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"Bis auf Einen"

Ich ging eine nur wenig belebte Straße entlang und machte mir schon darüber Gedanken, daß es diesmal wieder ein Astralspaziergang werden würde ohne irgend einem Abenteuer oder einer geistigen Bereicherung. Da sah ich, daß einige Leute einem Gebäude zustrebten. "Da ist sicher etwas los", dachte ich und folgte den Leuten nach. Ich gelangte in eine Halle, ähnlich einer schmucklosen Kirche oder einem Vortragsaal und mit einer Kanzel an der Seite. Auf dieser stand ein Prediger, der irgend eine Heilslehre verkündete, der ich eher sehr skeptisch gegenüber stand, da ich damals glaubte im Yoga den Gipfel aller Weisheiten gefunden zu haben. Innerlich fühlte ich mich dem Prediger an Wissen weit überlegen, eine Überlegenheit, die alle jene empfinden, welche selber kein Wissen haben und diese Lücke durch dogmatische "Wahrheiten" füllen.

Schon wollte ich mich ob der in der "Kirche" gebrachten Irrmeinungen langweilen, als die Predigt zum Glück auch schon aus war. Das Ende der Predigt war nun da und der Mann auf der Kanzel schloß zu meinem Erstaunen seine Belehrungen mit dem Satz: "lch lade alle wieder auf das Herzlichste ein, bis auf einen". Hierbei blickte er eindeutig mich an. Dann verließ er schnell die Kirche.

Diese demonstrative Ablehnung meiner Person (wo ich mich doch als "Yogi" so großartig fühlte) störte mich heftigst. "Warum lädt er gerade mich aus?", dachte ich, "Ich habe ihm doch nichts getan! Dafür möchte ich eine Erklärung!"

In dieser Absicht eilte ich ihm nach. Der Mann hatte offenbar meine Intentionen mitbekommen und war in regelrechter Flucht vor mir. Ich mußte meine größte Geschwindigkeit (eine Art Schwebeschritt) aufbringen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Letztlich verschwand er in einem Haustor. Während ich darauf zueilte, rannte ich in eine junge Dame, die mir auf dem Gehweg gerade entgegen kam und sich plötzlich in meine Laufspur stellte. Ich entschuldigte mich für das Versehen und sie lächelte. Gleichzeitig war ich jedoch überrascht über die Intensität an Liebe und Menschlichkeit, die mir bei der Berührung vermittelt wurde. Es war eine Art aurische Übertragung, die durch die Berührung zustande kam. Der Prediger war für mich augenblicklich vergessen und ich kostete dieses unvergessliche Erlebnis aus - das Erleben einer Persönlichkeit mit einer für mich unerreichbaren inneren Kraft, Reinheit und Liebe.


 

© copyright Alfred Ballabene, Wien