
die spontan erwachte Kundalini
2 Die
Kundalini im Yoga
3 Kundalini
und Sexualität
4 Energieströme
5 Chakras
als Ausgangs- und Eingangsöffnungen
6 Energiearten
7 Die Kundalini als
unser innerer Lehrer
8 Allbewusstsein
9 Die Shakti und
Chakras
10 Die Göttin
Für jeden
Kenner dieser Thematik stellt sich sofort die Frage: Wieso schon wieder eine
Broschüre über ein Thema, von dem es tausende Bücher und unzählige Artikel im
Internet gibt. Und natürlich taucht im Kopf der Hintergedanke auf, das ist
typisch ein Yoga-Thema, mit dem sich viele als Wissende und Erfahrene
profilieren wollen. Es gibt nichts gegen dieses Argument einzuwenden.
Im Google
habe ich neulich unter "Kundalini" 7,9 Millionen Einträge gefunden.
Welch eine Masse von Schriften und Produktangeboten! Bei dieser Menge ist es
sicher nicht nötig weiteres "Wissen" hinzuzufügen. Das soll somit
nicht die Aufgabe dieser Schrift sein. Was hilfreich wäre ist eine natürliche
Zugangsweise mit Hausverstand, die uns ermöglichen soll, zwischen den vielen
Wahrheiten und Unwahrheiten im Internet zu unterscheiden. Das soll hier
versucht werden. Damit wir uns nach Gespür und Verstand orientieren können,
benötigen wir eine Vereinfachung!
Noch
einige allgemeine Ansichten des Tantra Yoga über die Kundalini. Die Kundalini
ist als Lebenskraft in jedem Menschen. Sie ist nur unterschiedlich aktiv. Wenn
sie aktiv wird, so erweckt sie nach dem Tantra Yoga, je nachdem, welches
Energiezentrum (Chakra) durch sie angeregt wird, verschiedene Fähigkeiten. Es
sollten hierbei solche Fähigkeiten angestrebt werden, welche tiefere Einblicke
in die innere Natur des Menschen gestatten. Das ist das Ziel der verschiedenen
Praktiken des Tantra Yoga und all seiner Spielarten wie Kundalini Yoga, Kriya
Yoga und so weiter. Die Kundalini ist nach dem Tantra Yoga nicht geheimnisvoll,
wohl jedoch ihre Erweckung und das Entwickeln spezieller Fähigkeiten, zu denen
durch die Kundalini der Zugang ermöglicht wird.
Bei
kritischer Betrachtung konservativ "informeller" Schriften scheint
es, dass niemand weiß, was die Kundalini wirklich ist. Zumindest gewinnt man
diesen Eindruck, denn hinter vielen Fachwörtern, die tiefes Wissen vortäuschen,
finden sich nicht die einfachsten Erklärungen wie etwa: Was ist die Kundalini?
Wie entsteht sie? Warum ist sie einmal stärker und einmal schwächer? Die
grundlegenden Fragen über das Wesen der Kundalini, etwa wie die innere Alchemie
der Umwandlung von physikalischen zu feinstofflichen Kräften abläuft, werden
auch hier nicht beantwortet - aus Mangel an Wissen, denn diesbezüglich gibt es
viele Wissenslücken und wenig Einblicke. Eine solche Frage ist nicht bloß
"theoretisch und unwichtig". Wenn man diese Frage beantworten könnte,
so wüsste man auch warum mancher viel und andere wenig davon haben; was man
gezielt tun müsste, um sie lenken oder verstärken zu können.
Wir
sollten jedoch bei der Betrachtung der Wissenslücken großzügig sein. Was die
Kundalini anbelangt, so verfügt der Yoga, aber auch viele Traditionen aus
anderen Völkern, über ein gutes praktisches Wissen, das sich über die
Jahrtausende angesammelt hat. Die Interpretation der Vorgänge allerdings steht
auf schwachen Beinen. Das gilt jedoch für viele Fertigkeiten aus dem
menschlichen Nahbereich. Nehmen wir ein Beispiel: die menschlichen Vorfahren
konnten schon vor zwei oder drei Millionen Jahren gezielt Steine werfen. Aber
um die Flugbahnen von Objekten berechnen zu können bedurfte es einer langen
Zeit. Entwicklungsgeschichtlich hat das der Mensch erst in der letzten Sekunde
erlernt, wenn wir an die Parabelbahnen von Flugobjekten denken.
Einiges
noch zu dem Begriff "aktive Kundalini". Man verwendet diesen Begriff
gerne dann, wenn sich auf Grund verschiedener Symptome die Kundalini in
Aktivität zu befinden scheint. Die meisten Symptome sind eine Folge von
Bewegung und Fluss und weniger eine Folge der Stärke (Energiemenge).
Unausgesprochen nimmt man an, dass eine starke Kundalini automatisch in
Bewegung kommt. Das muss nicht stimmen. Es kann aus dem Blickwinkel der Menge
an Kraft wenig Kundalini vorhanden sein, dieses Wenige sich aber in einem
starken Erregungszustand befinden. Etwa wie durch einen kräftigen Kaffee unsere
Nerven aufgeputscht werden können. Eine aufgeputschte Kundalini ist kein
erstrebenswerter Zustand. Er kann durch übermäßigen Sex, Stress oder falsch
angewendete Übungen entstehen.
Durch das
Internet ist die Konversation und der Informationsaustausch intensiver als er
je in irgend einer Zeit oder irgend einem Land war. Das führt dazu, dass
bislang kaum beobachtete Fakten in Erscheinung treten. Eine Beobachtung
jüngerer Zeit ist folgende: eine Veranlagung zu einer starken Kundalinikraft
kann vererbt werden. Das führt dazu dass es in der Bevölkerung viele Menschen
mit ähnlichen Erfahrungen gibt, wie sie aus dem indischen Yoga bekannt sind.
Dadurch wird ein breiter gestreutes und vielfältigeres Wissen um die Kundalini
bekannt. Vielleicht gibt es dadurch in unserer jetzigen Zeit einen neuen
Erkenntnisschub auf diesem Gebiet.
Aus dem
Bekanntenkreis:
"Meine Mutter ist
medial stark veranlagt und stammt einer Sippschaft, die zu den Bektashi gehört.
Die Bektashi sind eine islamische Glaubensgemeinschaft, die auf die Mystik und
magische Praktiken ausgerichtet ist. Sie verehren allen voran Heilige und beten
diese um Hilfe und Beistand an.
Mein Vater dagegen glaubt an nichts. Seine Mutter jedoch stammte aus einer Linie, die sehr oft Hodschas, also islamische Mullahs hervorgebracht hat. Mein Vater hatte zwei Onkels mütterlicherseits und beide waren Hodschas."
Vom
Standpunkt einer spirituellen Entwicklung kann man sagen, dass eine gute
Veranlagung erfreulich ist, man sie jedoch nicht überbewerten sollte. Es kann
jemand viel mitbringen und nichts daraus machen. Und es kann jemand aus wenig
viel, ja sogar sehr viel machen. Hier zeigt das Leben die innere Kraft des
Menschen. Es ist nicht entscheidend was wir erben, sondern es ist entscheidend,
was wir im Leben aus uns machen!
Meine Kundalini hab ich von der Mama
Im
Allgemeinen macht sich die Kundalini im Menschen kaum bemerkbar - sie schläft,
so heißt es im Yoga. In diesen Fällen, so nach allgemeiner Auffassung, sickert
oder fließt ihre Vitalkraft langsam durch den Körper. Sie verteilt sich
mitunter nicht gleichmäßig im Körper - auch das merkt man nicht. Man spricht
von Blockaden und meint damit verstopfte Energiekanäle, wenn Regionen schlecht
mit dieser Energie versorgt sind. Solches wird als Störung aufgefasst.
Zahlreiche alternativ-medizinische Heilmethoden befassen sich mit solchen
Blockaden.
Im Yoga
befasst man sich nicht mit Blockaden und Störungen. Das Ziel in dieser
Disziplin ist es die Kundalini als Kraft zu stärken und in Zirkulation zu
bekommen. Man spricht dann von der "Erweckung" der Kundalini. Die
hierbei angewandten Methoden greifen nicht immer.
Wie schon
früher erwähnt kommt es immer wieder zu spontanen Aktivitäten der Kundalini,
unter Menschen, die sich nie mit ihr, mit Yoga oder Spiritualität befasst
haben. Man könnte meinen: "die Glücklichen, sie bekommen geschenkt, was
viele Yogis sich mühsam durch Übungen und oft auch vergeblich zu erarbeiten
versuchen." Leider sind jene Menschen nicht darüber glücklich, obwohl sie
es sein sollten. Sie wissen mit dieser Kraft nichts anzufangen.
"Pst! Seid schön ruhig und bleibt ganz still,
denn ist sie einmal wach so macht sie was sie will!"
Nach
allgemeiner Auffassung und durch viele Einträge in diversen Kundalini-Foren
bestätigt, verhält sich eine spontan erwachte Kundalini sehr unvorhersehbar.
Man kann sie mit einem ungezähmten Pferd vergleichen, das uns statt ins
Paradies der inneren Harmonie zu bringen, uns in die Hölle psychischer Tiefen
und Störungen trägt. Von Vertretern aus Heiler- und Yogakreisen, die sich mit
solchen erratischen Erscheinungsweisen der Kundalini befassen, wird behauptet,
dass viele psychische Störungen auf die Kundalini zurück zu führen sind und mit
anderen als mit medikamentösen Mitteln behandelt werden sollten. Es ist ein
Grenzgebiet zwischen Medizin und Psychologie und gelangt schon deshalb in einen
Konflikt der Kompetenzzugehörigkeit. Eine dritte Position, nämlich eine mit
spiritueller Sichtweise, erhöht die Möglichkeit anfechtbarer Interpretationen.
"Wer die Natur in sich verneint, merkt bald: die
Kundalini ist ihm bitter feind!"
Die
Parapsychologie befasst sich mit einem weiteren Phänomenenkreis einer erwachten
und nicht kontrollierten Kundalini, nämlich den Poltergeistphänomenen. Diese
sind paranormaler Art. Im einfachsten Fall führt sie zu Störungen vornehmlich
an elektrischen Geräten. Es können auch Telekinese, physikalische Hitze und
Kältephänomene entstehen und in sehr seltenen Fällen Teleportationen.
In allen
Fällen einer unkontrollierten Kundalini stellt sich die Frage: Wie kann man die
Kundalini unter Kontrolle bekommen?
Das lässt sich nur sehr schwer, wenn überhaupt beantworten.
Sicherlich wäre es hilfreich, ein körperliches und seelisches Gleichgewicht zu
finden. Aber schon hier stellt sich die Frage wie solch ein Gleichgewicht
aussieht. Im Osten wird dieses Gleichgewicht durch viele Lebensvorschriften
angestrebt, mit der Ernährung beginnend bis zu Bewegung, Atmung und innerer
Ausrichtung. Diese Ratschläge fußen zumeist auf ideologisch-religiös
orientierten Auffassungen.
In der
westlich orientierten Gesellschaft verschiebt sich das Augenmerk mehr von der
äußeren Lebensweise hin zur Psyche. Es wird die Ansicht vertreten, dass für das
Ungleichgewicht der Kundalini in erster Linie psychische Kräfte verantwortlich
sind.
Wie immer man die Ursachen ansiedelt, so empfiehlt es sich, auf unser Inneres
zu lauschen. Das ist zwar schwer durchführbar, kann uns aber die Ursachen von
Störungen entdecken lassen, sofern wir bestrebt sind ehrlich uns selbst
gegenüber zu sein.
Wenn man etwas Zeit aufbringen kann, gibt es eine Reihe von Hilfen zur
Harmonisierung innerer Kräfte, wie etwa Ausgleichsport oder diverse
Bewegungsübungen wie Tai Chi, Sonnengebet und andere Übungen dieser Art.
Im
Prinzip ist die Kundalini allen magisch-mystischen Kulturen bekannt, von den
Buschmännern Südafrikas, den Aborigines in Australien, den Kahunas auf Hawai
bis zu den Schamanen in Sibirien. Die Yogis in Indien, genau genommen die
Vertreter des Tantra Yoga um Shiva, haben die Kundalini aus spiritueller Sicht
am genauesten beschrieben und um diese Kraft ein sehr differenziertes
Übungssystem aufgebaut. Andere asiatische Disziplinen sind wohl auch aus Indien
inspiriert worden und haben dieses Wissen in unterschiedlichen Aspekten
zusätzlich ausgebaut - von den Energiearbeiten mit Chi (Ki) bis zur Akupunktur.
Yogi und seine Kundalini
Im Tantra
Yoga werden psychische Aspekte und Vitalenergien gerne personifiziert
dargestellt. Da man annimmt, dass das Universum auch einen inneren Aufbau hat,
von fest materiell in immer feineren Abstufungen bis zu feinsten spirituellen
Lichtenergien (siehe Chakralehre), so haben alle psychischen und vitalen
Aspekte auch ihre personifizierten Repräsentanten in feineren Ebenen. Das gilt
auch für die Kundalini. Die Kundalini wird in ihren vitalen Aspekten als
Schlange dargestellt und in ihren spirituellen Aspekten als Shakti. Die Shakti
ist eine magische, schöpferische Kraft, welche als Fee (Dakini) für den Bereich
der dichteren Ebenen (unteren drei Chakras) oder als Göttin (Herzchakra und
darüber) personifiziert wird. In ihrer kosmischen Dimension entspricht sie der
Allmutter, einer kosmischen, intelligenten Kraft, welche alle Lebewesen als
ihre Kinder betrachtet. Die Shakti im Menschen oder die Mahashakti im Kosmos
ist die lebensgebende Kraft, gleichsam eine Mutter, die aus sich das Leben
gebiert. Das ist der tiefere Grund weshalb die Shakti als weiblich betrachtet
wird.
Da im
Tantrayoga der Kosmos als polar strukturiert aufgefasst wird, muss es auch
einen männlichen Aspekt geben. Den gibt es auch. Während die Shakti als
dynamische Kraft betrachtet wird, wird der männliche Aspekt als passiv und in
sich ruhend gesehen. In der ikonographischen Darstellung sieht das so aus:
Kali, die Mahashakti, tanzt auf dem schlafendem Shiva. (siehe: ebook von A.
Ballabene "Shiva" und "Die Lehre des Tantra Yoga")
Da die
Kundalini eine Kraft ist, die mit allen Ebenen in Verbindung steht, ist sie
auch in der Lage zur Mittlerin des kosmischen Allbewusstseins zu werden. Sie
wird dann von uns als eine goldene Lichtenergie wahrgenommen, welche uns in ein
spirituelles "Magnetfeld" hebt, in welchem wir die göttliche Allkraft
fast greifbar gegenwärtig fühlen.
(Kundalini)-Shakti mit Amrita-Gefäß
Als
Spiegelbild der Göttin (Maha-Shakti) wird ihre Kraft und Harmonie uns mit den
höchsten Gaben beschenken: Liebe, Glück, Zufriedenheit, Frieden und die
Fähigkeit in schöpferischer Weise wahrzunehmen und uns auszudrücken.
Sexualität
ist von größtem Einfluss auf die Kundalini. Aus diesem Grund gibt es auch
Praktiken, in denen versucht wird ausschließlich durch Sexualität die Kundalini
anzuregen. Natürlich nicht durch puren Sex, sondern mit entsprechender innerer
Ausrichtung, in der Absicht die frei werdenden Kräfte zu lenken. Ich glaube,
dass es in erster Linie nicht der Sex ist, der hierbei wirkt, sondern der
Zustand unseres Gehirns. Unser Gehirn arbeitet bei Sex, aber auch bei Erotik
und Verliebt-Sein anders als im Normalzustand. Es werden hierbei besondere
Botenstoffe freigesetzt, welche uns in einen gehobenen, euphorischen oder
verklärten Zustand bringen, je nachdem, ob ein Orgasmus oder Verliebt-Sein der Auslöser
ist.
Sexualität
kann den Anstoß für das Erwachen der Kundalini geben. Sie ist jedoch mit einem
Feuerstein vergleichbar. Ein Feuerstein kann eine Flamme entzünden, er kann sie
aber nicht nähren. Dazu bedarf es eines anderen Materials. In unserem Fall ist
es Liebe, die liebevolle Zuwendung zu allem was lebt. Solcherart versuchen wir
den Funken zu einem immer währenden Feuer zu entzünden.
Es ist
ein großer Unterschied, ob ein Orgasmus oder lang anhaltendes Verliebt-Sein
praktiziert wird. Im Orgasmus können die tiefsten, kosmischen Zustände erlebt
werden, Lichtphänomene und all das, was man sonst der Kundalini zuschreibt.
Aber der Zustand hält nur kurz an. Er kann uns tiefe Erlebnisse bringen, die
neue Einsichten in die Grundfragen Mensch und Kosmos bewirken. Was jedoch einen
gelebten Yoga kennzeichnet ist letztlich die Umgestaltung der Persönlichkeit
und das spirituelle Heranreifen. Hierzu sind jene Zustände besser geeignet, die
zwar weniger beeindruckend sind, jedoch in einer gleichmäßigen Flamme durch
längere Zeiträume wirken. Diese gleichbleibenden gehobenen Zustände können wir
zum Beispiel einsetzen, um uns bei Spaziergängen mit der göttlichen Allkraft zu
verbinden und ihr Wirken in all dem grünen und flatterndem Leben um uns zu
erkennen. Wir können dadurch Liebe, Spiritualität und Religiosität in uns zur
Entfaltung bringen.
Sie liebt es sich in einer gleichbleibend warmen Sonne zu räkeln
Je
nachdem wie die Energieströme fließen oder auch nicht fließen, zeigen sich
diverse Nebeneffekte - Begleiterscheinungen der Kundalini.
Viele
sind stolz darauf, dass ihre Kundalini "aktiv" ist. Sie begründen
dies mit Hitze-Erscheinungen in der Wirbelsäule, Druck am Steißbein etc. Da
liegt ein großer Irrtum vor! Die "aktive" Kundalini wird hierbei nach
Begleiterscheinungen beurteilt. Je stärker die Begleiterscheinungen sind, desto
aktiver, glauben jene, ist die Kundalini. Die Begleiterscheinungen entstehen
jedoch dann, wenn es sich reibt oder staut, also dann, wenn die Energiekanäle
im Verhältnis zur Energiemenge zu schwach sind. Bei einem optimal angepassten
Körper kann man die Stärke der Kundalini nicht mehr auf Grund von
Begleiterscheinungen feststellen. Man erkennt dann die aktive Kundalini an der
inneren Kraft, die man besitzt und nicht an Hitze, Kribbeln, Druck oder
dergleichen. Es ist wie bei einem Stromleiter - ist das Kabel zu dünn und der
Strom stark, so erhitzt sich das Kabel. Jetzt zu glauben, dass nur dann Strom
fließt, wenn das Kabel heiß wird, ist sicher ein Irrtum.
Kundalini nach dem indischen Yoga
Sie entspringt dem Mulhadhara Chakra (vierblättriger Lotus) und mündet im
Sahasrara Chakra (Scheitelchakra) - oder in einem der tiefer liegenden
"Fenster" (Chakra)
In unserem
Körper verlaufen die verschiedensten Energieströme. Außer den Energieströmen,
die an der Oberfläche des menschlichen Körpers verlaufen gibt es auch solche,
in denen sich ein Energieaustausch zwischen Innen und Außen vollzieht. Ein
wesentlicher Energieaustausch, der als "der Kundaliniaufstieg" bezeichnet
wird, fließt vom Boden den Zentralkanal (Akupunktur) oder die Wirbelsäule
(Yoga) hinauf und tritt an den Chakras, jedoch vornehmlich am Scheitel wieder
aus, um sich von dort aus auf der Oberfläche zu verteilen und abwärts zu
fließen.
Ein heißer Energiestrom fließt in der Wirbelsäule
nach oben und außen, vom Kopf herab, als kühler Strom nach unten.
Der
innere Energiefluss beginnt dort wo wir den Boden berühren - bei den Yogis, die
sitzen, an der Basis der Wirbelsäule oder am Damm. Es wird generell so gesehen,
dass die Kundalini von dieser Region her aufsteigt. Abweichend hiervon sind
einige Methoden im Chassidismus (jüdische Mystik) wo man die Energien von den
Fußsohlen her hochleitet (z.B. Vokalübungen IEOUA - Jehova).
Im
indischen Yoga (Tantra) gibt es noch die Auffassung, dass um den Zentralkanal
zwei weitere wichtige Kanäle (Nadis) in dreieinhalb Windungen sich nach oben
schlängeln. Diese zwei Kanäle heißen Ida und Pingala. Sie führen einen warmen
und einen kühlen Energiestrom. Es scheint, dass eine bildliche Darstellung
dieser Lehre von den zwei Kanälen, die sich um den Hauptkanal winden, als
Hermesstab über den Orient bis nach Europa vorgedrungen ist.
Hermesstab
Chakras sind Wirbel ähnlich einem Wasserabfluss in der Badewanne
Bekannte
von mir und ich haben beobachtet, dass Energieströme von innen (dem
Zentralkanal) her kommend nach außen zu unserer Körperoberfläche fließen.
Hierfür gibt es einige bevorzugte Austritts-Stellen, welche Chakras genannt werden.
Die 7 Hauptchakras
(Aus "Chakras" von A. Ballabene)
Den
Chakras werden nicht nur als Austrittspforten von Energien betrachtet, sondern
sie werden auch als Schaltstellen für besondere Fähigkeiten gesehen. Alle diese
Fähigkeiten scheinen auf einer Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt zu
beruhen. Solcherart sind Chakras Kommunikationspforten. Diversen modernen und
östlichen Auffassungen zufolge scheint es auch möglich zu sein über Chakras als
Austrittspforten zu reisen - Astralreisen. Hierbei scheint ein Teil unseres
Energiekörpers ausgesendet zu werden. Im Anfangsstadium des Vorganges kann es
eine Kugel sein, die sich bildet und dann auf Reisen geschickt wird.
Heute war die Kundalini lieb zu mir.
Sie ließ eine goldene Kugel aus meinem Anahata Chakra gleiten...
Bezüglich
der Position der Chakras heißt es: je höher ein Chakra positioniert ist, desto
feiner und höher ist seine Schwingung und ebenfalls die Schwingung der
feinstofflichen Substanzen, die hindurch strömen. Es ist unklar, welche Instanz
für die Schwingung ausschlaggebend ist, ob es die Chakras sind, die Kundalini
oder ein Gesamtbefinden (das sich in der Aura zeigt).
In
konservativer Literatur wird sehr viel Wert auf die Anzahl der Blütenblätter
der Chakras gelegt. Nach Beobachtungen von hellsehenden Menschen, kann ein
Chakra die unterschiedlichste Anzahl von Speichen oder Spiralarmen haben (=
"Blütenblätter"). Wie hoch die Anzahl ist, hängt von der Länge der
Wellen auf oder innerhalb des feinstofflichen Körpers ab, welche in das Chakra
ein- oder ausmünden). Die dogmatisch festgelegte Anzahl der Blütenblätter der
Chakras rührt daher, dass diese Darstellungen als magisch-mystische Schaubilder
verwendet werden, in welchen Mantras (Silben), Qualitäten (fest, flüssig,
feurig, luftig, ätherisch), Gottheiten und anderes mehr als Yantra (Kraft-Bild)
festgehalten werden.
Muladhara Chakra in seiner Darstellung als Yantra (Informationsbild)
Die Inder
als begeisterte Systematiker teilen der Kundalini verschiedene Qualitäten zu.
Im Internet oder Büchern hört man nur wenig darüber - man spricht meistens von
"der Kundalini". In einer solchen vereinfachten Version kann man
unter "Kundalini" nur noch einen Sammelbegriff für die
unterschiedlichsten Energien und ihre Erscheinungsweisen verstehen.
Indische Einteilung verschiedener Energiekanäle innerhalb der
Wirbelsäule. Die inneren Schichten sind feinere Kanäle für feinere Energien.
Nach den
Vorstellungen des indischen Yoga ist die Kundalini in ihrer Menge stark mit dem
Atem verknüpft. Es heißt, dass eine Basisenergie, aus der sich später die
Kundalini durch einen inneren Prozess bildet, mit dem Atem eingenommen wird =
Prana. Dieses Prana, also die Primärenergie, wird im Menschen in verschiedene
Energiearten umgewandelt - das sind die fünf Pranavayus: prana, apana,
samana,udana und vyana. Aus ihnen entsteht durch einen inneren
Umwandlungsprozess die ätherische Energie, die man Kundalini nennt.
Auf der
feinstofflichen Ebene, der die Kundalini zugehört, scheint der Unterschied
zwischen Energie und Substanz zu verfließen. Das ist auch die Ursache für die
sprachliche "Ungenauigkeit", die sich zeigt, wenn man einmal von
"Energie" und einmal von "feinstofflich" spricht.
In Europa
hat sich eine Einteilung von Kräften/feinstofflichen Substanzen eingebürgert,
die sich weniger auf die Qualität bezieht, sondern auf die Dichte. Es handelt
sich hierbei um Ektoplasma. Dies ist eine dem Menschen inhärente Substanz, die
man wahrscheinlich dem phänomenologischen Gebiet rund um die Kundalini zuordnen
kann. Diese Sichtweise findet sich vor allem in der Parapsychologie und dem
Spiritismus.
Ektoplasma
(Bioplasma) ist die dichteste Manifestation innerer Energien. Es kann im
Zustand der Tieftrance aus verschiedenen Körperöffnungen austreten (Mund, Nase,
Ohren, Brüste, Vagina) und strömt dann im langsamen Fluss (wie zäher Honig)
nach unten (gehorcht der Schwerkraft). An den Rändern verdampft es - sieht aus
wie flüssiger Stickstoff mit seiner Dampfabgabe.
Ektoplasma, das aus dem Mund quillt
Das
Ektoplasma wird im indischen Yoga kaum erwähnt. Dagegen sehr wohl eine höhere
Schwingungsform vom Ektoplasma, genannt "Amrita". Amrita ist
gold-leuchtend, flüssiger als Ektoplasma und verdampft nicht an der Oberfläche.
Es ist die Substanz, aus der Götter ihren Erscheinungskörper bilden können, die
heilend ist und Wunder bewirken kann. Im Körper angereichertes Amrita ist ein
Kennzeichen der Vollendung des Kundalini Yoga.
Die Kundalini und der "Schatz", das flüssige Gold, Amrita
In der
indischen Mythologie fielen bei der Erschaffung der Welt vier Tropfen Amrita
auf die Erde. An diesen Stellen finden sich die heiligsten Orte Indiens, jene
vier Pilgerorte, an denen das größte indische Fest, das Kumbha Mela statt
findet. Zum Kumbha Mela versammeln sich Millionen Gläubige, um in den Ganges zu
tauchen, dessen Wasser durch diese Amrita-Tropfen in dieser heiligen Zeit
besonders reinigend sind. Die vier Pilgerorte heißen: Allahabad, Haridwar,
Ujjain und Nashik.
Viele glauben/ten
ursprünglich, dass man durch Übungen die Kundalini empor steigen lässt, von
Chakra zu Chakra. Oben angelangt macht es Klick und man ist erleuchtet. So
einfach ist es (zum Glück) nicht, denn sich entfalten, dem vielfältigem, großem
und alles durchseelendem All-Bewusstsein entgegen zu streben, bedeutet auch
innerlich zu reifen und zu lernen. Die Kundalini ist Energie. Sie ist nicht
Erleuchtung, selbst dann nicht, wenn wir uns von Licht eingehüllt wahrnehmen.
Eine Lichtwahrnehmung mag Sekunden oder Minuten andauern und der Zustand mag
"Erleuchtung" genannt werden - für diese kurze Zeit. Auf das Leben
bezogen ist man deshalb noch lange nicht erleuchtet.
Sie lehrt Dich fliegen und zeigt Dir die Wunder der
Schöpfung
Durch die
Kundalini können wir uns öffnen und das Leben um uns direkter und in einem
Prozess der Identifikation erleben. Die Kundalini lehrt uns das Schöne, aber
auch unsere Schattenseiten zu sehen und sie zu akzeptieren. Sie lehrt, mahnt,
zwingt uns die Fehler zu korrigieren. Sie bringt Licht in die Dämmerung unserer
Seele. In diesem Licht ist es möglich sich dem göttlichen Prinzip zu nähern.
Für jeden Schritt, den wir tun, kommt uns das göttliche All-Bewusstsein drei
Schritte näher. Wenn wir bereit sind, können wir auch die Nähe der göttlichen
Allkraft erspüren, ja sogar wahrnehmen - als die Göttin in Gestalt unserer
Shakti oder als männliche spirituelle Führung.
Die
Kundalini lehrt uns auf unterschiedliche Art.
Krankheiten
Gleich vorweg: die Kundalini verursacht nicht die körperlichen oder psychischen
Störungen, sondern sie verstärkt sie. Sie ist eine starke innere Kraft, die
sich vielleicht über placebo oder nocebo Wirkungen manifestieren kann oder auf
andere Art.
Solange
jemand nicht in der Lage ist nach innen zu hören, um zu erkennen wie die
Energien fließen, wo sie stocken und was sie zum Stocken bringt, lehrt die
Kundalini auf äußere Art, nämlich über den Körper - die Menschen werden krank
und bleiben das so lange, bis die innere Fehlhaltung korrigiert ist. Die
Krankheit existiert chronisch weiter und vermutlich liegt es an einer
Fehlhaltung in der Lebensweise oder in der Psyche, die sich psychosomatisch auf
den Körper auswirkt.
Krankheiten,
die durch die Kundalini verursacht werden, sind eigenartig. Solche Krankheiten
kennt man aus dem afrikanischen und eurasiatischen Schamanentum: der Mensch
leidet unter einer körperlichen Störung, die kein Arzt in der Lage ist zu heilen.
Sobald die von den "Ahnen Erwählten" den Weg des Schamanentums
gegangen waren, waren sie von einem Tag auf den anderen geheilt, obwohl sie
schon durch Jahre an der Krankheit gelitten hatten. Diese Menschen sind nach
dem Glauben jener Schamenentraditionen von den Ahnen gezwungen worden den
Schamanenweg zu gehen. Sind sie Schamanen geworden, so waren sie augenblicklich
geheilt. Haben sie sich geweigert, so hatte sich die Krankheit immer mehr
gesteigert, mitunter bis zum Tod. So wurde es in jenen Völkern geglaubt und hat
es sich auch oft und oft bewiesen. Natürlich ging jeder von ihnen zuerst zum
Arzt und versuchte alles Mögliche. Der innere Weg jedoch ordnete alles neu; das
Leben und auch die inneren Kräfte.
Auswirkung
über die Psyche
Hier gilt alles, was über die chronischen Krankheiten des Körpers geschrieben
wurde. Depressionen sind sehr häufig. Ein vernünftiger Mensch wird jedoch immer
zuerst den Arzt aufsuchen und erst dann, wenn alle Mittel nicht helfen nach
Alternativen suchen.
Nach
innen Lauschen
Durch ein nach innen Lauschen bekommt man ein Gespür für die inneren
Geschehnisse. Ab nun geht es steil nach oben, vollkommen gleichgültig ob die
betreffende Person nun Yoga praktiziert oder nicht - der Kundalini ist dies
gleich. Eine innere Harmonie und Ausgeglichenheit ist bald erreicht.
Innere
Kommunikation
Hier läuft alles bestens. Wenn irgend etwas nicht klappt, wird eine Frage nach
innen gerichtet und es erfolgt sofort eine Antwort mit dem Hinweis, was zu
ändern wäre oder wie weiter vorgegangen werden soll. Wer diese innere Antwort
gibt ist allerdings in den meisten Fällen nicht geklärt. Die Botschaft kommt
von innen, wer oder was die Botschaft weiter gibt lässt sich zumindest im
Alltag nicht erkennen. In Trance ist eine Zuordnung leichter möglich,
wenngleich Zweifel an der Interpretation durchaus legal sind und auch gesund,
weil sie den Menschen für Neues offen lassen und nicht in eingefahrene Bahnen
zwingt.
Die Shakti, Yogi und Kundalini
Wir
Menschen haben schon etliche zivilisatorische Phasen hinter uns, die uns
jeweils durch die vorherrschende Technik in unserem weltanschaulichem Paradigma
prägten.
Eine wichtige Phase, welche den von der Religion geprägten Zeiten folgte,
war/ist eine Zeit in welcher die Materie im Mittelpunkt stand/steht (ganz haben
wir diese Zeit noch nicht hinter uns gelassen). Materie wie man sie formen und
hämmern kann. Sie brachte den Materialismus. Man glaubte Materie sei das einzig
Wahre und außer ihr gäbe es nichts.
Jetzt haben die Computer einem neuen Zeitalter zum Aufstieg verholfen. Es ist
das Zeitalter der Information. Die Bedeutung, die zuvor der Materie zugeordnet
wurde, wird jetzt zunehmend der Information beigemessen. Alles trägt
Information in sich, ob Welle, Struktur, Partikel oder was auch immer.
Vielleicht kommen wir einmal in ein Zeitalter, in dem der Glaube vorherrscht, dass
hinter jeder Information eine organisierende, bewusste Intelligenz steht -
Leben, Bewusstsein.
Nach der
Lehre des spirituellen Tantra ist das Universum ein ungeteiltes Bewusstsein,
eine alles durchflutende Lebenskraft. Alles, selbst die "tote"
Materie kann Informationsträger dieser kosmischen Lebenskraft sein. Da wir
ebenfalls Teil der universellen Lebenskraft sind, können wir als Teil mit dem
ganzen in Verbindung treten. Das können wir in direkter Weise und auch in
indirekter Weise, indem wir einzelne Aspekte, wie zum Beispiel die Kundalini,
wie einen Spiegel verwenden können, um in ihr das Arbeiten und Wirken des
Allbewusstseins in uns als formende Lebenskraft zu erkennen.
Wenn wir
solcherart der Kundalini gegenüber treten, in ihr einen Aspekt der kosmischen
Lebenskraft sehen, dann ist die Kundalini nicht nur Kraft, nicht nur der Träger
aller unserer vitalen Informationen, sondern sie ist auch lebendig. Wir können
dann mit ihr sprechen, sie um Hilfe und Unterstützung bitten. Und sie wird es
tun!
Wir müssen
keine komplizierten Atemübungen machen, Körperhaltungen und Vorstellungen von
Farben und Buchstaben praktizieren, um die Kundalinikräfte in uns zu
aktivieren. Wir können mit der Kundalini direkt kommunizieren, sie fragen, was
sie behindert. Wenn wir gut nach innen lauschen, so wird sie uns sagen und uns
helfen die Hindernisse zu beseitigen. Zusammen mit ihrer Hilfe können wir viel
rascher voran kommen als mit Methoden und Techniken. Es ist für uns ein
ungewohnter Vorgang mit einem inneren Energiewesen zu kommunizieren. Wenn wir
uns jedoch in den Strom des Lebens einfügen, uns von diesem Strom tragen lassen
und nicht versuchen zu beherrschen und zu verfügen, so wird uns mit
Leichtigkeit das geschenkt, das anderen versagt bleibt, die durch Techniken Macht
und Kontrolle gewinnen wollen.
Blicke in den Spiegel Deiner Seele und Du wirst
mich finden.
Höre in dich hinein und ich werde Dich beraten.
Meine Stimme ist leise, denn Schlangen schreien nicht.
Mit der
Kundalini zu sprechen oder über wortlose Empfindungen mit ihr Informationen
auszutauschen, das mag manchem sehr märchenhaft erklingen. Deshalb will ich das
Prinzip, das nach tantrischer Auffassung dem zugrunde liegt, genauer erklären:
Das Universum ist wie ein Kristall aufgebaut. Nehmen wir als Beispiel einen
Salzkristall. Dieser ist ein Würfel. Wenn wir diesen Kristallwürfel zerschlagen
wird er in etliche Teile zerfallen, an deren geraden Wänden wir erkennen, dass
auch diese Teile aus vielen Würfeln zusammen gesetzt sind. Und in jedem Würfel
sind noch kleinere Würfel enthalten, bis hinunter zum Molekül. Das Kleine ist
in seiner Form somit ein Spiegelbild des Großen.
Ein jeder Salzkristall besteht aus vielen Würfeln
bis hinunter zum Molekül
Der
Salzkristall kann als Analogie zu der Struktur des Lebens im Universum genommen
werden. Im kleinen Leben, in uns zum Beispiel, spiegelt sich die große,
allumfassende kosmische Lebenskraft - Gott, oder wie immer wir diese kosmische
Lebenskraft nennen wollen. Namen sind hierbei bedeutungslos, das Prinzip ist
das Wichtige. Die kosmische Lebensdynamik nennen die Inder Mahadevi oder
Mahashakti, um nur zwei Bezeichnungen von vielen zu nennen. Diese kosmische
Lebensdynamik ist sozusagen eine kosmische Kundalini, eine lebendige Kraft -
alles, das von Gott kommt ist lebendig. Unsere Kundalini ist ein kleines Abbild
von ihr - und auch lebendig, eben wie alles, das von Gott kommt. Und weil
unsere Kundalini lebendig ist und mit der großen Allkraft verbunden ist, können
wir mit ihr kommunizieren. Das ist das Geheimnis - einfach und doch für viele
unglaubhaft, leider.
Meine
Begegnung mit der Kundalini (von G.)
Ich war in Versenkung, da merkte ich wie meine Kundalini auf ihrem Weg nach
oben dazwischen liegende Blockaden beseitigte. Dies ging mit einem inneren
Beben einher, welches mich aus meinem Sitz in die Höhe fahren ließ. Es war
heftig, etwa als ob ich auf einer schleudernden Waschmaschine sitzen würde.
Aber ich blieb ruhig, um diesen reinigenden und befreienden Vorgang nicht zu
stören. Ich ließ es geschehen und vermied es, mich in diesen inneren Prozess
einzumischen. Weil ich die Kundalini aus Angst und Unwissenheit jahrelang
unterdrückt hatte, litt ich bereits an einigen Krankheiten wie Kalkschulter, nächtlichem
Angstzustand und Depressionen. Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte,
was das in mir war und fürchtete mich davor. Doch jetzt, als ich es zu ließ,
spürte ich: es war eine heilende Kraft, die seit Jahren nach Entfaltung
verlangte.
Jetzt
hatte ich es geschafft! Ich hatte die Kundalini wahrgenommen und akzeptiert.
Und nun machte sie das, was sie durch Jahre schon längst tun wollte: sie stieg
nach oben und reinigte die Energiekanäle in mir. Ich spürte diese Veränderung
in mir in Form eines physischen und psychischen Wohlseins.
Nach
diesem ersten Erlebnis war es nicht verwunderlich, dass meine Interesse an ihr
enorm gestiegen war. Und so hatte ich mich diesmal hingesetzt und wartete
gespannt darauf, was die Kundalini diesmal „anstellen“ würde. Diesmal konnte
ich sie als Schlange wahrnehmen und als solche sehen. Das gab mir ein klareres
inneres Bild. So konnte ich jederzeit erkennen, wo sie sich befand. Zudem
erkannte ich, dass die Kundalini nicht bloß eine unbelebte Kraft ist, die ihren
Weg sucht, etwa so wie Wasser, das über die Ufer tritt. Nein, es war eine
Kraft, in der sich eine höhere Intelligenz zeigte und die auch ein Gemüt hatte,
je nachdem ob sie ruhte oder aktiv war, sich wohl oder gestört fühlte. Sie war
lebendiger als ich, um Vieles wissender als ich und kräftiger als ich. Genau
genommen kann ich mich mit dieser höheren Intelligenz in mir nicht vergleichen.
Ich war nur ihr „Nest“ ihr Revier, ihr „Schützling“. Sie war an einem perfekten
und harmonischen Zusammenleben interessiert. So ist eben ihre wahre Natur.
Nun
saß ich da, lauschte in mich hinein und beobachtete sie. Es ging mir jedoch zu
diesem Zeitpunkt seelisch nicht gut. Ich hatte Kummer. Dieser kam von dem
vielen Stress und den Alltagssorgen, dass mich plagten. Daher konnte ich mich
nicht konzentrieren und ging unbewusst meinen Gedanken nach. Ich driftete weg
und vergaß, was ich eigentlich vor hatte. Ich hörte auf mich zu versenken und
die Kundalini zu erfühlen. Dessen wurde ich mir erst einigen Minuten später
bewusst. Ich mobilisierte wieder meine Kräfte und richtete meine Aufmerksamkeit
jetzt gezielter und kraftvoller auf die Kundalini. Wo war sie? Was tat sie?
Ich
suchte nach ihr in der Steißbeingegend. Dort sollte sie eigentlich eingerollt
ruhen. Aber sie war nicht da. Ich war verwundert. Ich suchte den Rücken ab und
konnte sie auch da nicht ausmachen. Sie war dort nicht zu finden.
Dann sah ich sie, besser gesagt, ich spürte sie. Sie war in meinem Bauch. Ich
sah sie darin wie einen großen Ball eingerollt. Sie füllte den gesamten
Bauchraum. Sie war hellwach - und sie hatte was vor, das empfand ich. Aber was
sie vor hatte empfand ich nicht. Sie ließ es mich nicht wissen - das war mal
typisch für die Kundalini, wie ich auch später öfter feststellen musste.
Wie
ich so überlegte und sie auch fragte, was sie denn in meinen Bauch da mache,
hob sie ruhig ihren Kopf und fing an nach oben zu steigen. Schnurgerade! Sie
stieg durch den geraden und vertikalen Energiekanal, der vorne parallel zur
Wirbelsäule verläuft. Ich schaute still zu und war nicht imstande darüber
nachzudenken. Ich war ganz von der Wahrnehmung absorbiert.
So
glitt sie also langsam aber entschlossen hoch und als sie die Höhe des
Solarplexus passierte, sah ich, dass sie mit dem Kopf einen großen dunklen Ball
vor sich her schob. Sie kam immer höher bis zu meinem Mund und als ich sie dort
spürte, musste ich den Mund unwillkürlich weit aufsperren. Dann atmete ich aus,
so lange, dass ich schon dachte, ich würde die Seele aus dem Leib
hinaushauchen. Zum Glück war es nicht so, sondern es war eine dunkle Luft oder
luftartige Substanz, die ich ausatmete.
Später
erfuhr ich von meinem Guru, dass er vermute, dass die Kundalini all die
negative Energie, die sich in mir durch die vielen Sorgen angesammelt hatte,
als dunklen Energieball hinaus befördert hatte. Sie schob es durch meinen Mund,
weil dichtere Energien wie Ektoplasma nicht über die Hautporen sondern über
Körperöffnungen frei gesetzt werden. Die Kundalini hatte mich von den
negativen, gestockten Energien befreit. Die Erklärungen stimmten retrospektiv
mit meinen Empfindungen überein, denn sobald ich ausatmet hatte, war ich von
einer unerklärlichen inneren Ruhe erfüllt. Mein Inneres fühlte sich leer gefegt
und gereinigt an und ich fühlte mich in Stille und Ruhe eingebettet. Ich hatte
kein Bedürfnis zu reden, zu denken oder irgendetwas zu tun. Das einzige
Bedürfnis war in mir zu ruhen. Die Kundalini ihrerseits stieg wieder nach unten
und rollte sich in ihrem „Schlafplatz“ ein. Es schien nach der Arbeit zu ruhen.
Sie fühlte sich sanft und still an.
Bei
dieser Betrachtung überkam mich ein überwältigendes Dankbarkeitsgefühl. Ich
liebte sie. Ich liebte sie für ihre selbstlose Hilfe, die sie mir entgegen
brachte, ohne dass ich sie darum bat. Sie half mir und erfüllte mich mit innerer
Ruhe. Die Sorgen, die mich vorhin geplagt hatten, waren verschwunden. Ich war
frei vom Kummer. Das Gift der inneren Zerwürfnis war ausgeschieden, ich fühlte
mich rein, gestärkt, voller Zuversicht und Frieden. Ich sah der Zukunft ohne
Sorgen und Ängste entgegen, Dank der Kundalini.
Deshalb
bedankte ich mich innerlich und still bei dieser hohen, intelligenten Energie,
die mir in Form einer kleinen dunklen Schlange erschien. Ich fühlte mich ihr
vom ganzem Herzen verbunden. Zum ersten Mal überhaupt war ich froh und dankbar,
sie in mir zu haben. Sie war ein Schatz. Das sagte ich ihr. Ich sagte ihr
innerlich: Shakti, du bist ein Schatz!
Da
erhob sie sich. Ich dachte “was jetzt?“ Ich spürte, wie sie sich diesmal durch
die Wirbelsäule hoch schlängelte. Am Nackenchakra angelangt, kam sie raus. Noch
nie hatte ich beobachtet, dass sie aus meinem Körper heraus käme. Nun war das
der Fall und ich wusste nicht, was sie vorhatte. Für kurz war sie mit
entschwunden. Ich gewahrte nur eine helldunkle Wolke, die mich umhüllte. Da
wurde mir doch ein wenig mulmig.
Dann
sah ich sie wieder. Ich sah wie aus der kleinen Schlange eine riesige Schlange
geworden war. Jetzt war sie nicht mehr dunkel, sondern hell. Und sie leuchtete.
Sie hatte sich um meinen Körper gerollt. Mit dem Kopf ragte sie über mich
hinaus. Ich war in ihr eingebettet. Ich lag in ihr wie ein Kind in der Wiege.
Ich war in ihr eingebettet. Ich lag in ihr wie ein
Kind in der Wiege.
(Bild von G.)
Nicht einmal
als ich klein war und in den Armen meiner Mutter lag, habe ich mich je so sehr
beschützt gefühlt. Die Kundalini hatte mich umarmt. Fest, sanft, liebevoll,
entschlossen. Sie sagte mir dadurch: „ich bin immer bei dir“
Von da an
hatte ich nie wieder Angst vor der Kundalini gehabt. Unzählige Male habe ich
sie gespürt, unzählige Male habe ich zu ihr gesprochen. Wie oft habe ich mit
ihren Augen gesehen, mit ihren Ohren gehört und unzählige Male war ich durch
sie mit der All-Liebe verbunden.
Ich achte
sie, weil sie unbestechlich ist. Sie hat keinen Sinn für irdische Wünsche. Das
ist nicht ihr Gebiet. Sie mag keinen irdischen Wunsch erfüllen. Aber sie vermag
einen aus den Zwängen und Ketten der irdischen Verstrickung und der sinnlosen
Begierde zu befreien, wenn man dies möchte und es zulässt, wenn Du sie so akzeptierst,
wie sie ist: ein Teil des Göttlichen in Dir, Dein Ticket zum Paradies. Ich
liebe sie, weil sie reiner Natur ist, und weil ich weiß, dass sie nur mein
Bestes will - die Verbindung zum Höchsten.
Sie will aus mir eine Liebende und Wissende machen.
Der Aufstieg:
Nach gängiger Überlieferung steigt die Kundalini Chakra für Chakra hoch.
Hierbei erlangt der Yogi immer höhere Zustände. Ist die Kundalini oben
angelangt, so wird dem Yogi die Erleuchtung zuteil.
Aus der Praxis
hat sich mir gezeigt, dass diese einfache Stufenleiter der
Bewusstseinsentfaltung nicht stimmt. Jedes mal wenn eine feinere Schwingung
erreicht wird, muss diese auch assimiliert werden. Das bedeutet, dass die
gesamte Vernetzung von Körper, Psyche, Astral und spiritueller Seins-Schicht
neu geordnet werden muss. Alles ist miteinander verbunden, und wenn ein Teil
aufsteigt, so kann der Rest nicht zurück bleiben, sondern muss den neuen
Gegebenheiten angepasst werden. Immer wieder wird die gesamte Stufenleiter der
Chakras mit einer jeweils feineren Schwingung durch gearbeitet. Jedes einzelne
Chakra, vom Mulhadhara Chakra angefangen, muss sich der neuen Schwingung
anpassen und diese innerhalb seines Kompetenzbereiches verteilen und
entsprechende Zuordnungen knüpfen.
Symbolische
Bilddarstellungen der Kundalini:
Es gibt
unterschiedliche bildsymbolische Darstellungen der Kundalini. In der Regel
herrscht hierbei eine gewisse Willkür. Was im Detail jedoch verschwimmen mag,
ist im großen Bereich dennoch klar getrennt - es wird z.B. ein Unterschied
gemacht zwischen den Kräften (prana vayus) und der innewohnenden Intelligenz
(Shakti). Generell gilt, dass die jeweils höhere Darstellung auf eine zunehmend
höhere lenkende Intelligenz hin weist, die in oder über der Kundalini wirkt:
Energieströme: Hierbei werden Kräfte dargestellt, in der Art wie man
sich physikalische Kräfteflüsse vorstellt.
Schlange: Hier ist die Kundalini eine rein vitale Kraft, welche sich auf
körperlicher Ebene auswirkt.
Raga (Schlangen-Fee mit halbmenschlichem Aussehen): Hier wirkt die
Kundalini im emotionellem Bereich. In der Praxis bedeutet dies, dass sehr
starke Emotionen auftreten, von starker Liebe bis zu heftigem Zorn. Die Gefühle
schaukeln unkontrolliert hin und her.
Shakti: Hier wird die Kundalini von einer hohen göttlichen, kosmischen
Überintelligenz gesteuert. Im Menschen brechen spirituelle Fähigkeiten auf und
tiefe, allumfassende Liebesgefühle.
Über die
Shakti und ihre Führung:
Man kann sich
Gedanken machen, weshalb es möglich ist, dass mit zunehmender Spiritualität aus
der Kundalini, die vielleicht am Anfang eine wilde und ungezähmte Kraft war,
oft innerhalb kurzer Zeit ein Wesen wird, das uns beschützend zur Seite steht,
und wenn wir uns bemühen nach innen zu lauschen, uns auch mit Rat zur Seite
steht. Ich kann es eigentlich nicht erklären, wie Energien sich zu
Intelligenzen entwickeln. Aber vielleicht ist es ja nicht so, wie es im ersten
Augenschein aussieht. Vielleicht waren immer schon alle diese Intelligenzen und
Scheinintelligenzen da, und sie haben einander nur in der Führung der uns
innewohnenden Kräfte abgewechselt. Zuerst etwa hatte das Unbewusste in uns die
Regentschaft über die Kundalini und irgend einmal später hat unser höheres
Selbst oder eine kosmische Intelligenz die Führung übernommen. Wer oder was die
höhere Führung ist, ist zumindest für mich schwer erkennbar - aber diese
Intelligenz ist da, man kann mit ihr kommunizieren, das ist für mich klar und
oft erlebt. Wenn wir schon nicht wissen wer oder was diese Intelligenz ist,
einen Namen jedenfalls können wir ihr geben. Und dieser Name ist
"Shakti". Shakti ist die höchste Manifestationsform der Kundalini
oder der sie leitenden Intelligenz. Durch sie wird der Mensch mit dem
göttlichen Allbewusstsein verbunden.
Je nachdem
welches Chakra gerade verstärkt wirkt, zeigt sich uns die Shakti
unterschiedlich. Wieso dies so ist, mag uns folgende Analogie vor Augen führen:
stellen wir uns eine Sonnenbrille vor. Sie kann braune, gelbe, blaue oder rote
Gläser haben. Je nachem durch welche Gläser wir sehen, wird die Welt für uns
eine unterschiedliche Färbung bekommen. Wir werden das vielleicht während des
Tragens vergessen und alles erscheint uns dann normal, obwohl das, was wir
sehen, leicht in Rot, Blau oder Gelb verschoben ist. So ist es auch mit der
Shakti. Das ist die Ursache weshalb uns die Shakti und die durch das Chakra wirkende
Kundalini so eng verflochten erscheinen, dass wir von der
"Kundalini-Shakti" sprechen und wir zwischen beiden, Kundalini und
Shakti, nicht mehr unterscheiden können.
Die erwachende Shakti
Die Shakti
im Mulhadhara - Das Wirken der Shakti auf körperlicher Ebene
Wenn die Shakti
mit ihrer durchlichteten Schwingung den Menschen erneuert, so beginnt sie ihren
Aufstieg wiederum im Mulhadhara Chakra, wie es schon zuvor einigemale mit
weniger hohen jedoch immer feiner werdenden Schwingungen geschehen ist. Der
Mensch ändert sich durch ihr Wirken - er ist nicht mehr so stark dem Sog
materieller Wünsche und Interessen ausgeliefert. Die Lebensweise des Menschen
ändert sich von innen her und nicht auf der Basis einer Verhaltensempfehlung,
wie etwa im Yoga als Yama (Moral) und Niyama (Ethik) vorgegeben.
Die Ernährung
ist aus inneren Bedürfnissen heraus ausgewogen und nicht mehr und nicht weniger
als der Körper es bedarf. Essen zur Komepensation gibt es nicht mehr, denn die
Spannungen wurden abgebaut oder sie wechselwirken auf einer anderen, feineren
Ebene. Trockenes Brot wird genau so geschätzt wie Kuchen.
Rauchen ist undenkbar - das Innere wehrt sich dagegen.
Das Bedürfnis nach Besitz verliert ebenfalls an Bedeutung. Eine innere Instanz
wehrt sich gegen jegliche Form der materiellen Bindung.
Die Shakti im Manipura Chakra
Die Shakti
im Manipura Chakra (Bauchchakra)
Die Kundalini
Kraft im Manipura Chakra, hat in den vorhergehenden Stadien den Menschen mit
emotioneller Kraft erneuert, auch wenn die Emotionen bisweilen nicht
kontrolliert werden konnten. Jetzt entsteht im Manipura Chakra eine neue Art
der Energie: nicht wörtlich richtig, aber ungefähr dem Sinn entsprechend
entsteht im Manipura eine "medial elektrische" Energie. Wenn jetzt
der Mensch zornig wird - der Mensch pendelt immer wieder zwischen höheren und
tieferen Zuständen - dann schießen die Glühbirnen und gehen Geräte kaputt. Es
muss ja nicht Zorn sein, auch das Unterbewusstsein "probiert" die neu
erworbenen Energien aus; dann schalten sich Radios ein oder aus, bewegen sich
Gegenstände oder geschieht sonst Unheimliches. Der Mensch ist in diesem Stadium
medial-paranormal geworden.
Die Shakti mit einem Krug als Symbol für Amrita, den
Nektar der Götter
Die Shakti
im Anahata Chakra (Herzchakra)
Liebe hat sich
schon in der vorhergehenden Entwicklung gebildet. Jetzt unter dem Einfluss der
Shakti entsteht eine Liebe, die zu einem Eintauchen, einer Einswerdung führt.
Während zuvor durch den Intellekt und die Einfühlung ein Verständnis erworben
wurde, entsteht jetzt ein Verstehen dadurch, dass man für einige
Sekundenbruchteile in die Persönlichkeit des Gegenübers eintaucht, eins wird
und von daher die Situation verstehen lernt.
Die Shakti und der Seelenflug
Die Shakti
im Vishuddha Chakra (Halschakra)
Das Halschakra
ist nach der indischen Yogalehre dem Element "Akasha" (Äther)
zugeordnet. Ab hier beginnt sich die Seele (Astralkörper) vom physischen Körper
zu lösen. Eine Verbindung mit dem göttlichen Bewusstsein kann ein Yogi/Yogini
schon mit dem Anahata Chakra aufnehmen, jedoch ist dies eine mental-emotionelle
Verbindung. Ab dem Halschakra jedoch kann der Yogi fein-körperlich reisen.
Seine Seele ist frei und erhebt sich über den Körper.
Die Shakti
im Ajna Chakra (Willenchakra)
Das sechste Chakra, Ajna-Chakra, erweckt im Menschen die Fähigkeit einer inneren Klarheit, die ein von Gefühlen und Gedanken ungetrübtes Schauen ermöglicht. Ist die innere Klarheit einem höheren Ziel untergeordnet, so ist sie von großer Hilfe, ja geradezu unentbehrlich für die Yogapraxis. Doch übertrieben durchgeführt kann die Übung sich nachteilig auswirken, dann nämlich, wenn der Yogi einseitig wird, "weißlichtig" wie manche sagen. Denn zu viel von dem weißen Licht bringt nicht nur eine Gedankenstille sondern lässt auch die Gefühle erlöschen. Dies fällt zunächst nicht auf, weil die Übung ein euphorisches Glücksgefühl auslöst. Es kann durchaus sein, dass ein Yogi danach süchtig wird.
Die Shakti
im Sahasrara Chakra (Kronenchakra)
Das Ende des
Weges. Durch die Shakti wirkt ungetrübt das göttliche Allbewusstsein. Der
Körper hat sich durch alle Schichten der Feinstofflichkeit zum kosmischen
Prinzip geöffnet. Der Yogi oder die Yogini ist eins geworden mit der Shakti und
dem All-Bewusstsein.
Eins mit dem Universum
Die Entscheidung
Was wird im
Yoga, und in den vielen anderen esoterischen Lehren angestrebt? Die meisten
Lehren sind im Ziel identisch, einem Ziel, das viele Namen hat und doch allen
ein und dasselbe erscheint: Erleuchtung, Selbstverwirklichung, kosmische
Einheit, All-Liebe, Gottesverwirklichung, All-Einheit, Befreiung (mukhti),
Überbewusstsein. Es mag noch mehr Namen geben.
Als ich begann
die ersten Schritte auf meinem spirituellen Weg zu gehen lernte ich: "Das
Ziel eines Yogis ist es einen Zustand zu erreichen, der jenseits von Raum und
Zeit ist, jenseits der Schöpfung. Da dieser Zustand jenseits der Polaritäten
ist, kann er nicht beschrieben werden, denn eine jede Beschreibung beinhaltet
eine Abgrenzung - und für diesen Zustand gibt es keine Abgrenzen. Deshalb sagt
man "neti, neti" - das heißt auf Deutsch "nicht dies, nicht
das". Eine andere Bezeichnung ist "sat-chit-ananda" = "Sein-Bewusstheit-Glückseligkeit".
Wie gelangt man
zu diesem Zustand? Man konzentriert sich auf das Ajna Chakra, das ist das
Chakra zwischen den Augenbrauen, und schließt alle Gedanken und Gefühle aus.
Nichts soll sich im Inneren regen - es herrscht große Stille. Wenn man Glück
hat oder es einem gegeben wird, kippt der Zustand der Meditation zu einem
Zustand des veränderten Bewusstseins und wir befinden uns in einem Zustand
grenzeloser Ausdehnung, jenseits von Zeit und Raum. Auch jenseits vom Ich -
deshalb gibt es da keine Reflexionen über vergangene Leben, Zukunft oder was
immer sei - denn das Bewusstsein einer Schöpfung ist nicht mehr vorhanden.
Die Methode, um diesen Zustand zu erreichen, birgt auch Gefahren in sich. Wenn
man nur ein wenig in diesen Zustand eintaucht, einen Hauch hiervon abbekommt,
man aber noch im Ichbewusstsein verankert sind und in der Welt, so bekommt man
ein Gefühl immenser Macht. Eine innere, magische Kraft, die alle Grenzen zu
sprengen scheint. Es ist ein berauschendes Gefühl, dem man wie einer Sucht (und
das ist es auch) verfallen kann. Diese zum Teil Erleuchteten, ob noch
verkörpert oder jenseitig, sind zumeist Wesen einer hohen Sphäre, aber einer
kalten Lichtsphäre - unter meinen Bekannten nennen wir solche Wesen
"Weißlichtige" - sie strahlen nämlich ein blendend weißes, jedoch
kaltes Wesen aus, ohne jegliche Anteilnahme und Gefühl. Sie dienen niemandem
und unterwerfen sich keiner Ideologie. Sie kennen nur ihren eigenen Willen und
dieser Wille ist ungeheuer stark.
Shakti und Mahashakti - oder einfach nur "die Göttin"
Wenn wir mit der
Shakti in innigen Kontakt treten und wir sie lieben, wollen wir natürlich auch
wissen wer oder was sie ist.
Was sie ist, das erkennen wir bald, denn sie zeigt es uns ganz offen. Die
Shakti ist voll innerer Nähe, ist immer bei uns, liebt uns, verzeiht unsere
Fehler, hat Geduld und ist bemüht uns Kraft und Stärke zu übermitteln.
Wenn wir wissen wollen, wer sie ist, da bekommen wir keine Antwort. Wir hören
nur heraus, dass zwischen ihr, der Shakti und der All-Göttin, der Maha-Shakti,
kein Unterschied ist. Wir können also nicht feststellen, ob wir einer
persönlichen Shakti begegnen oder einem Allbewusstsein, das mit uns
kommuniziert. In ihrem Wesen ist nichts, was eine Person wäre. Nicht einmal
eine mythologische "Götterperson" ist vorhanden. Somit gibt es auf
eine Frage, welche die Shakti in eine Person eingrenzen will auch keine Antwort.
Nun zum Weg, den
uns die Göttin lehrt und der ein anderer Weg ist als jener der Yogis, die auf
das Willenschakra (Ajna Chakra) üben. Sie zeigt uns den Weg der alles
verbindenden Liebe, der Einswerdung mit allem Leben. Wenn immer es möglich ist,
weist sie auf die Liebe hin, auf Anteilnahme und Identifikation mit allen Wesen
um uns. Natürlich hält sie keine belehrenden Reden oder Moralpredigten - das
würde nur eine Göttin tun, die wir über ein unteres Chakra anpeilen, etwa dem
Manipura Chakra. Dort unten, in den tieferen Chakras nimmt die Göttin ein
menschliches Wesen an - ihre Ausstrahlung mischt sich mit der unseres
Unterbewusstseins. Was wir dann empfangen ist nicht mehr rein - ich erinnere an
das Beispiel mit den Sonnenbrillen.
Am besten
verbindet man sich mit der Göttin durch ein oberes Chakra, vornehmlich den
Tara-Chakras (das sind: Hridaya Chakra (neben dem Anahata Chakra), das
Stirnchakra (inmitten der Stirne) und das Soma Chakra (ein Ende am oberen,
rückwärtigen Gaumen und eines am Scheitel - jedes Chakra hat sein Gegenchakra
und zusammen bilden sie eine Spindel)). Hierbei lernen wir über Zustände. Wir
erkennen hierbei die göttliche Gegenwart in allen Wesen um uns - Menschen,
Tiere und Pflanzen. Wir können uns eine Begegnung nicht aussuchen, denn der
Zustand kommt spontan. Plötzlich erleben wir unser Gegenüber als Leben, das von
Glück und Liebe erfüllt ist, jenseits der irdischen Erfahrungswelt.
Alfred Ballabene, Wien. Erstausgabe 2012. Überarbeitet 2016
Urheber- und Publikationsrechte aller Bilder von Alfred Ballabene. Texte von Alfred Ballabene, weiters Texte aus Zuschriften, die auf Wunsch der Korrespondenzpartner anonym gehalten werden. Literaturstellen sind mit genauem Zitat versehen.
Nach GNU Richtlinien frei gegeben.
Ich bedanke mich für Ihren Besuch
Alfred Ballabene